Ultramontanen jetzt offen und in maßlos scharfer Weise gegen Tisza auftreten und imVaterland" einen fulminanten Angriff gegen denselben richten, in welchem erklärt wird, Herr von Tisza habe auf der Straße begonnen und werde auch auf der Straße endigen.

Am Sonntag Nachmittag fand in P e st eine Demonstration gegen das neue Wehrgesetz statt, die von mehreren oppositionellen Abgeordneten geleitet wurde. Man zog ein paar Stunden in den Straßen herum, hütete sich aber vor Ausschreitungen, da die Gerichte dieselben sehr streng bestrafen. 20 Personen sind bereits wegen verübter Gcwaltthätigkeiten zu Gefängnis von 2I d Monaten verurteilt. Mini­sterpräsident Tisza erklärte in der Kammer, daß die Behörden allen neuen Exzessen mit der größten Entschiedenheit entgegentreten werden. Kaiser Franz Josef hat sich geäußert, er würde gezwungen sein, Pest zu verlassen, wenn die Straßentumulte kein Ende nähmen.

Aus Böhmen, l3. Febr. Der Todesfall am kaiserlichen Hofe, welcher den Fasching so gewaltig schmälert, verursacht vielen Geschäftsleuten, die sich auf diese Zeit mit sehr vielen Vorräten versehen hatten, großen Schaden, und man kann überall Kla­gen hören.

Holland.

Haag, 19. Febr. Zufolge einem gestern abend ausgegebenen amtlichen Bulletin hat sich der Zustand des Königs wieder verschlimmert. Der König leidet von neuem ani Mund und im Halse. Er nimmt wenig Nahrung zu sich, wodurch der Kränezustand erheblich beeinträchtigt wird.

Belgien.

Brüssel, 16. Febr. Nußlaud unterhandelt in Brüssel und Amsterdam um Aufnahme einer neuen 300 Millionen Anleihe.

Frankreich.

Paris, 16. Febr. In Toulon wehte die ganze vorige Nacht ein furchtbarer Mistralsturm: Häuser wurden abgedeckt, viele Personen wurden verletzt. Die Schiffe können nicht in den Hafen einlaufen. Wegen Hochflut der Seine ist die Schifffahrt auf derselben unterbrochen.

Paris, 18. Febr. Es verlautet, daß Prä­sident Carnot beabsichtige, nach Bildung des neuen Cabinets eine Botschaft an die Kammer zu richten, in welcher er den versöhnlichen Charakter des neuen Ministeriums betonen, zugleich aber die verschiedenen Fraktionen der republikanischen Partei dringend auf- forderu will, diesen letzten Versuch, während der Ausstellung eine Art von politischer Waffenruhe her­beizuführen, nicht zu vereiteln. Die radikalen Blät­ter sprechen sich auf das entschiedenste gegen die an- gekündigte Zusammensetzung des neuen Kabinets aus.

Paris, 18. Febr. Soweit es sich übersehen läßt, wird das neue Kabinet folgendermaßen zusam­mengesetzt sein: Meline Vorsitz und Ackerbau, Rou- vier Inneres, Ribot oder Senatvr Bonlanger oder Lonbet Finanzen, Casimir Perier Unterricht, Billot Krieg, Barley Marine, d'Antresme Handel. Falls Freycinet das Auswärtige nicht übernimmt, würde dasselbe Ribot angeboten werden.

Paris, 18. Febr. Freycinet willigte auf Drängen Carnots ein, das Auswärtige zu überneh­men; anstatt seiner wird General Billot Kriegsmi­nister. Möglicherweise wird Freycinet Premierminister.

Paris 19. Febr. Meline erklärte dem Prä­sidenten Carnot, daß er auf die Kabinettsbildung verzichte.

Italien.

Nom, 17. Febr. Crispi erhielt bei der heu­tigen Abstimmung ein Vertrauensvotum von 247 Stimmen. Dagegen stimmten 115, der Abstimmung enthielten sich 36, meist Piemontesen. Tic Gegner setzten sich zusammen aus der äußersten Rechten und der äußersten Linke».

Neapel, 18. Febr. Heute fanden wiederholte Ruhestörungen durch beschäftigungslose Arbeiter statt. Ein Haufen Maurer durchzog die Straßen mit emcc schwarzrotcn Fahne, welche die Aufschrift trug: Communismus, Anarchie!" Die Polizei konfiszierte die Fahne und verhaftete mehrere Ruhestörer. Abends war die Stadt ruhig.

Rs-lan-.

Aus Petersburg wird berichtet, der Zar habe die von seiner Gemahlin wegen der Trauer um den Kronprinzen Rudolph gewünschte Verschie­bung des Hofballes nicht gestattet. Der Kaiser

i ordnete das Erscheinen der Damen in schwarzen ! Kleidern, der Herren mit Trauerflor um den Arm ! an. Die Prinzessin Alice von Hessen blieb dem i Balle fern, weil sie ihn nicht schwarz gekleidet be­suchen wollte.

j Serbien.

(Die Verschwörung gegen Serbien.) Die in Rumänien erfolgte Entdeckung einer Verschwö- i rung geschah ani 2. Februar durch einen rumänischen i Zollbeamten, welchem bei Turn Mugureli zwei Per- i sonen anffielen, welche 5 große Kisten nach Serbien . bringen wollten. In diesen Kisten wurden 2000 Revolver und 500 Gewehre gefunden. Die Haus- j durchsuchung bei den Männern, in welchen serbische Emigranten erkannt wurden, brachten für den Füh­rer der Radikalen, Tanschanowitsch, belastende Briefe zu Tage.

Afrika.

Ans Sansibar 14. Febr. meldet Times: Die Augen aller hiesigen Deutschen find jetzt auf den Hauptmann Wißmann gerichtet. Seine Lands­leute hoffen, daß er der Retter in der Not sein wird. Am Küstensaume ist das Vorgehen der Deutschen völlig ins Stocken geraten. Zwei einzeln dastehende befestigte Häuser in Bagamoyo und Dar-es-Salam sind noch von 20 Deutschen besetzt. Ilm diese zn halten, müssen fortwährend 3 deutsche Kriegsschiffe bei der Hand sein. Je ein Schiff befindet sich an beiden Orten und das dritte unterhält die Verbin­dung. Die Aufständischen lagern ganz in der Nähe i der beiden Ortschaften und leben vom Fette des Landes. Sie haben sich durch Raub von Elfenbein und Sklaven bereichert und greifen dann und wann die Deutschen an, damit der Aufstand nicht erlösche. Ein Ergebnis haben diese zwecklosen Kämpfe selbst­redend nicht.

Amerika.

New-Jork, 18. Febr. Nach Meldung ans Hardford explodierten heute früh die im Erdgeschosse befindlichen Dampfkessel des Parkzentralhotels. Der Hauptteil des fünfstöckigen Hotels ist vernichtet. Die Trümmer gerieten in Brand. Die Zahl der darun­ter begrabenen Opfer ist sehr beträchtlich.

Washington, 18. Feb. Staatssekretär Bayard äußerte einem Zeitnngskorrespondenten gegenüber: in einer Republik müsse man den militärischen Geist Niederhalten, denselben in den Ver. Staaten zu er­muntern, würde bald einen Krieg herbeiführen. Be­züglich der anläßlich des Zwischenfalls von Samoa entstandenen Fragen sagte Bayard, er glaube nicht, daß das Volk wünsche, sich wegen Samoas in einen Krieg einzulassen. Es liege keine Veranlassung dazu vor. Falls das Volk jedoch den Krieg wolle, müsse j es sich einen anderen Staatssekretär anschaffcn. i Bayard sprach sich zu Gunsten der Neutralisierung des Privateigentums in Kriegszeiten ans.

Das Erdbeben, welches am 29. Dezember die Stadt San Jose im Staate Costa Rica heim- i suchte, hat einen Schaden angerichtet, welcher auf 2 Millionen Doll, geschätzt wird. Kein einziges Haus j blieb unversehrt? Biele Leute wurden unter den j Trümmern ihrer Wohnungen begraben. Die Erd- ' stöße waren so stark, daß die die Stadt umgebenden Hügel ihre Form veränderten.

Kleinere Mitteilungen.

Wo sind die Armen und wo die Reichen? Wenn ich meine Gemeinde in der Kirche im Sonn­tagsstaat erblicke." sagte kürzlich ein Pfarrer,so frage ich mich: Wo sind die Armen? Wenn ich aber nachher die paar Pfennige auf dem Sammeltellcr ! zähle, so frage ich mich: Wo sind die Reichen?"

Gegen Divhtberitis. Als angeblich unfehl bares Mitte! gegen Diphtheritis hat der französische Arzt Dr. Delthil in einem Bericht an die Akademie der Medizin die Dämpfe von flüssigem Teer und Terpentin empfohlen. Sein Verfahren beschreibt er wie folgt: Er gießt gleiche Mengen Terpentin und flüssigen Teer in einen blechernen oder eisernen Napf und zündet die Mischung an. Sofort entwickelt sich rin dichter harziger Rauch, der die. Lift des Zimmers verdunkelt. Der Kranke scheint fast augenblicklich Erleichterung zu spüren: das Ersticknngögefüh'l und das röchelnde Almen hört auf: der Kranke scheint den Rauch mit förmlichem Behagen einzuatmen. Die fasrigen Schleimhäute in der Rachenhöhle lösen sich bald ab und der Patient hustet Microbiciden aus (wieder ein neu erfundener Ausdruck für die Pilze, welche die Ursache der Krankyeit sind.) Thut man

diese in ein Glas, so kann man deutlich wahrnchmcn, wie sie sich im Rauch auflöscn. Nach drei Tagen ist der Kranke genesen.

' (Der Traum des Bräutigams.) Folgende seltsame, aber authentische (?) Geschichte trug sich, wie aus London geschrieben wird, vorvergangeneu j Sonntag in Hackncy zu. Ministe Hannah Adams, j ein I9jährigcs Mädchen, die Tochter eines Obst­und Gemüsehändlers in Eleanorroad, wurde letzten Sonntag von ihren Eltern, welche eine Leichenfeier ! auf dem Lande besuchten. mit zwei Brüdern und einer jüngeren Schwester zu Hause gelassen. Gegen > Abend kam ihr Verlobter; das junge Mädchen war j ängstlich, glaubte, sie höre seltsamen Lärm im Hause j und bat ihren Verlobten, im Haus zn schlafen. -Wäh i rend der Nacht träumte ihm, seine Geliebte gehe an i ihm vorbei und winke ihm, zu folgen. Er erwachte, fühlte, daß etwas nicht mit rechten Dingen zngehe, i ging in den Gang hinaus, sah aber nichts Ungc j wöhnliches. Er kleidete sich an, ging zur Thüre ; des Mädchens und klopfte, ohne eine Antwort zu i erhalten. Er weckte die anderen 'Geschwister; die ' Thüre des Schlafzimmers wurde erbrochen und man fand das junge Mädchen tot auf dem Boden liegen. Blut floß aus ihrem Munde.

Handel «k Borkehr.

Stuttgart, 18. Fcbr. (Lcmdcc Produktenbörse.) Wir notieren per 100 Kilgr: Kerne» Oberländer 21.50, Hafer ^ 12.60-18.70.

Stuttgart, 18. Febr. (Mchlbörse). An heutiger Börse sind von inländischen Mehlen 945 Sack als verkauft zur Anzeige gekommen zu folgenden Preisen: Mehl Nr. 0 ^ 82.50, Nr.' l 31-31 .SO. Nr. 2 ckt 29 29.50. Nr. 8 27.50 28, Nr. 4 ^ 24.50 - 25. _

Schwarze. weitzUnd farbige^Sci deu-Damaste v. Mk. 2.35 bis Mk. 12.40 per ^

- Met. ,ca. 15 Oual.) versendet roden- und ! stückweise vorto- und zollfrei das Fabrik-Depot <4. l HsnntzNenA (K. n. K. Hoflief.) Mrielr. Muster nm- ! gehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.

Bcrficherungssache.

Bei der Lebensvcrsicherungs- und Ersparnis­bank in Stuttgart wurden seit ihrem Bestände 98 762 Anträge mit 477,731,500 cingereicht und 75028 Personen waren im Laufe der Zeit versichert mit ^ 389,912,300.

Im. abgelaufenen Jahre sind 4898 Anträge mit ^ 29,784,600 eingegangen und fanden davon 3867 Anträge mit 22,844,000 Aufnahme.

Im Lause des Jahres 1888 waren 297,346,000 in Versicherung; davon sind abgegangen:

Von den auf Todesfall Versicherten durch Tod 662 Personen mit 3,589,600, ferner aus dem ganzen Versichernngsstande durch Ablauf der , Versicherungen, Rückkauf und unterlassene Prämien­zahlung 4,066.600 oder prozentuell nur 1,37° o ^ der im Laufe des Jahres versichert gewesenen Summe, und blieb somit per Ende 1888 ein Vcrsicherungsstand von ^ 289.689,800.

Ende 1887 betrug der Versicherungsstand 274,502,000 und sind demgemäß als reiner Zu­gang des Jahres 1888 2l97 Policen mit ^

! 15,187,800 zu verzeichnen.

Gegen das Vorjahr blieb der Zugang etwas zurück, was dem Umstande zuzuschreiben ist, daß die Bank bezüglich der Kriegsversicherungsfrage vom März bis November ohne Entscheidung blieb und infolgedessen Versichcrwigsnehmer sich andern In­stituten znwendcten, welche zurzeit bereits in der ' Lage waren, feste Kriegsversicherungsbedingungcn ' zu bieten.

^ Nachdem nun aber kraft unanfechtbaren Beschlusses der Generalversammlung die Bank feit November v. I berechtigt ist, für alle ihre wehr­st fl ichligen Versicherten, gleichviel in wcl- i chem Rang und in welcher Stellung sic im Kriegsfälle zu dienen haben, sowie für die Militärdeamten und für die als Acrzte am Kriege sich beteiligenden Mitglieder die Kriegsgefahr (pünkt­liche Fortzahlung der gewöhnlichen Prämie voraus- gesetzt^ ohne irgrnd welche Formalität oder sonstige Ertralcistiing zu übernehmen, hat sich nun auch be- ! reitS wieder eine regere Beteiligung kundgegebcn.

! Im Hinblick auf unser Wehrgesetz, das jeden gesunden Staatsbürger vom 17.45. Jahre kriegs­dienstpflichtig macht, ist der Einschluß der Kriegsge­fahr in die Versicherung für jede Lebensversicherung zur Existenzfrage geworden: denn welchen Wert hätte eine Versicherung, wenn sie in der Zeit der größten Gefahr außer Kraft treten würde. und wer