Amts- unä IntekkigenAkatt für äen Bezirk.
Erscheint Sienstag, Aonnerrtag L Samstag.
Die EinrückungSgebühr beträgt 9 H p. Zeile im Bezirk, sonst 12 H.
Donnerstag, äen 16. September 1886.
Abonnementspreis halbjährlich 1 80 durch
die Post bezogen im Bezirk 2 SO H, sonst in ganz Württemberg K 70 H.
Amtliche Wekanntmachungen.
Calw.
Floßsperre.
Unter Bezugnahme auf die oberamtl. Bekanntmachung vom 15. Juli d. I. Wochenblatt'Nr. 82 wird hiemit zur Kenntnis der Interessenten gebracht, daß die auf den Zeitraum vom 1. v. Mts. bis zum 15. d. M. für die Enz von der Neuenbürger Wafferstube aufwärts und die Seitenbäche Eyach und Kleinen; angeordnete Floßsperre dem weiteren Ansuchen des Kgl. Forstamls Neuenbürg gemäß durch Erlaß der K. Regierung für den Schwarzwaldkreis vom 9. d. Mts. Nr. 6634 bis ZUM 10. Ott. d. I. mit der Einschränkung verlängert worden ist, daß das Einbinden des Floßholzes innerhalb der gesperrten Strecke vom 1. k. Mts. allgemein gestattet ist.
Den 11. September 1886. K. Oberamt.
' _ v. Falken stein, A.-V. _
Bekanntmachung.
Es wird hiemit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß durch Erlaß des K. Ministeriums des Innern vom 1. Sept. d. I. das Ehrenzeichen für langjährige treugeleistete Dienste in der Feuerwehr nachstehenden Mitgliedern der freiwilligen Feuerwehr bezw. der freiwilligen Abtheilungen der früheren gemischten Feuerwehr der Oberamtsstadt Calw verliehen worden ist:
1) dem Kaufmann und Feuerwehrkouunandanten Emil Wevrgii,
2) „ Buchbinder und stellv. Feuerwehrkommandanten C. A. Bub,
3)
V
Zimmermeister Christian Kirchherr,
4)
„
Hafner Christian Weiß,
5)
Seifensieder Immanuel Kostenbader,
6)
Glaser Carl Ganzmüller,
7)
Schmid Georg Klein bub,
8)
,/
Schuhmacher Bernhard Gaiser,
9)
„
Käser Ludwig Giebenrath,
10)
Flaschner Julius Feldweg,
11)
Seisensieder Friedrich Köhler,
12)
Flaschner Carl Burkhardt,
13)
Schuhmacher Ernst Häberle,
sämmtliche in
Calw.
Calw, den 14. September 1886. K. Oberamt.
_ v. Falkenstein, A B.
Bekanntmachung der K. Centralstelle für Gewerbe und Handel, betreffend den Beginn von Ltnterrichtskursen in den Webschulen zu Reutlingen und Heidenheim.
Am 1. Oktober d. Js. beginnen in den unter Oberaufsicht der K. Centralstelle stehenden Webschulen zu Reutlingen und Heidenheim wieder neue Lehrkurse.
Dieselben haben den Zweck, tüchtige Fabrikanten, Webmeister, Dessina. teure rc. heranzubilden, sowie jungen Kaufleuten, welche sich mit dem Ein. und Verkauf von Erzeugnissen der Textilindustrie zu befassen haben, Gelegen, heit zur Erwerbung der hiefür erforderlichen technischen Kenntnisse zu geben.
Der Unterricht erstreckt sich auf Theorie und Praxis aller Zweige der Schaft, und Jaquardweberei mit Hand, und Dampfbetrieb, sowie auf Frei- hand-, Muster, und Maschinenzeichnen.
An der Webschule in Reutlingen besteht ferner eine eigene Abtheilung für den Unterricht in der Wirker ei auf Kettenstühlen. Culirstühlen, Rundstühlen rc.
Aus der Webschulstiftung daselbst können unbemittelten, besonders befähigten Zöglingen der Webfchule Unterstützungen zu ihrer weiteren Ausbildung ver. willigt werden.
Beide Anstalten sind mit Webstühlen und Hilssmaschinen aller Systeme, sowie mit Zeichenwerken, Fachzeitschriften u. drgl. aufs Beste ausgestattet.
Anmeldungen sind zu richten:
für Reutlingen an Webereiinspektor Winkler daselbst, für Heiden heim an den technischen Vorstand der Anstalt: Zeichenlehrer Leopold oder an den Vorsitzenden des Webschulvereins, Herrn Fabri. kant Louis Neunhöffer in Heidenheim.
Ebendieselben sind zur Ertheilung weiterer Auskunft bereit.
Stuttgart, den 7. September 1886.
/ K. Centralstelle für Gewerbe und Handel:
G a u p p.
'AottLifcHe WcrcHvictzten.
Deutsches Reich.
Straßburg, 13. Sept. Die Stadt ist seit 3 Tagen mit Menschen überfüllt: aus Baden und Elsaß sind die Landleute scharenweise herbeigeströmt. Alle Gasthöfe sind überfüllt; viele Privatleute haben Zimmer an Fremde vermietet, die trotzdem nicht alle Unterkunft finden. Viele haben in Wirts», zimmern auf Tischen und Stühlen geschlafen, andere in den Bahnhofshallen,' noch andere sogar auf der Straße. Alle Wagen sind vermietet; gestern morgen wurde für einen Wagen zur Parade bis zu 120 ^ bezahlt.
Straßburg, 14. Sept. (4 U. 40 M.) Heute mittag fand bei den Majestäten Empfang der höheren Beamten, des Bischofs, des Präsidenten des protestantischen Direktoriums, des Staatsrats, des Landes, ausschusses, des Bureaus des Bezirkstages und der Straßburger Gemeinderatsmitglieder , von denen 26 erschienen waren, statt. Der Kaiser unter- hielt sich mit jedem Einzelnen, hielt auch eine kurze Ansprache, und sprach den Gemeinderäten seine Freude über die Fortschritte der Stadt, die Wiedereinsetzung des Gemeinderats und den schönen Empfang aus. Er werde die durch die Stadterweiterung Straßburg auferlegte Finanzlast thunlichst zu erleichtern suchen. Nach dem Empfange brachten Landleute aus der Umgegend den Majestäten ihre Huldigung durch einen Festzug dar, worin
§ e u i l l e 1 o n.
Einquartierung.
(Eine häusliche Tragikomödie aus der jüngsten Gegenwart.)
(Widerrechtlicher Nachdruck wird verfolgt.)
„Die Trommel gerührt und das Pfeifchen gespielt" rc. Mit diesem Liedchen gibt meine Tochter ihren Egmont-Erinnerungen thatsächlichen Ausdruck, während meine beiden Jungen mit einer stählernen Konsequenz die Gewißheit verbreiten, daß „das liebe Vaterland ganz ruhig sein könne." Rechnet man noch hinzu, daß Karline, die Köchin, fortwährend „in stiller Mitternacht ganz einsam auf der stillen Wache steht", und daß meine Frau durch Erhöhung des Haushaltungsetats excelliert, so hat man einen ungefähren Begriff von den Zuständen meines Hauses in der letzten Woche. Daß dieser Woche noch zwei bis drei andere ganz gleiche folgen werden, diese Aussicht auf die nächste Zukunft trägt nicht gerade dazu bei, die Gegenwatt angenehmer zu machen.
Wir haben Einquartierung bekommen! Zwar gehöre ich nicht zu jener bevorzugten Minderheit, die sich des Besitzes eines eigenen Hauses zu erfreuen hat, und somit wäre ich eigentlich einquattierungsfrei. Doch verpflichtet mich ein Passus meines Mietkontraktes dazu, die Hälfte jener Last von den Schultern meines Hauswittes ab- und auf meine eigenen zu übernehmen. Und so ist es denn gekommen, daß unsere beschränkte und sonst so friedliche Wohnung jetzt wiederhallte von Waffengeklirr und Gesängen obigen Kalibers. Ich bin wahrhaftig ein guter Patriot, ich habe im Jahre 70 nach besten Kräften für das Vaterland gezittert, ja mehr als das, ich habe gethan, was ich nur konnte) um die allgemeine Not zu lindern, aber mir meine häusliche Behaglichkeit jetzt mitten im Frieden so ohne weiteres stören lassen
zu müssen, das geht denn doch so zu sagen über die Hutschnur. „Einquartierung wird zu billigen Bedingungen ausgenommen." Zwar brachte das „Tageblatt" fast täglich eine ganze Reihe derartiger Anzeigen, und ich machte mich auch auf die Beine, um den mir zugedachten Mann irgendwo gegen Bezahlung unterzubringen, überall jedoch, wo ich hinkam, tönte mir ein gräßliches „Zu spät" entgegen, überall war der Platz schon vergeben, und niedergeschlagen kehrte ich nach Hause zurück, um mit meiner Frau zu berathen, wie wir uns am besten aus der Affaire ziehen und deir Mann in unserm eigenen Hause unterbringen könnten. Wie es nun oft zu gehen pflegt, daß die Weiber gerade in der Stunde der Gefahr den Kopf am wenigsten verlieren, so war es auch hier. Resolut begann meine Johanna ihre Dispositionen zu treffen, und nicht gar lang dauerte es und das Kämmerchen für „unsere Einquartierung", wie meine Jungen sofort mit Stolz sagten, war, etwas ursprünglich zwar, doch ganz nett eingerichtet. Ein wenig eng war es freilich, doch Soldaten tragen ja keine Crinolinen und reisen nicht mit haushohen Koffern. Die Sache machte sich besser, als ich zu hoffen gewagt hatte. Essen sollte der Mann mit in der Küche, nachdem sich Karline mit Vergnügen bereit erklärt hatte, seine Menage ebenfalls zu kochen. Tsching, tsching, tsching und bum, bum, bum. „Sie kommen, sie kommen, hieß es, und „Sie sind da, sie sind da" und endlich kamen meine beiden Jungen mit „unserer Einquartierung" angerückt, denn sie hatten es sich nicht nehmen lasten, ihn selbst heimzuleiten, nicht ohne ihm die stundenlang getragene Last von Wehr und Waffen wenigstens teilweise abzunehmen und diensteifrig nachzutragen. Das Halloh der Jungen hatte mich und meine Frau an's Fenster gelockt, da kamen sie durch den kleinen Vorgatten und bringen mit leuchtenden Augen einen — Einjährigen. —. — Was nun folgt, entzieht sich in seinen Einzelheiten füglich der Wiedergabe; es war eben eine häusliche Scene in bester Form, in welcher mir meine Frau begreiflich