gen über die Härten in der Ausführung des Gesetzes. Abg. Frohme (Soz.) beklagt sich über die Unterdrückung der Arbeiter in heutiger Zeit, in der man sv viel vom Christentum rede. Das sei ein nettes Christentum. Abg. Grillenberger (Soz.) erklärt, seiner Partei sei es ganz gleichgiltig, ob das Sozialistengesetz abgeändert werde oder nicht. Sie blieben doch, was sie seien. Ein Antrag aus Schluß der Debatte wird gestellt. Abg. Sabor bezweifelt die Beschlußfähigkeit des Hauses. Letzteres ist in der Thai beschlußunfähig und wird die Sitzung abgebrochen. Nächste Sitzung: Donnerstag 2 Uhr. — Im preußischen Abgeordnetenhause kam es am Mittwoch in der Fortsetzung der Beratung des Knltus- etats zu einer erregten Debatte über die Gehallszu- schüsse der katholischen Geistlichen. Schließlich wurden mir 179 gegen 99, Stimmen die Kommissions- anträge angenommen.
Im Reichstag wurde am Mittwoch das im Boher ansgestellte Modell des neuen Reichstagshanses einer eingehenden Besichtigung von zahlreichen Abgeordneten unterzogen. Es waren zeitweise kaum 50 Volksvertreter im Sitzungssaale anwesend. Unter den Wenigen, die standhaft ansharrten, befand sich auch der greise Graf Moltke. Das Modell macht einen vortrefflichen Eindruck und läßt deutlich erkennen, wie gewaltig und großartig das neue Ncichs- tagsgebäude dastehen wird.
Für den Eintritt in die Berliner Kriegsakademie bestand seither die Vorbedingung einer 3jährigen Dienstzeit als Offizier. Jetzt wird eine 5jührige Dienstzeit verlangt und erhöhtes Gewicht aus die französische und russische Sprache gelegt.
Aus Schlesien, 12. März. Am 9, d. M. wurde eine Frau in Seiffersdorf bei Kühschmalz von vier lebenden Mädchen entbunden. Die Kinder befanden sich (der „Neiss. Ztg." zufolge) gestern noch wohl.
Marienwerd e r, l 3. Mürz. (Arbeitermangel.) Eine Versammlung westpreußischer Landwirte, beriet kürzlich über Mittel, dem durch Auswanderung hcr- beigesührtcn Arbeitermangel abzuhelfen. ES wurde beschlossen, an den Reichskanzler und den Reichstag eine Petition zu richten, in welcher gebeten wird, gesetzliche Vorsorge dahin zu treffen, daß 1) sämmt- iiche Arbeiter verpflichtet werden, Arbeitsbücher zu führen, daß 2) jeder Arbeitgeber, welcher einen Arbeiter ohne Arbeitsbuch beschäftigt, bestraft und zum Schadenersatz verpflichtet wird, und daß 3) der böswillige Kontraktbruch strafrechtlich verfolgt wird.
Schweiz.
Bern, 15. März. Der Bundesrat beschloß ^ eine Anfrage an sämtliche Staaten Europas zu rich- ! len, ob sie geneigt seien, an einer Konferenz für Anbahnung eines internationalen Uebereinkonunens betreffend die Fabrikgesetzgebung und den Arbeiterschutz teilzunehmen.
Oesterreich Ungarn.
> Wien, 14. März. König Milan erklärte einem Berichterstatter der „N. Fr. Pr.", er habe ,abgedankt, weil er der Uebcrzeugung sei, ein Monarch im mo- dern-constitutionellen Sinne sei jetzt aus der Balkanhalbinsel ein Unding, für Länder wie Serbien sei eine Regentschaft von Vorteil. Er werde nach Jahresfrist zurückkehren und die Erziehung seines Sohnes leiten. Das Verhältnis zu Natalie sei für ihn abgeschlossen, auch die Verfassung habe stillschweigend die Scheidung anerkannt. Er werde niemals diesen entscheidensten Schritt seines Lebens bereuen. „Ich mußte der Krone entsagen, wenn ich nicht die Ruhe und Ordnung des Landes und damit den Frieden Europas bedrohen wollte."
Wien, 16. Marz. Die russische Regierung riet der Königin Natalie an, nicht nach Serbien zurückzukehren.
Aus Wien wird abermals erklärt, haß die thörichten Gerichte van österreichischen Maßnahmen zur Okkupation Serbiens ganz unbegründet sind. Weshalb beachtet man denn solches Gekiätsche in Wien überhaupt?
Die Wchrdebatte im ungarischen Abgevrd- netenHause dauert m unveränderter Langsamkeit fort. Die liberale Partei hat nunmehr dem Mini- sterpräsidenten Tisza eine glänzende Ovation öar- gebracht und die Hoffnung ausgesprochen, daß er im Amte bleiben werde. Tisza antwortete, so lange es seine Kräfte gestatteten, werde er dem Vateriande treu wie bisher dienen.
Frankreich.
, Paris, 15. März. Die Deputiertenkammer ^ hat in ihrer gestrigen Sitzung mit 334 gegen 227 , Stimmen den Antrag der Regierung aus gerichtliche Verfolgung der Deputierten Laisant, Laguerre und Turquet angenommen. Nach der Sitzung haben die Deputierten Aröne, Provost de Lannay, Bvurdeau, Cassagnac, Pichon und Laguerre sich einander durch ihre Zeugen Forderungen zugeschickt.
Der bisherige Metzer Abg. Antoine gedenkt j in den französischen Unterthanenverband zu treten und ein Mandat für die Deputiertenkammer anzu- nchmen. Die Pariser Blätter heißen ihn bereits jubelnd willkommen.
Italien.
In MontcCa r l o haben im vorigen Monat nicht weniger 16 Selbstmorde und 15 Duelle wegen Streitigkeiten am Spieltische stattgefunden. Wäh- rend des Carnevals strichen die Croupiers die Klei- nigkeit von 2 Millionen Franken ein.
Serbien.
Belgrad, 13. März. Die Regierung gedenkt eine Hceresreform mit einjähriger Wehrpflicht einzuführeu, damit die Armee nicht reduziert, aber doch eine Ersparnis.von 5 Millionen Franks erzielt werde.. Mit Paschitsch zugleich wurden alle Emigranten begnadigt.
Bulgarien
Sofia, 15. März. 300 junge Bulgaren beschlossen die Bildung einer freiwilligen Ehrenleib- wache zum Schutze des Prinzen Ferdinand.
Amerika.
In Süd-Kalifornien herrscht wegen der im Santa-Clara-Distrikt gemachten Goldfunde eine ungeheure Aufregung. Tausende, mich darunter nicht wenig Abenteurer, sind unterwegs nach dem neuen Eldorado. Das Thal, in dem das edle Metall gesunden worden ist, enthält 3 durch den Quarz gehende Goldadern. (Das Ganze soll Schwindel sein.)
Die Amerikaner machen es den Engländern nach. Das Marine-Departement hat den Antrag . gestellt , es sollen 8 Kriegsschiffe, 5 schnellsegelnde Kreuzer, 2 Panzerschiffe und I Kanonenboot gebaut werden. Dann werden die amerikanischen Blätter doch nicht mehr sagen können, die Flotte der Union bestehe aus „alten Waschtrögen"._
Kleinere Mitteilungen.
lieber das Kloster Hirsau wurde im Frankfurter Architekten- und Ingenieur-Verein ein intcres- ' sanier Vortrag gehalten. Die wechselvolle Geschichte der einst hvchberühmten Benediktiner-Abtei Hirsau im Nagoldthale beginnt um die Mitte des 7. Jahrhunderts, tim welche die Erbauung eines kleinen Klosters erfolgte. Urkundlich nachweisbar ist jedoch erst die im Jahre 830 durch Erlafricd von Calw erfolgte Erbauung des Aureliusklosters, von welchem jetzt nur noch spärliche Reste erhalten sind. Noch vor dem Verfall des Aureliusklosters wurde im Jahre 803 hurch den kunstsinnigen Abt Wilhelm das große Hirsauer Kloster, welches einen Flächeninhalt von 4 Hektaren umfaßte, auf dem linken User der Nagold erbaut. Dieses Kloster war bis in das 13. Jahrhundert das berühmteste in Deutschland, es beherbergte über 300 Mönche und Laienbrüder, deren Gelehrsamkeit den Ruf des Klosters begründete. Viele bankundige Brüder fanden bei den uinfassen- ven Bauaniagei! Beschäftigung. Bald brachen jedoch Streitigkeiten aus, so daß das Kloster nach und nach in den Verfall geriet. Bis zur Reformation bestand cs immerhin fort, daun wurde es säkularisiert und unter Herzog Christoph im Jahre 1557 in dasselbe ein Seminar für evangelische Geistliche gelegt. Infolge des Restiiutionsediktes gelangte es vorübergehend wieder in den Besitz der katholischen Mönche, bis es »ach dem westfälischen Frieden an Württemberg zurückgegeben wurde. Die zu dem Kloster Hirsau gehörenden Bauten bildeten einen bedeutenden Gebändekomplex, dessen kirchliche Bauten dem romanischen und gotischen Stil aiigehörcn. während das Lustschloß dem Zeitalter dem Renaissance entstammt. Im Jahre 1692 kamen die Franzosen unter General Melac durch das Nagoldthal und steckten das Kloster in Brand. Was die Franzosen verschonten und was den Witternngseinstüssen widerstand, siel dann der Habgier der Menschen zum Opfer, namentlich wurden beim Wiederaufbau der gleichfalls zerstörten Stadt Calw die Klosterrnchen als Steinbrnch benützt, die großen Quader der Basilika St. Peter, nach dem Ulmer 'Münster die größte
Kirche Württembergs, wurden ebenfalls, namentlich , zu Straßenbanten verbraucht. Erst im Jahre 1808 , wurde diesem Treiben durch eine königliche Verfügung Einhalt geboten. Heute zeugen noch die Vorhände- neu Reste der Basilika St. Peter, des Kreuzgangs,
^ dcr Marienkirche, sowie der ehemaligen Prälatur, de- i reu hohe geschweifte Giebel durch das duftige Laub- ! dach der vielbesungenen Hirsauer Klosterulme über- ! ragt werden, von vergangener Pracht und gereichen ^ dem ohnehin von der Natur begünstigten Orte Hir- ^ sau zu großer Zierde. lSchw. B.)
^ Handel K Verkehr.
: lieber den Poiivcrkchr in Württemberg für das
Jahr 1887/88 entnehmen wir den, VcnvaltungSdencht der - Berkehesanstalten folgende Notizen: In Württemberg wurden ^ dcr Poll zur Beförderung übergeben: Briefe 19772870 St.
ins Inland und 8620 742 Stück ins Ausland: Postkarten ! 6155656 Stück ins Inland und 2 976767 Stück ins Anstand; Drucksachen w. 4808310 Stück ins Inland und 5124159 Stück ins Ausland: Warenproben 179 456 Stück
> ins Inland und 279 o84 Stück ins Ausland; Postaiiiveistiii- . gen 1449999 Stück ins Inland und 760943 Stück inS Ausland: PostanftragSbricfe 62 047 Stück ins Inland und
: 155 792 Stück ins Ausland; ZeitungSnumnier» 29235820 ; Stück ins Inland und 5547541 Stück ins Ausland; autzcr- gewöhnlichc Ieitungsbeilagen 21-8566 Stück ins Inland und 439524 Stück ins Ausland ; Pakete obne Wertangabe I 2848 742 Stück ins Inland »nd 2o6o2!4 Sück ins Ausländ; Paclete mit Wertangabe 101868 Stück ins Inland und . 110968 Stück ins Ausland; Briese mit Wertangabe 284336 Stück ins Inland und 1l14Io Stück ins Ausland; Briefe i mit Postiiachiiahme 194922 Stück ins Inland und 51740 ! Stück ins Ausland. Aus anderen Ländern sind an Em-
> pfäugcr in Württemberg au derartigen Sciiduiigeu i»i Ga»- ^ zen eiugegaiige» 2531t, 063 Stück. Gesamtzahl der Postver- ^ scudnttgsgegcnsläude pro 1887/88 118748537 Stück. Dcr
Gesamkwertbetrag dcr durch die Post vermittelten Geld- und Wertsendungen beläuft sich auf 823472035
Konkurseröffnungen. Johannes Kaufmann, Ilntcrkäufer in >!ornwcstyeiin iLudivigsburg).
Ulm. 13. März. S. B. Zu dcr gestern und heute adgehaltencn Tuchmcsse wurden 556 Stück zugeführt und , 410 Stück, »erkauft mit einer llmiatzsummc von ca.4o000.it.
^ Hievon entfallen l65 Stück an Inländer und 225 Stück an Ausländer. Das Geschäft war ziemlich gut. Nächste Tuchmcsse 14. 16. Oktober.
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Die Lebensversicherungs-Grsclischasten machen schon seit längerer Zeit die Beobachtung, daß seitens der jüngeren Altersklassen eine vorzugsweise zunehmende Beteiligung bei ihnen stattfindet; so betrug z. B. bei dcr Stuttgarter Lebensversicherungs-Bank daL> Durchschnittsalter der neu beitretenden im Jahre 1888 30 Jahre 4 Monate, während solches vor noch wenigen Jahren sich auf 32 Jahre 8^/o Monate belief.
Diese Erscheinung dürste in der Hauptsache ans drei Momente znrückzusühren sein:
l 1 wird sich jeder bei nur einiger Ueberlegung sagen, daß seine Gesundheits-Verhältnisse mit der Zeit weniger günstige werden können und daß er dann möglicherweise nicht mehr versicherungsfähig ist;
2) sind die jüngeren Versicherungs-Interessenten sich in dcr Regel sehr klar darüber, daß sic in höherem Alter eine viel höhere Prämie zu zahlen hätten; ein 25jähriger z. B. zahlt für zehntausend Mark eine jährliche Brutto-Prämie von ^ 223. — (netto über ein Dritteil weniger bei der genannten Bank), während der 50jährige hiefür Brutto ^ 498. — zu entrichten hat:
3) will bei unserer Wehrversaffung, die das
Volk in Waffen darstellt, jeder Wehrpflichtige, zumal bei den fortwährenden Kriegsbcfürchtungen, gegen Kriegsgefahr mit versichert sein und bleiben, was bekanntlich bei der Stuttgarter Lebensversicherungs- Bank von selbst ohne jede weitere Extra-Prämie und überhaupt ohne alle und jede Formalität bis zur Höhe der Versicheru ngssumme geschieht. _
Ber«atworMcher Skidatteur S1ei»«,a»»«r i»
Dr«t ,,»o Verl«, der K. zr. Zeiter'schkN »I>chh«»dt»»i l» N«,«t».