lien verleben, bis dahin bleiben die Herrschaften in Stuttgart.

Stuttgart, 22. Oktbr. Der alsNatur- Mensch" bekannte Sonderling Maler Diefenbach hat im hiesigen Kunstgewerbeverein zwei Gemälde von hohem Aunstwert ausgestellt. Das »ine Bild zeigt einen wunderbar gemalten Christuskopf und das andere die Einöde des Malers, Höllriegelsge- reuthe. Er selbst ist auf dem Bilde zu sehen, wie er vor dem Gekreuzigten Trost sucht. Diefenbach, welcher mit unfern modernen Gewohnheiten vollstän­dig gebrochen hat, geht barfuß, ohne Kopfbedeckung und nur mit einem langen weißwollenen Gewände bekleidet.

Für die Angestellten derWürttembergischen Sparkasse" wird eine Pensionskasse iss Leben gerufen, deren Fonds schon längere Zeit bereit liegt und 200,000 ^ beträgt.

Ludwigsburg, 24. Okt. S. K. H. Prinz Wilhelm ließ heute dem Oberbürgermeister v. Abel die Summe von 1000 ^ für die Armen hiesiger Stadt zugehen. Das Begleitschreiben lautet: Ma­rienwahl, 23. Okt. Lieber Herr Oberbürgermeister! Ich glaube meinen Dank gegen Gott, der mein ge­liebtes Kind, wie mich selbst aus drohender Gefahr gnädig erettet und uns so sichtbar seinen Schutz ge­währte, keinen besseren Ausdruck verleihen zu kön­nen, als daß ich der Armen und Notleidenden ge­denke. Daber bitte ich Sie, beiliegende Summe nach eigenem Ermessen unter den ärmsten Familien der Stadt zur Verteilung zu bringen. Damit möchte ich auch noch ganz besonders bekunden, wie ich neben dem Dank gegen Gott in Dankbarkeit der Stadt an- hänge, die mir zur Heimat geworden und in der ich so viele Beweise rührender und herzerfreuender Anhänglichkeit und Liebe in allen Geschicken meines Lebens und so auch jüngst wieder erfahren durfte. Gewiß fühle ich mich mit ihr nur um so enger und wärmer verbunden durch die gemeinsam gemachte herbe Erfahrung. Mit den aufrichtigsten und erge­bensten Gesinnungen, lieber Herr Oberbürgermeister, getreulichst Ihr Wilhelm, Prinz von Würt­temberg.

Ein von Gmünd heimkehrender Mann wurde von drei Strolchen angefallen, seiner Barschaft von 50 beraubt und in die Rems geworfen. Die Thäter sind verhaftet.

Eine nette Präsidentin. Die ver­mögende Bauerntochter von Oberzinsbach bei Kün- zelsau, Vorsteherin eines der Pflege und Förderung der Frömmigkeit und Tugend gewidmetenJung­frauenbundes", wurde vom Schwurgericht Hall wegen Kindermordes zu bjähriger Zuchthausstrafe verurteilt. (Dfztg.)

Konstanz, 22. Oktbr. Ein Dienstmädchen das ein Kochbuch entwendet, hat sich vergiftet. Das Mädchen war sonst brav und fleißig und hatte 18 000 -/ti in der Sparkasse.

Auch i- Süddeutschland macht sich jetzt , eine Agitation gegen das Schweine-Einfuhrverbot ; geltend. Die Gemeindebehörden in München haben ^ Donnerstag beschlossen, dem Magistrate zu cmpfeh- ^ len, beim Reichskanzler um Aufhebung der Vieh­sperre für Oesterreich vorstellig zu werden.

Frankfurt a. M., 24. Okt. Ein in London verstorbener Schuhwarenfabrikant Namens Geck, der vor Jahren als armer Schustergeselle aus Ober- Mörlin, einem Dorfe bei Bad Nauheim, ausgewan­dert war, vermachte den Armen feines Heimatortes letztwillig die Summe von 400 000 ^ und außer­dem das Kapital für Erbauung eines Hospitals.

Berlin, 22. Okt. Der Extrazug, welcher am Samsiag Abend mit dem Gefolge des Kaisers von hier abging, das bei der Hochzeitsfeierlichkeit in Athen gegenwärtig sein soll, ist in der Nacht zum Montag zwischen Bozen und Franzensfeste entgleist. Glücklicherweise ist niemand verletzt.

Berlin, 24. Oktbr. Die sozialdemokratische

> Fraktion hat einen Antrag auf Aufhebung sämtlicher Lebensmittelzölle eingebracht.

Berlin. Der Gouverneur von Kamerun, i Soden, wird diesen Posten nach 4jähriger Ver-

> waltung aufgeben und definitiv nach Europa zu­rückkehren.

Deutscher Reichstag. Nachdem die beide» er­sten Sitzungen der neuen Session rcsultatlos geschlossen wer­den mußten, weil kein beschlußfähiges Haus vorhanden war,

steigerte sich am Donnerstag der Besuch auf 212 Mitglieder, , gegen die Wiedereinführung der L a n z en bei der

lit mehr, als zur Beschlußsähigteit nötig sind. Das bisherige . Reiterei ausaekvro^en Alle Verlebte der Kavallerie-

Präsidium, die Herren von Lcwetzow (kons.), Dr. Buhl Eiere, ausge;proa/en. -tue ^erieyte der Kavallerre-

(natlib.), v. Uuruhe-Bomst (freikons.) wurde alsdann wieder generale, namentlich Galussets, der zuerst für die

gewählt, ebenso die Schriftführer. ! Lanze eingenommen war, sollen sich gegen die Ein-

Der Bund es rat hat den Entwurf des führung von Lanzen erklärt haben.

Sozialistengesetzes am Donnerstag nach dem preu­ßischen Regierungs-Entwurfe angenommen. Darnach wird also für verschiedene Bestimmungen des Ge

Paris, 24. Okt. Berichte aus Madagascar lassen einen Wiederausbruch der Feindseligkeiten zwi­schen den Hovas und den Franzosen besorgen. Er-

setzes, welches in der Hauptsache nicht geändert ! stere sollen gut bewaffnet seist, hätten allen Verkehr

wird, die richterliche, statt der polizeilichen Entschei­dung zulässig.

lieber den neuen Reichsetat liegen jetzt bestimmte Ziffern vor, die freilich nicht gerade sehr angenehm klingen. Der Etat stellt sich auf 1208664739 Mark, also fast auf fünfviertel Milliarden, das sind gegen das Vorjahr rund 240 Millionen mehr. Die einmaligen Ausgaben betragen 277 700 307 wo­von 266 789 307/L durch eine Anleihe gedeckt werden sollen. Von der Anleihe entfallen zwei Drit­tel auf Armee und Marine. Der ordentliche Etat stellt sich im Ganzen auf 930964432 das sind fast 59 Millionen -4L mehr als im Vorjahre. Die­ser Mehrbedarf wird nicht durch Mehreinnahmen gedeckt, die Beiträge der Einzelstaaten müssen viel­mehr um 40'/, Millionen erhöht werden. Die Zahlen machen die Absicht des Fürsten Bismarck, der ersten Lesung des Etats beizuwohnen, erklärlich.

Wie dieKrzztg." mitteilt, hat der Z a r meh­reren Berliner Bankiers, die sich um russische Pa­piere wohl verdient gemacht haben, hohe russische Orden verliehen.

Die Gesandten des Sultans von Zanzibar sind von Hamburg in London angekommen. Fürst Bismarck hat ihnen als Geschenk für ihren Sultan einen großen silbernen Krug mit auf den Weg ge­geben.

Hamburg, 25. Okt. DerHamburgische Correspondent" meldet aus Friedrichsruh: Vorige Nacht brannte die dem Fürsten Bismarck gehörende Mühle von Willens in Anmühle nieder. Das Feuer ist durch die Unvorsichtigkeit eines Kuhhirten entstan­den. Bismarck war anwesend.

Aus Hamburg wird gemeldet: England beginnt nunmehr lebende Schweine hieher zu ex­portieren.

Die Polizei ist einer wohlorganisierten Fals ch- münzerbande, die längst der schlesisch-sächsisch-böh­mischen Grenze massenhaft falsche Fünfmarkstücke ver­breitete, auf die Spur gekommen. Die ersten Ver- haftungea fanden in Olbernhau (Sachsen) statt.

Oels, 23. Olt. Das Geschworenengericht verurteilte die Stollenbesitzer Bei ersehen Eheleute aus Klein-Schönwald bei Festenberg zu 15 Jahren ! Stadtviertel Kenfington einen Turm nach dem Vor- Zuchthans. Dieselben hatten trichinöses Fleisch, ob- ^ bilde des Eiffelturmes zu erbauen, haben zwei Preise wohl sie dessen gesundheitsschädliche Beschaffenheit ^ von 10000 und 5000 ansgesetzt für die besten kannten, in den Verkehr gebracht und dadurch den ^ Pläne eines Turmes, welche eine Höhe von 1250 Tod von sechs Menschen verursacht. ! Fuß haben soll. Die Preise stehen Bewerbern aus

Landau a. I., 23. Okt. (Vatermord). In ^ allen Ländern offen, der Nacht am 21. d. M. hat der 25jährige Musiker j Der englische Abgeordnete Bradlaugh, der Ertl von Wallersdorf durch einen Messerstich seinen - durch seine wiederholte Eidesverweigerung viel von eigenen Vater so schwer verletzt, daß dessen Ableben - sich reden gemacht hat, ist seit einigen Tagen lebens­stündlich erwartet wird. Der Sohn wurde von gefährlich erkrankt.

mit den Franzosen abgebrochen und kauften nur von Engländern und Deutschen.

Paris. Die Zusammensetzung der neuen Kammer ist jetzt ganz genau bekannt. Ihre 576 Mitglieder zerfallen in 366 Republikaner, 172 Mo­narchisten und Bonapartisten und 38 Boulangisten. Beinahe die Hälfte der Abgeordneten, 282, sind neu.

Die Kammern sind auf den 12. November berufen.

Der französischeStahlkönig" Schneider in Crenzot, der, wenn er auch nicht die Bedeutung un­seres Krupp besitzt,dochrecht hübsch in die Tasche grei­sen kann", feiert seine Wahl zum Abgeordneten dadurch, daß er 1000 seiner Arbeiter auf vier Tage mittels Extrazuges zur Ausstellung nach Paris schickt und ihnen dort ein großes Fest giebt. Herr Schneider scheint sich demnach nicht wenig über seine Wahl gefreut zu haben.

Der PariserFigaro" bringt eine neue Ent­hüllung. Nach derselben, die von einem hervorra­genden britischen Diplomaten herrührcn soll, ist Eng­land definitiv dem Friedensbunde beigetrcten und wird jeden Angriff Frankreichs auf Italien als Kriegs­fall ansehen. Das klingt wahrscheinlich. Sehr un­gereimt sind aber die weiteren Notizen, daß auch Norwegen und Dänemark dem Friedensbunde ange­hörten und die Türkei jetzt denselben bcitrcten werde.

I t a l i e n.

Von allen Seiten Friedensbotschaften! Auch der italienische Ministerpräsident Crispi will sein Scherflein dazu beitragen. Er hat in Rom nach seiner Rückkehr aus Genua, wohin er mit sei­nem König den deutschen Kaiser begleitet hatte, sich dahin ausgesprochen, daß nach den Aufschlüssen, die in den letzten Tagen Graf Herbert Bismarck über z die europäische Lage ihm gegeben habe, der Friede i auf lange Zeit hinaus gesichert erscheine.

England.

Der englische Eiffelturm soll noch höher werden, als der französische, der tausend Fuß hoch über die Lüfte ragt. Die Direktoren der Ge­sellschaft, welche sich unter dem Vorsitze des Eisen­bahnkönigs Walkin gebildet hat, um im Londoner

seinem Vater nach beendigter Tanzmusik ersucht, mit ihm nach Hause zu gehen. Hierüber kam es zu einem Wortwechsel, in dessen Verlauf der Sohn dem Vater das Messer in den Leib rannte.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 26. Okt. Wie verlautet, ist die Braut des Prinzen von Coburg nicht Prinzessin Louise von Alentzvn, sondern Prinzessin Sophie, die Toch­ter des Herzogs Max Emanuel von Bayern.

Erzherzog Johann von Oesterreich, der auf seinen Rang bekanntlich verzichtet hat, hat auch einen ihm angebotenen Adelstitel abgelehnt. Der

In Didsburg bei Manchester schoß ein feingekleideter Mann in der dortigen Bank den Bank­direktor nieder und versuchte den Kassierer zu töten. Der Räuber, der mit einem Sack voll Souvereigns sich geflüchtet hatte, wurde eingeholt und erschoß sich.

Rußland.

Da die Einführung des kleinkalibrigcn Ge­wehrs in der russischen Armee fest beschlossen ist, so ist trotz aller gegenteiligen Behauptungen an der Richtigkeit der Gerüchte, die Petersburger Regierung wolle eine große Anleihe aufnehmen, nicht mehr zu zweifeln. Die Kosten zur vollständigen, möglichst

österreichische Prinz wird forthin einfachJohann schnellen Herstellung des Gewehrs werden auf 250 Feld" heißen. Ein solcher Fall dürste bisher doch j Millionen Rubel berechnet und eine solche Summe noch nicht dagewesen sein. Noch vor Ablauf des ! würde in dem stets mit einem Defizit kämpfenden Jahres übernimmt der Erzherzog als Kapitän die : russischen Finanzhaushalt schwerlich aus den laufen- Führung eines britischen Passagier-Dampfers. ^ den Mitteln zu erübrigen sein. Fragiicher ist es An der Wiener Hochfchule hat eine Schlä- allerdings, ob Rußland den Versuch machen wird, gerei zwischen konservativen und freisinnigen Stu- ! seinen Geldbedarf im Ausland zu decken, da mau dcnten stattgefunden, welche polizeiliches Einschreiten ^ nur in Frankreich, und auch hier wohl vergeblich, notwendig machte. 14 Studenten sind leicht, einer > anklopfcn könnte. Unter diesen Umständen ist es schwer verwundet worden. wahrscheinlicher, daß die russische Regierung an eine

L i n z, 26. Okt. Die Buchdruckergehilfen l innere Anleihe denkt, zu der wir ihr recht viel Glück in ganz Oestreich beabsichtigen zu striken, falls nicht wünschen wollen, höhere Lohntarife bewilligt werden. Griechenland.

Frankreich. Athen , 25. Okt. Gestern bei Dämmerung

Paris, 21. Okt. Der Oberkriegsrat hat sich traf die Kaiserin Friedrich in Korinth ein; das