Mill. »iL kostet. — Die Freis. Ztg. erfährt von zu- ! verlässiger Seite, daß eine große Enquete eingeleitet! sei, um eine allgemeine Erhöhung der OfsizierSge- ! Halter herbeizusühren.
Berlin, 6. Dez. Reichstag. In erster Le- ^ sung der Alters- und Jnvalitätsversicherung motivierte i der Minister Bötticher in langer Rede eingehendst s die Borlage, weist die gegen dieselben erhobenen ! Bedenken zurück und verheißt sorgfältige Prüfung etwaiger Aenderungsanträge. Kaiser Wilhelm I. versicherte, das Zustandekommen des Gesetzes sei die größte Freude seines Lebens. Der edle Kaiser Friedrich war von demselben Gedanken beseelt. Der jetzige ! Kaiser ersehne die Bollendnng dieses Werkes, von ^ dem wir Stärkung des inneren Friedens und die ^ Wohlfahrt des Reiches erwarten, welches eines der! schönsten Blätter der geschichtlichen Entwickelung un- ^ seres Boterlandes sein wird. Redner schließt, er ^ wünsche, der Reichstag möge bei Beratung sich von , der Devise leiten lassen, „liebet die Brüder." ^
Berlin, 6. Dezbr. Die „Nordd. Allg. Ztg." weist darauf hin, daß die Behauptung, deutsche Offiziere halten sich als Spione in Frankreich auf, eine ! Mythe sei, der jede, auch die geringste thatsächliche ^ Unterlage fehle; sie führt dem gegenüber die Namen von 13 französischen Offizieren der aktiven franzö- ! fischen Armee auf, welche in der Zeit vom 22. Sept. ! bis 17. Nov. aus Deutschland ausgewiesen wurden, ^ wohin sie angeblich gekommen waren, um Sprachstudien zu machen. Hiezu geselle sich noch der Oberst Stoffel, welcher in Nähe der Grenze historische Studien über Casars Krieg gegen die Germanen vornehmen wollte. Die „Nordd. Alg. Ztg." bemerkt schließlich: „Die französischen Offiziere sind, wie wir wissen, maßgebenderseits darauf aufmerksam gemacht worden, daß ihre Anwesenheit in Deutschland nicht erwünscht ist. Wir hoffen, sie werden diesem berechtigten Wunsche sich künftig gefügiger zeigen, als seither geschehen."
Berlin. „Bon dem Prozeß Geffcken ist," sagt die „Nation," in der Presse kaum noch die Rede. Das ist Unrecht; es verdient auf das nachdrücklichste hervorgehoben zu werden, daß Professor Geffcken jetzt seit zwei Monaten in Untersuchungshaft sitzt, und doch ist Niemand im Stande, auch nur theoretisch sich zu vergegenwärtigen, auf welche noch aufzuhellende Dunkelheiten der Untersuchungsrichter gestoßen sein könnte. Man begreift absolut nicht, welche juristische Schwierigkeiten — andere Schwierigkeiten mag es die Hülle und Fülle geben — denn immer noch die Wahl zwischen Freilassung oder formeller Anklage erschweren. Die That liegt sonnenhell vor, der Inhaftierte leugnet nicht; worin kann denn noch die wochenlange Thätigkeit eines Unterrichters bestehen?"
Dem Bundesrath ist jetzt der neue Handelsvertrag zwischen Deutschland und der Schweiz zugegangen und bereits am Montag in einer Plenarsitzung angenommen.
Von der preußischen Regierung nachstehenden Blättern wird nunmehr bestimmt versichert, die Reichstagswahlen würden erst im Februar 1890 und nicht schon im Herbst 1889 stattfinden. Bis dahin sollen die sozialpolitischen Gesetze zum Abschluß gebracht werden.
Bon Seiten Deutschlands ist, wie verlautet, nunmehr, was der Reichskanzler in seinem Briefe an den Vorsitzenden der Antisklaverei-Versammlung in Köln andeutete, an alle Mächte, welche die Kongo- Akte vom Februar 1885 unterzeichnet haben, offiziell das Ersuchen ergangen, bei der Unterdrückung des Sklavenhandels mitzuwirken.
Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht Folgendes: Bekanntmachung über die Blokadc der festländischen Küste des Sultan aus Zanzibar. Zanzibar, den 30. November 1888. Aus Befehl unserer hohen Regierungen und im Namen Sr. Hoheit des Sultans von Zanzibar, erklären wir, die kommandierenden Generale des deutschen und englischen Geschwaders, hiermit die Blokade der ununterbrochenen Kü- stenlinie des Sultanats von Zanzibar mit Einschluß der Inseln Nasia, Lamu und anderer kleiner, nahe der Küste liegenden Inseln zwischen dem 10. Grad 2 Minuten und dem 2. Grad 10 Minuten südlicher Breite. Tic Blokade ist jedoch nur gegen die Einfuhr von Kriegsmaterial und Ausfuhr von Sklaven gerichtet. Die Blokadc wird in .Kraft treten am Mittag, den 2. Dez. d. I. „Deinhard. Fremantle." An der Blokade nimmt auch das italienische Schiff Dogali" teil.
Die Ausrüstung der ersten deutschen Emin- Pascha-Expedition. deren Führung Prcmierlieutenant Wißmann übernimmt, wird in etwa 3 Wochen beendet sein. Wißmann hat seine deutschen Mitglieder bereits ausgewählt, weitere Meldungen für die Expedition sind also nutzlos.
Die Preßfehde zwischen Deutschland und Oesterreich ist hüben und drüben ausgeblasen. Die „Nordd. Allg. Ztg." hat erklärt, für deutsche Blätter liege keine Veranlassung mehr vor, aus den i Inhalt der publizistischen Auswüchse im „Schwarzgelb" einzugehen, da es sich herausgestellt, daß Bres- nitz, der Herausgeber des „Schwarzgelb," zugleich MitarbeiterdesRussenblattes „Dniewnik Warschawski" sei. Auch die österreichisch-ungarische Presse schweigt wieder. Es war übrigens auch höchste Zeit, denn die gegenseitigen Erörterungen hatten zuletzt einen geradezu Besorgnis erregenden Charakter der Erbitterung angenommen.
O-elterrmck-Ungarn
Wien, 4. Dez. Nach der „Polit. Korresp." erhielt Kaiser Franz Josef zum Regiernngsjubiläum von dem Kaiser Wilhelm ein überaus warmes Glückwunschschreiben, worin die Gefühle der persönlichen Freundschaft in den herzlichsten Worten ausgedrückt und des unerschütterlichen Bundes, der beide Monarchen und deren Reiche verknüpfe, mit besonderer Wärme gedacht wird. König Humbert von Italien und viele andere befreundete Höfe sandten warme Glückwunschschreiben.
Wien, 6. Dez. Der bisherige partielle Se- tzerstrcik in den Accidcnzdruckereieii ist nun allgemein geworden.
Wien, 6. Dez. Nuntius Gastmbcrti überreichte anläßlich des Kaijcrjubiläums heute dem Kaiser in besonderer Audienz ein in den herzlichsten Ausdrücken abgefaßtes Handschreiben und ein Geschenk des Papstes, nämlich ein herrliches Mosaik Madonnenbild im Werte von 30 000 Frks.
Pest, 4. Dez. Im „Nemzet" beginnt Csera- tonyi eine Reihe von Artikeln über die jüngste Preß- kampagnc und betont, die Fricdensliga beruhe nicht aus den Füßen einiger Schreibtische, sondern auf der granitenen Festigkeit der Interessengemeinschaft.
Die beste Feier des 40jährigen Regierungsjubiläums des Kaisers Franz Josef sind die wohl- thätigen Stiftungen aller Art, die zu Ehren desselben gemacht worden sind. Sie betragen jetzt schon mehr als 15 Millionen Gulden.
Aus Wiener Zeitungen erfährt man mancherlei Interessantes über die Thronbesteigung des Kaisers Franz Joses vor 40 Jahren. Das Geheimnis war merkwürdig gut bewahrt worden und Minister und Erzherzöge wurden überrascht. Als der seitherige Kaiser Ferdinand vor der Versammlung in Olmütz seine schriftliche Abdankung zu Gunsten seines Neffen verlas, senkte Franz Joseph das Knie vor ihm und bat um seinen Segen. „Sei nur brav, Gott wird Dich schützen - es ist gern geschehen", sagte der alte Kaiser. Den Erzherzog Maximilian (den nnglücklichcn Kaiser von Mexiko) ergriff der Gedanke gewaltig, statt eines einfachen Bruders einen Kaiser , vor sich zu haben, er ging auf den Protokollführer s (Legationsrat v. Hübner) zu, nahm ihm die Feder ! aus der Hand, mit welcher der alte Kaiser seine Ver- ^ zichtlcistung unterzeichnet hatte, und sagte: „Ich habe , wohl ein größeres Recht darauf als Sic." Er bewahrte sie lange als Reliquie. Als der 18jührige Kaiser seine Würde annahm, that er es mit den Worten: „Lebe wohl meine Jugend." Das war der Preis, den er für den Thron zahlte.
Beigle».
Brüssel, 4. Dez. Die belgischen Plätze verhalten sich gegenüber der russischen Anleihe entschieden ablehnend.
Frankreich.
Paris, 3. Dez. Die Verlegenheiten der Deutschen in Ostasrika werden hier von den Blättern mit Behagen ausgemalt. Man sollte sich aber an der ! eigenen Nase nehmen, denn nicht nur aus Cvchin- ! china, sondern auch aus Annam und Tonkin lausen ungünstige Berichte ein. In Tonkin ist die öffentliche Sicherheit im höchsten Grad gefährdet, das Land ist in völliger Anarchie und täglich kommen lieberfälle und Räubereien vor.
Paris, 3. Dez. In Nantes ist der Soldat Allyre vom Kriegsgericht zu zwanzig Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden, weil er dem dortigen italienischen Konsul eine Lebelpatrone zum Kauf ange- boten hatte. Der Konsul, ein französischer Kaufmann
in Nantes, hatch der Militärbehörde von dem An erbieten Anzeige gemacht.
Paris, 4. Dez. Gestern Abend verfügten sich etwa vierhundert Studenten nach dem Boulevard Rochechouart, um Rochefort eine Katzenmusik zu bringen. Die Polizei war aber schon von ihrem Vorhaben benachrichtigt und hatte das Haus, welches der Chefredakteur des „Jntransigeant" bewohnt, so umzingelt, daß eine Kundgebung nicht möglich war.
Paris, 5. Dez. Der Deputierte Numa-Gilly ist vom Präfekten des Departements Gard seines Amtes als Bürgermeister von Nimes entsetzt worden. Gilly reichte hierauf sein Gesuch von Enthebung vom Amte eines Stadtverordneten ein.
Der Pariser Rothschild will sich noch tiefer ! in die Wolle setzen. Er ist im Begriff, im russischen Zentralasien ungeheure Strecken besten Bodens ^ anzukausen, um Baumwollen-Plantagen anzulegen, und jede Konkurrenz, namentlich der Moskauer Kaus- leute, lahm zu legen. Diese speien Feuer und Flamme , was bei Wolle sehr gefährlich ist.
Spanien.
In den spanischen Kortes hat das Ministerium ! jetzt den Gesetzentwurf auf Einführung des allgemeinen Stimmrechtes eingebracht. Man hofft ans Annahme der Vorlage.
Italien.
Rom, 3. Dez, Es wird hierher gemeldet, Galimberti habe dem Fürsten von Liechtenstein im Namen des Papstes für sein Anerbieten gedankt mit der Erklärung, daß er jetzt nicht Rom zu verlassen beabsichtige, daß er aber im Falle eines Krieges nach Vaduz, dem Hauptort des Fürstcnthnms Lichtenstein, gehen werde.
Rom, 4. Dez. Der vulkanische Ausbruch aus der Insel, Vulkano (Liparen) steht in Verbindung mit einer unterseeischen Eruption, 1 Kilometer östlich von der Insel wo unter starker ausschäumender Bewegung der See Steine (Bimsstein) emporgeschleudert werden.
England
London, 3. Dez. Der Dampfer Cameroon welcher vorgestern in Liverpool von der westasrika- nischcn Küste anlangte, brachte Kunde von einem l seltsamen Gerüchte, welches nach Bonny gedrungen ! sein soll. Demgemäß befände sich Stanley im Rücken, also wahrscheinlich östlich von dem großen Oelstromc; er ziehe entlang mit der britischen Flagge, da die Eingeborenen darnach trachteten, sich unter englischen - Schutz zu stellen.
Die Statue des Kaiser Friedrichs, welche der Bildhauer Böhm auf Befehl der Königin Viktoria von England ausführt, stellt den verstorbenen Monarchen in Kürassierunisorm dar, über welche die Robe des Hosenbandordens geworfen ist. Die Hände des Kaisers sind auf seinen Säbel gestützt. Die Statue wird in der Georgs-Kapelle dicht neben der des Königs der Belgier ausgestellt werden.
Rußland.
Petersburg, 3. Dez. Den „Mosk. Wjed." zufolge soll der Synod die Mitteilung erhalten haben,
> daß englische Missionäre in Polen, namentlich in der ! Umgebung von Wilna, sehr viele Juden zum Ueber- tritt in die protestantische Kirche verleitet hätten. Die Behörden sollen daher angewiesen worden sein, die Missionäre aus dem russischen Gebiete auszuweisen.
Handel L Verkehr.
Stuttgart, 5. Dez. (Mchlbörsc). Au heutiger Börse sind von inländischen Mehlen 990 Sack als verkauft zur Anzeige gekommen zu folgenden Preisen: Mehl Nr. 0 ^ 32.50-34. Nr. 1 31.5,>-32. Nr. 2 ^ 29.50- 30.50,
Nr. 3 27.50-28.50, Nr. 4 .* 24 -25.
Banknoten-Entwcrtung. Es dürfte mr manchen Kapitalisten von Interesse sein, darauf aufmerksam gemacht zu werden, daß die Banknoten der früheren Kölnischen Privatbank nur b,s zum Schlug dieses Jahres cingelöst werden, nach diesem Zeilpnnkt aber vollständig wcrllos sind.
Ats preiswertes, praktisches Weihnachtsgeschenk empfehleich: Rohseiv. Bastroben (ganz Seide) Mk. 1« 8« p. Robe, sowie Mk. 22.80, 28.—, 34.—, 42. —, 47.50 nadrlfcrtig. Es ist nicht notwendig, vorher Muster kommen zu lassen; ich tausche nach dem Fest um, was nicht conveniert. > Muster von schwarzen, farbigen und Weißen ! Seidenstoffen umgehend. Briese koste» 20 Pf. Porto.
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