Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

Ersänint wöchenilich 3mal: Dienstag. Donners­tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier «ohne Trägcrlohn) 80indem Bezirkt-^ außerhalb des Bezirks 1 20 Monats-

abonncincnt, _ nach Verhältnis.

Iäinstag den 26. Zanuar

Jnsertionsgevühr für die tspaltige Zeile aus ge-

wöhnlicher Schrikt bei einmaliger Einrückung 9 <1, bei mehrmaliger je 6 -l. Die Inserate muffen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei auf- aeaeben kein.

189 «.

Amtliches.

Nagold.

Bekanntmachung.

Die Näudckrankheit unter der Schafherde des Friedrich Kienzlc in Spiclderg ist erloschen.

Den 23. Januar 1890.

K. Oöcramt. Amtiu. Marquart.

K. Amtsgericht Ragold.

Die Orlevorsteher

haben die Pfnndvisitarionsprotokolle sofort hicher einzuscndcn, da dieselben der Civilkammer des .K'gi. Landgcrichls Tübingen zur Ensichluahme vorziile- gen sind.

Diejenigen von Nagold, Oberschwandorf, Pfron­dorf liegen bereits hier vor.

Nicht cinzusendcn sind diejenigen von Beuren, Garttveiier, Gaugenwald, Uebcrbcrg, Wenden.

Bon Enzkhal ist das Gnierbnchvisitationspro- tokvll mit einzusenden.

Den 22. Jan. i890.

OberamlSrichte r Daser.

c si or bc n: In Ebhauicn: PH. I. Enßlen, Pat­ter, Ii fluenza, 07 I.

Logee Ncuittkeitcu.

Deutsches Reich.

* Nagold, 2-l. Jan. Seit Mittwoch bis vergangene Nacht hatten wir sv stürmisches Regen- Wetter, dass die Waldach auf der sog. Insel ans ihren Ufern trat und den Steg und Meisterweg un- passicrmachte. Auch dicNagoid istan einzelnen Stellen ausgetreten. Die seit enva 3 Jahren ans dem Schioßberg vom Verschönernngsvcrcin resp. von vcrst. Partikulier Pfeifer gestiftete, weithin sichtbare Wetterfahne konnte leider dem gestrigen Sturme nicht mehr Stand halten nnd ist unsichtbar geworden.

Hcrrenbcrg. 20. Jan. Durch Beschlich der bürgerlichen Kollegien wurde die Hundesteuer vom I. April ab auf 12 ^ erhöht.

Rotten bürg, 2l. Jan. DerNeck.-Bote" bringt folgendes Eingesendet: Zur Reichstagswahl. Da unsere Wahlkreise derart eingcteilt sind, daß wir mit unfern Volksparteikandidatcn nicht durchdringcn können. so wollen wir Katholiken unsere Stimmen vereinigen aus den bewährten Kämpfer für Kirchen- und Bolksrcchte: Se. Exzellenz Dr. Windthorst, der es verdient hat als treuer Sohn der Kirche und des Volkes.

Stuttgart, 22. Jan. Payer hat eine De­putation der Städte Tübingen, Reutlingen, Rotten- bürg gegenüber die Annahme des angeboteyen Reichs­tagsmandates zugesagt.

Stuttgart, 22. Jan. (Strafkammer, brtr. Verhandlungen über das Baihinger Unglück) 1. St. Anw. Elben weist die Schuldfrage der Angeklag­ten nach und beantragt schließlich für Lang und Schwenniger je 8 Monate Gefängnis, für Wied­mann, Degrnfelder, Grieb je 3 Monate, sowie ge- Hen sämmtliche Angekl. Erkennung der Verpflichtung zur Zahlung der Kosten.

Cannstatt. 20. Jan. (Kirchenkonzert.) Das gestern nachmittag in der Stadtkirche anläßlich der Uebernahme der renovierten Orgel zu Gunsten der Hagelbeschädigteu des hiesigen Bezirks veranstal­tete Konzert war sehr gut besucht. Da» Programm wurde schön durchgeführt. Herr Hegel, au» Na 4 »ld, unser Orgelrevident, erwies sich in dem Prä- üldiu« vao Bach, das er aus dir neuen, sehr hüb­

schen Orgel spielte, als Meister seines Jnsirumems. Das Konzert ergab 346 zu Gunsten der Hcigcl- beschädigten des Bezirks.

Ulm, 20. Jan. Diese Woche gehen die Re- gimenlsbüchsenmacher nach Danzig ab. um daselbst einem Jnstruklionskurs über das neue Gewehr Mo­dell 88 bcizuwohncn. Das Gewehr soll auf I . April an die Truppen abgegeben werden.

Bra ndfälle: In Tübingen ein Hinterge­bäude und ein Teil der neuen Brauerei von Mar­quardt in der Herrenbcrgerslraße.

Rastatt, 20. Jan Die kaiserliche Ent­schließung, welche die Entfestigung Rastalts an­ordnet, ist erfolgt.

Berlin, 22. Jan. Wenn der Reichstag die Ausweisung ablehnt, dann zieht die Regierung das Sozialistengesetz zurück. Fürst Bismarck kommt nicht zur Verhandlung.

Berlin, 22. Jan. Baron von Frankensrein ist um >1 Uhr 5 Min. gestorben. Georg Arbo­gast Frhr. von und zu Franckensiein war K. bayr. Kämmerer, erblicher Reichsrar der Krone Bayern, 1. Piäsidcnt der Kammer der Reichsräte, geb. 2. Juli 1825 zu Würzburg, Vertreter des Wahlkreises Lohr in Unterfranken seit 1872; neben Dr. Windt­horst Führer des Zentrums im Reichstag, wo er bei allen Parteien großes Ansehen genoß. Sein Name ist mit den wichtigsten Beschlüssen des Reichs­tags verknüpft.

Berlin, 22. Jan. «Reichstag.) Präsident v. Lev etzow gedenkt des Todes des Äbg. v. Fran- ckenstein, des ehemaligen Vizepräsidenten des Parla­ments. eines Mannes, fest, treu und wahr, furcht­los nnd selbstlos, recht und schlicht, karg an Wor­ten, aber von großer Thatkraft und weitem Blick, eine Autorität überall, wohin die Pflicht ihn ries. Das Haus ehrt den Verstorbenen wie üblich. Hie­raus tritt dasselbe in die 2. Beratung des Soziali­stengesetzes ein.

Berlin, 23. Jan. (Reichstag.) Artikel 1 des Sozialistengesetzes, welcher die Fristbestimmung beseitigt nnd die Dauer des Gesetzes ausspricht, wurde soeben «halb 4 Uhr nachm.) in 2. Lesung mit 166 gegen III Stimmen in namentlicher Abstim­mung angenommen. Man hofft auf die Annahme des Gesetzes such durch die Regierung.

Die deutschen Uniformen sollen auch in der Türkei zu Ehren kommen. Der Sultan will seine Armee nach deutschem Muster uniformieren. Frei lich werden da ziemlich erhebliche Abänderungen nötig werden, denn die stramme deutsche Uniform ist ohne weiteres nicht für den Orient geeignet.

Die Gesamtsumme der preußischen Staatsschuld beträgt fast 5'/« Milliarden, die Verzinsung beträgt 5,204,724,2kl pro Jahr, die Tilgungssumme 15,283.950

Die Lose zur ersten Klasse der Berliner Schloß- sreiheitlotterie sind bereits abgesetzt, dürften sich aller­dings zum erheblichen Teil in den Händen von Händlern befinden. In Berlin ist eine nicht weniger als zwölffache Leberzeichnung erfolgt.

Der Reichskanzler Fürst Bismarck hat bereits zum 27. Januar, dem Geburtstag S. M des Kaisers. Einladungen zu einem diplomatischen Diner, das er in Berlin im auswärtigen Amt zu geben gedenkt, an die Mitglieder des Bundesrats und die Botschafter und Gesandte» der auswärtigen Mächte -ergehen lassen. Der Rückkehr des Kanzlers

nach Berlin wird in den letzten Tagen dieser Woche entgegensehen.

Deutscher Reichstag. Am Donnerstag setzte der Reichstag die Etatsbcratung fort und beriet die zum Post­etat vorliegenden Anträge auf Erhöhung der Gehälter der Untcrbeamtcn. Die Budgetkommission empfiehlt, zu beschlie­ßen, die verbündeten Regierungen wollen eine Erhöhung der Bcamtengehälter erwägen. Abg. Kalle (natlib.) beantragt die Vorlegung eines Nachträgselats, durch welchen die Ge­haltserhöhungen sofort festgesetzt werden. Staatssekretär v. Bötticher erklärt, man werde die Gehaltserhöhungen in Preu- zen abwarten nnd sich dann schlüssig mache». Alle Par­teien «.rächten cS als wünschenswert, daß die Gehaltserhö­hung der Postnnterbcamten sofort erfolge, da hier wirklich ein Rotstand obwalte. Darauf werden sämtliche Anträge zur nochmaligen sofortigen Prüfung der Budgetkommission überwiesen. Von der Baurate für ein neues Postgebäude in Frankfurt a. M. har die Bndgetkommission 8Ü0 0« 0 für ein kaiserliches Absteigequartier gestrichen. Staatsekretär von Stephan erklärt, Sc. Majestät habe nun auf das Absteige­quartier verzichtet, und bittet dringend um Bewilligung der Baurate. Dieselbe wird bewilligt. Darnach werden noch einige kleine Etats genehmigt, womit die zweite Etatsbera­tung beendet ist. Nächste Sitzung: Freitag 1 Uhr: Dampfer- snbvention für Ostafrika.

Deutscher Reichstag. Am Freitag wurde der Gesetzentwurf wegen Errichtung einer subventionierten Dam- pferlinie für Ostafnka in erster Lesung beraten. Abg. Bam­berg er (frcis.) bekämpft die Vorlage, von welcher der deutsche Handel nicht den geringsten Nutzen haben werde. Der Handel mit Ostafrika sei so unbedeutend, daß das Geld für die Dampferlinien geradezu fortgeworsen sein würde. Staatssekretär von Stephan weist darauf hin, daß unsere ostasiatische Dampferlinie vortrefflich floriere, so werde cS in Ostafrika hoffentlich auch kommen. Aller Anfang sei klein, auch der gewaltige englische Kolonialbesitz sei ungesund und klein gewesen. Er hoffe, cs werde im ganzen deutschen Reiche mit patriotischer Freude begrüßt werden, wenn der erste deutsche Reichspostdampfer in Sansibar erscheine. Abgg. Ho brecht (natlib.), von Helldorf (kons.), Robbe (freit.) schließen sich diesen Ausführungen an nnd betonen, daß die Dampferlinie zur Unterstützung der Ausgaben, die Deutschland in Ostafrika übernommen habe, unentbehrlich sei. Abgeord. Windthorst (Ctr.) verspricht sich von der Kolonisierung Ostafrika's und von dem Handel dorthin wenig. Am besten sei cs, die Neuwahlen abzuwarten, und die Entscheidung über die Dampfcrvorlage dis nach denselben zu vertagen. Abg. Virchow (freis.) verspricht sich von Ostafrika ebenfalls recht wenig und meint, es sei ein Irrtum, anzunehmen, das Volk wolle Kolonialpolitik. Diese Stimmung sei längst vor­über. Nachdem noch Abg. Oechelhäuser für die Vorlage ge­sprochen, wird dieselbe einer Kommission überwiesen.

Deutscher Reichstag. Zum Beginn der Diens- tagssitzung gedachte der Präsident de« verstorbenen Fürsten Georg von Rudolstadt, der allzeit treu zu Kaiser und Reich gestanden hat. Zum Zeichen der Trauer erhob sich das Haus von seinen Sitzen. Die ostafrikanischc Dampfervorlagc wurde unverändert in dritter Lesung angenommen und so­dann in die 3. Staatshau-haltsbcratung eingetreten. Staats­sekretär von Bötticher erklärt, er stehe den Anträgen der Budgetkommission aus Erhöhung der Gehälter der unteren Beamten sympathisch gegenüber. Er glaube, versprechen zu können, daß die verbündeten Regierungen einer solchen Er­höhung zustimmen würden. Diese Erklärung wird mit all­gemeiner Zustimmung ausgenommen, ein freisinniger Antrag, sofort 6 Millionen zu Gehaltsanfbefferungen in den Etat einzustcllrn. zurückgegangen. Sin Antrag LiingenS (Ctr.) betr. die weitere Förderung der Sonntagsruhe wird ange­nommen. Ans eine Anfrage des Abg. Baumbach (steif.), wie es mit der Unterstützung der Familien der Rckerviste« und Landwehrleute stehe, die im Frieden zu milittrilchen Uebungen eingezogen seien, antwortete der Kriegsminister, daß die Erhebungen hierüber noch schwebten. Die Einzel- etatS werden unverändert nach den Beschlüssen der zweite« Lesung angenommen. nur wird beim Postelat ein früher gestrichenes neues Dienstgedäudr in Zeitz jetzt bewilligt. Nächste Sitzung: Mittwoch 2 Uhr. (Zweite Beratung deS SozialisteiigestzeS.)

Deutscher Reichstag. Am Montag wurde die ostafrikanische Dampfervorlage in zweiter Lesung mit dem von der Kommi'sion beschlossenen Zusätze angenommen, daß die Dampfer bei der Hsii- und Rückfahrt einen belgische» oder holländischen Hafen anlaufen sollen Abg. Dietz (Soz.) ist gegen di« Vorlage, weil dieselbe lediglich mit Rücksicht auf die Kvioniaipolitik eingedracht sei. Redner bemängelt auch die Einstellung von chinesischen Arbeitern auf deutichen