Gcschästslcutc, welche ihre Hoffnungen auf denselben zu fetzen pflegen, sind fall alle bitter getäuscht mor­den. Hauptursache des schlechten Nenjahrsgeschüstes ist die Influenza, von der wohl ein Drittel, sicher ein Viertel aller Pariser befallen morden ist. Kein Hans, keine Familie ist von dieser Seuche verschont, wenn auch der weitaus größte Teil der Befallenen mit wenigen Tagen Krankheit davonkommt. Aber auch die großen Betriebe find durch die Krankheit schwer geschädigt, mehrere der riesigen Modenwarcn- lager berechnen ihren Schaden auf Millionen. Sehr heftig wütet die Influenza auch in New-Hork, wo eine tägliche Todcszifser von 250 Personen er­reicht ist. Im deutschen Reiche tritt die Krankheit jetzt am stärksten in den Südstaaten auf. In Würt­temberg scheinen die meisten Erkrankungen vorzukom­men und Militär und Berwallnng ganz dezimiert zu sein.

Italien.

Rom, 8. Jan. König Humb crt übersandte dem Kaiser Wilhelm anläßlich des Ablebens der Kaiserin August a ein überaus herzlich abgefaßtes Beileidstelegramm. Der Ministerpräsident Erispi übermittelte dem Kaiser eine Kundgebung der Teil­nahme im Namen der Regierung.

Pa via, 7. Jan. Der Po ist über seine Ufer getreten, der Damm bei Mezzanins ist zerstört, wo­durch 10 Häuser cingestürzt sind. Auch die Ortschaft Bnsea ist bedroht.

England-

London, lO. Jan. Die von derLimes" gemeldete Niedermctzclung von Gefangenen in Si­birien wird bestätigt, der Zar hat eine strenge Un­tersuchung augeordnet

Die cnglische Regier u n g hat die Aufhebung des Schulgeldes in den Volksschulen in Aussicht genommen. Dw Kosten dieses Schrittes betragen 40 Millionen Mark pro Jahr, können aber durch Ueber- schüsse leicht gedeckt Werden.

Was den Konflikt zwischen England und Portugal anlangk, wird demDaily Telegraph ans Berlin von zuverlässiger Seite gemeldet, daß dic por­tugiesische Regierung die Absicht habe, die Hand­lungen des Major Serpa Pinto im Nyassa Gebiet zu desavouieren und England Genngthming zu ge­ben; wahrscheinlich geschehe dies infolge eines freund­lichen Rates ans Berlin.

Spanien.

Madrid, 10. Jan. Es verlautet, daß der gestrige Ministerrat auch über die eventuelle Thron­folge beriet. Die Minister sprachen sich dahin aus, daß die königliche Gewalt keinen Augenblick unter­brochen sein dürfe. Im Falle des Ablebens des Königs würde die Krone unmittelbar ans die Prin­zessin Marie Mercedes nntek der Regentschaft der Königin-Mutter übergehen.

Die Zahl der Jnslnenzaerkranknngen in Bar­celona hat Angenommen, sie beträgt nun gegen 52000, darunter zahlreiche Todesfälle.

Rußland.

Rußland hat mit seinem ewigen Hetzen gegen Bulgarien bei den Mächten kein Glück. Der neueste Versuch Rußlands, gegen die bulgarische Anleihe Ein­sprache zu erheben, ist in London, Wien und Paris gründlich fehlgeschlagen.

Amerika.

Die provisorische Regierung der Republik von Brasilien dekretiert flottweg. Das neuste Dekret ordnet die Trennung der Kirche vom Staate an und garantiert die religiöse Gleichstellung. Das scheint denn doch ein sehr gewagter Erlaß zu sein. Eine weitere Ordre erklärt, daß alle durch das Kaiserreich bewilligten Pensionen weiter gezahlt werden sollen. Letzteres war eigentlich selbstverständlich.

Afrika.

Deutsche Küche in Ostasrika. Aus dem Privatbriefe eines Schlesiers, der bei den deutschen Schutztruppen in Pangain steht, werden folgende interessante Mitteilungen bekannt:Wie ich schon schrieb, bin ich Küchendirektor, ein wenig angenehmes Geschäft. Unser Koch, ein Schwarzer, ist sehr unrein­lich und dem Trünke ergeben und seine beiden Gat­tinnen, welche auch in der Küche beschäftigt sind, dito. Außerdem sind seine Kenntnisse in der edlen Kochkunst sehr minderwertige, es ist aber bereits ge­lungen, ihn einigermaßen anznlernen und so essen wir im Großen und Ganzen gut. Morgens giebts Kaffee und frisches Brod, wir haben jetzt einen grie­

chischen Bäcker, kalten Braten, mitunter Eier. Mit­tags 12 Uhr Suppe, zwei Gerichte, Reis und Kaffee, Abends 7 Uhr desgleichen. Wenn ich Zeit habe, koche ich auch mitunter selbst. Beispielsweise habe ich eine Remouladcnsaucc erdichtet, die sich des all­gemeinen Beifalls erfreut. Alle zwei bis drei Tage wird geschlachtet, Rind, Hammel oder Ziege, Kalb und Schwein giebt es nicht. Leider wird auch das Fleisch bei der großen Hitze immer schnell sehr schlecht. Auch einen Garten haben wir uns angelegt und ha­ben neulich die ersten Radieschen, Rettig und grünen Salat gegessen. Nächster Tage sind die Gurken ge­nießbar. Wir haben zwar alle Tage Gurkensalat, aber aus afrikanischen Gurken fabriziert. Dieselben sind sehr hart und viel weniger schmackhaft als die europäischen. Milch und Butter sind trotz unserer großen Heerde rare Artikel, da wir keine Milchkühe darunter haben, auch geben die hiesigen Kühe weniger Milch als die unsrigen. Die engagierte Milchwirt­schafterin, ein altes Negerwcib, hat uns neulich die erste Butter präsentiert, sie war aber nach unseren Begriffen völlig ungenießbar, ganz flüssig und nach Ranch schmeckend. Ferner haben wir einen großen Hühncrhos, aber die Tiere legen nur sparsam Eier. Wenn wir Pro Tag sechs Stück erhalten, so ist das schon sehr viel. In der Stadt sind mitunter auch Eier zu kaufen, sie sind aber sehr teuer. Unsere Küche ist bis jetzt noch sehr primitiv, ein Herd existiert vor der Hand noch nicht, es wird alles aus der Erde über offenem Feuer gekocht. Nächstens bekommen wir aber eine neue, elegante Küche mit Herd. Un­sere Wäscherei ist leider eine sehr mangelhafte. Ein indischer Wäscher besorgt die Sache, d. h. er legt die schmutzige Wäsche in Wasser, dann kommt Waschblau hinzu, bann wird getrocknet und etwas geglättet und die Wäsche ist fertig. Dafür bekommt er monatlich pro Mann l > M Diese Waschprozedur nimmt immer 14 Tage in Anspruch. In der letzten Zeit hat der Mann sich allerdings etwas gebessert, nachdem ein­zelne Herren sehr intensiv mit ihm privatim ge­sprochen haben.

Kleinere Mitteilungen.

Ein Frankfurter Bürger kaufte im vorigen Jahr in einer Wechselstube 25 Türkcnlose und nahm darauf vor einiger Zeit einen Vorschuß, Als am vergangenen Sonnabend die Einlösung des Depots erfolgte, stellte sich heraus, daß unter den Losen sich dasjenige befand, aus welches in der am 1. Dezember stattgehabten Ziehung der Haupttreffer von 600000 Franks gefallen war. Der glückliche Gewinner soll vor Freude ohnmächtig geworden sein.

Aus Würzburg wird über eine unglaubliche Rohheit geschrieben: Eine Belohnung von 30 hat der llnterfränkische Tierschntzverein für denjenigen ansgesetzt, welcher ihm den Aufenthalt des Dicnst- kncchtes Christof Gnmbmann ans Mitteldors mit­teilt. Derselbe war bei einem Kutscher in Dienst und hat einem Pferd die Zunge abgeschnitten, weil es diese immer zum Maul hcraushängen ließ.

Ravensburg, 7, Januar. Ein nicht unbe­mittelter Bettler wurde am letzten Sonntag in Nie­derbiegen von einem hiesigen Landjäger verhaftet. Bei der Durchsuchung des Bettlers stellte sich laut O. A. heraus, daß derselbe 807 89 ^ in Gold

und Silber-, Nickel- und Kupfermünzen bei sich batte. Diese Summe will der Bettler im Lause einiger Jahre zusamnicngebelteit haben.

Vom Lande, 5. Januar. In einer größeren Stadt des Landes befahl der Postvvrskand den An­gestellten, alle Neujahrs-Gratulationskarten mit an­stößigem Text oder mit unsittlichen Bildern nickst zu befördern, wodurch ein großer Stoß solcher Kauen sich anhüufte, der, wie wir erfahren, nach Stuttgart geschickt wird, um dort Vernichter zu werden.

Gesundheitspreis. Tie Marschallin der Heilsarmee, Frau Booth-Chibborn, die an einem Krebsleiden erkrankt ist, hat einen Preis von 100 000 Frks. für denjenigen Arzt, der ihre Gesundheit wie­der Herstellen würde, ausgesetzt.

In Berlin hat sich eine Frau Tegtmcver mir ihrem Kind, einer 9jährigen Tochter, aus Nah­rungssorgen umgcbracht.

Tcmcsvar, 5. Jan. In der TcmeSvarer Kathedrale hat sich am Sonntag vormittag, als die Gläubigen nach der Messe bereits im Auseiuander- geheu begriffen waren, plötzlich ein junger Mann mit einem Revolver erschossen. Derselbe, ein Färber Namens Andreas Baum, der seit längerer Zeit be­

schäftigungslos war, beging die VerzwcisluugSlbat wegen seiner bedrängten materiellen Lage. Die Ka­thedrale wurde sofort geschlossen und wird nur nach erfolgter Ncueinweihnng ihrer Bestimmung wieder gegeben werden.

Handel «k Berkehr.

Nagold.

SlhrilrllMlHrrkrljr im Jahr 1889.

Verkaufte Durch- Tnnnne Frnchtgattung. Menge. - schnittspr.! de-:- ErlöscS

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Gerste ....

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Erbsen . .

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Minsen-Gerste . .

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Roggen-Weizen .

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Zus.:

t 3,606

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54

Zur Beurkundung

Schraunenvorstand :

2 cholde r.

Falsche Einmarkstücke sind seit einiger Zeit in fast allen Teilen des Reiches, namentlich aber in den großen Städten verbreitet. Die Stücke tragen die Jahreszahl 1885. Ihre Prägung ist so genau, daß es großer Aufmerksamkeit bedarf, um sie von den echten zu iiiiterscheiden. Ferner sind auch gefälschte Thaler mit der Jahreszahl 1885 im Umlauf. Bei diesen ist der Klang nur so wenig abweichend, daß ein seines und geübtes -Ohr dazu gehört, um den Unterschied hcranszuhören. Nur das Aussehen ist verdächtig wegen des bleiartigen Glanzes, der den falschen Stücken eigen ist. Auch haben die Münzen ein geringeres Gewicht als d>c echten.

Schwarze Seidenstoffe von Mk 1.25

bis 18.65 p. Met. glatt u. gemustert (ca. 180 versch. Qual. vcrs. roden- und stückweise Porto- und zollfrei das Fabrik-Döpüt T. Usiwshsrx s.K. u. K. Hoslics.j Lüricb.s Mnstce'nmgehcnd. Briefe kosten 20 Pf. Porto

^11 wurden bei der jüngst cpidc-

misch aufgetrercue» lulknvuiür, Faißs ächte ZoLener Miicral-Pallillen nult außerordentlichem Er­folge cmgewcndci. Auf Bcrordimug der Herren Aerztc wur­den die Pastillen, in heißer Milch aufgelöst, von dem Kran­ken in wiederholten (haben genommen und allgemein beob­achtete man, daß die Schleimiöinng eine äußerst .eichte und der Perlons der Krankheit ein sehr günstiger und raichcr war.

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Reduktion L Expedition.

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