Der Gesellschafter.
Amts- mrd Jntellige«z-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
^ IM.
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Dienstag den o. November
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1889 .
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November & Dezember
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Tie Expedition.
Amtliches.
Nagold. ,
Bekanntmachung. ^
An die gemeinschaftlichen Aemter.
Am 14. und 15. Juni d. Js. sind die Gemein- ^ den Entringen, Unterjesingen, Pfäffingen, Poltringen ! und Rohrau im Oberamt Herrenberg von Hagelschlag und Ueberschwemmnng schwer heimgesucht ^ worden. Der Schaden beträgt nach der amtlichen Schätzung nahezu eine halbe Million.
Das Unglück ist um so größer, als die beschädigten Gemeinden zu den ärmeren des Bezirks gehören, die Leute gan-z auf die Erträgnisse der Landwirtschaft angewiesen sind und in den letzten drei Jahren bereits ein großer Mangel an Futter und Stroh herrschte, so daß in Folge hievon eine namhafte Verminderung des Viehstandes eingetreten ist und die ärmeren Leute kaum ihren Lebensunterhalt aufzubringen und ihren Verbindlichkeiten nachzukommen vermochten. Angesichts dieses Notstandes hat das gemeinschaftliche Obcramt in Hcrrenberg mit höherer Ermächtigung die Bitte gestellt, es möchte im hiesigen Bezirk tue Sammlung von Gaben für die Hagelbeschädigten der genannten Gemeinden in Anregung gebracht werden.
In Folge dieser Bitte werden die gemeinschaftlichen Aemter ersucht, in ihren Gemeinden, so weit diese nicht selbst von Hagelschaden betroffen worden sind, Sammlungen von Gaben zu veranstalten und das Ersammelte dem gemeinsch. Oberamt in Herrenberg zu übersenden.
Den 2. Novbr. 1889.
Kgl. gemeinschaftl. Oberamt.
Or. Gugel. Schott.
Nagold.
Bekanntmachung
Nach Mitteilung K. Oberamts Calw vom heutigen Tage ist die Abhaltung des ans 7. d. Mts. in Deckenpfronn verfallenen Vieh- und Schweinemarkts wegen der herrschenden Maul- und Klauenseuche verboten worden.
Den 3. Nov, 1889.
K. Oberamt. Amtm. Marquart.
Nagold.
A« die Grtsvorsteher,
die Straßenreinlichkeit betreffend.
Die Ortsvorsteher werden hiemit auf Art. 33 der neuen allgemeinen Bauordnung vom 6. Okt. 1872 hingewiesen, wornach neue odersi bestehende Düngerstätten so zu verwahren sind, daß die Jauche oder andere Flüssigkeiten weder auf die Straßen und öffentlichen Plätze abfließen, noch Brunnen verunreinigen können.
Da bezüglich der Art der Verwahrung der Düngerstätten in den einzelnen Ortschaften noch zahlreiche Ordnungswidrigkeiten wahrzunehmen sind, werden die Ortsvorsteher hiemit wiederholt angewiesen, mit aller Strenge darauf bedacht zu nehmen/daß ordnungsmäßige Zustände alsbald geschaffen werden.
ÄZeiterhin haben die Ortsvorsteher periodisch Vorkehrung dahin zu treffen, daß auf den Ortsstra» ßen der Morast abgezogen und gleichbald abgeführt wird.
Die Landjägermannschast ist strengstens angewiesen, jede Ordnungswidrigkeit in den vorbenannten Richtungen unverweilt beim Oberamt zur Anzeige zu bringen.
Den 4. Novbr. 1889.
K. Oberamt. Or. Gugel.
Tages-Neuigkeiten.
Deutsches Reich.
Oberthalheim, 31. Okt. Gestern wurde durch den Landesfeuerwehrinspektor Großmann in Stuttgart die neu beschaffte Feuerspritze, geliefert von Kurz in Stuttgart, erprobt und übernommen. Zu- ! gleich hatte die Feuerwehr ihre erste Probe vor dem j Bezirksfeuerwehrinspektvr Oberamtsbaumeister Schu- ^ ster zu bestehen, die zur Zufriedenheit ausfiel. Nach beendigter Probe wurde den Mannschaften ein Imbiß verabreicht.
Bondors, 30. Okt. Während heute vormittag eine hiesige ledige Frauensperson einem fremden Fuhrmann einen Auftrag erteilen wollte, schlug das Pferd desselben ans und traf sie an die Schläfe. An ihrem Aufkommen wird gezweifelt. — Nachmittags fiel eine Magd die Scheuer herab und erlitt dadurch keinen doppelten Armbruch.
Böblingen, 30. Okt. (Vorschlag zur . Güte.) Das Böblinger Amtsblatt enthält folgendes : Bei der abermaligen Unglücksbotschaft auf der Strecke Böblingen—Stuttgart kommt dem Einsender dieses unwillkürlich der Gedanke, ob es nicht hoch an der Zeit wäre, die altbewährte Omnibus-Verbindung zwischen hier und der Landeshauptstadt wieder ins Leben treten zu lassen. Wie ruhig konnte der friedsame Bürger sein Leben und damit das Glück seiner Familie dem biederen Roffelenker anvertrauen, denn auch die sogenannten ältesten Leute konnten sich eines llnglücksfalles. der bei Benützung dieser altehrwürdigen Fahrgelegenheit vorgekommen wäre, nicht erinnern. Und wie zuvorkommend wartete man nebenbei auf den verspäteten Mitreisenden; das Schöppchen, welches man sich in Vaihingen gönnen durste, nicht zu vergessen! Und jetzt! Rur mit bangen Sorgen kann jetzt der Zurückbleibende seinen Angehörigen in den Eisenbahnzug steigen sehen, und wird dabei mit Wehmut der guten alten Zeit gedenken.
Remmingsheim, OA. Rottenbnrg, 30. Okt. (Feuers brunst.) Gestern abend 8 Uhr brach in dem Wohnhause des Schuhmachers Jakob Katz hier Feuer aus, welches das zweistöckige Gebäude vollständig zerstörte. Brandstiftung wird vermutet.
Stuttgart, 29. Oktbr. Vor einiger Zeit kaufte hier bei einem Vorkäufer ein Privatmann ein unscheinbares Gemälde und bezahlte dafür, weil das Bildchen ansprechend komponiert war, 100 ^ Als ein Kunstfreund das Bild sah. veranlaßte er dessen Renovierung und nun zeigte es sich, daß es ein Gemälde des berühmten hoÜändischen Meisters Berg-
hem war. Der Besitzer hat das Bild um 4500 Frcs. an die Galerie in Basel verkauft.
Stuttgart, 31. Okt. Die gestrige Beerdigung Rümelin's in Tübingen gestaltete sich dem „Schwad. Merkur" zufolge zu einer großartigen Kundgebung der Verehrung des Dahingegangenen. Nach dem Geistlichen sprach Rektor Herzog über Rümelin's Verdienste als Kanzler, Professor Jolly hob seine wissenschaftliche Bedeutung hervor, Kammerpräsiden' Hohl seine Wirksamkeit im Landtag, Professor Hartmanu-Stuttaart seine Thatigkett im statistischen Landesamt. Major Stohrer sprach namens der Tübinger Offiziere.
Stuttgart, 2. Nov. Lehrer Christaller hat sich vorgestern mit seinem Duallaknaben in Hamburg auf einem Wörmannschen Dampfer nach Kamerun wieder eingeschifft.
In Walldürn erlag ein zwölfjähriger Knabe einem bösen Leiden, welches wohl einzig dasteht und dem gegenüber sich die Kunst der Aerzte völlig ohnmächtig fühlte. Als Folge einer anderen glücklich bekämpften Krankheit begann die Zunge zu faulen und diese Fäulnis setzte sich fort, so daß das arme Wesen nichts mehr zü sich nehmen konnte und völlig abzehrte, bis es seinen schrecklichen Leiden erlegen ist.
Man meldet aus Ludwigslust, 1. Nov.: Die Güterzüge 307 und 334 sind heute Morgen bei Boizenburg zusammengestoßen. 22 Wagen wurden zertrümmert.
Bingerbrück, 29. Okt. Wie sehr bei dem Betreten von Räumen, woselbst neue Weine eingekeltert werden, Vorsicht geboten ist, beweist wieder eine heute in dem Flecken Laubenheim stattgehabter Unglücksfall. Ein schon bejahrtes Ehepaar begab sich in den Keller, um nach dem „Neuen" zu sehen. Durch den starken Dunst erlitt die Ehefrau sofort den Erstickungstod, während ihr Gatte hoffnungslos darniederliegt.
Staßfurt, 3. Nov. In der herzoglich an- haltischen neuen Schachtanlage Hierselbst wurden die Arbeiter durch Ansammlung von Schwefelwasserstoffgasen überrascht. Sieben Arbeiter wurden.getödtet, zwei schwer verletzt.
Berlin, 31. Okt. Die Nachricht der Rickert- schen „Liberalen Korrespondenz", daß die Rachforderungen für die Wißmann-Expedition 8 Mill. betragen würde, wird als falsch bezeichnet. Wahrscheinlich werde es sich um eine Creditforderung von 4 Millionen handeln.
Berlin. I.Nov. Der Kaiser richtete an den Reichskanzler folgendes Telegramm: „Heute 6 Uhr Nachmittags Dardanellen bei schönem Wetter soeben passiert. Beste Grüße! Wilhelm."
Berlin, 1. Nov. Bei Besprechung des Besuches Kalnokys in Friedrichsruh sagt das Wiener offiziöse „Fremdenblatt", der Besuch des Zaren bot diesem reichlich Gelegenheit, von dem Mißtrauen gegen die Friedensliga abzukommen. Eine gerechte Beurteilung der Politik der Verbündeten durch den Zaren und die Herstellung ungetrübter Beziehungen zwischen den Höfen von Berlin und Petersburg wäre ein wertvoller Erfolg. Bismarck und Kalnoky werden bestrebt sein, zur Erfüllung der durch die deutsche Thronrede erweckten Hoffnungen beizutragen.
Berlin. 2. Nov. Auch Crispi soll noch im Laufe dieses Herbstes nach Berlin bezw. Friedrichsruh kommen, um mit dem Reichskanzler zu con- ferieren. — Es wird jetzt als sicher angenommen, daß der Nord-Ostsee-Kanal im Jahre 1894 fertig- gestellt sein wird.