Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für de« Oberamts-Bezirk Nagold.

W 134.

Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, Donners­tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägcrlohn) 80 4, in dem Bezirk 1-6 4, außerhalb des Bezirks 1 -6 20 4, Monats- abomiiment nach Verhältnis.

Donnerstag den 14. November

Insertionsgevühr für die lipaltige Zeile aus ge­

wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S 4, bei mehrmaliger je 6 4. Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

1889 .

Amtliches.

Die Gerichtsvollzieher

werden erinnert, Hcmptrcgister und Kassentagbücher pro 1890, welche ordnungsmäßig zu übcrschreiben sind, behufs Beglaubigung der Blattzahl in Bälde, spätestens, bis 1. Dezember d. I. hieher vorzulegen. Die Blattzahl ist nicht zn gering zu bemessen.

Nagold, den 8. Nov. 1889.

Oberamisrichter Daser.

' Nagold.

BekaunLmachnns.

Unter den Viehbeständen des

1. Johannes Kaupp,

2. Georg Guteknnst, Küfers,

3. Dionysius Ranschenbcrger,

4. Johannes Eisen, Kramers,

5. der Katharine Bacher's Witwe,

6. des Gottlob Nauschenberger,

7. des Johannes Helbcr, !

8. des Johann Georg Walz,

sämtlich in Haitcrbach, ist die Maul- und Klauen­seuche erloschen.

Den il. November 1889.

K. Obcramt. Amtm. Marquar t. ^

" IN a g v l d.

BeUiunnuachmrg Unter dem Viehbestand des Sonnenwirts Georg Ncüh leisen in Schönbronn ist die Maul­und Klauenseuche ausgcbroche«.

Den I I. Novbr. 1889.

K. Oberamt. Ämtm. Marquarl.

N a g o l d.

K e k a n n t m a ch u »z.

Unter den 2 Kühen des Johann Deuble in Emmingen ist die Maul- und Klauenseuche aus- gebrocherr.

Den 11. Nov. 1889.

K. Oberamt. Amtm. Marquart.

Nagold.

Air die HrUsvorsteHer:,

Reichstagswahl betreffend.

Die Ortsvorsteher werden hiemit angewiesen, die Auslagen, welche durch Übermittlung des Wahl­ergebnisses an das Oberamt erwachsen sind, binnen 6 Tagen hieher zu benennen.

Den 12. Novbr. 1889.

K. Oberamt. vr. Gugel.

Die erste Forstdienstprüfung hat u. a. bestanden: Louis Frey von Heselbach, OA. Freudcnstadt.

Ta ges-Nerrigketten.

Deutsches Reich.

Nagold. (Wasserleitung betr.) Auch dieser Gegenstand scheint nunmehr ernstlich in Fluß zu kommen und ist es bei der Wichtigkeit der Sache wohl angezeigt, ihn auch öffentlich zu besprechen. Daß eine Wasserleitung für das einzelne Haus und die einzelne Familie von großem Nutzen, nicht allein für die gewöhnlichen Bedürfnisse tagsüber, sondern auch in Beziehung auf die Feuersicherheit ist, wird, Wohl niemand bestreiten und doch giebt es heute ! noch Gegner der Hauswasserleitung. Einsender dieses will es hier versuchen, den Einwendungen dieser Gegner in Kurzem entgegenzutreten. Fürs erste wird behauptet, was brauchen wir eine Wasser-, leitung, wir haben ja Brunnen und Wasser genug, i

Wasser haben wir allerdings genug, aber nicht ge­nügend Brunnen, es fehlt z. B. an solchen in der Calwer-, Bahnhvf- und Altensteigerstraße. Die Be­wohner dieser Stadtteile sehnen sich schon lange nach Wasser und haben schon mehrfach um Abhülfe nach­gesucht, wurden aber immer mit Rücksicht auf den der Stadt entstehenden Aufwand auf bessere Zeiten vertröstet. Nun ist die Zeit gekommen, in welcher auch diesen Schmerzen abgeholfen werden kann, ohne daß es die Stadt auch nur einen Pfennig kostet. Wie schon früher an dieser Stelle bekannt gegeben wurde, haben nämlich die Gcmeindekvllegierfl bei der Beschlußfassung über die Einführung der Wasser­leitung ausdrücklich beschlossen, daß hiedurch der Steuerbeutel in keiner Weise belastet werden dürfe, daß sich die Wasserleitung vielmehr lediglich selbst zu ver- interessieren habe, d. h. daß eben diejenigen, welche sie einsühren, die Kosten derselben bestreiten müssen. Jeder, der nur halbwegs aus den Nutzen der Stadt aus ist, muß nun schon aus diesem Grund für eine Wasserleitung sein, denn fällt sie wieder durch, so muß die Stadt für die genannten Stadtteile die Leitungen legen lassen und hat dann mehrere Tausend Mark Aufwand u. doch kein einheitliches Netz, während sie im anderen Fall keinen Aufwand, aber eine Einrichtung hat, die noch überall, wo sie bis jetzt zn Stande gekommen ist, als eine segensreiche gepriesen wurde. Zum andern wird behauptet, wenn man die Wasserleitung habe, werden die Häuser feuch t. Dieser Einwand ist eigentlich so lächerlich, daß darüber kein Wort verloren werden sollte; als wie wenn eine Hausfrau den ganzen Tag den Hahnen laufen lassen müßte und verpflichtet wäre, ihre Küche zn überschwemmen. Gerade das Gegenteil ist der Fall, weniger Wasser wird verschüttet, weil jedes selbst ein kleines Gefäß unter den Hahnen gehalten und gefüllt werden kann, so daß es nicht wie seither nötig wird, daß die Ueberführung von einem Ge­fäß in das andere erfolgen muß und daß es auch nicht mehr vorkommt, daß Wasserträgerinnen mit ihren Gesäßen die Stegen hinauf oder heruntersallen und dadurch die Häuser feucht machen. Drittens endlich wird angeführt, die Dohlen müssen wegen der Wasser­leitung neu gemacht werden, sie können das viele Wasser das aus den Häusern komme, nicht ver­schlucken. Also auch hier wieder die Behauptung, als müßten die Hahnen den ganzen Tag offen ge­lassen und das Wasser den Schüttstein herunterge­lassen werden. Jede Frau wird wohl nur soviel Wasser der Leitung entnehmen, als sie braucht und soviel Wasser mußte sie auch seither haben. Sie wird also nicht mehr Abwasser liefern, als wie zu der Zeit, wo ihr das Wasser in die Küche .getragen wurden nd zu dieserder jetzigen Zeit wird noch niemand die Wahrnehmung demacht haben, daß ge­reinigte Dohlen das Küchenwasser einmal nicht ver­schluckt hätten! Thatsache ist, daß unser Dohlen­system äußerst mangelhaft ist und verbessert werden muß, aber daran ist die kommende Wasserleitung nicht schuld, sondern eben der traurige Zustand unserer Dohlen. Wenn man ziffermäßig Nachweisen wollte, welchen riesigen Aufwand das Reinigen und stetige Reparieren dieser Dohlen der Stadtpflege verursacht, dann würde jeder sagen, diese Geschichte ist faul, da muß gründlich abgeholfen werden. Dieses kann nach dem Dafürhalten des Einsenders nur dadurch geschehen, daß ein ganz neues, den Steigunasver- hältniffen der Stadt rechnungtragendes Dohlennetz mit Röhren angelegt wird, bei dessen Reinigung die Verwendung der Wasserleitung von großem Vorteil

wäre. Insofern nur kann sjmit der Wasserleitung und dem Dohlenwescn ein Zusammenhang konstatiert und dabei gesagt werden, daß es von großem Vor­teil, und was die Kosten anbelangt, viel billiger wäre, wenn, nachdem die Straßen wegen der Wasserleitung aufgerissen werden, auch gleich dem liebelstand mit den Dohlen abgeholsxn würde. Doch muß dies, wie be­reits bemerkt, nicht sein und darf daher auch nicht gesagt werden, die Herstellung der Wasserleitung bcdinged die Neuherstellung unserer Dohlen. Neben I diesen Einwendungen wird von den Gegnern noch alles mögliche hervorgesucht, um die Sache scheitern zu machen, und wenn man genan darnach sieht nnd aus-den Grund geht, so thun sie es meistens aus Eigennutz oder weil siedie zum Teil schon Brun­nen haben das Angenehme einer Wasserleitung andern nicht gönnen. Bei einem derartigen Unter­nehmen kann es sich übrigens um gar keinen Gegner handeln, welchen der Stadt erwächst, wie oben ausge­führt, lediglich kein Aufwand. Diejenigen, welche die Wasserleitung nicht einführen, haben daher auch nicht daran zu bezahlen und geht sie aus diesem Grund die Sache eigentlich gar nichts an. Doch nun die andere Seite. Die Wasserleitung ist nach den Wahrnehmungen an allen Orten, wo sie eingesührt ist, eine Einrichtung, die sich bewährt und nirgends mehr hergegcben würde, ja die ärgsten Gegner wer­den erfahrungsgemäß ihre größten Freunde und warum, weil das Wasser im Haus eine Wohlthat ist. Welch großer Nutzen ist die Wasserleitung namentlich für die Gewerbetreibenden, wie z. B. Bierbrauer, Bäcker, Metzger, Färber u. a. und wie leicht können Mißstände, daß z. B. die Dienstboten zu lange an den Brunen bleiben, daß die Frauen oft ohne Wasser sind, daß manche Frau lediglich wegen des Wasserholens ein Laufmädchen halten muß und endlich, daß das Vieh, wenn es Winters nicht an den Brunnen getrieben werden kann, von den Dienstboten oft nur zur Hälfte mit Wasser ver­sehen wird, abgeschafft werden, wenn wir die Haus­leitungen haben. Jede Familie, die sich in eine der ! angeführten Lage denken kann, oder sie schon mit- l gemacht hat, ist gewiß gerne bereit, die paar Mark, i die die Sache jährlich kostet, zu bestreiten. Endlich j ist in Beziehung auf die Feuersicherheit zu bemerken,

^ daß schon mancher Brand im Entstehen hätte ge- ! löscht werden können, wenn gleich genügend Wasser zur Stelle gewesen wäre und daß der Fall bei eine Wasserleitung auch nicht mehr eintritt, daß im j strengen Winter das Wasser in die Spritzen hinein­gefriert und solche deshalb nicht benützt werden können, so daß die Gefahr für das Weitergreifen des Feuers eine ganz bedeutende werden kann. Aus den zu erstellenden Hydranten kann ohne Spritze l direkt auf das Brandobjekt gespritzt werden und ist i bei dem großen Druck des Wassers ein Gefrieren i ganz ausgeschlossen. Wird sodann noch der Geld­nutzen für die Allgemeinheit und die Stadt in Be- - tracht gezogen, so können auch hier Vorteile ver- i zeichnet werden. Das erste wird wohl die Abschaf- ! fung der für viele so lästigen Pflichtfeuerwehr

> nnd die Wiedereinführung einer ganz freiwilligen ! Feuerwehr sein und fürs zweite wird die Stadt

nach Deckung des Anlagekapitals seinerzeit eine schöne fortlaufende Einnahme erzielen, die zum Nutzen der Stadt in Verminderung des Gemeindeschadens ver­wendet werden kann Ferner darf nicht vergessen werden, daß die Wasserleitung mit der Zeit einen ! Einfluß in Beziehung auf die Reinlichkeit in der

> Stadt und damit namentlich auch in gesundheitS-