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Schiffen. Einige Abgg. sprechen dagegen, weil kein Erfolg ans der Dampscrlinic zn erwarten sei. Abg. Wo ermann snotlib) antwortet dem Abg. Tictz, die Einstellung chinesi schir und indischer Arbeiter erfolge, weil in dcihe» Gegenden es Weiße nicht im Maschinenraum aushalten könnten. Staats­sekretär von Bötticher stimmt dem Vorredner bei und ver­spricht noch genauere Untersuchungen in dieser Sache. Nach­dem uoch einige Abgg. für die Vorlage sich ausgesprochen, wird dieselbe angenommen. Darauf erfolgt Abstimmung über die Anträge wegen Einführung des Befähigungsnach­weises für Handwerker. Dieselben werden in namentlicher Abstimmung mit 13u gegen 92 Stimmen angenommen. Da­gegen stimmen Sozialdemokraten, Freisinnige, Naiionallibc- rale und einzelne Freikonscrvative. Darauf wurden Rech- nugssachen erledigt. Auf eine Anfrage erwidert der Präsident, er habe keinen Grund anzunehmen, daß das neue Sozialisten­gesetz in dieser Session nicht zur zweiten Beratung kommen werde.

Rudolstadt, 21. Jan. Fürst Günther, bisher Rittmeister im Garde-Kürassier-Regimcut, der Nachfolger des verstorbenen Fürsten, trat die Regierung an; die Verteidigung des Militärs hat bereits stattgesunden.

Oesterreich-Ungarn.

Triest, 22. Jan. Die Secbehörde erhält aus Tanger die Meldung, daß seit mehreren Wochen in ganz Fez die Influenza in heftigster Weise wüte.

Frankreich.

Paris, 21. Jan. (Deputiertenka mmcr.) Der Kriegsminister verlangt für die Beratung eines Kredits von 1 120000 Franks behufs Verbesserung der Soldatenbctten die Dringlichkeit, welche auch be­willigt wird. (Er wurde nämlich geklagt, daß viele Soldaten auf dem bloßen Boden schläfern mäßen.)

In der französischen Kammer ist cs wie­der einmal zu Skandalszencn in bekannter Art ge­kommen. Die Abg. Deroulcde, Millevoye und La- guerre, sämtlich Boulangistcn, störten durch Zwi­schenrufe und Beleidigungen die Verhandlung. Der Präsident mußte schließlich nacheinander über jeden die Ausschließung aussprechen, da aber keiner der Herren ging, so mußte dreimal die Sitzung aufge­hoben werden. In den Pausen wurden dann die Herren aus dem Sitzungssaale entfernt. In der nächsten Sitzung beantragte nun Reinach unter großem Lärm der Opposition, daß Abgeordnete, die dem Präsidenten sich widcrsetzen, für d e ganze Dauer der Kammer ausgeschlossen werden s.llen. Man sieht, die Franzoscu fühlen mehr und mehr, daß es zwar ein schönes Ding um dieFreiheit" ist, daß man aber gut thut, dieselbe mit gewissen Ein­schränkungen zu umgeben, um dem Mißbrauch durch rücksichtslose Demagogen vorzubcugen.

Italien.

Rom, 2l. Jan. In Folge des Ablebens des Prinzen Amadeus nahm dessen ältester Sohn Prinz Emanuel Philibcrt mit Zustimmung des Königs den Titel eines Herzogs von Aosta an.

Rom, 21. Jan.Osservatore" dementiert die Nachricht, daß die bayerische Regierung dem Vati­kan ein Expose übermittelt habe, worin sie ihre Haltung in der bayerischen Kirchenfrage rechtfertigte, und daß dasselbe im Vatikan mit Befriedigung aus­genommen worden sei. Die Anschauungen des Va­tikans in dieser Beziehung seien in der Encyklika an die bayrischen Bischöfe und in dem vorjährigen Schr an den verstorbenen Erzbischof von Mün cM formuliert.

.a, 22. Jan. Der Bürgermeister ist .< der Staatskasse fehlt eine halbe Million .peschen aus Neapel melden, daß Advokat

,elice, ein Bruder des bekannten Kardinals, 400 000 Frcs. Klientengeldern entflohen ist.

England.

London, 2l. Jan. Die Leiche des Feld marschalls Nap i cr wurde heute morgen vom Tower feierlich nach der Saint-Paul-Kathcdral überführt und dort zwischen den Särgen Nelsons und Wel­lingtons bcigcsetzt. Graf Hatzfeld legte namens des Kaisers Wilhelm einen Kranz am Sarge nieder.

Spanien.

Die Ministerkrisis in Spanien ist beendet und ein neues Kabinett unter Sagastas abermaliger Führung gebildet.

Portugal.

Die Lissaboner und Oportoer Zeitungen schla­gen nicht nur gegen England das ist irrelevant sondern auch gegen die eigene Negierung und gegen den König einen ernsten Ton an. So sagt das

Jornal de Noticias":Verflucht sei die Stunde, in der unser Recht, unsere Ehre Schiffbruch gelitten und verflucht seien alle die, welche durch ihre Feigheit den 12. Jan. 1890 zn einem Tage der Schmach und der Trauer für Portugal gemacht haben.

Amerika.

Aus New York, 20. Jan., wird gemeldet - Infolge eines Beschlusses des Gemeinderats wurden bei 1000 Leichen von Personen, die in letzter Zeit an der Epidemie gestorben, ausgegrabcn und ver­brannt.

Afrika.

Aus Sansibar werden zur Gefangennahme und Hinrichtung Buschiris noch folgende interessante Einzelheiten berichtet:Gegen 100 Neger schleppten ihn herbei, natürlich wurde die für seine Gefangen­nahme ausgesetztc Belohnung sofort verteilt. Bu° schiri sagte zu Wißmann:Wenn Du mich zum Offizier machst, will ich Dein treuester Anhänger sein." Wißmann antwortete ihm aber,er sehe ihn lieber gehängt." Nach allem, was vorgefallen war, hielt er es für unmöglich. Buschiri zu begnadigen. Der Araber hat alle seine Anhänger verraten und auch deren Aufenthalt angegeben.

Kleinere Mitteilungen.

Biberach, 18. Jan. Schon seit cinerlangen Reihe von Jahren läßt die hiesige Ortsarmenbehördc an arme Einwohner im Winter Holz austeilen. In den letzten zwei Tagen erhielten auch diesesmal 358 Personen und Familien je einen Raummeter trockenes Tannenscheiterholz vor ihre Wohnungen geführt.

Lcutkirch, 15. Jan. (Verlorenes Sud.) Drüben in Kempten ist letzter Tage derAktien­brauerei" ein ganzer Sud Bier verloren gegangen. Einem Brauburschen passierte nämlich das Malheur, daß er aus Versehen einen fertigen Sud Bier statt in den Maischbottich durch das nebenan liegende Fenster in den städtischen Kanal leitete. Der hie­durch entstandene Schaden beläuft sich auf etwa 1600 Mark.

Dem Lokomotivführer, welcher auf der Station Ein singen mit großer Geistesgegenwart den Schnell­zug zum Stehen brachte, als ihm die Gefahr eines Zusammenstoßes drohte, ist eine Belohnung von 50 zucrkannt worden.

Von der Iller. Von einem Bankhause Memmingens wurde ein junger Bursche mit einem Geldpacket mit 3000 Inhalt auf die Post ge­schickt. Der Junge suchte jedoch das Weite mit dem Gelde.

Nach unserem Privattclegramm von der deut­schen Sccwarte in Hamburg haben am 20. i» Chemnitz, Karlsruhe und Cherbourg Gewitür sratl- gcfunden, in Kaiserslautern mit Hagel. In der Pfalz und weiterhin im nördlichen Bayern hat es hintennachgeschnieen. Im Maulbronner Oberamt l Kuittlingen) hat cs gleichfalls am 20. kurz vor Mittag gedonnert, geblitzt und gehagelt. (N. Tgbl.)

Aus Bayern. Von einem merkwürdigen Einfluß der Influenza auf die Vogelwelt berichten dieMünch. Neuest. Nachr.": Ein aufmerksamer Beobachter der Natur, welcher in der Nähe von Amberg wohnt, teilt mit, daß von demselben Tage an, an welchem die Influenza begann, die mannig­fachen Vögel, deren Lieblingsaufcnthoit Winters und Sommers sein Obstgarten beim Hause ist, plötzlich verschwunden waren. Diese Beobachtung wurde auch von anderen gemacht. Weit und breit sei nicht auch ein einziger Fittich mehr zu sehen oder eine Vogel­stimme zu vernehmen. Das könnte nun vielleich eine Folge drohender Kälte gewesen sein; da aber keine ausnahmsweise große Kälte eingetreten ist, bleibt diese Erscheinung auffallend.

Wie diePost" mitteilt, scheint die Kaiserin Augusta bei dem Diner, welches sie gleich nach Neujahr den deutschen Generalen gab, die Empfin­dung gehabt zu haben, als ob sie den ihr besonders werten Fcldmarschal Grafen Moltke nicht wieder sehen würde. Der Marschall war im Begriff, das Palais der Kaiserin zn verlassen, als diese ihn nochmals allein zurückrufen ließ. Ihre bereits fieberheißen Hände dem Grasen entgcgenstreckcnd, sagte sie tief­bewegt:Ich habe das Bedürfnis, Ihnen nochmals die Hand zu drücke» und Ihnen zn danken für Alles das. was Sic dem Kaiser gewesen sind!" Graf Moltke küßte die Hand der greisen Fürstin, diese

sah ihn mit thränenden Angen an und dann ver­abschiedete sich der tiefbewegte Fcldmarschall.

Die Regierung in Köslin hat die Kreis- und Lokalschulinspektion ihres Bezirks beauftragt, die noch nicht definitiv angcstcllten Lehrer darauf hin­zuweisen. daß sie zur Eheschließung die Genehmigung i er Regierung nachznsuchen hätten, und daß im Falle der Verabsäumung dieser Pflicht ihre Entlassung, aus dem Schuldienste in Erwägung gezogen werden

O welche Lust, ein Arzt zn sein," meint der in Hamburg erscheinendeAcrztlichc Zcntral- anzeiger." Besucht ein Arzt seine Patienten, wenn sie gesund sind, so will er zum Essen cingeladen werden. Nimmt er eine Einladung nicht sofort an, so liegt ihm nur etwas am Gelde und nichts an der Unterhaltung. Besucht er'die Kirche, nennt man ihn bigott. Geht er niemals hinein, so wird er sicher für einen Atheisten gehalten. Spricht er mit Ehr­furcht von irgend einem religiösen Bekenntnis, so sagt man, er sei ein Heuchler. Vermeidet er sorg­fältig alle auf Religion bezüglichen Auseinandersetz­ungen, ist er Materialist. Geht er elegant gekleidet, ist er stolz. Ist er im Anzug nachlässig, dann mangelt ihm die Selbstachtung. Bleibt seine Gattin lieber zu Hause, anstatt Besuche zu machen, so ge­schieht dies, weil ihr die Gesellschaft nicht gut genug ist. Ist sic umgänglich, will sic für ihren Mann Re­klame machen. Besitzt er einen Wagen, so nennt man das extravagant. Miethct er nur einen, ruft man armer Teufel." Verschreibt er wenig, ist er nach­lässig. Verschreibt er viel, so richtet er die Konsti­tution seiner Patienten durch Medikamente zu Grunde. Ist sein Pferd gut genährt, dann hat er nichts zu thun. Ist cs mager, gicbt er ihm zu wenig zu fressen. Fährt er schnell, so will er das Publikum glauben machen, er hätte dringend zu thun. Führt er lang­sam, läßt er seine Patienten warten. Wird der Pa­tient gesund, so liegt das an der guten Pflege der Familie. Stirbt der Patient, so ist der Doktor ein Esel. Spricht er viel, ist er familiä.r Spricht er wenig, wünscht man einen umgänglicheren Doktor. Berührt er politische Angelegenheiten, sollte er sich lieber mit der Medizin beschäftigen. Spricht er nie über Politik, dann will man lieber einen Arzt haben, der Farbe bekennt. Beantwortet er eine Frage nicht sogleich, so findet man das unfreundlich. Besucht er eine Patientin, so macht er ihr den Hof. Verordnet er oft dieselbe Arznei, dann kann diese doch nicht immer gut thun. Wechselt er die Medikamente oft, so steckt er mit dem Apotheker unter einer Decke. Gebraucht er ein populäres Heilmittel, so hängt er von der öffentlichen Meinung ab und sucht sich auf diese Weise beliebt zu machen. That er es nicht, so ist das der Egoismus, das Vorurteil seines Berufes. Willigt er in ein Konsilium, so geschieht dies, weil er selbst nichts weiß. Verweigert er ein solches, etwa mit der Versicherung, daß er sein Geschäft verstände, so fürchtet er sich, einem höher gestellten Kollegen seine Unkenntnis zu zeigen. Fordert er den Betrag seiner Rechnung, oder bittet er zuletzt nur um die Hälfte desselben, so verdient er erschossen zu werden. Wer möchte da nicht Doktor sein.

Handel 6 Berkehr.

Obsttransporte auf den württ. Staats- cisenbahnen im Herbst 1889. In den Mona­ten September, Oktober und November 1889 sind auf den württ. Eisenbahnstationen von fremden Bah­nen 4002 Wagenladungen Obst a 10,000 Kilogramm cingegangen (gegen 6283 Wagenladungen in dem gleichen Zeitraum des Jahres 1887) und zwar aus Oesterreich-Ungarn 2376, der Schweiz 364, West- und Mitteldeutschland 296, Frankreich 238, Italien 182, Schlesien 145, der Rheinprooinz 104, Sachsen 84, Hessen und Nassau 70, Bayern 60, Baden 39, den Niederlanden 24, Belgien 8, der Pfalz 7, El­saß-Lothringen und Luxemburg 4. An inländischem Obst hat ein Versandt in Wagenladungen nicht statt­gefunden. _^_

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Hiezu das Unterhaltungsblatt 3.

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