Nach Berichten Londoner Blätter ans San­sibar ist Emins Zustand besorgniserregend: es trat erneuter Ohrenfluß ein, der Patient ist sehr'nieder­geschlagen.

London, 20. Jan. Die Times meldet aus Sansibar vom 18. d. Mts.: In Bagamoyo kommen täglich Stämme an. welche sich dem deutschen Reichs­kommissär Major Wißmann unterwerfen.

Spanien.

Madrid. 20. Jan. Die gestern angesagte Manifestation zu Gunsten Portugals wurde von dem Gouverneur verboten. 9000 Republikaner ga­ben auf der portugiesischen Gesandtschaft ihre Kar­ten ab. Die Ordnung wurde aber überall aufrecht erhalten.

Portugal.

Lissabon, 2l. Jan. Nach den Regierungs­blättern schickte der König seinen englischen Orden der Königin Viktoria mit verbindlichem Dank zurück.

Aus Lissabon: Ueber den Kolouialstreit mit England wird jetzt ruhiger geurteilt , der fchließlichc Ausgleich nicht bezweifelt. Das britische Konsulat wurde am Sonntag von der Volksmenge angegriffen und das Wappenschild herabgerisscn. Minister Bar- rcs Gvmez sprach dem Gesandten sofort sein Be­dauern, erklärte, die Rädelsführer seien verhaftet und versprach die Wiederherstellung des Wappenschildes. Noch größer wie in Lissabon ist die Aufregung der Volksmenge in Oporto. Serpa Pimente!, der Füh­rer der konservativen Partei, hat die Neubildung des Ministeriums übernommen.

Zum englisch-portugiesischen Konflikt wird nun berichtet, daß Portugal die europäischen Mächte zu einer Konferenz einladeu und, falls dies scheitern, den langen Weg der Verhandlungen mit Großbri­tannien wegen der Gebiete zwischen Nyassa und Zambesi einschlagcn werde. Der neue Minister des Aeußern wird die diplomatischen Vertreter im Aus­lände entsprechend instruieren und hat schon den Berliner und Wiener Gesandten nach Lissabon be- schiedeu.

R u m ä ii i e n.

Bukarest, 18. Jan. Unter den Truppen ist eine bedenkliche Augenkrankheit ausgebrochen. Ueber 100 Soldaten sind erblindet: die Erkrankungen nehmen täglich zu.

Amerika.

Newyork, 20. Januar. Der Wortlaut des Samoavertrages wurde heute veröffentlicht. Er er­klärt die Samoa-Inseln für neutral. Die Angehö­rigen der Signatarmächte haben gleiche Rechte. Die Unabhängigkeit Samoas wird anerkannt und festge­stellt, daß keine der drei Vertragsmächte irgendwelche besondere Kontrolle anszuüben berechtigt sind. Ma- lietoa wird als König anerkannt, die Bildung eines obersten Gerichtshofes angeorduet, bestehend aus den drei Mächten, und falls diese sich nicht einigen können, vom König von Schweden zu ernennenden Oberrichtern. Der Vertrag regelt die Bcsitzrechte des Landes und beschränkt daS Recht der Eingebo­tenen, Land zu verkaufen.

Die argentinische Regierung behauptet in einer Rote, die Auswanderer nach Ärgentenien, welche deutsche Dampfer benutzen, würden auf denselben schlecht behandelt. Na, das ist denn doch das erste Wort!

Afrika.

Nach Meldungen aus dem Sudan herrscht große Hungersnot und die Sterblichkeit ist eine sehr bedeutende. Alle Ansammlungen von Kriegern sind Infolge dessen zerstreut.

Kleinere Mitteilungen.

Frankfurt a. M., 17. Jan. Wie man seine Gläubiger los werden kann. Ein hiesiger Sportverein hatte erfahren, daß einer seiner Gläu­biger im Wege der Klage gegen ihn Vorgehen wolle. t)a gerade große Ebbe in der Vereinskasse war, be- chloß der Vorstand, eine Generalversammlung cin- giberufen und ihr den betreffenden Gläubiger als Ehrenmitglied des Vorstandes vorzuschlagen. Die Generalversammlung fand statt, der Vorschlag wurde leisällig ausgenommen, und der betreffende Gläubi­ger nicht allein zum Ehremitglied des Vorstandes, sondern sogar zum Ehrenpräsidenten ernannt. Mit dem Sitzungsprotokoll in den Händen, begab sich "och an demselben Abend die ganze Gesellschaft zu °em Gläubiger, um ihm den Beschluß mitznteilen.

Der Mann war darob so gerührt, daß er nicht bloß auf seine Forderung verzichtete, sondern auch noch 100 zum Besten gab.

Ein teurer Kuß. In Haßloch raubte auf einer Festlichkeit ein junger Mann einer Schönen, ohne deren stille oder laute Einwilligung, einen Kuß. Die gekränkte Schöne erhob Klage und der strenge Richter verurteilte den Räuber zu einer Entschädi­gung von 400 Mark. So erzählen ultramontane Blätter. Wie viele junge Mädchen giebt es, die sich für 400 Mark oder auch etwas weniger wider ihren Willen einen Kuß rauben lassen?

Hamburg, 16. Jan. Wie bereits gemeldet, ist Benthieu, der an dem Knaben Steinfatt den schrecklichen Mord begangen, heute hingerichtet wor­den. Als ihm gestern verkündet wurde, daß sein Gna­dengesuch abgelehnt sei, brach er zusammen und bald darauf legte er, nachdem er bisher hartnäckig ge­leugnet, ein reumütiges Bekenntnis ab. Er sagte, daß er im Leben immer schlecht behandelt worden sei und daß er aus Rache gegen die Menschheit die That begangen habe. Vor ihr sei ihm alles, auch der ihm begegnende Knabe, wie mit Blut übcrgossen erschienen, und in einem wollüstigen Triebe, zu mor­den, habe er ihn hingcschlachtct.

Was die Influenza einbringt. Die Firma, welche das Juflnenza-MittelAmipyriu" verkauft, hat dabei schon 400 000 ^ verdient. Die Selbst­kosten für das mit 25 H verkaufte Pulver betragen nämlich gerade einen einzigen Pfennig.

Den Jnflncnzakranken zu Dienst wird ein einfaches erprobtes Mittel bekannt gegeben. Dasselbe besteht in Anwendung von Wasser und Essig, im ersten Froststadinm in Form einer heißen Wicklung, so warm als ertragen wird: im zweiten Hitzestadinm in Form einer kalten Wicklung, beide­mal von den Armen bis zu den Schenkeln. Zn 110ü Liter Wasser wird M Liter guter Spcise- essig genommen. Im dritten Schweißstadium wird Stirne, Hals, Brust und Rücken mit einer Mischung von gleichen Teilen heißen Wassers und Essig ab- gcwaschen. Bei größeren Halsbeschwerden legt man noch besonderen Halswickel um. Ueber den nassen ist ein trockener Wickel, wenn möglich ein wollener Teppich oder arideres wollenes Tuch umzulegcn, in Ermanglung dessen ein baumwollener Zeug. Der trockene Wickel muß über den nassen reichlich hinaus- reichen und am Leibe anschließen. Der Kranke muß in demselben l'/e bis 2 Stunden zu Bett liegen. Der Wickel kann in hartnäckigen Fällen mich 1 oder 2mal wiederholt werden; meist genügt eine Anwen­dung. In vielen Fällen wird die Krankheit hie­durch gebrochen, in allen bedeutend gemildert. Lun­genentzündungen und andere schwere Erkrankungen müssen natürlich ärztlich behandelt werden. (T. Ehr.)

Ans Kuss st ein, 14. Jan., wird geschrieben: In Kirchbichl spielte der l4jährige Sohn eines Fabrikarbeiters mit einem Revolver. Der Junge ging mit den Worten:Ich muß dich setzt erschießen! ans seine Mutter zn. Er drückte los, und vcr Schuß drang der Unglücklichen ins Herz. Dieselbe war sofort tot.

Benthen (Oberschlesien). Der hiesige Ge­richtsvollzieher Schott wurde in Deutsch-Pinkar, wo er eine Zwangsvollstreckung vvrzunehmen hatte, in einem Wasserbottich ermordet aufgefunden. Geld und Akten sind bei der Leiche gesunden worden, nur die goldene Uhr fehlt. Es scheint ein Racheakt vorzulicgen.

Der Bankier Ephrussi in Paris kaufte am Tage der Ziehung der Panamalosc eine Nummer für 80 Franks; abends nannte er den daraus gefal­lenen großen Gewinn von 500,000 Franks sein eigen. Dabei ist der Acrmstc der Schwiegersohn des Barons von Rvihschild.

Zehnmal verheiratet. Ein Mann in Tenessce hat cs fertig gebracht, sich zehnmal zn ver­heiraten, nicht etwa, nachdem er seine Frauen durch Tod oder Scheidung zuvor verloren hatte, sondern seine zehn Frauen sind alle am Leben und er ist mir allen zehn zugleich verheiratet, ohne daß eine von der andern etwas wußte. Allerdings hat er sich für den unerlaubten zehnfachen Ehestand eine Anklage zugezogen, und seine zehn besseren Hälften treten nun als Zeugen gegen ihn ans.

Ehester, 12. Jan. «Eigentümlicher Selbst­mord). Unter eigentümlichen Umständen brachte, sich ein alter Mann namens Crawford letzter Tage in

Chester ums Leben. Nachdem er seinen besten An­zug, frische Wasche und Glacehandschuhe angcchan hatte, hing er eine schwarze Fahne nnS dem Fen­ster, legte eine Schiefertafel vor sich hi», aus welcher die Bitte stand, man möge ihn so begraben, wie man ihn fände und verschluckte daraus arsenikhaltt- gcs Insektenpulver. Als die Polizei ins HauS drang, fand sie den Alten als.Leiche vor.

Ein Stückchen Galgenhumor. Aus New- Dork wird berichtet: Die letzte Hinrichtung in For Worth, Texas, das durch die Menge seiner Mord- prozessc eine traurige Berühmtheit erlangt hat, ge­staltete sich zn einem Ereignis; von besonderem Glanze. Man glaubt nicht einer Exekution, sondern einem fröhlichen Familienfeste beizuwohncn. Der ver­urteilte Mörder Jim Bclly hatte die Bitte ausge­sprochen, einige Bekannteentladen" zn dürfen und dies war chm gewährt worden. In Folge dessen sandte er nicht weniger als 60 »ns seine Kosten ge­drucktenEinladungskarten" folgenden Inhalts ans: Theurer Herr und Bruder! Wie sic woht ver­nommen haben, bin ich von der Justiz dieses glor­reichen Landes mit dem ehrenvollen Anstrage bedacht worden, eine Forschungsreise ins Jenseits zn unter­nehmen. Ich konnte nicht umhin, dieses Ersuchen anznnehmen. Da ich am 17. Januar, Morgens 6 Uhr die Reise ant:ete, per Strick, dies ist der nächste Weg. so möchte ich Sic hierdurch zu einer kleinen Abschiedsfeier am Abend des 16. einladeu. Die abgelegene Gegend, von wo aus meine Reise erfolgt, zwingt mich Sic zu ersuchen, einiges Ge­tränk w. mitzubringcn. Aus sicheres Erscheinen hofft Jim Kelly." Aus diese Einladung hin hatten sich 27Kollegen" cingefunden, die in der Halle des Gefängnisses mit den Beamten und dem Verurteil­ten zechten, bis der letztere bei Tagesanbruch in aller Fröhlichkeit Abschied nahm und seine große Reise ins Jenseits mit einer Tapferkeit antrat, die alle gelade­nen Gaste mit Entzücken erfüllte. Obgleich in den Kreisen derDesperados" in der Umgegend von Forth Worth dies Stückchen Galgenhumor begeister­ten Anklang gesunden hat, sodaß der nächsteRei­sende" ohne Zweifel einen ähnlichen Antrag stellen wird, hat die Regierung beschlossen, einen solchen nie wieder zn genehmigen.

Handel L Verkehr.

Stuttgart, 20. Januar. (LandeLproduktcu örse, Weizen azima ^ 22.25, wetteraner 22.30, Landmcizen 4L 22.40, rumänischer^ 21.8022.25, Kerne» obcrläudischer -E 23, Gerste, rumänische 19.75, Haber In 4C I6.M, dito 15.

Stuttgart, 20. Jan. Die Gcsaiinlieferiiug an Steinkohlen für die württ. Staatsciseubnhnen vro 189o, welche dieser Tage von der Verwaltung vergeben wurde, beträgt 130 000 Tonnen (1889 120000 Tonnen!. Die Preise sind um 50 Prozent hoher als im Vorjahr; der Mehram- wand beträgt daher rund I Million Mark. Ter Bedarf wird von der Ruhr und von der Saar bezogen.

Stuttgart, 18. Jan. Preise auf dem Wochen- markt. 1 Pfund süße Butter ^ 1.20 1.3 >, 1 Pfd. saure Butler 1.10-1.20, 1 Pfd. Rindschmatz 1.30, I Pfd. Schweineschmalz 75 4, 1 Pfd. Ochsenfleisch 74 4. 1 Pfd. Nindflei ch 65 4, i Pfd. Schweinefleisch 75 4, 1 Pfd. Kalb­fleisch 70 4, 1 Pfd. Hammelfleisch 70 -, 1 Zlr. Heu 2.70 bis 3.10, 1 Ztr. Stroh 1.W - 2.2 >

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