Der Gesellschafter.
Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
^ Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag Donners- ^ und Samstag, und kostet vierteljährlich hier i (ohne Trägerlohn) 80 -ch in dem Bezirk 1 — -i,
* außerhalb des Bezirks 1 20 -4, Monats-
> abonnemcnt nach Verhältnis.
Samstag den 23. Februar
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wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 4, / bei mehrmaliger )e 6 4. Die Inserate müssen j spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes derDruckerei aufgegeben ! sein.
1889 .
Zn in Abonnement
auf den
für den Monat März laden wir freundlichst ein.
Das Plauderstüdchen und Wandnotizkalender werden den Abonnenten nachgeliefert.
Die Expedition.
Amtliches.
Die Güterbuchsbeamten
werden auf die Verfügung des K. Justizministeriums vom 1l. Januar 1889, Ämtsbl. 1889 Nro. 1 S. 4 detr.: Den Termin für den Abschluß des Güter- buchsanderungsgeschäfts zur genauen Nachachtung hingewiesen.
Nagold, den 21 Febr. 1889.
_K. Amtsgericht. Daser, O.-A.-R.
Nagold.
An die Ortsvorsteher, die Beschotterung der Nachbarschaftsstraßcn des Bezirks betreffend.
Spätestens bis zum 1. April d. I. muß das zur Straßenbeschotterung erforderliche Material an den Straßen ausgesührt sein, wovon die Ortsvorsteher vorsorglich unter dem Anfngen in Kenntnis gesetzt werden, daß sie für jede durch eine Versäumnis entstehende Weiterung verantwortlich gemacht werden müßten.
Den 20. Febr. 1889.
K. Oberamt. vr. Gugel.
Tages-Neuigkeiten.
Deutsches Reich.
Stuttgart, 20. Febr. Der heutige Hofbericht ans Nizza teilt mit, daß Se. Maj. der König, welcher, abgesehen von nervösen Beschwerden und Störung des nächtlichen Schlafes, bisher körperlich sich leidlich wohl befand, seit einigen Tagen an einer frischen katarrhalischen Erkrankung der oberen Luftwege, verbunden mit Heiserkeit und heftigen Husten- ansällen leidet.
Stuttgart, 18. Febr. Aus der Bekanntmachung über die Dienstthätigkeit des königl. Landjägerkorps im Jahr 1888 geht hervor, daß die Zahl der von den Landjägern eingelieferten Diebe, Landstreicher und sonstiger Gesetzübertreter gegen die Vorjahre um ein Wesentliches abgenommen hat. Andererseits geht aus der Uebersicht hervor, daß die von den Landjägern an die Gerichtsbehörden, Amtsund Staatsanwaltschaften übergebenen Anzeigen sich im letzten Jahre bedeutend vermehrt haben.
Stuttgart, 19. Febr. Der Etat pro 1889/91. Der Bortrag, mit welchem der Finanzminister die Uebergabe des tzauptfinanzetatS pro 1889/91 an den ständischen Ausschuß begleitet, bestätigt in vollem Maße die in der Thronrede enthaltenen Andeutungen über unsere erfreuliche Finanzlage. Der EtaatSbedarf ist pro 1889/90 auf 4L 58129438,76 pro 1890/91 auf ^ 59087 481,43 berechnet, die Einnahmen belaufen sich dagegen auf 4L 61184219,14 resp. X 61630840,57. Im Ganzen ist da, glänzende Resultat eines pro 31. März 1888 verfügbaren Restvermögens von 4L 8 832671,28 zu verzeichnen. Hiervon sollen pro 1889/91 ^ 8080143,86 zu verschiedenen Bauten verwendet werden: darunter 4L 2 OVO000 für Straßcnbauten, 4L 220000 als erste Rate für ein neues Justizgebäude in Ulm, 4t 8250V für «in Webschulgebäode in Reutlingen, 4! 5V 000 Beitrag zur Errichtung eines neuen Gebäudes für die Realanstalt und gewerbliche Fortbildungsschule in Heilbronn, 4t 220000 für die Herstellung von Zel- lenbauten bei den Gcfängnisseu in Rottenburg und LudwigS- burg, 4L 101000 für ein neues AmtSgerichtSgefängniS in Cannstatt, 4t 750000 zur Errichtung einer StaatSirrenpflege- anstalt in Weißenau, X 940000 zur Errichtung einer Jrren-
klinik in Tübingen, 4t 470 000 zur Erweiterung der Kurein- richiungen in Wildbad, 4t 1760000 als zweite Rate für das Stuttgarter Landesgcwerbemuseum, 4t 250000 zum Bau einer Bahn von Nagold nach Altensteig u. s. w. Verfügbar bleiben noch 4t 752528,42, die voraussichtlich für weitere Bauiatcn für das Ulmer Justizgebäude, das Stuttgarter LandeSgewerbemuseum und die Zweigbahn Echrambcrg-Schiltach Verwendung finden werden. Was die bereits durch die Thronrede signalisierte Steuerermäßigung anbclangt, so ist bei Grund-, Gebäude-, Gewerbe- und Einkommensteuer eine solche von je 40 4 von 4t 100 steuerbaren Betrags in Aussicht genommen. An Matrikularbeiträgen sind pro 1889/9,< 4t 10396845, pro 1890/91 113VO000
vorgesehen, die Zuweisungen aus den Rcichseinnahmen dagegen für jedes der beiden Jahre mit 4t 11984530 angenommen, so daß auch hier ein erklecklicher Ueberschuß zu verzeichnen ist. Wenn auch der vorgesehene Ertrag der Eisenbahnen hinter dem Zinsenbedarf der Eisenbahnschuld für 1889/91 zusammen noch um 1504,622,87 zurückblcibt, hat man alle Ursache, mit diesem Resultat gegenüber der Lage der Dinge noch vor wenigen Jahren zufrieden zu sein. Ein den Gemeinden sehr willkommenes Geschenk wird die in Aussicht genommene Erhöhung des StaatSbcitrags zu den Schullastcn um jährlich 4t 100 000 sein. Zweifellos werden die Vorschläge der Regierung über die Verwendung der Ncberschüsse allseitige Anerkennung finden.
Stuttgart, 19. Febr. Der heute bei den Ständen eingebrachte Etat (s. oben) beziffert die Ausgaben der nächsten zwei Jahre auf 117 Millionen und die Einnahmen auf 123 Millionen. Die von früher verfügbaren Ueberschüsse betragen nahezu 9 Mill.
Vorgeschlagen werden eine Anzahl Bauten, so eines Landesgewerbemuseums, von Irrenanstalten in Weißenau und Tübingen, von Justizgebäuden in Ulm und anderen Orten, und zwei Millionen werden für weitere Staatsbeiträge zur Straßenunterhaltung gefordert. Nachtragsforderungen werden angekündigt behufs Erleichterung der Gemeindenschullasten und Armenlasten, Aufbesserung der Gehälter der Staatsbeamten, Geistlichen und Schullehrer. Die günstige Lage der Staatsfinanzen, welche der Etat zeigt, ist hauptsächlich eine Folge der erhöhten Ueberweisungen aus der Reichskasie, sowie des vermehrten Ertrages der Staatseisenbahnen.
Stuttgart, 19. Feb. Wie wir hören, scheidet Hr. Redakteur Ernst Cloß, welcher seit 2 Jahren den politischen Teil der „Württ. Landeszeitung" redigierte, aus der Redaktion der genannten Zeitung . aus und wird am 1. März die verantwortliche Re- ! daktion der „Tüb. Chronik" übernehmen.
Stuttgart, 20. Februar. Eine wahnsinnige ^ Familie. Getäuschte Hoffnungen haben eine ganze Familie wahnsinnig gemacht. Der württembergische
> Landwirt M. glaubte jenseits des Ozeans das Glück erfassen zu können und ging mit seiner Familie nach
j Amerika. Doch bald stellten sich auch hier Nahrungs- - sorgen ein. Ein Stück nach dem andern mußte verkauft werden, und schließlich kehrte die unglückliche ' Familie ärmer, als sie je gewesen, nach Deutschland ! zurück. Aller Mittel bar, fand sie in Berlin im ! städtischen Asyl für Obdachlose ein Unterkommen. Den Beamten des Asyls fiel das sonderbare Benehmen der Eheleute und der 17jährigen Tochter aus, und die wirren Reden der Familie ergaben, daß alle drei wahnsinnig geworden waren. M. scheint ! sich in letzter Zeit dem Trunk ergeben zu haben, um ^ alle Sorgen zu vergessen. Seine letzte Willenskraft
> wurde dadurch völlig gebrochen. Er will, wie die Post erzählt, nach Berlin gekommen sein, um seine Frau bei Hofe vorzustellen, wo dieselbe unentbehrlich sei. Auch die 17jährige Tochter will eine hohe Mission zu erfüllen haben. Der hinzugerufene Arzt veranlaßte die Sicherstellung der unglücklichen Familie.
Riedlingen, 18. Febr. (Tragischer TodJ j Bor zwei Tagen ereignete sich in Mörsingen hies.
Oberamts ein tragischer Fall. Es war im dortigen Armenhaus ein totkranker Mann, der in den letzten ^ Zügen lag. Der Krankenwärter, der in der Nähe sich befand, entschlummerte. Plötzlich raffte sich der Sterbende noch einmal auf, faßte den Schlaftrunkenen am Arm und rief mit erstorbener Stimme: Anton komm mit!" Der hierdurch Erweckte erschrack in solchem Grade, daß er augenblicklich geisteskrank wurde und sich jetzt in ärztlicher Behandlung befindet.
Leutkirch, 18. Febr. Dieser Tage verübten Zigeuner eine unbarmherzige Tierquälerei. Aus der Vizinalstraße zwischen Urlau und Hinznang, etwa 8 Kilometer von hier, stürzte ihnen ein Pferd, das sie, weil es krank und entkräftet war, nicht mehr aus ^ die Beine zu bringen vermochten. Sie nahmen das ' Geschirr und ließen das arme Tier hilflos bei grim- ! miger Kälte auf der Straße liegen.
Aus Württemberg ziehen in diesem Frühjahr ! 20 Ackerbausamilien nach der Provinz Posen, um ! dort ein erstes schwäbisches Dorf zu gründen.
München, 18. Febr. Die Polizeidirektion hat ! an die hiesigen Kunsthandlungen das Ersuchen gedichtet, Photographien der Baronesse Vetsera aus den Schaufenstern zu entfernen.
Berlin, 18. Febr. Nach dem „Berl. Tgbl." ist es in Amsterdam kein Geheimnis, daß seit gerau mer Zeit bei dem König ein Verfall der geistigen Kräfte eingetreten ist, was verheimlicht wird, um die Einsetzung einer Regentschaft zu verhindern, j Berlin, 19. Febr. Die Reise deS Kaisers i Wilhelm II nach Wien und Rom im vorigen Jahre ^ soll nach einer Mitteilung des „Westfäl. Merkur" etwa 800,000 M. gekostet haben.
Berlin, 19. Februar. Verschiedenen hiesigen i Blättern zufolge wird in parlamentarischen Kreisen eine ! Aeußerung des Kaisers erzählt, dahingehend, daß die Stellung eines Hofpredigers mit der eines poli-
> tischen Agitators unvereinbar sei.
Berlin, 19. Febr. Der Kaiser hatte den Wunsch geäußert, von dem marokkanischen Gesandten und seiner Begleitung Photographien zu erhalten. Dem stellten sich indes erhebliche Schwierigkeiten entgegen. da der Muhamedanismus seinen Anhängern die Abbildung von Personen verbietet, und also eine Einwilligung seitens der Gesandtschaft nicht zu erwarten war. So wurde denn, wie die „Ostsee-Ztg." berichtet, von seiten der Grafen Kanitz und v. Lüttichau der Hosphotograph Julius Braatz in Stettin mit dem Aufträge betraut, eine Momentaufnahme der Marokkaner zu bewerkstelligen. Herrn B. ist es schließlich auch gelungen, am Samstag, in dem Augenblick, als der Gesandte den Kaiserhof verließ und kurze Zeit vor demselben aufgehalten wurde, die Aufnahme zu machen. Es wurden photographiert der Gesandte selbst, der Sekretär, der Adjutant uud der Obcrmundschenk. Die Aufnahme soll vortrefflich ausgefallen sein.
Berlin, 19. Febr. Geffcken erwiderte nach der Fr. Ztg. aus dre Offerte eines Berlagsbuchhändlers, daß er ohne zwingende Umstände nicht beabsichtige, persönlich in seiner Angelegenheit das Wort zu ergreifen.
Berlin, 19. Febr. Nach einem Telegramm der „Post" aus Frankfurt a. M. erklärt der dortige „Generalanzeiger" die Darstellung der „Frankfurter i Zeitung" über die Vorgänge in Meierling als falsch. Nach amtlicher Feststellung ist Kronprinz Rudolf in
> Meierling in seinem Bett verstorben. Erzherzog Jo- I Hann stehe seit '/i Jahren mit dem Kaiserhos wie . dem Kronprinzen Rudolf außer Beziehung rc.