Kaufmann F. Rometsch bei der Nachricht von seiner Wahl zum Gemeinderat vom Schlage gerührt wurde und hente morgen verschieden ist.
Freudenstadt. Das neue Dampfsägewerk vcr Herren Bernhard u. Brüder ist nun vollendet und seit 9. d. im Betrieb. Die ganze Anlage macht aus den Laien wie Fachmann einen vorzüglichen Eindruck. Zum Betrieb des Werkes dient eine 35pferd. Dampfmaschine. Um sich einen Begriff von der Leistungsfähigkeit des Werkes zu machen, sei hier angeführt, daß dasselbe im stände ist, täglich einen Doppelwaggon Bretter zu schneiden und giebt dieser Umstand auch gleichzeitig ein Bild von dem enormen Holzquantum, welches das Werk jährlich verschlingt, wenn es täglich im Betriebe ist. 4—6 Fuhrwerke haben wohl jeden Tag vollauf zu thun, um dasselbe mit Holz zu versorgen.
Sulz a. N., 20. Dez. Leider ist die in mehrere Zeitungen übergegangene Nachricht, daß im hiesigen Bohrloch mit 820 Meter die Steinkohlensor- mation erbohrt und bereits Kohlenschiefer ans Tageslicht befördert sei, als irrtümliche zu bezeichnen. Jedenfalls ist es erfreulich, daß sich endlich ein Schichtenwechsel zeigt, aber zum Frohlocken ist durchaus noch kein Grund vorhanden.
Suttgart, 23. Dez. In Württemberg werden, der „Köln. Ztg. zufolge, von den Centrums- Abgeordneten in Aalen-Ellwangen (13.) Graf von Adelmann und in Biberach-Leutkirch (16.) Erbgraf v. Neipperg eine Wahl nicht mehr annehmen. Im 15. Kreise (Ehingen-Laupheim) ist Landrichter Gröber, im 17. Wahlkreise (Ravenburg-Saulgau) Stadtpfarrer Göser von Saulgau wieder aufgestellt worden. Für Rottweil-Tuttlingen, wo seither Demokratie und Kartell in heißem Kampfe und mit wechselndem Glück um das Mandat kämpften, das Centrum aber cs bis jetzt noch nie zur engeren Wahl gebracht hat, ist bisher kein Centrumskandidat aufgestellt worden.
Im Widerspruch zu anderen Mitteilungen über den Attentäter Müller in Ludwigsburg wird jetzt folgendes mitgeteilt: Die Voruntersuchung ist schon seit mehr als 14 Tagen geschlossen. Die Akten befinden sich in den Händen der Stuttgarter Staatsanwaltschaft. Das Ergebnis der Hauptverhandlung wird wahrscheinlich eine Freisprechung des Beschuldigten sein, wegen krankhafter Störung der' Geistes- thätigkeit desselben zur Zeit der Begehung der, That. Müller, welcher, wie die Untersuchung ergeben i hat, geistig nicht frei ist, hat unter dem Eindruck! von Wahnvorstellungen gehandelt, wie sie bei krankhaft veranlagten Menschen dieser Art sich häufig ^ finden. Fatal für die Anklage ist der Umstand, daß ^ das Geschoß, welches Müller aus einem Revolver: primitivster Sorte aus den Prinzen Wilhelm abseuerte,' absolut nicht mehr aufzufinden war, obwohl der Garten und die nächste Umgebung der Villa Marienwohl auf das Sorgfältigste darnach untersucht wurden: Müller behauptet indessen mit größter Bestimmtheit, mit einer scharfen Patrone geschossen, den Wagen des Prinzen aber nicht zum Ziele genommen zu haben. Die Hauptverhandlung steht nahe bevor.
Aus Elsaß-Lothringen wird geschrieben: Zur Zeit ist man damit beschäftigt, der deutsch-französischen Grenze entlang, soweit diese durch bewaldete Gelände führt, also namentlich in den Vogesen, durch Abholzung eine 4 Meter breite freie Zone herzustellen. Tie Auslichtnng wird nach der zwischen der deutschen und der französischen Regierung getroffenen Vereinbarung in der Weise vorgenommen, daß auf jeden der beiden Staaten 2 Meter kommen und Sie Grenzlinie genau in der Mitte läuft. Nach Vollendung der Arbeiten dürsten unfreiwillige Grenz- überschreitungen, welche bisher beiderseits auch bei der größten Vorsicht und Aufmerksamkeit nicht vermieden werken konnten, nicht leicht mehr Vorkommen.
In Leipzig liegen nach den Angaben der j Acrzte 12 000 bis 12 500 Personen an der Influenz« , darnieder.
Aus Thüringen, 19. Dezember. Die heute > Nachmiltag bei der Saalbahn - Verwaltung Plötzlich ! ci»getroffene Absage des Kafferbesuches hat sehr be- trübend überrascht. Alles war schon zum festlichen ^ Kaiscrcmpsang vorbereitet, die Stadt Kahla besonders i prächtig geschmückt, die Kriegervereine und Tausende i anderer Fcstgenossen angekommen, die Zeitungen i dringen ihre Begrüßnngsartikel und mit einemmale
ist das alles vergeblich. Gerüchte wollten von einer Erkrankung des Kaisers an der Influenza wissen.
Berlin, 20. Dez. Aus Hofkreisen verlautet, der Kaiser sei von leichter Influenza befallen, ist indessen wieder genesen.
lieber eine Allarmirung in Potsdam berichtet
gewissermaßen zum Kampfe aufzufordern. Diese teuflische Verwegenheit, welche gegen Gott und Heiland nichts auszurichten vermag! läßt ihren tiefen Haß und ihre satanische Wut an der Kirche und an ihren Söhnen aus. Weiter ermutigte der Papst die katholische Welt, ihren Pflichten treu zu bleiben und
die dortige Zeitung: Am Mittwoch Abend 9 Uhr kündigte eine Encyclika über die katholischen Pflichten wurde das Gardes du Corps-Regiment vom Kaiser an. Diese bestehen in der Liebe zur Kirche, in der
nach der Kaserne der dritten Eskadron allarmiert.
Eine heillose Verwirrung entstand bei der Leib-Es- kadron, die zunächst ein falsches Ziel verfolgt hatte und später im sausenden Galopp die richtige Wendung machte. Hierbei kamen verschiedene Unfälle vor.
Der Weg, den die Riesenreiter machten, wurde gekennzeichnet durch einzelne Uniformstücke, Panzer,
Helme, zerbrochene Lanzen u. dergl. Noch am an- ^ deren Morgen kehrten desertierte Pferde allein von ! ihren nächtlichen Ausflügen in die Kaserne zurück.
i Schweiz.
l Die eidgenössischen Assisen in Neuenburg ! haben die Anarchisten, welche am 18. August das bekannte Manifest verbreitet hatten, einstimmig freigesprochen. Die als Zeugen geladenen Anarchisten haben sich im Verhör als freche Lügner entpuppt.
Eine junge Anarchistin, die vom Präsidenten aufgefordert wurde, die Wahrheit zu sagen, erklärte einfach: „Wo ich es für nützlich finde, werde ich lügen!"
Oesterreich -Ungarn.
Die Influenza hat in den Schulen Wiens eine derartige Verbreitung angenommen, daß die Schließung sämtlicher Bürgerschulen bis zum 2. Jan. angeordnet worden ist.
Prag, 23. Dez. Die Organe der Alt- czechen publizieren eine Resolution des Tukyclubs, welche das Fernbleiben der deutschen Abgeordneten vom Landtage bedauert. Der Landtag würde die Wünsche und Vorschläge der Deutschen ohne Voreingenommenheit (?) geprüft und die Gleichberechtigung sowie den Ausgleich beider Volksstämme angestrebt haben, der für Böhmen und das gesamte Reich gleich notwendig sei,
Pest, 24. Dez. Die Petroleum-Raffinerie zu Kronstadt (Siebenbürgen) breunt seit 2 Tagen.
Budapest, 23. Dez. Im Munizipalausschuß wird ein Antrag aus Verleihung des Ehrenbürgerrechts für Kossuth vorbereitet, klm dem Antrag die politische Spitze zu nehmen, will die loyale Majorität gleichzeitig die Verleihung des Ehrenbürgerrechts an Ändrassy und Tisza beschließen. Als Tisza von diesem Vorhaben erfuhr, lehnte er für seinen Teil ab. Gleichwohl wird auch er diese Auszeichnung erhalten. Frankreich.
Paris, 23. Dez. Die Influenza, welche sich bereits in den Provinzen ausbreitet, wütet hier in unerhörter Weise. Die Blätter geben die Zahl der bisherigen Erkrankungen in Paris auf 600 00O an.
Es ist noch keine Aussicht vorhanden, daß das Einfuhrverbot für ausländisches Vieh in Frankreich demnächst aufgehoben werde. Der französische Ackerbaumeister hat am Sonnabend eine darauf bezügliche Interpellation dahin beantwortet, daß er forifahren festen Fuß gefaßt zu haben, deun in mehreren großen werde, das französische Vieh gegen die Einschleppung Ladengeschäften ist die Hälfte der Angestellten krank.
Vollbringung von Werken zu gunsten des Glaubens und der Kirche, im Gehorsam und der Einigung der kirchlichen Oberhäupter, sowie in der gegenseitigen Liebe und Eintracht und in der Erfüllung der Gebote Gottes und der Kirche.
Dem „Deutsch. Tgbl." wird aus Rom gemeldet, daß dort das Gerücht geht, die linke Körperseite des Papstes sei gelähmt. (?)'
In einer Baumwollniederlage in Genua warum Freitag eine Feuersbrunst ausgebrochen, durch welche gegen 1500 Ballen Baumwolle vernichtet oder beschädigt worden sind.
Belgien.
Brüssel, 23. Dez. Die Zahl der streikenden Bergleute im Hennegau stieg ans 10,000.
Bulgarien.
Belgrad, 24. Dezember. Die hiesigen Blätter behaupten mit aller Entschiedenheit, daß man in Bulgarien für den Fall eines Krieges mit Rußland entschlossen sei, die Festung Widdin an Oesterreich abzutreten.
England.
London, 20. Dez. Hier eingetroffenen Nachrichten zufolge wurde Japan neuerdings von einem verheerenden Taifun heimgesucht, 67 Schiffe sind gescheitert, über 200 Seeleute ertranken, viele Hundert Häuser sind eingestürzt und begruben zablreichc Menschen.
- London, 23.Dez. „Times" meldet aus Sansibar, 22. Dez.: Der Dampfer „Mansurah" ist gestern angekommen, um das Gefolge Emins, 99 Männer, 133 Frauen und Kinder, in Mombassa einzuschiffen und nach Egypten zu führen. Emin geht cs besser, jedoch ist er noch nicht rciscfähig. Dr. Parke ist auch etwas besser.
Ein salomonisches llrteil. Man schreibt aus London: Die irische Jury, welche einst einen Angeklagten freisprach mit dem Bemerken, daß er es (das Vergehen, dessen er beschuldigt war) nicht wieder thun dürfe, ist übertroffen worden von einer wallisischen Jury in Cardiff, welche dieser Tage einen Angeklagten freisprach, obwohl er wiederholt beteuert hatte, daß er schuldig sei. Der Wahrspruch der Jury lautet wörtlich wie folgt: „Wir kennenden Angeklagten als einen solch' heillosen Lügner, daß, wenn er sagt, er sei schuldig, der stürkstmöglichste Beweis vorhanden ist, daß er unschuldig ist."
Im Hinblick auf die afrikanischen Streitigkeiten mit Portugal haben drei englische Kriegsschiffe Befehl erhalten, nach der Delaguabai zu gehen. Der Zwist wird wohl durch ein Schiedsgericht beendet werden. — Die Influenza scheint auch in London
ansteckender Krankheiten zu schützen, er könne daher das Einfuhrverbot nicht aufheben, wenn auch manche Interessen dadurch geschädigt würden.
Italien.
Rom, 24. Dezemb. Heute Mittag fand beim Papste der Empfang der Kardinale und Prälaten behufs Abstattung ihrer Glückwünsche zum Wcih- nachtssestc statt. Der Papst erwiderte die Ansprache des Aeltesten der Kardinale folgendermaßen: Der Wunsch nach dem Frieden, welcher zum Ausdrucke gebracht wurde, entspricht vollkommen der Lage. Man empfindet dieses Bedürfnis in der heutigen Zeit, welche für die Kirche nicht den Frieden, sondern Verfolgungen und den Kampf bedeutet. Die Thätig- keit der Kirche in der Welt und ihre heiligen Rechte werden insbesondere in Italien bekämpft und durch alle Mittel aus dem sozialen Leben verdrängt. Man greife alle katholischen Einrichtungen an, und zwar sowohl diejenigen, welche sich die Verbreitung und die Aufrechterhaltung des Glaubens in der Welt zur ^ Aufgabe stellen, als auch jene, welche dazu bestimmt j sind, das verschiedenartige menschliche Elend zu lin- ' dern. Man bekämpfe dieselben zu dem Zwecke, um > ihnen jeden religiösen Charakter zu benehmen und sich j derselben zu bemächtigen. Der menschliche Verstand
lieber den Ursprung der Krankheit verlautet übrigens aus Petersburg, daß .die mittelasiatische Eisenbahn sie aus Bokhara eingeschleppt habe, wo die turkesta- nischen Usbegs infolge ihrer Unsaubcrkeit beständig daran leiden.
Das Londoner Emin Pascha-Komitee fährt bedauerlicherweise fort, die herabsetzenden Briefe Stan- leys über Ewin Pascha, die doch ganz bestimmt an Entstellungen oder Jrrthümeru leiden, zu veröffentlichen. So wird jetzt ein langes Schreiben vom 31. August 1889 publiziert, in welchem Stanley sagt: „Als Jephson sich auf meinen Befehl von Emin Pascha trennte und zu mir kam, erfuhr ich zum ersten male, daß der Pascha nahezu 5 Jahre hindurch keine Provinz-Regierung oder Soldaten mehr hatte, daß er ungestört lebte und daß einige Untergebene sich zuweilen seinen Wünschen fügten, anscheinend, weil es ihnen an einem rechtmäßigen Vorwände fehlte, sich seiner gänzlich zn entledigen. Als Emin sich aber aus plötzlich erwachtem Optimismus wieder in die Gegenwart seiner Soldaten wagte, wurde er sofort festgenommen, beschimpft, bedroht und eingespcrrt." Letzteres ist nun in keinem Falle richtig. Stanley scheint damit die fatale Thatsache verdecken zu wollen, daß seine Ankunft für die Leute
erfrecht sich, sich gegen Gott aufzulehnen und Gott! Emin Paschas das Signal zum Aufstaude war.