» »
h i ^
Berlin, 17. April. Nach der „Freis. Ztg." war der Besitzer der „Hamburger Nachrichten" Dr. Hartmeyer, am Dienstag vom Fürsten Bismarck nach Friedrichsruh eingeladen. Das Blatt bringt diesen Vorgang in Verbindung mit den allerdings viclbemcrkten Angriffen der „H. N." auf Herrn v Caprivi. Die „F. Z." erfährt weiter, in Hamburg werde an eine baldige Rückberufung Bismarcks geglaubt, „den der Kaiser nicht entbehren könne."
Das Zentral-Komitee zum Zweck der Errichtung eines National-Denkmals für den Fürsten Bismarck in der Reichshauptstadt hat folgenden Aufruf an das deutsche Volk gerichtet: Der weltgeschicht liche Augenblick ist gekommen: Fürst Bismarck, der mit Kaiser Wilhelm dem Siegreichen als dessen Kanzler heldenkräftig das Deutsche Reich zusammengeschmiedet, er, auf den die Völker des Erdenkrcises Hinblicken als auf den größten Staatsmann feiner Zeit, er ist aus dem Amt geschieden, welches er ein Vierteljahrhundert hindurch mit der Erleuchtung des Genies, mit der unwiderstehlichen Macht eines gewaltigen Karakters geführt hat. Lebhafter denn je durchglüht die deutschen Herzen in diesem Wendepunkte der Geschichte unseres Volkes das Gefühl dessen, was her Gewaltige uns gewesen, dessen, was er für uns geleistet, und die Begeisterung und Dankbarkeit, die Liebe und Verehrung von ganz Deutschland, sie ringen nach einem Ausdruck, um unseren großen Kanzler bei seinem Abschied würdig zu feiern. Auf denn, Ihr Deutschen von Nord und Süd, vergessen sei in diesem Augenblick der Zweispalt der Parteien, der Widerspruch der Meinungen; die Flamme reinster Dankbarkeit allein, sie lodere auf in unsere Herzen. Reichen wir uns die Hände, um dem Führer zur Einheit Deutschlands unseren Dank darzubringen. Und wie könnte das würdiger geschehen, als dadurch, daß ihm ein Nationaldenkmal errichtet würde in der Reichshauptstadt, der Stätte seines Wirkens. Darum also die Herzen auf, die Hände auf, gebt und bauet mit an dem Denkmal, das künftigen Geschlechtern erzählen soll von der Größe des ersten, deutschen Reichskanzlers, von der tiefglühenden, unauslöschlichen Dankbarkeit des deutschen Volkes. Auch die kleinsten Beiträge sind willkommen, da auch die Zahl der Zeichner zeigen soll, in wie viel breiten Schichten des deutschen Volkes das Gefühl der Dankbarkeit für die errungene Einheit lebendig ist.
Dem Vernehmen nach wird beabsichtigt, den Periotarif für Nachnahmesendungen zu ermäßigen
- Für den Neubau eines deutschen Krankenhauses in Sansibar, welcher schon seit längerer Zeit geplant ist, hat der deutsche Kaiser 20,000 ^ überwiesen.
Berlin, 16. April. Windthorst hat im Abgeordnetenhause den angekündigten Schulantrag ein- gcbracht, wonach die Anstellung der Lehrer in den Volksschulen nur mit Genehmigung der kirchlichen Behörden, die Erteilung des Religionsunterrichts nur unter deren Aussicht erfolgen soll. Der Antrag ist vom gesamten Zentrum unterzeichnet.
Die gesamte liberale Presse protestiert gegen den Schulantrag Windthorst. Die „Germania" begrüßt ihn und behauptet, die Falck'sche Neuschulc verschulde das rapide Anwachsen der Sozialdemokratie Deutschlands.
Berlin, 19. April. Man will wissen, daß Erhebungen über die Lebensweise der Einjährig Freiwilligen wegen Luxusbcschränkung ungeordnet sein sollen.
Die Erörterungen, welche Folgen der deutsche KunBerwechscl >ür die Politik des großen Fric- aensbundes haben werden, sind im Ganzen beendet. Man hat eingesehen, das; alles beim alten bleiben wird, oenn Fürst Bismarck hat die Linien dieser -'Findnispolltik so fest gezogen, daß keine Aenderung mögUch >kt. Ans sein Handschreiben an den östcr-
- ,Hachen Kaiser, welches die bündigsten Versicherungen über die künftige deutsche Politik erhielt, hat baner Wilhelm U. jetzt die Antwort erhalten, welche
!r>h einen österreichischen Generaladjntanten über- >ach worden ist. Die Publikation der Schriftstücke 'ürffe -näterhin ersolgen.
Sem Arbeitechchutzantrag, der bei Beginn der
- n 'eg'suuurvcrivdc von Seiten der soziatdcmo- s
: . i. F' afti-'i! oem Reichstag Vorgelege werden!
sch, ch wich die-chuilüNhi.ch' Arbeitszeit zu Grunde
' s i
jetzt mit wenigen Ausnahmen der sozialdemokratischen Bewegung gegenüber sehr ablehnend; bei der letzten Reichstagswahl am 20. Februar konnte die Sozial demokratie trotz des gewaltigen Nebergewichts in den einzelnen Städten einzelne Wahlkreise nicht erobern weil auf dem platten Lande nur vereinzelt sozialdemokratische Stimmen abgegeben wurden. Das soll nun anders werden. Es sollen Zeitungen für den billigsten Preis besonders für die Landbevölkerung gegründet werden; der Anfang ist bereits gemacht, und zwar in der Provinz Sachsen. Am letzten Sonntag fand, dem „H. Cour." zufolge, in Aschersleben eine Gäuversammlung der sozialdemokratischen Partei aus den Wahlkreisen Halberstadt, Calbe- Aschersleben, Dessau, Bernburg, Wanzleben, Braun- fchweig, Harzkreis statt. Es wurde beschlossen, mit ganz gewaltiger Kraft die Agitation in die Landbevölkerung hineinzutragen und als Stützpunkt für dieselbe eine Wochenzeitung für die Landbevölkerung ins Leben zu rufen. Dies Beispiel soll in anderen Provinzen Nachahmung finden und man wird daher wohl bald eine Anzahl sozialdemokratische Zeitungen für die Landbevölkerung haben.
Das Reichsversicherungsamt hat auf die An frage eines Bürgermeisters dahin entschieden, daß die von der Natural-Verpflegungsstation eines Kreises für die gewährte Verpflegung und Beherbergung je wellig einige Stunden täglich beschäftigten Wanderer als Arbeiter im Sinne des Unfallversicherungsgesetzes anzusehen und deshalb bei dem Vorliegcn eines der Voraussetzungen eines versicherungspslichtigcn Betriebes zu versichern sind.
Tausend Arbeiter der bekannten Löwe'schen Gewehrsabrik in Berlin haben beschlossen, am 1. Mai nicht zu arbeiten und der Verwaltung dies angezeigt. — Alle böhmischen Braunkohlenarbeitcr planen für den ersten Mai einen großen Streik. In Lübeck hat der Ausstand der Holzarbeiter mit der letzteren Niederlage geendet. In Breslau streiken ca. 3000 Bauarbeiter. Im übrigen ist in den größeren Streiks nichts geändert.
Die letzhin stattgehabten Versuche mit dem neuen kleinkalibrigen Repetiergewehr haben außerordentliche Resultate bezüglich der Durchschlagskraft des Stahlmantelgeschosses ergeben. Ein Geschoß aus dem neuen Gewehr auf 100 Meter auf eine 120jäh- rige Kiefer abgegeben, durchschlug glatt diesen Baum, welcher von einem erwachsenen Manne mit ausgetreckten Armen nicht zu umspannen war. Eisenplatten, Stahlplatten in der Stärke von 7 Millimeter wurden bis auf 300 Meter glatt durchschlagen. Ziegel- ?unten und sonstige Deckungen gewähren keinen Schutz gegen die Kugeln mehr.
Professor Häckcl aus Jena, welcher sich auf einer Forschungreise in Algier befindet, wurde bei Studien am Mceresstrande als Spion festgenvmmen, aber durch Intervention des deutschen Konsuls befreit.
Die Streikbewegung in Europa dürfte momentan so ziemlich ihren Höhepunkt erreicht haben; aber zu der Hahl der Ausstände stehen die Erfolge nicht so recht im Einklang und vielfach beginnt man deshalb, sich seine Handlungsweise genauer zu überlegen. Was den Ärbeiterseiertag vom 1. Mai an- berrifft, so hat die sozialdemokratische Reichstagssrak- tion beschlossen, den einzelnen Arbeitern zu überlassen, was sie thun wollen, rät von einer Einstellung der Arbeit indessen ab. In der Thal hat es keinen Zweck, die Dinge so aus die Spitze zu treiben und die geschäftlichen Verhältnisse sind heute nicht so rosig, daß Arbeitgeber wie Arbeiter gleichgiltig aus einen Tagesverdienst verzichten könnten. Man kann wohl annehmen, daß der 1. Mai im ganzen ruhig und ohne Ausschreitungen verlausen wird.
O r ff e r r e i ch - !i n an r n.
Wien, 18. April. Der Ansstand im Ostrauer Kohlenrevier nimmt ungeheure Ausdehnung an. Bei einem Zusammenstoß mit dem Militär blieben mehrere Arbeiter tot, viele wurden verwundet. Die Koh- lenprodukrion stockt gänzlich.
Wien, Ul. April. Ein Erlaß des Statthalters von Nicderöstcrreich an die Bczirkshauptmann- 'chasten führt aus, die Arbeiter dürsten ohne die Zustimmung der Arbeitgeber nicht den 1. Mai feiern, widrigenfalls sic gesetzlich zu bestrasen, eventuell ans dem Arbeitsverhältnis sofort zu entlassen seien. Die Mehrzahl der Arbeitgeber ist eventuell auf Ansuchen bereit, den l. Mai ireizugebcu. Dr Erlaß droht, die Gesenesstrenge gegen Ausschreitungen anzuwen- l m, und 'vpellicrl an das gesunde Urteil der Arbeiter.
Frankreich.
Paris, 16. April. Jules Simon erhielt gelegentlich der (bereits gemeldeten) Ueberscndung der Schriften Friedrichs des Großen vom deutschen Kaiser ein in französischer Sprache abgcfaßtes Schreiben, welches u. a. den Satz enthalt: „Ich wünsche hiermit dazu beizutragen, daß Sie eine angenehme Erinnerung an die friedliche und eivilisato- rische Mission bewahren, welche Tie in meine Residenz gerufen hatte."
Paris, 18. April. Der Kriegsminister Frey- cinet hat die Bereithaltung sämtlicher Truppen zum 1. Mai verfügt.
Aus Paris wird gemeldet: Stanley trifft heute mittag hier ein. Auf dem Bahnhof begrüßt ihn eine Vertretung der Geographischen Gesellschaft. Der König der Belgier läßt Stanley von der belgischen Grenze mit einem Sonderzug abholen.
In Frankreich hat Präsident Carnot seine schon lange angekündigtc Reise nach Corsika angetreten. Ein ganzer Stab von Abgeordneten und Journalisten begleitet ihn, alle natürlich, was die Reise betrifft, auf Unkosten des Staatsoberhauptes. Carnot ist als ein Mann mit offener Hand bekannt, aber zu dem gar zu starken Gefolge hat er nicht die rosigste Miene gemacht, wenn er schließlich auch nachgegeben hat. Der Empfang war der übliche. In Paris ist es still; man beschäftigt sich nur mit der Agitation für die Gemeinderatswahlen, »nd auch die unglücklichen Hammel sind noch nicht ganz von der Tagesordnung verschwunden. Es ist nun aber ein Weg ausfindig gemacht, durch welchen die Ham- meleinfuhr wieder ermöglicht wird. Noch stiller ist es in England; in Frankreich aber, wie in Groß- britanien, fehlt es an Ausständen nicht, sie sind noch zahlreicher wie in Deutschland.
Toulon, 19. April. Als Earnot aus dem Präfekturgebäude heraustrat, um einen Gang um den Platz vor demselben zu machen, hoben ihn Männer ans dein Volke empor und trugen ihn im Triumph um den Platz. Alles rief: Es lebe Earnot, cs lebe die Republik!
Marseille, 17. April. Earnot ist gestern abend hier eingetroffeu und trotz des Regenwetters von einer zahlreichen Volksmenge empfangen worden.
Die französische Regierung bereitet gegenwärtig einen Gesetzentwurf vor, welcher verbietet, junge Mädchen unter 16 Jahren bei der Nähmaschine zu verwenden. Es ist nämlich ärztlich festgestellt worden, daß das fortwährende Arbeiten mit der Nähmaschine die Gesundheit der Mädchen von 13 bis 16 Jahren in hohem Grade schädigt und viele derselben brustkrank macht.
Am e r i k a.
New-Iork, 18. April. Eine Depesche aus Rio de Janeiro vom 17. April meldet: Die bra- iliauische Regierung hob den Religionsunterricht in den staatlichen Schulen ans.
Egypten.
Kairo, 8. Agril. Aus Sansibar angelaugtc Reisende berichten von einer Aeußerung des jetzigen Sultans, welche ein treffendes Licht ans die Gefühle der Verehrung und des Vertrauens werfen, mit welchen die Araber daselbst Emin Pascha gcgenübcr- treten. Der Sultan soll nach der ersten Audienz Emins zu seiner Umgebung geäußert haben: „Dieser Mann gefällt mir so sehr, daß ich mit ihm immer in einem und demselben Zimmer schlafen möchte."
Weiße Seidenstoffe von Sö Pf ge
^ bis 18.20 p. Met.— glatt gestreift n. gemustert (ea.
IAO Versch. Oual.) — vers. roden-"und stückweise: ' Porto-- nnkg zollfrei das FabritdsPSl sl. ttsitlievsi-x i (Ä. u. .ck. Hoflief.) Aürioli. Muster umgehend. Briefe ^ kosten 20 Pf. Porro. ' ^
verlange!- stets eine sofortige Bekämpfung, will man nicht Gefahr laufen, dast die langwierigste!! und schlimmsten Krankheiten daraus entstehen sollen. Zur solchen Bekämpfung empfehlen medizinische Autoritäten Fal>'s ächte Zodener Mi n e r al-P a st i l l. n als das hierzu geeignetste, ivirkungsreichne Mittel, und zwar sollen in dlc'cm Falle N i> Zinck in Heister Milch ansgelöst, >!i!u von den Erkrankreu mehrmals des Tages genommen werden. Diese Methode ist gegenwärtig die rationellste und bei weiiem der Milch mit Zelters vorznziehen. Doch müssen die Pastillen ä cli: und, keine Nachahmung sein. Man verlange daher stets Fai/S Lodener Mineral-Pastillen, Ar in Nagold bei H. 2ang, Conditor und in allen Apotheken und Tregnen ü 6.', erhältlich sind.
Veraniwortllcher Redakteur Steinwandcl in Nagold. Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Bnchii.iAA