Mts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und kostet Viertels ihrlich hier (ohne Trägerlohn) 80 4, in dem Bezirk 1 außerhalb des Bezirks 1 .6. 20 -t, Monats- abomument nach Verhältnis.
Dienstag den 22. Minder
Jnsertionsgebühr für die Ispaltige Zeile aus ge-
wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 4, bei mehrmaliger je 6 4. Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegebcn
sein.
1889 .
Amtliches.
KeichstagswahL-ErMbnis
vom Bezirk
Gemeinde.
WZ!
v. Gült- lingcn.
Schickler.
Nagold
591 !
°7I !
O t l j
203
167
i
Altcnsteig Stadt
387 ;
245
230
15
—
Altensteig Dorf
42
28
24
4
—
Beihingcn
49
34
7
27
—
Berneck
70
58
51
6
i
Beuren
32
19
15
4
—
Bösiugen
10!
45
36
9
—
Ebcrshardt
69
57
53
4
—
Ebhauscn
233
157
120
36
i
Effringen
133
69
48
2!
—
Egenhausen
162
91
21
70
—
Emmingen
137
95
29
66
—
Enzthal
99
84
45
38
i
Ettmannsweiler
43
31
22
9
—
Fünfbronn
58
40
17
23
—
Garrweiler
28
25
24
1
—
Gangenwald
22
20
20
—
—
Gültlingen
203
! 126
97
27
c)
Haiterbach
345
! 216
136
80
—
Jselshausen
! 65
58
7
—
Mindersbach
51
> 45
! 25
20
—
Oberschwandorf
! 97
l 81
! 67
14
—
Oberthalheim
! 114
^ 78
56
22
—
Pfrondorf 03 i
Rohrdors 120
Nothfelden l11
Schietingen 59
Schönbronn 87
Simmcrsfeld 106
Spielberg 107
Sulz 187
Uebcrberg 80
Unterschwandorf 29
Unterthalheim ^ 144
Walddorf ! 184
Warth 71
Wenden 33
Wildberg ^261
48
10Ü
73
41
60
65
72
94
63
29
78
98
53
25
133
13 ! 72 > 52 ! 23 j 61 59
69
70 63 29 32 79 51 17 77
35
28
21
18
5
6 3
24
46
17
2
8
56
Nagold.
An die Ortspolizeibehörden,
betreffend Maßregeln gegen herumziehende Zigeuner.
Nachdem neuerdings wieder Klagen wegen Belästigungen durch herumziehende Zigeuner vernommen worden sind, werden die Ortspolizeibehörden unter Hinweisung auf die Erlasse des K. Ministeriums des Innern vom 23. August 1879, Amtsblatt S. 293, vom 8. August 1885, Amtsblatt S. 221 und vom 4. Jan. 1887, Amtsblatt S. 42 und 11. Aug. 1888 A.-BI. S. 251, hiemit angewiesen, mit allem Nachdruck die genannten Vorschriften zum Vollzug zu bringen. Im Falle widerspenstigen u. bedrohlichen Verhaltens der Zigeuner hat der einzelne Ortsvorsteher sofort und unnachsichtlich die entsprechenden Zwangs- und Sicherheitsmaßregeln zu ergreifen und soweit erforderlich, sich der Beihilfe der Landjäger zu versichern.
Anzeigen strafbarer Handlungen, insbesonders auch solche wegen Bettels, Landstreicherei, sind der
zur Verfolgung zuständigen Behörde, erforderlichenfalls unter vorläufiger Festnahme der Beschuldigten, unverzüglich zu übergeben.
Das Oberamt erwartet von den einzelnen Orts- Vorstehern, daß sie sich wiederholt mit den genannten Vorschriften aufs Genaueste bekannt machen und ihre Osficianten alsbald entsprechend instruieren^ da- , mit eventuell ohne Verzug eingeschritten werden kann.
Den 20.-Oktbr. !889.
K. Oberamt. Or. Gugel.
Ta ges-Neui gleiten.
Deutsches Reich.
Nagold, 20. Okt. (Eingesendet.) In den ! mit den Farben des Reichs und den Büsten von I Kaiser und Kanzler festlich geschmückten Sälen zur! „Post" versammelten sich heute Nachmittag die reichstreuen Wähler, soweit sie von der in der Eile ergan- ! genen Einladung noch erreicht wurden. Ueberaus ! zahlreich hatten sich die Gesinnungsgenossen von l Calw und Hcrrenberg, auch viele Vertreter der Land- I orte Ungesunden. In den zahlreichen Reden und ? Toasten allen wurde betont, daß man sich keineswegs ! des Sieges über die politischen Gegner freuen wolle, vielmehr sich freuen wolle im Blick auf die Sache, der es gegolten und die gesiegt hat. So galt denn das erste, mit Jubel aufgcnommcne Hoch Kaiser und Reich. Des Kandidaten von Gültlingen, seiner Charakterfestigkeit und Selbstlosigkeit, gedachte Oberamtsarzt vr. Müller von Calw. Umgehend erwiderte telegraphisch unser Reichstagsabgeordneter, der heute schon nach Berlin zum Beginn der Sitzungen abznreisen im Begriff steht. Den treuen Wählern in Stadt und Land brachte ein weiterer Redner sein Hoch. Es wurde besonders auch betont, daß es nicht nur die Liberalen, sondern auch die konservativ Gesinnten, die Stillen im Lande seien, welche in schönem, selbstlosen Bunde zum Sieg des nationalen Kandidaten beigetragen haben. Tiefen Eindruck machte ein Redner, der die betrübende Erfahrung besprach, daß das jung Heranwachsende Geschlecht so vielfach es fehlen lasse an vaterländischer Begeisterung und Opfersinn. Es sei die heilige Pflicht von Lehrern wie auch von Vätern, den Kindern von früh an cinzupflanzen die Liebe zum teuren Vaterland und den Sinn, wenn es not thut, ihm alles zu opfern. Rektor Weizsäcker gedachte in kräftigen Worten der gnädigen Errettung des Prinzen Wilhelm von Württ., da die Kunde von dem Mordanschlag sich inzwischen in der Versammlung verbreitet hatte. Während des Abends trafen Begrüßungstelegramme von Altensteig und vom Enzthal ein. Manch patriotisches Lied wurde gemeinsam angestimmt. Man schied gegenseitig mit dem festen Entschluß und der guten Zuversicht, daß wenn wieder, wie ein Redner sich ausdrückte, „ein Ueberfall in Wildbad" unserem Wahlkreise drohen sollte, derselbe dann eine fest geschlossene, wohl organisierte, treue Wählerschaft auf dem Platze finden, werde.
^ Gültlingen, OA. Nagold, 17. Okt. (Archäologischer Fund.) Vor einigen Tagen wurde von dem Tuffsteinbesitzer Däuble in seinem an der Straße nach Deckenpfronn gelegenen Steinbruche ein archäologischer Fund zu Tage gefördert, der nach dem Urteil des Landeskonservators Paulus einen bedeutenden Wert hat. In einer Tiefe von 3'/? Meter stieß D. auf ein Reihengrab, das das wohlerhaltene Skelett eines großen Mannes
barg. Kleidung und Rüstung sind verwest. Nur die aus Edelmetall bestehenden Teile desselben sind erhalten. Diese bestehen aus schweren silbernen und goldenen Schnallen und aus dem mit Goldblech verzierten Griff des mehr als handbreiten langen Schwertes. Auf dem Griff ist ein Knauf aus Bernstein und in diesem eingesetzt ein edler Stein. Nach dem Urteil Sachverständiger stammt das Grab aus dem 4. Jahrh. Es muß vermutet werden, daß in der Nähe weitere solche Grabstätten sind. Die bedeutende Tiefe aber erschwert das Weitergaben.
Stuttgart, 18. Okt. Der König und die Königin kehren nächsten Dienstag von Friedrichshafen hiehcr zurück.
Stuttgart, 20. Okt. (Privatt. d. Gesellsch.) Ludwigsburg, 20. Okt. Heute Vormittag 9 Uhr, als Se. Königl. Hoheit Prinz Wilhelm eben zur Kirche fahren wollte, wurde auf denselben von einem gut gekleideten Individuum geschossen. Durch Gottes allmächtigen Schutz verfehlte die Kugel ihr Ziel. Der Prinz blieb unverletzt. Der Thäter ist verhaftet. Derselbe soll aus Ulm sein und Klaiber heißen. Die ganze Stadt ist in größter Aufregung über dieses nichrswürdige Attentat ; die Freude über die Errettung des Prinzen ist groß und allgemein. — Der Thäter gab an, er sei der 31 I. a. Sattler Hermann Klaiber aus Ulm und eigens nach Ludwigsburg gekommen, um den Prinzen Wilhelm zu ermorden; es sei höchste Zeit, daß Württemberg einen katholischen König bekomme. Der Prinz fuhr dennoch zur Kirche und wohnte dem Gottesdienst bis zum Schluffe an. Man glaubt allgemein, daß Klaiber geistig gestört ist, da das angegebene Motiv seiner That offenbar auf Unzurechnungsfähigkeit beruht.
Ludwigsburg, 20. Okt. Die Angaben des Attentäters bezüglich seiner Personalien und eben- damit wohl auch bezüglich der Motive seiner Thater- ^ weisen sich als falsch. Die hiesige und die Stuttgarter ^ Polizei haben sich mit derjenigen von Ulm ins Benehmen gesetzt, wodurch sich herausstellte, daß der Verbrecher unmöglich ein Sattler Hermann Klaiber aus Ulm sein könne. Man vermutet deßhalb, daß der Attentäter der anarchistischen Partei zugehöre. Die Erhebungen werden eifrigst fortgesetzt.
Stuttgart, 15. Okt. Es verlautet, seitens der württembergischen Regierung ständen nächster Tage Maßnahmen bevor, die einen Rückgang der Fleischpreise bezwecken.
Stuttgart, 17. Oktbr. Karl Mayer ist gestern auf dem Fangelsbachfriedhof beerdigt worden. Eine große Zahl Leidtragender gab dem Todten das Geleite; man bemerkte viele frühere und jetzige Abgeordnete, sodann Parteigenossen des Verstorbenen aus Stadt und Land und auch aus Nachbarstaaten, Mitglieder des Altertumsvereins u. s. w. Am Grabe hielt R.-A. Payer die Gedächtnisrede, ein Geistlicher war nicht zugegen.
; Stuttgart, 19. Okt. In der Nacht von ! vorgestern auf gestern hat ein 14 Jahre alter Knabe ^ von Waiblingen aus dem Stalle des Pragwirts- ! Hauses ein Pferd im Wert von ca. 160 ^ gestohlen und solches um 15 an den Kleemeister in Gablenberg verkauft. Der Knabe wurde gestern hier ermittelt und festgenommen.
§ Stuttgart, 20. Okt.- Der bekannte Stutt- i garter Correspondent der Kölner Zeitung hat behauptet, der durch das Eisenbahnunglück bei Baihingen ^ auf den Fildern verursachte Schaden beziffere sich auf ; mindestens eine Million Mark. Wir haben uns bei