Dies wird mit dem Anfügen hiemit bekannt gemacht, daß etwaige Einwendungen gegen dieses Unternehmen binnen 14 Magen bei der Unter­zeichneten Stelle anzubringen sind, und daß diese Frist, welche ihren Anfang mit Ablauf des Tages nimmt, an welchem das die Bekanntmachung ent­haltende Blatt ausgegeben worden, für alle Ein­wendungen, welche nicht auf privatrechtlichen Titeln beruhen, präklusivisch ist, d. h. daß nach Ablauf die­ser Frist Einwendungen in dem Verfahren nicht mehr angebracht werden können.

Die Beschreibungen, Zeichnungen und Pläne dieser Anlage sind während den gewöhnlichen Ge­schäftsstunden zur Einsicht für die Beteiligten auf der Oberamtskanzlei aufgelegt.

Nagold, den 2. April 1890.

K. Oberamt. Amtm. Marquart.

Die evarrg Pfarrämter

werden, soweit dies noch nicht geschehen ist. an un­gesäumte Einsendung des Berichts über die Wahlen zur Synode lAmtsbl. S. 4069) erinnert.

, K. Dekanatamt. Schott.

Freiherr v. Kechler-Schwandorf, Major z, D,, wurde unter Enthebung von der Stellung als Bezirksosfizicr bei dem Landwehrbezirk Stuttgart und Erteilung der Erlaub- ins zum Tragen der Uniform des Infanterie-Regiments Kai- ^ E fcr Wilhelm, König von Preußen Nro. 120 dem General­kommando des Armeekorps zur Verwendung in der bei dem­selben etaismäßigen inaktiven Stabroffizierstelle zugetcilt.

Hstern.

. seinem Rücktritt in das fülle und ruhige Privatleben mit warmem Herzen, aus tiefem und treuem Gemüt

Das Osterfest bildet in den bewegten Tagen des ersten Jahres des neuen Jahrzehnts einen er­quickenden Rnhepunkt, der zur Sammlung einladet, zum Rückblick und zum Fassen neuer Pläne für die Zukunft. Drei Monate sind in diesem Jahre erst ins Land gegangen, aber welche ereignisreichen drei Monate! Nicht viel weniger bedeutsam waren sie, als jene Wochen zum Beginn des Jahres 1888, auch jetzt wieder wurde die Festigkeit des deutschen Reiches aus die Probe gestellt, aber wie damals, so hat es auch jetzt ausgehalten. Deutschland ist stark und einig; wie es äußeren Feinden trotzte, so weiß es auch inneren kraftvoll zu begegnen, und alle Sturmläufe wider die Grundmauern des Reiches werden den festgefügten Bau nicht erschüttern. In diese Tage hinein, in welchen mit stiller Wehmut das deutsche Volk den ersten deutschen Reichskanzler hat scheiden sehen, fällt nun das Osterfest, das Früh­lingsfest, welches uns als gute Botschaft, als Ge­wißheit dafür gilt, daß die Macht der starren, kalten Tage vorüber, und die christliche Kirche hat diese uralte Auffassung vom Frühlingsfest vertieft durch die einfache und doch so erhabene Kunde und Lehre vom Sterben und Auferstehen des Gottessohnes. Milde, Liebe und Gnade, das ist der Charakter des Osterfestes, und wie uns der milde Frühling durch seine ersten Boten jetzt begrüßt, so predigt Ostern mit gewaltiger Stimme der Menschheit das Evange­lium der Liebe und Versöhnung. Eine tiefe, stille Freude, ein warmes Dankgefühl flößt das Osterfest den Herzen ein und wenn auch die folgenden Tage viel davon hastig vernichten, ein Schimmer bleibt von der Frühlingsfeier, dem hohen Osterfeste. We­nig beut' uns noch Flur und Feld, gering sind die Gaben, aber die Freude an dem Geringen ist tiefer und heiliger, als die an manchem Großen. Was beglückt sein heißt, das erkennen wir zu Ostern, dar­um wollen wir die edle Feier hoch und heilig hal­ten, cs kommen andere minder schöne Tage noch in reicher Menge.

Ernst sind auch heute die Tage noch, und wenn wir uns im Geiste zurückversetzen auf den er­sten Tag dieses Jahres, so müssen wir gestehen, daß kaum einer geahnt hat, was in den nun vergange­nen Monaten sich alles abspieien würde. Trotz der hohen Bedeutung der stattgehabten Ereignisse ist die Ruhe nie erheblich gestört, das beweist, daß Deutsch­lands Stämme wissen, welche Macht ihre Einigkeit repräsentiert. Auch an Enttäuschungen hat es nicht in den verflossenen Wochen gefehlt. Wohl allgemein wurde zum Jahresbeginn die bestimmte Hoffnung ausgesprochen, die leidenschaftlichen sozialen Bewe­gungen würden ebenso Nachlassen, wie die politischen. Unverkennbar ist es, daß unser politisches Leben heute eine wesentliche Milderung aufweist, aber jene anderen Bewegungen dauern in vermehrter Stärke

giftend auf weite Volkskreise. Leidenschaftlichkeit und zügellose Begier erheben drohender ihr Haupt, ohne daß Tausende sich die Folgen ihres Auftretens klar zu machen vermögen. Vorwürfe über Vorwürfe werden gegen anders Denkende gerichtet, ohne daß ihnen die eigene gerechte Prüfung voranginge. Das Osterfest ist wohl geeignet und kommt zur rechten Zeit gerade, um zum Nachdenken und zur Versöh­nung der widerstreitenden Gemüter zu ermahnen. Kultur und Sitte machen die Völker groß, nicht aber rohe Gewaltthat und eigenmächtiger Trotz. Wer nur fordert, aber nicht leisten will, der setzt sich selbst ins größte Unrecht und wird früher oder später die Früchte seiner Handlungsweise erleben. Niemand rüttelt ungestraft an den unveränderlichen Gesetzen des Lebens. Das deutsche Reich ist politisch groß geworden durch die festgeschlossene Einigung aller seiner Bürger; auch wirtschaftlich groß kann es nur durch seine Einigkeit werden. Mögen ruhige Ge­danken Platz greifen und man große Worte als das erkennen lernen, was sie in Wahrheit sind, als Schall ohne Wert.

Das Osterfest kündet eine neue Jahreszeit, bessere Tage, und eine neue Zeit steht uns auch in unserem Vaterlande bevor, die, wie wir hoffen, gute Tage und reichen Segen dem ganzen Volke bringen wird. Dem bisherigen Leiter der deutschen Politik, dem Kanzler des Reiches, hat das deutsche Volk bei

ein inniges Lebewohl zugerufen, und was der Schei­dende für uns gethan, wird nimmer in Vergessenheit geraten. Ein großer Mann legte das Staatsruder aus der Hand, Kaiser Wilhelm II. ergriff es kraft­voll unter Beihilfe neuer Männer und vertrauend schaut die Nation in die Zukunft. Unseres Kaisers erstes Streben ist, den bürgerlichen Unfrieden schwin­den zu machen, mit kräftigem Arm will er roher Gewalt wehren, die Verleiteten zu versöhnen suchen. Keine höhere und ehrenvollere Arbeit, an welcher eine ganze Nation mitzuarbeiten berufen ist, giebt es als diese, keine aber auch, die reicheren Segen ver­hieße. Doch die Arbeit ist schwer, so sagen viele, aussichtslos, sagen andere. Mögen sie es sagen! Durch Kleinmut seiner Bürger wäre Deutschland nimmer so weit gekommen, wie es heute ist, wer gro­ßes will, muß auch großen Mut haben und muß sein persönliches Interesse hinter dem allgemeinen Besten zurücktrcten lassen. Und kommt denn der schöne Frühling nach dem eisigen Winter nun mit einem Male? Nein! Dazu gehört langes Kämpfen und unermüdliches Ringen, bis zuletzt der Lenz den Sieg behält. Das beruht auf einem ehernen Natur­gesetz! Ein ehernes Gesetz ist es aber auch, daß Recht siegt über Unrecht, wenn nicht früher, so später. Die Welt steht vor einer schönen Zeit, Deutschland vor einer großen Periode in seiner inneren Entwick­lung. Wir haben die Würfel in der Hand, wie wir sic werfen, so wird unser Schicksal sich gestalten. Seit 1870/71 wird die deutsche Nation als die erste unter den europäischen Nationen genannt; mag sie fortan dazu noch die einigste genannt werden, wie sie die treuste schon seit Jahrhunderten hieß, das sei unser Osterwunsch!

' Tages-NeuigkeitLN.

Deutsches Reich.

Oberwcilcr, OA. Calw, 4. April. (Corresp.) Heule ereignete sich hier ein bedauerlicher Unglücks­fall. Während der Bormittagskirche fiel das 3 jäh­rige Töchterchen des hiesigen Hirschwirts Wurster in die am Orte befindliche Hülbe und ertrank, da Hilfe nicht gleich zur Stelle war.

Herrenberg, 1. April. Bei der Prüfung des Winterkurses der Haushaltungsschule waren die Herren Freiherr v. Ow, Direktor der K. Zentral­stelle für Landwirtschaft und Oberregierungsrat von Schittenhelm zugegen. Dieselben sprachen sich sehr befriedigt über das Ergebnis der Prüfung aus.

Stuttgart. Der Prozeß gegen den Mechaniker Hartmann nimmt größere Dimen­sionen an, als man hätte vermuten lönnen. Jetzt wird auch noch der kürzliche Brand in der Paß­straße mit den EinbruchSdiebslählen des Hartmann in Verbindung gebracht. Uebrigcns hat der Gemcin- derat dem Schutzmann, welcher die Verhaftung Hart­manns bewirkte, eine Prämie von 50 Mark be-

Münch en, 2. April. Amtlich wird mitgeteilt: der Prinzregent hat den Altkatholiken der Erzdiözese Müncheu-Freising die Rechte einer Privatkirchenge­sellschaft gemäß der Bestimmungen des Religions­ediktes bewilligt.

Frankfurt a. M. DieFrankfurter Ztg." meldet aus Berlin, 1. April: Der Reichsbote dementiert aufs bestimmteste die eine Schädigung der Reichseinheit bezweckenden Gerüchte, daß die Bundesfürsten unzufrieden mit der Entlassung des Kanzlers seien. Der Kaiser und die deutschen Für? sten befinden sich in vollster Einmütigkeit.

Der Kaiser schenkte dem Fürsten Bis­marck außer seinem lebensgroßen Bilde eine wert­volle Pfeife.

Berlin, 1. April. Dem Dcpeschen-Bureau Herold" wird aus Wien gemeldet, daß Fürst Bis­marck einen Teil des Hotel Sacher im Helenenthal bei Baden (in der Nähe von Wien) gemietet habe und dort die Schwefelthermen zu gebrauchen denke.

Berlin, 2. Aprll. Die Voss. Ztg. berichtet mit allem Vorbehalt," von einem Gerücht in diplo­matischen Kreisen, wonach die Abschiedsaudienz Bis­marcks in einer erregten Scene zwischen dem Kaiser und Bismarck führte, weil der Kaiser die Unzuläs­sigkeit der Ablehnung des von ihm verliehenen Her­zogstitels betonte. Bismarck erklärte, seinen histo­rischen Namen fortführen zu wollen.

Berlin, 2. April. Aus Friedrichsruh wird gemeldet: In die ausgelegten Bücher zeichneten sich gestern 5000 Personen ein; ferner sind über 3000 Glückwunschtelegramme für den Fürsten Bismarck eingegangen. An dem gestern veranstalteten Fackel­zug nahmen 7000 Personen mit 1500 Fackeln teil.

Die internationale Arbeiterschutzkonferenz in Berlin ist am Sonnabend nachmittag nach Abschluß ihrer Arbeiten, vom Präsidenten von Berlepsch im Namen des Kaisers geschlossen worden. Die Be­schlüsse der Konferenz werden nunmehr den einzelnen Regierungen zur Begutachtung unterbreitet werden. In seiner Ansprache sagte Herr von Berlepsch: Wir können wohl sagen, daß wir glauben, eine Grundlage gefunden zu haben, auf welcher der Ge­danke, der arbeitenden Klasse in den industriellen Staaten Europas einen erhöhten Schutz, eine größere Sicherung ihrer materiellen, physischen, moralischen und intellektuellen Kräfte zu gewähren, fortleben und weiter ausgestaltet werden kann. So groß uns allen zunächst die Schwierigkeiten erschienen, die Frage des Schutzes der Arbeit durch ihre Beschrän­kung nach Art, Zeit und Dauer auch nur von einem einheitlichen Gesichtspunkte aus zu betrachten, so sicher sind wir zu dem Resultate gelaugt, daß es einheitliche internationale Gesichtspunkte giebt, nach denen die Lösung dieser Frage von den Regierungen der einzelnen Länder ins Auge gefaßt werden kann, welche die eigentümlichen Verhältnisse ihres Landes zu berücksichtigen haben werden. Diese gewonnenen Gesichtspunkte lassen sich meines Erachtes noch da­hin zusammenfassen, daß cs für dasjenige, was die Gesetzgebung oder die Sitten eines jeden Landes der arbeitenden Klasse gewähren sollten, nur eine Grenze giebt, nämlich die Sicherheit der Existenz und das Gedeihen der Industrie, von dem auch das Ge­deihen der arbeitenden Klasse abhängig ist. Ich meine, daß wenn wir uns in der Ueberzeugung tren­nen können, daß dieser Satz immer mehr Wahrheit werden wird, wir mit Befriedigung auf unsere ge­meinsame Arbeit zurückblicken können. Wir werden sie mit gutem Gewissen den hohen Regierungen vor­legen, deren Erwägungen es Vorbehalten bleibt, welche Folgen sie derselben geben wollen. Zu yreiner hohen Freude aber darf ich es Ihnen schon heute aussprechen, daß Se. Majestät der Kaiser mich beauftragt hat, Ihnen seinen wärmsten Dank auszu­sprechen für die sachkundige, eingehende und erfolg­reiche Arbeit, mit welcher jeder von Ihnen an den Verhandlungen der Konferenz sich beteiligt hat." Die Ansprache fand den lautesten Beifall der Kon- fercnzmitglieder. Hierauf dankte der englische Ver­treter Gorst für die herzliche Aufnahme der Kon- fercnzmitglieder in Berlin. Er fügte hinzu, diese Konferenz werde hoffentlich nicht die letzte sein, und wenn Millionen von Kindern dem Elend entgegen und ebensoviel Frauen dem häuslichen Leben wieder­gegeben sein würden, so werde man sich mit Dank­barkeit der Initiative des deutschen Kaisers erinnern. Auch andere fremde Vertreter äußerten sich im glei-