Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag. Donnerstag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80-s, indem Bezirk 1-.«— -s außerhalb des Bezirks 1 .6. 20 -!, Monats- abonncment nach Verhältnis.
Samstag 3. Mai
Jnscrtionsgebühr für dre Ispaltige Zeile aus ge
wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 4, bei mehrmaliger je 6 4. Die Inserate -ß müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei auf- gegeben sein.
A m tliches.
Nagold.
An die Ortsvorsteher,
Straßenreinlichkeit betreffend.
Die Ortsvorsteher werden beauftragt, binnen 8 Tagen zuverlässig anher zu berichten, ob die Düngerstätten und Güllenlöcher an den öffentlichen Straßen und Plätzen innerhalb der einzelnen Ortschaften vorschriftsmäßig eingefaßt und bedeckt sind.
Das Oberamt erwartet, daß mit allem Nachdruck auf Erhaltung der Ordnung in der angedeuteten Richtung innerhalb der einzelnen Gemeinde hin gewirkt wird.
Den 1. Mai 1890.
K. Oberamt. vr. Gugel.
Nagold.
Die Ortsvorsteher
werden hiemit anfgefordert, die Abonnementsgebühr für den
„Staats-Anzeiger"
pro 1. Juli 189ssbis 30. Juli 1891 mit
8 Mark 4« Pfennig
binnen 8 Tagen an die Obcramtspflege hier einzusenden.
Den 2. Mai 1890.
K. Oberamt. Or. Gugel.
Nagold.
V/karrutmachmrg.
Im Stalle des Obermüllers Gottlob Büchsenstein in Jselshausen ist die Maul- und Klauenseuche ansgebrochen.
Den 30. April 1890.
K. Oberamt. Amtm. Marquart.
Schnllehrerkonferenz.
(Vorderer Sprengel.)
Mittwoch, den 7. Mai in Hochdorf,
Anfang 9fts Uhr.
Tagesordnung:
I. Gesänge: 1. Schülerchor: Treuer Heiland u. s. w.; 2. Männerchoral: O Gottes Sohn, u. s. w.; 3. .Männerchöre : a) Es kennt der Herr u. s.w. Bühler u. Völker S. 107, b) Vergiß ihn nicht B. u. D. S. 109.
II. Lehrprobe über die neue Karte von Tröltsch zur Vorgeschichte des Landes.
(Bemerkung: Diejenigen H. Lehrer, welche die Karte für ihre Oberklasse noch nicht in Empfang genommen haben, werden dieselbe in Hochdorf gegen Entrichtung von 1 ^ aus dem Schulfond erhalten, s. C.-A.-M. S. 4070.)
Hl.. Aufs atzb esprechun g.
(Sofern die Zeit reicht.)
IV. Lehrprobe (Naturlehre.)
C.-D. Finckh.
Den nachgenannten Schulgemeinden, welchen die Aufbringung der Gehalte ihrer Schulstellen schwer fällt, find die beigesetzten jährlichen Beiträge aus der Staatskaffe in widerruflicher Weise, regelmäßig mit Beschränkung auf eine bestimmte Zeitdauer u. a. verwilligt worden: Gaugenwald, OA. Nagold 136 Mönchberg, OA. Herrenberg 400 uL; Wkldberg, OA. Nagold 600 ^l; Horb 700 Hildrizhausen, OA. Herrenberg 150 Friedrichsthal, OA. Freudcnstadt 450 -6; Unterjesingen, OA. Herren- bcrg 600 4L; Oberjettingen, OA. Herrenberg 450 Göttclfingen, OA. Freudenstadt800 46; Emberg, OA. Calw 250 4c; Schmieh, OA. Calw ILO 4L; Mötzingen, OA. Herrenberg 400 4e; Baiersbronn, OA. Freudcnstadt ILOO 46; Calw (katholische Konfessionsschule) 600 4c.
Der deutsche Hleichstag
wird in der nächsten Woche zur ersten Session seiner neuen, fünfjährigen Legislaturperiode in Berlin zusammentreten. An Material zur Debatte fehlt es dem Parlament'nicht, wir hatten den Kanzlerwechsel, die Neuwahlen und endlich die Arbeiterbewegung, das sind drei Themata, mit deren Erörterung manche Sitzung ausgefüllt werden könnte. Der Reichskanzler und Ministerpräsident von Eaprivi ist vor das preußische Abgeordnetenhaus mit einer Erklärung hingetreten; daß Fürst Bismarcks Nachfolger im Reichstage erscheinen wird, ist erst recht selbstverständlich. War die Wunschliste, welche man dem neuen Mann am Steuer im preußischen Landtage unterbreitete, chon eine große, so wird sie es im Reichstage erst recht sein, denn dort kommen noch die 35 sozialdemokratischen und das Dutzend reichsländischer Abgeordneten zum Wort. Eine Aussprache muß statt- inden, sie ist nötig schon wegen des Ganges der ' Arbeiterbewegung. Daß es dabei an recht scharfen Worten nicht fehlen wird, ist selbstverständlich, es ist viel Zündstoff aufgehäuft, der nun ans Licht vmmen will. Aber aus dem heißen Redekampfe wird um so deutlicher sich die Erkenntnis ergeben, daß praktische Arbeit auf dem Gebiete der Gesetzgebung von Nöten ist. Es wird Wohl kein Mitglied des Reichstages glauben, daß nun über Nacht schwarz weiß und weiß schwarz werden wird, sondern die Ueberzeugung wird bestehen, daß man nur im ruhigen, aber festen Vorschreiten zu etwas kommen kann. Vor allem gespannt kann man aber auf d e Marschroute der sozialdemokratischen Fraktion sein. Diese hat bekanntlich bezüglich der Maifeier beschlossen, den Arbeitern zu empfehlen, ihre Thätigkeit nicht einzustellen, während einzelne der neugewählten Herren praktisch das Gegenteil gethan haben. Wer bestimmt nun eigentlich? Die Sozialdemokratie hat bei den letzten Wahlen viel gewonnen, aber manches früher Klare ist jetzt unklar geworden. Es thut not, daß im Reichstage vor dem deutschen Volke und vor allem vor der Arbeiterwelt die weltbewegenden Fragen klar gestellt werden. Keinen besseren und geeigneteren Platz kann es hierfür geben, als den deutschen Reichstag.
Daß dem Reichstag ein sehr umfangreiches Arbeiterschutzgesetz, welches auch die Arbeiterfragen neu regelt, zugehen wird, ist bekannt, daß keine neue Sozialistenvorlage kommen wird, sagt man. Kaiser Wilhelm II. erachtet sich als kräftig genug, um die Ordnung aufrecht erhalten zu können, und will darum auf Ausnahmebesetze verzichten, zumal diese das Wachstum der Sozialdemokratie nicht haben verhindern können. Und es ist bezeichnend, daß in keinem europäischen Staate, obgleich es anderswo weit mehr als bei uns zu Ausschreitungen und schlimmen Ex- cessen gekommen ist, heute der Vorschlag gemacht wird, ein besonderes Ausnahmegesetz einzuführen. Allenthalben erachtet man die bewaffnete Macht zum Schutze von Ruhe und Ordnung für genügend. Das deutsche Arbeiterschutzgesetz soll der arbeitenden Bevölkerung erhebliche Zugeständnisse machen, aber auch Ungesetzlichkeiten auf diesem Gebiete um so schärfer treffen. Jede Einzelheit wird vom Reichstage genau geprüft und vor allem ganz klar ausgesprochen werden müssen. Unsere deutsche Sozialgesetzgebung steht bisher ohne Vorbild da, darum ist manches noch recht kompliziert und für den schlichten Mann schwer verständlich, aber die Fragen, welche in der
Arbeiterschutzgesetzgebung berührt werden sollen, sind längst besprochen, darauf sollen und müssen Unternehmer, wie Arbeiter fußen, und die größte Sorge des Gesetzgebers muß darum sein, zu verhindern, daß die Bestimmungen anders ausgelegt werden, als ie ausgelegt eben werden sollen. Das würde nur neues Oel ins Feuer gießen! Keine Hinterthür, durch welche sich unberechtigte Forderungen oder übertriebene Ansprüche also einschleichen könnten, darf hier geduldet werden.
... »«—»WS
Tages-Neurgkeiten.
Deutsches Reich.
* Nagold, 2. Mai. Gestern abend stürzte auf der Straße von hier nach Rohrdorf beim sog. Hosenbündel Tuchmacher Johann Bräuniug von Rohrdorf so unglücklich rücklings vom Wagen eines .Fuhrmanns von Walddorf, der Gips von hier nach dorten führte, daß er das Genick brach und dadurch nach wenigen Minuten den Geist aufgab. Um den erst 47 Jahre alten Familienvater trauern nun eine Witwe und 6 Kinder, wovon eines noch schulpflichtig.
Stuttgart, 29. April. (Abgeordnetenkammer.) Die Frage des Baues der Gürtelbahn von Untertürkheim nach dem Hasenberg zur Entlastung des Stuttgarter Bahnhofs und einer kleinen Strecke der Hauptbahn hat, mit Riick- icht auf die vorzunehmenden Vorarbeiten, ihre Erledigung im Sinne der Regierungsvorlage gefunden, nachdem auf Grund der Bekämpfung des Antrags Göz durch den Ministerpräsidenten, dieser Antrag, welcher in der Hauptsache eine in einem viel größeren Kreise, nämlich von Tübingen bis Vaihingen a. E. gezogene Gürtelbahn wollte, mit 56 gegen 30 Stimmen abgelehnt worden war. Dieser Linie, von welcher ich ihre Anhänger große Vorteile für den Verkehr besonders mit der Rheingegend versprachen, wies Frhr. v. Mittnacht eine lediglich lokale Bedeutung zu, soll sie doch nicht einmal im Stande fein, mit der Linie Pforzheim-Jmmendingen zu concurierren. — Auf Antrag des Abg. v. Leibbraud gab der Ministerpräsident sodann einige Daten über den Schaden, welchen die Eisenbahnkatastrophe vom 1. Okt. v. I. bei der Wildparkstation vermsacht hat. Derselbe wird sich voraus- ichtlich auf 250000 bis 375000 beziffern (darunter 2470 für Geleise, 38170 46 für Wagenmaterial, der Rest für Entschädigungen auf Grund des Haftpflichtgesetzes, von denen 46 Fälle mit 27823 46 bis jetzt erlegt sind, 31 Fälle noch der Erledigung harren). Daß die schuldigen Beamten zum vollen Ersatz des Schadens angehalten werden könnten, meinten zwar einige Abgeordnete; daran ist aber, wie der Minister ausführte, nicht zu dcnkeu, es könne sich nur um den Ersatz eines geringen Teiles des Schadens handeln. Der pekuniäre Schaden wurde erst wesentlich höhet geschätzt, als er in Wirklichkeit ausmacht.
Wie man Hort, svll die Wahl des Frhr. v. Münch beim Reichstag angefochten werden, u. zwar auf Grund seiner eigenen Geständnisse betreffs seiner Wahlauslagen für Unterstützungen und Freibier.
Stuttgart, 29. April. Gegen den Rasierer und Lotteriekollekteur Schweickert dahier ist vom Landgericht Ellwangen Untersuchung wegen Betrugs eingeleitet worden. Derselbe wollte dem Wegwärter Holl in Abtsgemünd, welchem der 1. Preis der Cannstatter Lotterie zugefallen war, sein Los um billigeren Preis abkaufen.
Ulm.', 29. April. Der Präsident der Generaldirektion der württ. Staatseisenbahnen, Herr v. Hofacker, wird, lt. „Allg. Ztg.". demnächst von seiner Stellung zurücktreten, nachdem er 6 Jahre lang die Leitung der Staatseisenbahnen innegchabt hat. Als sein Nachfolger wird Oberbaurat Leibbrand im Ministerium des Innern genannt.
Neresheim. Das K. Oberamt erläßt eine Bekanntmachung gegen die in zahllosen Annoncen angepriesenen Geheimmittel unter der Bezeichnung;