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Revanche für die Schläge beim Feuer! Nieder mit den Polizei- Spionen! die Wächter an. Trotz der großen Uebermacht der sich Lurch allerlei Gesindel verstärkenden Maurer gelang es den Wächtern Stand W halten und mit Hilfe zweier hinzugekommener Schutzleute fünf der Haupträdelsführer zu verhaften. Hierbei zog sich der Kampf bis zum Nobisthor hin, woselbst die Tumultuanten auf Hamburger Gebiet übertraten. Hier wur- -den noch zwei der Exzedenten durch die Hamburger Polizei verhaftet. Einer der Wächter wurde schwer verwundet dem Krankenhause übergeben, die übrigen kamen mit leichteren Verletzungen davon. Verschiedenes Gesindel versuchte bei dieser Gelegenheit sogar in Privathäuser einzudringen.
Die Generalversammlung des landw. Bezirksvereins
am 28. Okt. war ganz ungewöhnlich zahlreich besucht, wozu selbstverständlich die Ausstellung von jungem Simmenthaler Vieh, und dann auch das herrliche Herbstwetter nicht wenig beigetragen hat. Der Vorsitzende, E. Hor- lacher, eröffnete die Verhandlungen mit einer freundlichen Begrüßung der Versammlung und gebührendem Danke für die zahlreiche Betheiligung und erstattete sodann den Rechenschaftsbericht über die Thätigkeit des Vereins im Jahre 1885. Aus demselben ist hervorzuheben, daß die Mit- gliederzahl am 1. Jan. 1885 — 455, am 1. Jan. 1886 — 478, am 1. Huli 1886 — 487 betrug und der Verein mit dieser Zahl voraussichtlich in das Jahr 1887 eintreten wird; der heutige Stand sei zwar 502, da die Bestimmung, daß nur Mitglieder sich um die Vereinspreise bewerben können, in letzter Zeit dem Vereine mehrfachen Zuwachs gebracht habe, durch den Tod von 7 Mitgliedern und Austritt aber auch wieder eine kleine Reduktion bevorstehe. Der Referent besprach sodann die verschiedenen Zweige der Ve- reinsthätigkeit, die sich 1) dem Fortbildungswesen widmen, indem sie den Lehrern an den landw. Fortbildungsanstalten, deren es im Winter 1884/85 15 gewesen, Prämien ertheile, das Schulgeld an der landw. Winterschule in Reutlingen, deren Beschickung er aufs Dringendste empfahl, auf die Vereinskasse übernehme und den Besuch der vortrefflich geleiteten Haushaltungsschule in Herrenberg, die im Jahre 1885 von 2 Schülerinnen aus dem Bezirke Calw besucht worden, durch einen Beitrag von je 25 erleichtere.
2) Die Viehzucht, diesen jetzt so hervorragend wichtigen Betriebszweig, habe der Verein früher durch namhafte Prämien für musterhafte Farrenhaltung in Gäu und Walo zu fördern gesucht, das Gesetz über die Farrenhaltung habe es aber überflüssig gemacht, in dieser Richtung zu wirken und habe deshalb der Ausschuß beschlossen, in den Etat einen Posten „für Zwecke der Viehzucht überhaupt" aufzunehmen, der in der heutigen Ausstellung erstmals zur Verwendung gekommen sei. Hierher gehöre auch die Verwilligung von Beiträgen zur Anschaffung von Polandchina-Schweinen, welche im Jahre 1885 von 3 Mitgliedern mit einem Beitrage von je 25 ^ eingestellt worden. Auch die Unterstützung des Bienenzüchtervereins mit einem Beitrage von 50 könne hierher gerechnet werden. Es sei an diese Verwilligung zwar die Voraussetzung geknüpft worden, daß sämmtliche Mitglieder des Bienenzüchtervereins auch dem landw. Vereine beitreten, von dem er ja eine Sektion sein wolle; da sich aber diese Voraussetzung nicht erfüllt habe, könne der Beitrag auch nicht als ein ständiger betrachtet werden. Die Interessen der Geflügelzucht endlich seien in einem interessanten Vortrage des Hrn. Dir. Spöhrer in der Generalversammlung am 2. Febr. 1885 gewahrt worden.
3) Der künstliche Futterbau, dem der Verein seit 24 Jahren eine ganz besondere Aufmerksamkeit widme, sei auch im Jahre 1885 durch einen Vereinsbeitrag von 200 unterstützt worden. Es sollen jedoch künftig nur die eigentlichen Unkosten bei der Beschaffung des Samens auf die Vereinskasse übernommen werden und sei hiemit in diesem Jahre der Anfang gemacht worden ohne nachtheilige Rückwirkung auf den Umfang dieses unentbehrlichen
Culturzweiges. Im Jahre 1885 seien vom Vereine 3100 Pfd. Samen an Vereinsmitglieder vertheilt worden (im ganzen Gauverband 6000 Pfd.)
4) Der Obstbau, dessen hohe volkswirthschaftliche Bedeutung ganz besonders in diesem Fehljahre fühlbar geworden, in welchem viele Millionen unwiederbringlich in das Ausland gewandert seien, finde seine Berücksichtigung durch Unterstützung von Zöglingen des Obstbaumlehrkurses, den im Jahre 1885 ein junger Mann von Gechingen besucht habe, sowie durch jährlich zweimalige Besorgung von tadellosen Obstbäumen aus einer renommirten Baumschule durch den Sekretär des Vereins. Privat- und Gemeindebaumschulen leisten erfahrungsgemäß nur Unvollkommenes, während die großen Handelsbaumschulen nur ausgezeichnete Waare liefern; der jetzt billiger gewordene Preis erleichtere die ausgedehnteste Anpflanzung, die der Res. aufs Dringendste empfahl.
An diese kurze Uebersicht der Vereinsthätigkeit knüpfte der Referent dann noch einige Bemerkungen über einzelne Verhandlungsgegenstände von allgemeinerem Interesse, wie z. B. die Verlegung der Quartaltermine bei Dienst- und Miethverträgen, einen beabsichtigten Saatfruchtwechsel, die Agitation für einen Wollzoll seitens des Schafzüchtervereins der Provinz Preußen u. dgl. m.
Bei der darauf vorgenommenen Wahl des Vereinsvorstandes wurde nach dem Vorschläge des Sekretär Horlacher Hr. Oberamtmann Flaxland mit glänzender Einstimmigkeit durch Acclamation wiedergewählt. Die Wahl des Ausschusses hatte folgendes Ergebniß: gewählt wurden bei 107 abgegebenen gültigen Stimmen:
Leytze, OA.-Thierarzt Ernst, Schulth. in Stammheim Horlacher Ansel
Din gl er, Louis Ziegler, Schulth. in Gechingen Schneider, Gutspächter auf Georgenau Clauß, Schulth. in Oberhaugstett Lutz, Geometer in Deckenpfronn Dorn seid, Gutspächter auf Lützenhardt Hanselmann, Schulth. in Liebelsberg W. Wagner
Weitere Stimmen erhielten:
Flik, Schulth. in Althengstett Rau, Hugo, in Calw Hermann, Stadtsch. in Neubulach (Schluß folgt.)
mit 104 St.
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104 „
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101 .,
99 „
95 „
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87 „
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60 „
59 „
48 St.
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Eanälvirlk»jHaMck»ee KezirAsverem.
Abenöschul'en betv.
Laut hohen Erlasses der K. Centralstelle für die Landwirtschaft ist der Verein auch Heuer in den Stand gesetzt, den bestehenden freiwilligen wie obligatorischen Winterabendschulen und ebenso den landw. Abendversammlungen Erwachsener Unterstützungen in der bisherigen bekannten Weise zukommen zu lassen.
Die von dem mitunterzeichneten schultech. Beirat noch speciell auszugebenden schriftlichen Anfragen an die Schul- und Gemeindebehörden wollen baldmöglichst beantwortet an letzteren rückgesendet werden.
Calw, den 1. Nov. 1886. Vereinsvorstand:
Flaxland, schultech. Beirat:
A. A n s e l.
Amtliche Skkauutillllchungen.
Kgl. Amtsgericht Calw.
Zur Verhandlung über einen im -Konkurse des
Adolf Vaihinger, Wirts z. Waldeck, Station Teinach, von dem Gemeinschuldner beantragten .Zwangsvergleich ist auf
Freitag, den 19. Nov. 1886, vormittags 10 Uhr, im oberen Rathaussaal Termin anberaumt, zu welchem alle Beteiligten hiedurch vorgeladen werden.
Der Vergleichsvorschlag ist auf der Gerichtsschreiberei niedergelegt.
Den 30. Oktober 1886.
Amtsgerichtsschreiber
Keller.
Zwerenberg.
Geld auszuleihcn
Bei der Gemeindepflege hier liegen 750—800 Mark gegen gesetzliche Sicherheit zum aus. leihen sofort parat. Bemerkt wird, daß bei pünktlichen Zinszählern von Seite der Gläubigerin nie gekündigt wird.
Gemeinderat.
Verkauf.
Am Freitag, den 5. November, mittags 1 Uhr,
wird vor dem Rathaus in Ernstmühl
1 Bett, 1 schwarzer Anzug, 1 Koffer, 1 Schuhmacher- Handwerkszeug,
gegen sogleich bare Bezahlung öffent- lich versteigert.
Gerichtsvollzieher W o ch e l e.
Unterreichenbach.
Fahrnisverkauf.
Im Vollstreckungswege wird nächsten
Donnerstag, den 4. Nov., vormittags 8 V 2 Uhr, gegen bare Bezahlung verkauft:
3 Wirtschaftstafeln, 3 Schrannen und Stühle, 1 kupferner Schwenkkessel, Portraits, Flaschen und Gläser, 2 Kästen, 1 Bettlade, Bettüberzüge und Bettstücke, Holz und 2 Faß Kartoffeln, Hühner u. dergl.
Der Verkauf findet unwiderruflich statt.
Zusammenkunft beim Rathaus.
Gerichtsvollzieher
Beuttler.
Oeffentliche Ladung.
Philipp Schuhmacher, geboren den 20. Dezember 1858 in Agenbach und zuletzt dort wohnhaft, wird beschuldigt, als Wehrmann der Landwehr ohne Erlaubnis ausgewandert zu sein.
Uebertretung gegen § 360 Nr. 3 des Str.-G.-B.
Derselbe wird auf Anordnung des Kgl. Amtsgerichts Hierselbst auf Mittwoch, den 15. Dezember 1886, vormittags 0 Uhr, vor das Kgl. Schöffengericht Calw, oberer Rathaussaal, zur Hauptverhandlung geladen.
Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nach § 472 der Strafprozeßordnung von dem König!. Landwehrbezirkskommando zu Calw ausgestellten Erklärung verurteilt werden.
Calw, den 30. Oktober 1886.
Keller,
_ Gerichtsschreiber des Kgl. Amtsgerichts.
Oeffentliche Ladung.
Wilhelm Christian Hahn, Bäcker, geboren den 18. September 185S zu Kleinaspach OA. Marbach, zuletzt wohnhaft in Zwerenberg, wird beschul- digt, als Wehrmann der Landwehr ohne Erlaubnis ausgewandert zu sein.
Uebertretung gegen § 360 Nr. 3 des Str.-G.-B.
Derselbe wird auf Anordnung des Kgl. Amtsgerichts Hierselbst auf Mittwoch, den 15. Dezember 1886, vormittags 0 Uhr, vor das Kgl. Schöffengericht Calw, oberer Rathaussaal, zur Hauptverhandlung geladen.
Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nach § 472 der Strafprozeßordnung von dem König!. Landwehrbezirkskommando zu Calw ausgestellten Erklärung verurteilt werden.
Calw, den 30. Oktober 1886.
Keller,
Gerichtsschreiber des Kgl. Amtsgerichts.