ist nur schwach. Bedenklich scheint cs, daß das so sehr wichtige Ministerium deS Auswärtigen einem so unerprobten Manne, wie dem ehemaligen Leibjournalisten Gambettas, Herrn Spuller, übertragen -st oder übertrageil werden mußte, weil sich kein tüchtiger Diplomat dafür fand. Herr Spuller ist ein liebenswürdiger, durchaus nicht von Deutschenhaß beeinflußter Mann, sein Vater war zudem selbst ein in Frankreich eingcwanderter Badenser, aber er hat die schwere Kunst, die Zunge im Zaum zu halten, noch nicht gelernt. Mit Spuller zählt das Kabinet Tirard unter seinen Mitgliedern 3 Redakteure.
Am Sonntag wollten die Pariser Sozialrevolutionäre dem Ministerpräsidenten einen neuen Besuch abstatten und die Forderungen auf Einführung des Normal-Arbeitstages und eines Normal- Lohnes von Neuem Vorbringen, aber Ministerpräsident Tirard hat sich diese Visite ebenso höflich, wie entschieden verbeten. Die Polizeibehörden achteten zudem streng daraus, daß Ausschreitungen unterblieben.
Paris. Der große Wurf ist gelungen. Endlich haben sie ein Kabinett, die Franzosen, aber es ist auch darnach. Das neue Kabinett ist lediglich eine. Zusammcnstoppelung der früheren Ministerien Tirard und Floquet und wird seiner ganzen Zusammensetzung, nach keine andere als die bisherige Politik verfolgen können, so daß der Sturz Floqucts sich wirklich kaum der Mühe lohnte. Die Boulan- gisten greisen das Ministerium als einen unaussprechlichen Mischmasch an, nehmen aber ausdrücklich Frcy- einet aus, der nicht Antibvulangist sei, sondern nur aus Patriotismus Kriegsminister bleibe. Bezeichnend übrigens für die Lage ist die große Schärfe, mit der sich die Presse in der letzten Zeit vor Allem auch gegen Carnot gewendet hat, und zwar nicht nur die radikale, sondern auch ein Teil der opportunistischen Presse. Das sieht fast so aus, als man sich in Paris mehr und mehr ans den „kommenden Mann" einzurichtcu beginnt.
In Paris war die Seine am Sonntag derartig gestiegen , daß ein Teil des AusstellungSfcldcs unter Wasser stand und verschiedene halbfertige Bauten zusammenbrachen. Die Arbeiten haben infolgedessen zum größten Teil eingestellt werden müssen.
England.
Im Verlag von Murray in London ist „Die Korrespondenz Dr. John Lothrop Motley's," des 1877 in England verstorbenen amerikanischen Gesandten in London und namhaften Geschichtsschreibers erschienen. Motley hat auf der Universität Göttiugen zu gleicher Zeit mit Otto von Bismarck studiert und beide Männer schlossen eine Freundschaft, die sich durchs ganze Leben fortsetzte. So finden sich in der Korrespondenz Motley's denn auch Briefe des Fürsten Bismarck, wovon wir — nach dem „Berl. Tagbl." — folgenden aus dem Jahre 1863, also aus der Konfliktszeit, wiedergeben; „Ich hasse die Politik, wie Du ganz richtig bemerkst, gerade wie der Krämer die Feigen, aber ich bin trotzdem gezwungen, meine Gedanken beständig mehr und mehr mit diesen Feigen zu beschäftigen. Selbst in diesem Augenblicke, wo ich an Dich schreibe, habe ich die Ohren voll davon. Ich bin gezwungen, den ungemein geschmacklosen Reden von den Lippen un gewöhnlich kindischer und erregter Politiker zuzuhören, und dies gibt mir einen Augenblick nnerbctener Muße, den ich nicht besser benutzen kann, als Dich wissen zu lassen, wie es mir geht. Ich habe nie gedacht, daß ich in meinen reiferen Jahren zu einem so unwürdigen Geschäfte verdammt sein würde, wie es das eines parlamentarischen Ministers ist. So lange ich noch Gesandter war, fühlte ich doch noch, trotz-! des Beamtenbcwnßtseins, als ob ich ein Gentleman wäre; als parlamentarischer Minister ist man Helot. Ich bin in der Welt heruntergekommen und weiß wahrlich kaum, warum! ..... Diese Schwätzer können Preußen nicht regieren. Ich muß etwas Opposition gegen sie ins Feld bringen; sie haben zu wenig Verstand und Witz und zu viel Selbstbe- wußtseiü — dumm und verwegen! Dumm, in allen seinen Bedeutungen, ist nicht-das richtige Wort; ein- zeln'genommen sind die Kerle manchmal sehr gc- scheidt, allgemein gebildet — mit vorschriftsmäßiger deutscher Universitätsbilduyg; allein von Politik, über den Bannkreis .ihrer eigenen Kirchtürme hinaus, wissen sic sö wenig, als wir als Studenten wußten, und noch etwas weniger ; was die äußere Politik betrifft, da sind sie gleichfalls, einzeln genommen, wie Kinder.
In allen anderen Fragen werden sie kindisch, sobald Steuerverhältnisfe einmal vor sich gehen würde war j sie in oorporo beisammen sitzen. Einzeln gescheidt zu erwarten, daß man sich aber schon jetzt mit dem genug, in der Masse dumm." Motley hatte die Gedanken beschäftigt, wirkt immerhin überraschend, hervorragenden Geisteskräfte seines Freundes früh Die Ausführung der Zählung wird selbstverständlich erkannt. Er schreibt in einem Brief vom Jahre 1855: nicht nach den Methoden, die sich in civilisierten „Er ist ein Mann von ungemein starkem Charakter Ländern eingebürgert haben, erfolgen können. Schrei- und im Besitze außerordentlicher Geisteskräfte. Der ben und Lesen sind in Kamerun noch wenig verbrei- hervorragende Platz, den er als Staatsmann ein- tcte Wissenschaften, außerdem würden die mißtrau- , nimmt, suchte ihn auf, er wurde ebensowenig wie ein ischen Schwarzen hinter jeder Frage sofort eine anderes Amt von Bismarck ausgesucht. Eine solche Heimtücke der Weißen wittern; man wird also den Ehrlichkeit, einen solchen Mut der Ueberzeuguug, ein Negern die erforderlichen Auskünfte auf andere Weise solch hohes Ehrgefühl und einen solch tiefen religiö- abzulvcken suchen müssen. Die Engländer haben ! sen Glauben, verbunden mit merkwürdigen und her- in ähnlichen Fällen mit der Verteilung von Palmen- j vorragenden Talenten, findet man selten an einem blättern und bunten Schnüren an die Stammcsäl- ! Hose in einem Manne vereinigt; ich hege keinen testen, welche durch Schnitte oder Knoten die Zahl Zweifel. daß er bestimmt ist, Premierminister zu der Dorfangehörigen anzugcben hatten, günstige Re- ! werden, wenn nicht etwa seine nicht zu unterdrückende sultatc erreicht. Allerdings hat sich nachgewiesener- i Geradheit und Ausgesprochenheit für ihn, wie ge- maßen ein Häuptling, der noch nicht ganz mit der j wöhnlich für Politiker, zum Stein des Anstoßes wird Urväter Sitten gebrochen, die anfgeträgene Arbeit s und ihm den Weg verlegt." dadurch erleichtert, daß er in der Zwischenzeit bis
In England muß cs ein Vergnügen fein, zum Zählungstage die Hälfte seiner Familie aufaß. j Advokat zu sein. Sir Charles Russell, der Anwalt Solche Extravaganzen sind indessen bei den Käme ? Parnells in dem gegenwärtig schwebenden Prozeß runern nicht zn besorgen, immerhin aber werden un- ! gegen die „Times", bezieht wöchentlich ein Honorar sere Statistiker weidlich ihre Köpfe anzustrcngen ha- . von IOOO Pfd. Sterling — 20000 Mk. Auf Sei- Heu, um zu ermitteln, aus welchcWeisennsereschwar- I ten der „Times" sind die Unkosten noch viel beträcht- zen Schutzbefohlenen annähernd zu zählen sein ! licher, so daß unter den Aktionären des WeltblatteS dürften.
> große Bestürzung herrscht. Alljährlich wird die Summe Amerika,
von 500.00 Pfd. Sterling — t Million Mk. für Der Amerikaner Klein, welcher die Samoaner
gerichtliche Ausgaben bei Seile gelegt, allein der in dem Gefecht vom ! 8. DezembeBbefehligte, ist nicht Prozeß hat nicht nur diese Summe, sondern noch von deutscher Abstammung. Sein Vater ist Däne, weitere 60 000 Pfund Sterling verschlungen. Da seine Mutter Engländerin. Er kam als Kind nach wird natürlich die Dividende diesmal etwas mager Amerika auS England und erhielt auch eine ameri- ausfallen. k anische Erziehung.
Dürkei- Kleinere ^Mitteilungen
Vier Prinzessinnen des türkischen Kaiserhauses Die S ch uljugend hat am wenigsten Grund,
werden nächstens in Konstant'.nvpel ihre Hochzeit ^sch die gute Me Zeita zurückzuwünschen. Einem
feiern. D:e künftigen Ehemänner sind Offiziere aus^Mx, .. ^
dem Gefolge des Sultans. Die Ehre, eine Prinzessin zur Frau zn erhalten, wird übrigens in der Türkei mit sehr gemischten Gefühlen begrüßt. Die Prinzessinnen behalten einen höheren Rang, als ihre Männer, und diese haben unter den Launen der Damen nicht selten schwer zn leiden.
Eine fürchterliche Mordnachricht kommt aus Ko nftantinope l: Ein in einer Bäckerei beschäftigter junger Grieche hatte den Haupttreffer der ^ ^ ^ ^ ^
Türkenlose im Betrage von 300000 Franken ge- bei Wagenladung: Snppengncs 88.50 34.50, Mehl Nr. Wonnen. Freudestrahlend machte er den übrigen o .E 33.50-34.50, Nr. i 31.50 32.50, Ne. 2 3-N50
Leuten in der Bäckerei Mitteilung. Der Besitzerder bis 31. Nn 3 28.50—20.50, Nr. 4 24.50 - 25.50,
Bäckerei und die Gesellen faßten darauf den Plan, »in
den Griechen zn ermorden und das Los sich anzueignen. Sie warfen den armen Jungen in den Backofen, wo er zu Asche verbrannte. Beim Porzeigen des Looses kam aber die Sache ans Licht. Die Mörder sind verhaftet.
Afrika
Zum ersten Male seit dem Krimkriege ; haben französische Geschütze wieder auf die ruft ; fische Flagge gefeuert, allerdings nach vorher ein- ! geholter Zustimmung der Petersburger Regierung.
Die fürAbessinien bestimmte Expedition des russischen Kosaken Arschinow war bekanntlich auf französischem Gebiete am Rothen Meere gelandet, hatte eine befestigte Stellung bezogen und auf derselben die russische Flagge gehißt. Die italienische Regierung hatte in Paris Beschwerde geführt, daß die französische Regierung aui ihrem Gebiete Feinde Italiens bewaffnet Aufenthüt gewähre. Das Ministerium Flo- quet. dessen letztes Geschäft diese Sache bildete, sah das ein, aber mit Gewalt gegen Russen vorzugehcn, das war bedenklich, und so fragte man von Paris in Petersburg feierlich an, ob es erlaubt sei, die Ko- sacken-Strauchritter kortzuschaffen. Die russische Re- gierung antwonete, iE habe mit der Expedition nichts -zu schaffen. Darauf beschoß dann ein französisches Kriegsschiff das Lager der Kosacken, und als ein paar von diesen verwundet wurden, streckten sic gutwillig die Waffen. Auf einem französischen Schiffe
alten schwäbischen „Pädagogen" vom vorigen Jahrhundert wurde nachgewiescn, daß er während seiner Amtsführung über 2 Mill. Prügel ausgeteilt hat. Er selbst hatte darüber gew issenhaft Buch geführt.
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Lin keckiirkuis ckos Volkes befriedigt nur ein Mittel, das nicht allein durch seine Billigkeit auch dem minder Bemittelten zugänglich, sondern welches auch einfach und klar in seiner Zusammensetzung, sicher und zuverlässig in seinen Wirkungen ist Ein solches echtes und rechtes Bolkshcilmittel sind die seit zehn Jahren bekannten, von den höchsten medizinischen Autoritäten geprüften und empfohlenen Apotheker Richard Brandt's Schweizerpillcn, welche, wie ärztlich konstatiert ist, bei einer guten und gleichmäßigen Wirkung während längerer Zeit andauernd ohne alle nnd jede Beeinträchtigung gebraucht werden können. Die Schweizerpillcn, welche im Laufe der Zeit all die scharf wirkenden, teuren Tropfen. Mix.
.. ... . ^ turen, Salze, Bitterwasser -c. verdrängt haben, sinö
werdenffie jetzt zum Suezkanal befördert, dort einem ein unentbehrliches Hausmittel für alle Dieje-
russifcheii Schiffe übergeben, welches sie nach Hans welche an den oft so üblen Folgen von Ver
bringt. In Paris rinden sich trnst der iiursickiiaen dauungsbeschwerdcn zu leiden haben. Biele Aerzte französisch die
meinen, die' Affaire könne unmöglich einen guten Eindruck in Rußland machen.
In Kamerun ist, wie verlautet, eine Volkszählung in Aussicht genommen. Daß eine derartige Regieruiigsmaßregcl schon mit Rücksicht auf die
Die Apotheker Richard Brandt's Schwcizerpillen sind in den Apotheken fl Schachtel 1 „lL vorrätig, doch achte man genau auf das weiße Kreuz in rotem Felde und den Bornamen.
Druck und Verla- der H. W. Aailer'schen Buchhandlung in