Der Gesellschafter.

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Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, Donners­tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 83 -4, in dem Bezirk 1 <>>,

außerhalb des Bezirks l 20 Monals- abonncment nach Verhältnis.

Samstag den 9. November

ZMertionsgevühr für die Ispaltigc Zeile aus ge-

wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 4, bei mehrmaliger je 6 <1. Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben kein.

1889

Amtliches.

Nagold.

Die SLratzenunterhaltmrg betreffend

Diejenigen Ortsvorsteher, welche mit den Be­richten über die Führung und die Leistungen der Bezirksstraßenwärtcr im Monat Oktober d. I. noch im Rückstand sind, werden hiemit angewiesen, bei Wart­botenvermeidung Versäumtes ünverwcilt nachzuholen.

Den 8. November 1889.

K. Oberamt. Or. Gugel.

Unter anderen Lehrern haben sich durch Fleth und Leistungen ausgezeichnet und sind mit einer Prämie bedacht worden: Schullehrer Denblc in Oberjettingen und Unter- lehrcr Fritz daselbst.

Seine Königliche Majestät haben den Sekretär bei der Gcneraldirektion der Staatseisenbahncn Freiherr:: von Gültlingen wegen durch körperliche Gebrechen hcr- beigeführter Dienstunfähigkeit in den Ruhestand versetzt.

Tages-Neuigkeiiem.

Deutsches Reich.

- N a g v l d , 7. Nov. Homöop. Laien­

verein. Am letzten Dienstag abend hatte der Verein seine Monatsversammlung im Hirsch. Es sollen die­selben im kommenden Winter wieder regelmäßiger gehalten werden, als dies im letzten Sommer mög­lich war. Auf der Tagesordnung stand die in letzter Zeit so viel Aufsehen erregende Wasserkur des Pfar­rers Kneipp in Wörishosen. Obwohl nun dieses Ver­fahren mit der Homöopathie eigentlich nichts zu thun hat, so hat es der Vereinsausschuß, angesichts der großen Heilerfolge, welche Kneipp auszuweisen hat, doch für nützlich gefunden, in den Versammlungen näher auf die Sache einzngehen. Der Homöopath Frölich von Nagold verwertet schon seit einiger Zeit die Kneipp'schen Anwendungen in seiner Praxis und wie wir hören, nicht ohne Erfolg. Am Andreas­feiertag wird Herr Vereinssekretär Zöppritz aus Stuttgart im hvmöop. Verein einen Vortrag über: Erkälttichkeit, Erkältung, Rheumatismus und Gicht halten und wird näheres hierüber noch im Gesellsch. bekannt gemacht werden.

sf Ehningen im Gäu. Forstwächter Mack, ein pflichtgetreuer Diener des Staats, früher längere Zeit in Oberjettingen, ist unerwartet schnell aus dem Leben geschieden. Letzten Samstag, abends lls7 Uhr, wurde derselbe auf dem Heimweg, ca. 100 Schritte von seiner Wohnung entfernt, von einem Herzschlag getroffen, stürzte auf offener Straße zu Boden und gab den Geist auf. Die Krieger- Vereine von Ehningen und Oberjettingen, von letzte­rem Ort auch eine stattliche Anzahl Ehrenmitglieder und sonstige gute Freunde, gaben ihm bei seinem Begräbnis ein ehrenvolles Geleite. Amtskollegen trugen den reich geschmückten Sarg zu seiner letzten Ruhestätte. Friede und Ruhe seiner Asche!

Die Frau, welche am 30. Olt. in Bondorf von einem Pferd geschlagen wurde, ist ihren Ver­letzungen erlegen.

Freudenstadt, 4. Nov. Der in diesem Jahre in unserer Nachbargemeinde Dornstetten zur Verteilung gelangende Bürgernutzen wurde durch Beschluß der Gemeindekollegien auf 80 ^ bar Geld und 4 Rm. Scheiter, 4 Rm. Stockholz und 50 Wel­len festgesetzt, im vorigen Jahre betrug derselbe 75

In Freudenstadt dagegen beläuft sich derselbe in den letzten Jahren 35, 30, 25 und 20 wo­gegen solcher in früherer Zeit mehr als das Drei­fache betragen hat. Die Verminderung hat seinen

Grund darin, daß die Stadtgemeinde durch Erbau­ung einer eisernen Wasserleitung und einer Bahn- hoszufahrtsstraße stark belastet wurde, auch hat die Zahl der nutzungsberechtigten Einwohner sich ganz bedeutend vermehrt.

Freuden st adt, 4. Nov. Ans Anregung einiger Herren wurden zum Zweck der Herstellung einer künstlichen Eisbahn 400 gezeichnet. Auf Grund dieses erfreulichen Ergebnisses hat der Ge­meinderat beschlossen, in der Nähe des Feuersees ein der Stadtgemeinde gehöriges Areai von N/s Morgen zur Verfügung zu stellen und für den kom­menden Winter daselbst eine zweckmäßige Eisbahn, anzulegen. ^

Stuttgart. Mit Genugthuung wird es ^ ausgenommen werden, daß die Regierung dem näch­sten Landtag auch eine Vorlage für den Bau wei­terer Sckundärbahueu, mit welchem ja schon wäh- ^ rend der letzten Session durch die Genehmigung der proponierten Bahnen Nagold-Altcusteig und Reut- lingen-Honan der Anfang gemacht ist, zugehen lassen ^ will, sowie eine Vorlage, betr. Vermehrung des ^ Fahrbetriebsmaterials. Welch' kolossale Anforderun- ^ gen in dieser Beziehung an die Eisenbahnverwaltung gestellt werden, kann man daraus entnehmen, daß erst pro 1889,91 die Neuanschaffung von 35 Loko­motiven, 77 Personen- und 472 Güterwagen geneh-l migt worden ist. Wenn zu all' diesen Creditforde- j rungen endlich auch noch diejenige ,für den Bau von Verbindungsbahnen zur Entlastung des Stutt- i garter Bahnhofs kommt, wird man nicht sagen kön­nen, daß unsere Eisenbahnverwaltung die Hände in den Schooß legt.

Stuttgart, 3. Novbr. Der Schwäbische Fraueuverein hat einer Aufforderung desDeutschen Allg. Frauenvereins", dahingehend, sich einer Peti­tion an den deutschen Reichstag um Zulassung von Frauen zum Studium an Universitäten anzuschließen, nicht Folge geleistet. Der Schwäb. Frauenverein schlug das Ansinnen bezüglich der Reichstags-Peti­tion rundweg ab, will aber doch den Frauen eine, gründlichere wissenschaftliche Bildung geben und be­fürwortet die Gründung von Lyceen für Mädchen. Der Frauenverein verfügt über ein Vermögen von 89,201 die Aktiven betragen 160,443 die: Passiven 72,242 ^ Die Einnahmen betrugen 28,571 die Ausgaben 28,153 ^

Stuttgart, 6. Nov. Ueber den Atte n- tatsprozeß erfahren wir, daß Martin Müller! noch im Amtsgerichtsgefängnis zu Ludwigsburg ^ verhaftet ist und fast täglich von dem Oberamtsarzt,! Medizinalrat Dr. Christmann, bezüglich seines Gei­steszustandes beobachtet wird. Die Untersuchung soll sich gegenwärtig hauptsächlich mit Herbeischäffung von Materialien aus früherer Zeit beschäftigen, die über den psychischen Zustand des Thäters Aufschluß zu geben geeignet sind. So viel verlautet, liegt be­reits eine Fülle von Material vor, welcher mit ho­her Wahrscheinlichkeit dafür spricht, daß der Thäter schon seit sehr vielen Jahren ein scheuer, verschlos- > sener, absonderlicher und schwer zu behandelnder Mensch voll von Mißtrauen gegen seine Umgebung und auch gegen seine nächsten Angehörigen war und ist, und daß derselbe von Wahnvorstellungen be­herrscht worden ist, welche im Laufe dieses JahreS ^ eine ganz erhebliche Steigerung erfahren haben, und ! unter welchen namentlich seine nächsten Angehörigen j schwer zu leiden gehabt haben. Wenn sich dieses,' wie zu hoffen, bestätigt, so wäre zu wünschen, daß der Thäter in der öffentlichen Meinung als ein Un­

glücklicher, und das Attentat als die That eines Ver­rücktenallgemeinangesehenwerden würde. (Schw. M.)

Ludwigsburg, 6. Novbr. Heute nach­mittag wurden die beiden Gefreiten Schaaf und Reinhold, welche während des Attentats aus S. K. H. den Prinzen Wilhelm auf Posten vor der Villa Marienwahl standen, zu dem Prinzen beschie- den. Dort überreichte derselbe jedem eine goldene Uhr mit dem Namen und der Widmung von S. K. Hoheit im Deckel einzraviert.

Heilbronn, 4. Novbr. An den Anschlag, welcher gegen den Prinzen Wilhelm ausgesührt wurde, wird sich ein eigenartiger Prozeß knüpfen. Die demokratische Heilbrunner Zeitung hatte näm­lich die gleichfalls in Heilbronn erscheinende Neckar­zeitung öffentlich beschuldigt, über den Anschlag zweier­lei Extrablätter ausgegeben zu haben, eins für die Bezirke mit katholischem und ein anderes für diejeni­gen mit evangelischem Leserkreis. Bei den ersteren sei die Bemerkung des Verbrechers, es sei Zeit, daß ein katholischer König auf den Thron komme, weg­gelaffen worden und bei den letztem die Notiz, daß der Verbrecheraugenscheinlich geistesgestört" sei. Die Neckarzeitung hat dagegen Ttrafklage erhoben und das demokratische Blatt zeigt seinerseits eine Ge­genklage an.

Reutlingen, 3. Nov. Ein Oekonom aus Gönningen, der zum Betrieb des Obsthandels vor etwa 5 Wochen von verschiedenen Verwandten An­lehen im Betrag bis zu 10000 ausgenommen hat, ist mit den anvertrauten Geldern flüchtig gewor­den. Der Mann bringt durch sein gewissenloses Vergehen über seine Frau und seine acht Kinder na­menloses Elend.

Wie wir erfahren, wird am 1. April 1890 das in Gmünd befindliche 3. Bataillon des 3. Infan­terie-Regiments Nr. 121 iu die Garnison Lud­wigsburg verlegt werden, so daß alsdann dort das letztere Regiment vereinigt steht. Gleichzeitig findet die Verlegung des 3. Bataillons des 4. In­fanterie-Regiments Nr. 122 von Ludwiqsburg nach Gmünd statt.

München, 31. Olt. Der Schreinermeister Groß in der Baumstraße fiel heute morgen bei der Arbeit an einer Kreissäge infolge Ausgleitens mit dem Gesichte in die Säge, welche ihm das Gesicht der Länge nach entzwei schnitt.

München, 5. Nov. Die Kammer genehmigte entsprechend dem Ausschußantrag 32 521300 Mark für Doppelgeleise und Neuanschaffung des Fahr­materials.

Frankfurt a. M. 5. Nov. Leopold Son­ne m a n n, der Herausgeber derFrkf. Zta.", lehnte, wie man hört, die ihm für die nächsten Reichstags­wahlen von der hiesigen demokratischen Partei an­gebotene Kandidatur ab.

Ein Schurken st reich, wie er schlimmer nicht gedacht werden kann, ist im Zoologischen Garten in Frankfurt a. M. verübt worden. In den letzten Tagen gingen verschiedene Raubtiere, Schakal, Wolf u. s. w., an Lähmung der Hinteren Extremitäten ein; man sandte die Leichen nach Frsiburg zur Untersuchung, und diese ergab Strych­ninvergiftung. Auch der erst kürzlich für 5000 ^ angetanste kleine Elefant zeigr Spuren von Vergif­tung mit Strychnin, doch hat das Gift bei ihm noch nicht tötlich gxwirkt.

B er l i n, 7. Nov. Der Reichskanzler er­hielt gestern nachmittag folgendes Telegramm des Kaisers aus Konstantinopel: Im Begriffe, abzurej-