stand am 2. Dez. 1851 gefallenen Deputierten Bau­din veranstaltet.

Nim es, 17. Nov. Prozeß Numa Gilly. Es wird eine Denkschrift Gillys verlesen, welche zahl­reiche verdächtige Geschäfte aufführt, bezüglich deren Zeugenvernehmung beantragt wird. Der General­prokurator forderte Gilly auf, sich streng an die ver­lesenen Thatsachen zu halten; die beizubringcnden Beweise dürften sich nur auf das öffentliche, nicht auf das Privatleben der betreffenden Personen be­ziehen. Der Advokat Gillys, Peyron, giebt vor, be­weisen zu können, daß Eisenbahnkompagnien gewisse Abgeordnete förmlich besoldeten, welche zu diesem Zwecke 14 Millionen hcrgaben. Der Präsident for­derte Peyron auf, bei der Sache zu bleiben. Ad­vokat Peyron spricht darauf von der Börsenspeku­lation bei Gelegenheit der Publikation des Berichtes der Kommission betreffs des Panamakanals. Diesen Bericht habe das Ministerium vier Tage lang be­halten, ohne ihn mitzuteilen. Advokat Rousseau aus Paris erklärte, er sei im Aufträge nicht blos des damaligen Ministers Bayhaut, gegen welchen die obige Anklage sich richte, sondern auch in demjenigen Rouviers, Raynals und anderer Mitglieder der Bud­get-Kommission gekommen, um derartige verleumde­rische Anklagen entschieden zu widerlegen. Darauf entspann sich eine juridische Debatte zwischen Peyron und Rousseau über das Verhältnis derjenigen Zeu­gen, gegen welche ebenfalls Beschuldigungen erhoben sind. Der Gerichtshof zog sich zurück, um hierüber zu beraten. Im weiteren Verlauf des Prozesses erklärte der Angeklagte Gilly, daß er nicht Andrieux, sondern die 20 Mitglieder der Budget-Kommission angegriffen habe. Er lehnte es ab, sich zu vertei­digen, und überließ die Entscheidung dem Gericht. Andrieux setzte auseinander, daß er die gerichtliche Verfolgung Gillys eingelcitct habe, um seine Ehre zu verteidigen, und versicherte, daß er niemals bei einem Spekulationssyndikat in Panams-Werten be­teiligt gewesen sei; die Anklage habe er in öffentli­chem Interesse erhoben; er habe die Ueberzeugung gewonnen, daß das zu fällende Urteil ihm nicht die erwartete Genuathuung verschaffen werde, und ziehe deshalb seine Klage zurück. Hiernach erfolgte die Freisprechung Numa Gillys. Von der Mehrzahl der Zeitungen wird der Prozeß in Nimes als ein Possenspiel bezeichnet. Die gewaltsame Unterdrückung der Diskussion sei verhängnisvoll für die Kammern, denn die Angriffe gegen dieselben würden nur in schärferer Form erneuert werden.

Italien.

Rom, 17. Nov. DerItalic" zufolge ließ der Papst Windthorst seine Freude über den Aus­fall der preußischen Wahlen ausdrücken. Windthorst werde in Rom erwartet; der Vatikan bereite einen festlichen Empfang vor. (?)

In Ccsara (Sizilien) schlug ein Bauer mit der Axt seinen am Altar knicenden Bruder tot.

England

London, 15. Nov. Wie dieWorld" ver­nimmt, beabsichtigt die Königin, dem Prinzen Hein­rich von Preußen, welcher den Bath-Ordcn schon besitzt, nunmehr auch den Hoscnband-Orden zu ver­leihen.

London, lieber das Grubenunglück bei Pittsburg wird des weiteren berichtet, daß eine Frau, deren Mann dabei umgekommen ist, in einem Anfall von Geisteszerrüttung ihr Häuschen in Brand steckte und mit i hren 4 Kindern verbrannt e.

Kleinere Mitteilungen.

Stuttgart, 18. Nov. Dieser Tage entriß ein erst 12iähriger Schulknabe einem jüngeren Knaben aus der Hand

ein Zehnmarkstück auf offener Straße. Der freche Dieb eilte damit fort und ließ es in einem Laden wechseln. Als er nun von einem Mädchen verfolgt wurde, welches der Kleine um Hilfe angerufen hatte, bedrohte er dasselbe mit Erstechen. Sofort wurde er aber von vorübergehenden Leuten aufgc- giiffen, gegen welche sich das saubere Früchten mit Stoßen und Spucken zu erwehren sucht, bis ein Schutzmanu der Sache ein Ende machte. Das gestohlene Geld befand sich bis auf 6 in den Strümpfen des Taugenichts.

Stuttgart, 17. Nov. Gestern mittag kam die hiesige Polizei zwei frechen Strolchen auf die Spur. Einer der­selben, namens Golding, stellte sich taubstumm, ließ sich von dem andern in bessere Häuser führen, um dort das Mitleid der Leute zu erregen, was ihm auch vielfach gelungen ist.

Wie cs heißt, hat eine der Insassinnen der sogen. Klause in Rottenburg das Geständnis abgelegt, den Brand vom 11. d. M. daselbst absichtlich gelegt zu haben.

Vom Baulande, 13. Nov. Prozeßgrämer. Um eines Ackers willen, der ganze 30 »kL wert war, prozessierten zwei Brüder in O. seit 3 Jahren. Das Grundstück ist dem einen als Erbteil zugefallen, doch aus Irrtum dem andern übergeben worden. Letzterer verweigerte die Herausgabe, und so wurde das Ge­richt angerufen, das gestern in seiner obersten In­stanz entschied, daß der Acker dem Elfteren zu über­lassen sei. Der Verlierer hat noch über 1000 Kosten zu bezahlen.

Herr Emil Höfinghoff in Barmen hat eine Doppel- Klaviatur erfunden, welche er sich im In- und Ausland hat patentieren lassen. Diese Klaviatur hat gegen andere neue Systeme den außerordentlichen Vorzug, daß jeder Klavier­spieler auf derselben sofort alle Tonstücke in genau derselben Weise wie auf der gewöhnlichen einfachen Klaviatur spielen kann, ermöglicht es aber gleichzeitig, mit einer Hand Span­nungen bis zu zwei Oktaven auszuführen und bietet mithin, namentlich für kleine Hände, welche keine Dezime auf der gewöhnlichen Klaviatur korrekt anschlagen können, bedeutende Erleichterungen. Es hat bereits eine große Anzahl erster deutscher Musik-Autoritäten die Hösinghoffsche Klaviatur in anerkennendster Weise begutachtet, und da dieselben für die allgemeine Einführung sind, so scheint die Hösinghoffsche Klaviatur berufen zu sein, die gewöhnliche einfache Klaviatur auf die Dauer gänzlich zu verdrängen.

Ein Koupcgespräch und seine Folgen. Man soll vorsichtig sein in seinen Aeußcrungen das ist eine alte Lebensregcl, die freilich nicht immer festgehaltcx wird. Diese Erfahrung hat vor einigen Tagen Herr Heinrich U., der Sohn eines bekannten Wiener Fabrikanten, gemacht. Herr U. fuhr in Gesellschaft eines ihm Unbekannten in Ge­schäftsangelegenheiten von Wien nach Znaim. Daselbst sollte er die Fabrik seines Vaters inspizieren, wie er dies alljährlich öfters zu thun pflegt. Während der kurzen Fahrt mittelst Nordwestbahn plauderten die beiden Herren mit einander und das Gespräch kam auch auf die Politik und andere Dinge. Man beschäftigte sich auch mit den internationalen Verhält­nissen und die beiden Reisenden debattierten lebhaft und laut mit einander. Als sie nun in Znaim das Koupe verlassen wollten, näherte sich plötzlich ein Gendarm dem Herrn U. und erklärte denselben für verhaftet. Der Gendarm hatte während der Fahrt zufällig im Nebenkoupe gesessen und dem Gespräch, das Herr U. mit seinem Mitreisenden führte, zu­gehört. Er erklärte Herrn U. wegen Hochverrats für ver­haftet. Der junge Mann, der deutscher Untcrthan ist, sieht seine ganze Zukunft durch ein unüberlegtes Wort in Frage gestellt und man kann sich die Verzweiflung der Eltern leicht vorstcllen.

Von der Ameisen besonderer Nützlichkeit erzählt der Afrika-Reisende Rohlfs: Wir kamen an einigen Arabern vor­über, welche nackt auf der Erde saßen und ihre Kleider neben sich ausgebreitct hatten. Ich fragte nach dem Zweck dieser eigentümlichen Sitzung und man sagte mir, sie hätten ihre Kleidungstücke absichtlich auf Ameisenhaufen gelegt; die Amei­sen suchten aus denselben heraus, was nicht hinein gehörte und kehrten dann zu beiderseitiger Zufriedenheit in ihre Nester zurück.

Aus Turin wird berichtet, daß da? Haus Marsaglia die Villa Zirio in San Rcmo, die der Kaiser Friedrich bis zu seinem Regierungsantritt im März d. I. bewohnt hat, für 450000 Lire erworben habe, um dieselbe auszubaucu, und zu einer fürstlichen Residenz herzurichten.

Im Eiskeller verbrannt. In der Nacht vom 10.11. Nov. brannte in L an g e n s a l z a die Müllcr'sche Brauerei nieder. Vier Schulknaben, im Alter von 1012 Jahren, betraten vorwitzigcrweise Tags darauf die Brand­stätte. brachen mit der angekohlten Fallthüre durch und stürzten in den Eiskeller. Ihnen nach fiel nun allerhand brennendes Geröll und glühende Asche, so daß sie buchstäblich auf dem

Eise vcrbreunncu mußte». In ganz trostlosem Zustande wurden 3 hcransgefördert, der vierte ist bis jetzt noch gar nicht gefunden. Zwei der Knaben sind bereits ihren Ver­letzungen erlegen; der dritte lebt noch. Wie war cS auch möglich, daß Kinder eine noch brennende Stätte ungesehen und ungewarnt betreten konnren?

Merkwürdige Geschichte. Folgende »höchst merk­würdige" Geschichte giebt der PariserFigaro" zum Besten, dem wir dafür auch die Verantwortung überlasten wollen: Am 4. Septbr. d. I nahmen zwei Reisende in Paris die Eisenbahn nach Dijon. Der eine war ein Franzose, Herr Marc, der andere eine in Spanien wohlbekannte Persönlich­keit, Vertreter einer Versicherungs-Gesellschaft, Herr Silvador Zuluetta. Vor der Abfahrt legten die beiden Freunde ihre Handkoffer in einen Waggon erster Klasse, wo schon mehrere Engländer saßen. Herr Marc merkte sich die Nummer des­selben und ging dann mit seinem Freund »ach dem Bahn­hofbüffet. Die Engländer wollten aber allein bleiben und gaben einem Schaffner ein Trinkgeld, damit er das Handge­päck der unwillkommenen Mitreisenden in einem anderen Wag­gon uuterbringc. Im letzten Augenblicke hatten diese nur noch Zeit, die mehr oder minder verworrenen Erklärungen der Engländer entgcgcnzunchmcn und den Waggon aufzusu­chen, wo ihre Sachen schon lagen. Einige Stunden später ereignete sich bei Velars das furchtbare Eisenbahnunglück. Der Waggon 20977, in welchem die Herren Marc und Zu­luetta sich zuerst iiicderlasso» wollten, wurde gänzlich zermalmt und die Engländer mit ihm. Die Dankbarkeit der Reisenden gegen die Insulaner, die ihnen die Plätze nicht gegönnt hat­ten, kann man sich leicht denken. Herr Marc, der sich nach Barcelona begab, nahm sich vor, so bald als möglich ein Lottcrielos mit der Nummer des verhängnisvollen Waggons zu kaufen. Er war so glücklich es zu finden, und noch glück­licher, 80000 Frks. zu gewinnen, mit deren Einziehung der Credit Lyonnais betraut ist."

Die Aktionäre der Spielhölle von Monte Carlo haben alle Ursache, unzufrieden zu sein. Die Aermsten mußten in der vor einigen Tagen abgehaltenen Ge­neralversammlung erfahren, daß der Reingewinn des verflossenen Jahres nur 250000 Pfund Sterling (5 Mill. Mark) betragen hat, also hinter dem vor­jährigen um 50 000 Pfund Sterling zurückgeblieben ist, während noch vor einigen Jahren der Nutzen sich im Durchschnitt auf eine halbe Million Pfund Sterling bezifferte. Es wird eben nicht mehr so hoch gespielt, wie in früheren Jahren. Während des Jahres haben 25 Selbstmorde stattgefunden, gegen 19 im vorhergehenden Jahr. Das letzte Opfer der Spielbank war eine junge Russin, welche ihr ganzes Vermögen verloren und sich aus Verzweiflung in das Meer gestürzt hat.

Ein Kunstgenuß, an den man nicht ohne Schrecke» denken kann, ist dieser Tage den Musikliebhabern Londons in der Royal Albert Hall bereitet worden. Im Eröffnungs­konzert der russischen Operngescllschaft spielten 48 Damen aus 24 Klavieren, also 96 händig, eine Polonaise von Glinka und Corvcns Oaprios vonosrtanto.

Handel L Verkehr.

Nürnberg, 17. Nov. Hopfen. Heutige Preise: Markt­ware prima 90 100, dto. mittel 55 -65, Württcm- berger prima 140 -160 *6, dto. mittel 80lOO Badi­scher mittel 7085 , Elsäßer prima HO130 .6, dto.

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Sulz.

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1 6jährigen Schimmel, Wallach, schweren Schlags, 2 Milchkühe, I halb­trächtige Kuh, 1 fettes Rind, 3 Läufer­schweine, 1 großen und einen kleinen Leiterwagen, verschiedenes Fuhr- und Pferdgeschirr und dergleichen.

Liebhaber werden eingeladen.

Sulz, den l9. Nov. 1888. _ Waisengericht

Simmersfeld.

Holz-Berkanf.

Am Samstag den 24. Novem­ber, mittags I Uhr (kommt auf hie­sigem Rathaus aus dem Ge­meindewald Distrikt IV Buchschollen zum Verkauf:

! 41 Stück Buchen mit 33 Festmcter, ! 513 in lang,

! 2744 em. mittlerer Durchmesser,

! 85 Rm. buchene Scheiter,

l 2l Prügel.

! 11 Anbruchholz,

i Den 20. Nov. 1888.

A. A.

- Waldmeister Kern.

^Notarielle Bestätigung des rau

scndfachen Lobes über den 8oU. Ladak von v Ssokor in Ssssou,

10 Pfd. fko. 8 Mk. hat die Exped. d. Bl. cingesehen.

rkkk Iltechlen.

Nachdem alle anderen Kuren erfolgl. geblieben, bat mich Hr. Dr. Bremicker, prakt. Arzt in Glarus, von einer hart­näckigen, beißenden, trockenen Flechte durch briefliche Behandlung und un­schädliche Mittel vollkommen befreit. Nattheim. Mai 1887. Dav. Wiedmann. Keine Geheimmittcl! Adresse: Privat­poliklinik in Glarus (Schweiz).

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^ fertigt die Zaiser'sche Buchdr.