Kilchberg und Jlshofen überritten wurde , recht ordentlich und erregt sein Befinden bis jetzt keine Besorgnis.
Aalen, 13. Sept. Am gestrigen Sonntag abend zwischen 9 und 10 Ahr brannte in Hohenstadt das in unmittelbarer Nähe des Orts gelegene Kellerhaus des Grafen von Adelmann in Hohenstadt bis auf die Grundmauern nieder. Der entstandene Gebäude- und Mobiliarschaden dürfte sich ziemlich hoch belaufen, da nicht weniger als etwa 100 größere Bierfässer mitverbrannt sind. Die Entstehungsursache des Feuers ist bis jetzt nicht bekannt; Brandstiftung wird vermutet.
Baden-Baden, 13. Sept. Ihre Majestät die Kaiserin wird morgen aus dem Elsaß wieder hieher zurückkehren, während der Kaiser und die großh. Herrschaften erst nach den Manövern wieder hierher überzusiedeln gedenken. Das erbgroßh. Paar wird voraussichtlich bis gegen Ende Oktober hier verbleiben, dann auf einige Tage nach Freiburg gehen, um Kalo darauf seinen Winteraufenthalt im Süden zu nehmen. — Das Wetter ist auch Heute herrlich. Die Hize hat nachgelassen und die Morgen und Abende sind angenehm kühl. Der F r e m d e n z u g a n g ist für die vorgeschrittene Jahreszeit ein ungewöhnlich großer, 4—500 pro Tag. Die Gesamtzahl weist in der laufenden Saison bis heute rund die Ziffer 50.000 auf. Unter den Neuangekommenen befindet sich auch I. K. Hoh.' die Prinzessin W i l- helm von Württemberg, welche im großh. Schlosse abgestiegen ist.
Wien, 13. Sept. Nach einer hier eingetroffenen Nachricht aus Radna (Ungarn) brach in der dortigen Wallfahrtskirche während der zahlreich besuchten Frühmesse an der Decke eines Nebenaltars Feuer aus. In der entstandenen Panik sprangen viele von den Emporen auf die im Kirchenschiff zusammengedrängte Menschenmenge herab. Die Zahl der Verunglückten soll eine sehr erhebliche sein.
Wevrnischtes.
— Der Schah vonPersien hatte sich an die deutsche Regierung gewendet, um für seinen Dampfer „Persepolis" einen deutschen Kapitän zu erhalten. Es ist hierzu der Kapitän I. Hansenin Hamburg, welcher auch als erster Offizier eine Corvette von Kiel nach China vor 2 Jahren überführte, ausersehen. Derselbe reist mit mehreren deutschen Seeoffizieren in diesen Tagen nach Persien ab.
— Nun ist das Maß voll. Sogar ein Athletenkongreß findet in diesem Jahr statt! Lübeck und der 26. September sind als Ort und Tag dazu ausersehen. Einige Hundert der „stärksten Leute" Norddeutschlands haben bereits ihr Erscheinen in Aussicht gestellt, darunter aus Berlin, Hamburg und Bremen allein etwa 120 Mann. Natürlich soll auch ein „Meisterschaftspreis für Deutschland" verteilt werden. Als der stärkste Mann gilt zetzt der Gastwirt Karl Abs in Hamburg, ein geborener Mecklenburger.
KcrnöeL <L WerrksHv.
Stuttgart, 14. Sept. Seit Wochen zeigt der Wochenmarkt fast immer dasselbe Bild, nur mit dem Unterschiede, daß die Frequenz bald eine bedeutende, bald eine geringere ist. Den größten Teil nimmt heute wieder der Obstmarkt ein, der neue Sorten von Aepfeln und namentlich einheimischen Trauben zeigt. Zwetschgen sind wieder in etwa 800 Körben zu Markt gebracht und gelten der Masse wegen nur noch 6—10 Pfg. je nach Qualität per Pfund. Der Gemüsemarkt zeigt seit Monaten immer dieselben Gemüsesorten, nur daß jetzt die Bohnen allmählich aussterben. Von Beeren sind Preiselbeeren, Himbeeren und Brombeeren zugeführt. Die größte Nachfrage herrscht nach Preiselbeeren, die 60—65 Pfg. pro Pfund gelten.
Kartoffel-, Obst- und Kraulmarkt.
Stuttgart, 14. Sept. Leonhardsplatz: 500 Säcke Kar- toffeln zu 2 bis 2 80 pr. Zentner. W i l-h el m s p l a tz:
250 Säcke Mostobst zu 5 ^ 80 H bis 6 40 H pr. Zentner. Markt-
Platz: 3000 Stück Filderkraut zu 15 bis 20 pr. 100 Stück.
Gemeinnütziges.
— Epidemisches Ab st erben junger Schweine. In vielen großen Zuchtställen bringt das oft epidemisch auftretende Erkranken
und Absterben der Ferkel, selbst wenn dieselben noch nicht abgesetzt sind, große Verluste. Auf dem Rittergute Lütschena im Königreich Sachsen war diese Ferkelkrankheit so arg geworden, daß in der Zeit von Neujahr bis Mai vorigen Jahres die sämtlichen in sehr großer Anzahl vorhandenen Ferkel abstarben. Neuerdings ist es dem Besitzer gelungen, ein probates Mittel .zu finden und beschreibt derselbe dieses Verfahren folgendermaßen: „Fast alle mir zu Teil gewordenen Ratschläge gipfelten darin, daß sie der Fütterung die Schuld an dem Ferkelsterben beilegten, jedoch machte keine Aenderung der Fütterungsweise das Uebel bester. In Folge besten stand bei mir die Vermutung, daß die Ursache der Krankheit viel tiefer liegen möge, und daß hier die mikroskopischen Bildungen im Spiele seien, welche sich im Innern des Organismus ber jungen Tiere eingenistet hätten. Diese Vermutung berücksichtigte ich aber in der Behandlung der Krankheit vorläufig nicht, bis später ein Herr in einer mir erteilten Antwort mich in meiner Vermutung sehr verstärkte. Genannter Herr machte mir nämlich die Mitteilung, er habe früher in ähnlicher Weise, wie ich beschrieben, in seiner Wirtschaft die Kalamität des Ferkelsterbens gehabt und es habe sich durch die Untersuchung eines Ferkelkadavers durch bie Tierarzneischule zu München herausgestellt, daß nicht allein der Gedärminhalt der gefallenen Ferkel voll mikroskopischer Pilze war, sondern daß sich stolche auch im Blute und in den edleren Eingeweiden vorfanden. Nunmehr suchte ich die Krankheit, meinen Vermutungen entsprechend zu kurieren. Wissend, daß Karbolsäure ein stark antiparasitisches Mittel sei, welches Alles, was pilzische Bildung, parasitisches Leben u. dergl. heißt, ertötet, ließ ich gleich eine Parforcekur mit Karbolsäure anwenden. Den ber Krankheit schon anheimgefallenen Ferkeln (Symptom: starker Durchfall) wurde täglich mehrere Male eine tüchtige Dosis — etwa 2proz. verdünnte Karbolsäure — birekt mit Gewalt eingegeben. Den zur Zeit noch gesunden Ferkeln, benen aber die Krankheit sicher in Aussicht stand, wurde täglich entsprechend verdünnte Karbolsäure unter das Futter gegeben. Von nun an war die Krankheit wie abgeschnitten. Von Beginn der Anwendung dieses Mittels bei den erkrankten Ferkeln starb nur eins und zwar ein solches, welches schon sehr hinfällig gewesen war — und doch hielt sich dieses auch viel länger hin, als dies im anderen Falle voraussichtlich der Fall gewesen wäre. Sonst starb kein Ferkel weiter, neue Erkrankungen fanden ferner nicht statt und die Kalamität ist nun aus dieser Schweinehaltung seit dem Zeitpunkte, wo Karbolsäure innerlich angewendet wurde, völlig verbannt, nachdem vorher jeder Wurf darauf gegangen war." („Z. d. l. V. f. Rheinpr.")
C al w.
Manöwirt^cüastkic^ee Oezirkgoeeein.
Die Aussteller von Schweinen bei dem Neuenbürger Gaufestr? werden darauf aufmerksam gemacht, daß sie sich mit einem schultheißenamtlichen Zeugnisse zu versehen haben, worin der Besitzer mit Vor- und Zunamen benannt ist und demselben bezeugt wird, daß in den letzten 6 Monaten in seinem Stalle keine ansteckende Krankheit geherrscht hat.
Calw, 15. Sept. 1886. E. Horlacher,
Secretär.
Hbftbärrnre betv.
Der Umstand, daß der vorige lange Winter vielfach beabsichtigte Obstbaumpflanzungen nicht mehr zur Ausführung kommen ließ, läßt erwarten, daß die Herbstpflanzung, die ohnedies der Frühjahrspflanzung vorzuziehen ist, eine um so umfangreichere werden wird. Begünstigt wird sie aber auch dadurch, daß der Preis der Obstbäume von ausgezeichneter Schönheit und Stärke für den Herbstmarkt ein namhaft billigerer ist. Unter Beziehung hierauf bin ich auch für die kommende Pflanzzeit wieder bereit, den Bezug von Obstbäumen aller Art durch persönliche Auswahl in der Baumschule zu vermitteln und bemerke, daß mir eine größere Partie rheinischer Bohnäpfel, der besten und ertragreichsten Mostobstsorte, unter der Voraussetzung baldiger Bestellung reservirt ist. Bestellungen erbitte ich mir spätestens bis zum 10. Oktober.
Calw, 15. Sept. 1886. E. Horlacher,
Secretär.
vnd die heranrückende zehnte Abendstunde ließ den Wunsch in mir wach werden, zur Ruhe zu gehen, wenn ich nur gewußt hätte, wo in aller Welt ich mein müdes Haupt hinlegen sollte. Daß ich aus meinem Schlafzimmer ausquartiert war, und daß Herrn Müller mein Bett gegeben war, wußte ich schon seit heute Morgen; meinen Platz sollte meine Tochter einnehmen und ihr Bett war hinübergeschafft worden, mein Zimmer war „belegt mit 1 Mann" rc., wo also Unterkommen? Doch auch hierfür hatte man Rat gewußt (dieses „man" war freilich dieses Mal eine Frau, und zwar meine Johanna). Mein nur mit Mühe unterdrücktes Gähnen machte meine Frau endlich auf meine füllen Wünsche aufmerksam, und so hob sie unter geschickter Anspielung auf den königlichen Dienst des nächsten Tages die Sitzung auf, die „Klosterglocken" verhallten leise, man wünschte sich gegenseitig „Gute Nacht" und Herr Müller verschwand in meinem, jetzt in seinem Zimmer. Was nun? sah ich meine Frau fragend an. Auf ihren Ruf erschien Karline, um zur Nacht zu richten, und vun sollte ich endlich erfahren, was man über mich beschlossen hatte. Ich habe die Weiber im Allgemeinen immer für diplomatische Genies gehalten und meine Johanna für das größte; daß sie aber von solcher Geriebenheit sei, wie ich jetzt zu erfahren Gelegenheit hatte, das hätte ich nie und nimmer für möglich gehalten.
„Du, August", begann sie nach einem kurzen Verlegenheilshusten, „Du, lieber Mann, für Dich habe ich eine ganz besondere Ueberraschung in petto.» Ich mag wohl gerade kein besonders wohlwollendes Gesicht gemacht haben, denn zaghaft fuhr sie fort: „Du hast doch, wie Du Dich erinnern wirst, in den letzten Nächten fo sehr Aber die Hitze im Bette geklagt, und mit Recht; außerdem ist mein Vorrat -M Betten mcht so groß, wie Du selbst ja weißt. Deine Bettstelle hat Herr Müller in Benutzung -hm, hm, — wie wäre eS, wenn Du es einmal versuchtest — in der Hängematte zu schlafen?" Ich prallte zurück und hätte beinahe eine Flasche und zwei
Gläser mit umgerissen; im ersten Augenblick hielt ich das nur für einen Scherz, doch sollte mir nur zu bald Gewißheit werden, wie bitterer Ernst hier gemacht wurde. „Sieh' einmal, lieber August, ich habe hier von meinem Bruder, der ja mit seiner Familie vorigen Sommer auf Rügen war und seitdem im Besitz einer Hängematte ist, mir dieselbe geliehen, und ich denke. Du wirst darin ganz herrlich und namentlich recht luftig liegen" rc. rc. Was soll ich noch mehr sagen, die Weiber haben ja doch stets das letzte Wort, ich mußte mich fügen, fügte mich auch in der That, und turnte gehorsam in die Hängematte hinein, die an zwei starken Haken in der „Garderobe" (ein Euphemismus meiner Frau für Rumpelkammer) aufgehängt und mit Polstern und Decken wohnlich eingerichtet war. Die Wahrheit zu gestehen, habe ich eigentlich gar nicht so schlecht geschlafen, anfangs freilich konnte ich mich gar nicht in die Situation finden, die mir eines Familienvaters und ansässigen Bürgers so wenig würdig erscheinen wollte, doch was thut man nicht alles für's Vaterland, und so trage auch ich meinen Teil dazu bei. Außerdem aber habe ich doch auch einen Vorteil dabei, der gar nicht zu unterschätzen ist. Wenn ich so in meiner Matte liege, mich hin und her schaukele, und der Geruch der in der nahen Speisekammer befindlichen Vorräte zu mir herüberdringt, so malt sich meine Phantasie mit vielem Erfolg die Reize und Gefahren einer Seereise aus, mit der mein Schwager, der doch nur von Stralsund bis Rügen gefahren ist, gar so gern renommiert.
Seit 8 Tagen schaukele ich schon so und habe die Aussicht, dies noch 14 Tage zu thun. Wenn ich aber wirklich einmal nach Dingshausen kommen sollte, so revanchiere ich mich und nehme Herrn Müller das beste Bett erbarmungslos weg, und sollte er einst, wie meine Johanna sich wirklich einzubilden scheint, mein Schwiegersohn werden, dann — ja dann, nun dann thue ich es erst recht. (Gvth. Tagbl.)