Amts- nnd Intelligenz-Blatt für de« Oberamts-Bezirk Nagold.

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Donnerstag den 28. Februar

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sein. I

Amtliches.

Nagold.

Bekanntmachung.

bctrrssrnd dir Zurückstellung von Reservisten, Land- «rhrmännrrn, Ersshresrrvisten in Berücksichtigung häuslicher Verhältnisse.

Unter Hinweisung auf die Bestimmungen der W. 118 Ziff. 36, 120 Ziff. 5, 122 und 123 der Wehrordnung vom 22. Nov. 1888, Regbl. 1889 S. 5 ff. werden diejenigen Reservisten, Landwehrmän­ner, welche bei notwendiger Verstärkung oder Mo­bilmachung des Heeres Anspruch auf Zurückstellung wegen häuslicher oder gewerblicher Verhältnisse erhe­ben wollen, aufgefordert, ihre diesbezüglichen Gesuche spätestens bis zum Musterungstermin bei ihre« Orts» Vorstehern einzureichen, welche dieselben milder vor­geschriebenen gemeinderätlichen Aeußerung alsbald dem Oberamt vorzulegen haben.

Den 8. Febr. 1889.

_K. Ob eramt, vr. Gugel.

Nagold.

An die Ortsoorsteher, Diftrictsarjtsstclle in Wildderg betreff««-.

Die Functionen eines Stadt-, Distrikts- und Kassenar-ts im District Wildberg werden insolange, bis der »term 25. d. Mts. ireugewählte Arzt die Stelle antreten wird, von Herrn Oberamtsarzt Jrion versehen werden. Herr Oberamtsarzt Jrion wird die Zeit und die Orte, zu welcher resp. an welcher er in der einzelnen Woche ständig Consul- tationen erteilt, bekannt geben.

Den 27. Febr. 1889.

K. Oberamt. vr. Gugel.

Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

4 Jselshausen, 25. Febr. Gesternseiertein aller Stille die Witwe des f Schäfers Koch hier ihren 90. Geburtstag. Hiedurch veranlaßt, begaben sich vor dem Vormittagsgottesdienst Herr Pfarrer Finckh und Gemeinderat Schöllhammer in das Stüb- lein der kranken Jubilarin, um derselben zu der so seltenen Feier Glück zu wünschen und sie gleichzeitig durch Gaben zu erfreuen. Auch von andern hiesigen Bürgern, die um diesen Tag gewußt haben, wurden ihr Gaben übermittelt. Schon seit 6 Jahren muß die fast erblindete Greisin das Bett hüten. Trotz körperlicher Schwachheit und häufig auftretenden Schmerzen ist sie geistig noch sehr frisch. Bon ihrer bei ihr wohnenden Tochter wird sie getreulich ge­pflegt, so gut es die knappen Mittel erlauben. Spr. Sal. 19, 17.

K Alte» fleig, 25. Febr. Am gestrigen Sonntage gab die hiesige Stadtkapelle ein gut be­suchtes Konzert imSternrnsaale." Dieselbe zeigte, daß sie auf» eifrigste bestrebt ist, nur Gute» und Tüchtiges den Zuhörern zu bieten. Dem rührigen Leiter der KAell« gebührt unsere volle Anerkennung.

,r. Vom Lande. Jo den letzten Tagen fanden in den benachbarten Pfarreien Pfalzgrafen­weiler, Spielberg, Egenhausen und Bösingen unter Mitwirkung eine« Missionars der Baseler Missions- gcsellschaft nnd der betreffenden Ortsgeistlichen reli­giöse Versammlungen bei überaus zahlreicher Beteiligung seitens der Bevölkerung statt. Je nach den örtlichen Verhältnissen dienten die Kirchen oder die Schulen al» Versammlungslokale. Man konnte bei dieser Gelegenheit die Wahrnehmung machen, daß da« Interesse für die Missionssache nicht mehr auf

die sog. Gemeinschaften, in welchen die Mission seit Jahrzehnten vorzugsweise ihre Pflege gefunden, be­schränkt, sondern auch über diese engen Schranken hinaus lebendig ist, und es hat den Anschein, als wollte diese edle Sache den Pietistisch-engherzigen Beigeschmack, der bisher viele von ihrer Unterstützung zurückgehalten hat, verlieren. Es ist wohl zeitgemäß, in Anregung und Weckung von bisher ganz oder teilweise indifferenter Kreise und brachliegender Kräfte zur Mltunterstützung der Missionssache in geeigneter Weise vorzugehen. Die Missiousfeste, die jähr.ich einmal und für gewöhnlich in der Bezirksstadt unter größerer oder geringerer Beteiligung der Einwohner derselben stattfinden, leisten zur Weckung, Wacher­haltung und Pflege des Missionssinns und zur Be- kanntwerdung der Mission auch in den ihr bislang fern gebliebenen Kreisen nicht, waS in dieser Rich­tung solche örtliche Veranstaltungen zu leisten ver­mögen. Auf völlige Aufnahme der Missionsförde­rung bei dem kirchlich gesinnten Teil des Volkes darf um so eher gerechnet werden, als seit geraumer Zeit auch die politische Tagespresse der Mission ge­genüber eine wohlwollende Stellung anzunehmen be­gonnen hat.

O b erh a u g st e t t, 24. Febr. Heute morgen verschiM nach längerem Leiden der auch in weiteren Kreisen bekannte res. Schultheiß Clauß im Alter von 67 Jahren.

Stuttgart, 23. Febr. Zum Landesscharfrichter wurde als Nachfolger des verstorbenen Schwarz von Oehringen Kleemeister Friedrich Siller von Gab- ! lenberg ernannt.

Stuttgart, 25. Febr. DasEvangel. Kir- i chen- und Schulblatt* richtet an die Geistlichen die ^ Bitte, sie möchten nicht glauben, die BesoldungSauf- besserungSfrage dadurch im Fluß erhalten zu müssen, daß sie politischen Blättern Notschreie oder statistische»

^ Material in dieser Hinsicht einverleiben.Die Auf- i besserung sei durch höchste und hohe Staatsorgane ! zugesichert; sie werde also kommen. Andere Beamten- ! kategorien, auch die Lehrer, beschränken sich mit ihrer ! Agitation auf die Fachblätter. Die Geistlichen sollten eS auch io machen.

VonderEschach, 22. Febr. (Fastnacht», scherz). Eine lustige Zigeunerbande wurde dieser Tage durch den Gemeindediener von H. thalabwärtS »efördert. Nachdem schon tag» zuvor der Wagen in tark demoliertem Zustande in- Württembergische ex- »ediert worden war, zog die faule Gesellschaft, be- tehend aus 7 Personen beiderlei Geschlecht-, vor dem Wagen her und versetzte durch ihr martialisches Aussehen die ruhigen Urlauer in gelinde Aufregung. Der weibliche Teil zog beutemachend von Hau- zu Haus, während sich die Männer bei Bier und Wein in de« Wirtschaften gütlich thaten. Endlich beim Verzehren des Errungenen entpuppten sich die ver­wegenen Gestatten als friedliche Bewohner eines Thaldörschens, die sich einen Fastnachtsscherz erlaubt hatten und die herbeigekommenen Urlauer erholten sich in ihrer Gesellschaft von dem ausgestandenen Schrecken.

München, 25. Febr. Um allen Aufregungen zu entgehen, geht Professor Döllinger zu seinem 90. Geburtstag nach Nördliage», allwo er den Tag in de« Hause seines Verlegers Beck zuzubringen ge- denkt.

Darmstadt, 25. Febr. DieNeuen Hessi- scheu BolkSblätter* melden authentisch des Prinzen Alexander von Battenberg Vermählung, die am 6. Febr. in Mentone stattgefunden hat. Er wird als

Graf Hartenau" künftig seinen Aufenthalt im Aus­land haben.

Berlin, 22. Febr. Das nach dem Suezkanal beorderte Schulgeschwader wird nach Samoa weiter­segeln. Aus dem Samoa-Weißbuch ist bekannt, daß der Kommandant des dortigen Geschwaders schon die ihm zur Verfügung stehenden Streitkräfte für ausreichend gehalten hat, um eine Tngriffsbewegung mit Erfolg durchzuführen. Wenn das ansehnliche Schulgeschwader dazustößt, so wird vollends für alle Eventualitäten ausreichend gesorgt sein.

, Berlin, 23. Febr. Gegen die Thatsache, daß

dasSchulgeschwader" nach Samoa geht, um an Mataafa Vergeltung zu üben, sollen England und l Amerika augenblicklich keinen Einspruch erheben.

Berlin, 24. Febr. Wie nach derBörsen- Zeitung" verlautet, wird demnächst eine kaiserliche ! Verordnung erfolgen, wonach der 9. März d. Js.

' als der erste Gedächtnistag an das Ableben Kaiser Wilhelms I.. als nationaler Buß- und Bettag ge­feiert werden soll. Alle öffentliche Vergnügungen, Musik rc. hätten an jenem Tage zu unterbleiben, und kirchliche Gedächtnisfeiern, sowie in den Schulen ent- i sprechende Akten sollen stattfinden.

^ Berlin, 24. Febr. Die Ankündigung des 'Kaisers, er werde demnächst unvermutet die eine oder andere Fabrik besuchen» hat in den hiesigen ! größeren Fabriken eine seltsame Erregung erzeugt.

^ Niemand kann wissen, auf welche- Etablissement die Wahl des Kaisers fallen wird, und so hält sich jedes bereit. Namentlich in Arbeiterkreisen ist di« Wirkung der vom Monarchen gegebenen Andeutung stark zu spüren. Eine kaiserliche Inspizierung hat man bis­her in diesen Kreisen noch nie erlebt, und die Ar­beiter sehen mit einer schwer zu beschreibenden Em­pfindung, in welcher aber doch die Neugier über­wiegt, dem Kommen des jungen Herrschers entgegen.

Berlin, 25. Febr. Der Kaiser nahm gestern i abend bei Moltke am Thee und Whistspiel teil und fuhr heute zum Diner zu Fürst BiSmarck. An dem Diner nahmen sämtliche preußische Staatsminister.

! mit Ausnahme des auf Urlaub befindlichen Herrn v.

! Bötticher, der Chef des Militärkabinctts, General- I lieutenant v. Hahnke, der Chef des Zivilkabinetts, v. Lucanus, die Fürstin Bismarck, sowie der Graf und die Gräfin Bismarck teil. Der württembergische Ministerpräsident v. Mittuacht machte am Sonnabend i einen längeren Besuch beim Reichskanzler; später ! wurde er vom Kaiser empfangen.

Berlin, 25. Febr. Der von Professor Gneist i in der Streitsache der Pforte mit Baron Hirsch ! (Betriebs-Gesellschaft der Ottomanischen Bahnen) i gefällte Schiedsspruch wurde heute Nachmittag de» zwei Vertretern der beiden Teile in der türkischen ! Botschaft mitgeteilt. Die Streitpunkte, welche dem ! Schiedsspruch Gneist's unterlagen, betrafen den von der Türkei verlangten, von Baron Hirsch zu leisten- den Garantiefonds und die darauf fälligen Zinsen. In beiden Punkten wurde Hirsch verurteilt und der Betrag auf ca. 39 Mill. festgesetzt. Die Betriebs­pacht, welche die Pforte ursprünglich mit 8000 Fr. per Kilometer forderte, wurde auf 1 750000 Fr. für 1170 Kilometer herabgesetzt. Der Rechtsbestand der Hirschschen Konzession, welchen die Pforte bestritt, ist durch den Schiedsspruch aufrecht erhalten, dir von der Pforte bestrittene Entschädigung für Kriegs­schäden wurde dem Baron Hirsch im Betrage von 2 Mill. Fr. zugesprochen. Der Begriff einer Be­triebsstörung wurde endlich dahin festgestellt, daß eine Betriebsstörung im Sinne des Vertrage« vor-