durch Recht und Gesetz gesichert weiß, stärkt meine Zuversicht aus dauernde Erhaltung des kirchlichen Friedens. Indem ich Ihnen, Herr Erzbischof, und den Mitunterzeichneten der Adresse für die loyale Kundgebung aufrichtig danke, verbleibe ich Euer Hochwürden wohlgeneigter Wilhelm R. Marmorpa­lais, den 7. November 1888. An den Erzbischof Dr. Krementz zu Köln.

Der Berliner Postdieb Brunn, von dessen Galgenhumor wir neulich schon Meldung machten, erklärte bei einer Vorführung vor den Untersuchungs­richter, dem ihn begleitenden Beamten: Wir sind doch wahrhaftig zu dumm gewesen. Wie schön könn­ten wir über alle Berge sein! Wir hatten 22000 ^ baares Geld bei uns, damit konnten wir wer weiß wie weit kommen. Aber das kommt davon, wenn man sich zu sicher fühlt; wir hätten doch um Alles in der Welt nicht geglaubt, daß man überhaupt auch nur eine Spur von uns finden würde. Unserer Meinung nach konnte auf uns nicht der geringste Verdacht fallen, an die Möglichkeit, daß Einer von uns erkannt werden würde, hatten wir nicht gedacht." Diese Acußerung erklärt hinlänglich das Verhalten der Diebe nach der That.

Nachträgliches zum Hamburger Kaiserbe­such. Als sich der Kaiser anschickte, nach dem Bahn­hofe zurückzufahren, wurde ihm eine große Düte voll Bonbons mit der Bitte überreicht, dieselbe seinen Söhnen mitnehmen zu wollen. Jeder Bonbon war in eine, mit einem Soldatenbilde verzierte Hülle ein­gewickelt. Sichtlich erfreut betrachtete der Kaiser das Geschenk und sagte zu den Ueberbringern:Ich bin nun iu Petersburg, Kopenhagen, Stockholm, Wien und Rom gewesen, aber an meine Jungens hat man zum ersten Male in Hamburg gedacht. Das wird zu Hause eine Freude sein." Und indem er das Geschenk annahm, fügte er noch hinzu, er werde die Düte zu Hause in die Rocktasche stecken und seine Jungens selbst suchen lassen, was die lieben Ham­burger ihnen mitgeschickt.

Zum Berliner Postdiebstahl wird noch berichtet, daß immer noch Werte fehlen, denn täglich laufen neue Verlustanzeigen noch ein. Mehrere Checks und Wechsel scheinen die Diebe einfach ver­brannt zu haben, daraus können sich also noch ver­schiedene Mißhelligkeiten ergeben. Mehrere tausend Mark baar sind ganz verschwunden, aber nur teil­weise zum Ankauf von Rcisercquisiten verbraucht. Die Verhafteten sind ihrem ganzen Wesen nach ab­gefeimte Gauner, welche ihre Festnahme nicht im mindesten tragisch nehmen und sich noch immer zu keinem vollen Geständnis bequemt haben.

Das Ende der deutschen ostafrikanischen Ge­sellschaft. TieKreuzztg." schreibt: Die in voriger Woche bestritttene Nachricht, die ostafrikanische Ge­sellschaft werde liquidieren müssen, erweist sich als richtig: Tie deutsche ostafrikanische Gesellschaft ist am Ende ihrer Mittel angekommen, und es wird schwer zu sagen sein, wie ihr wieder aufznhclfcn ist.

DieN. A. Ztg." veröffentlicht einen Bericht über den Tod des Landgrafen von Hessen, der in dem indischen Ozean ertrunken ist. Darnach ist jeder Gedanke an einen vorher überlegten Selbstmord aus­geschlossen. Die einzig mögliche Erklärung des Vor­falls ist die, daß der Landgraf, erfaßt von einer plötzlichen Geistesstörung, welche sein vorhergehendes Leiden veranlaßt hatte, nicht wissend, was er thue, die Thür seiner Kabine geöffnet, dann dieselbe ver­lassen habe und unbemerkt ins Meer gefallen sei.

Eine Madrider Zuschrift derPol. Korresp." widerlegt die Behauptungen des Berliner Korrespon­denten derPol. Korr.", wonach der spanische Mi- ! uister des Aeußern, Bega de Armijo, auf eine An- ! Näherung Spaniens an Frankreich hinarbeite. Spanien sympathisiere als monarchischer Staat mit der Tri- ! pelallianz, aber durch seine geographische Lage sei es auf gute Beziehungen zu Frankreich angewiesen.

Der Großfürst Thronfolger Nikolaus von Rußland hat am Dienstag auf der Reise nach Ko­penhagen Berlin passiert. Der Thronfolger blieb nur kurze Zeit auf dem Bahnhof und setzte dann ^ die Reise fort. Auch der Prinz Heinrich hat am Dienstag an Bord des PanzerschiffesKaiser" die Reise nach der dänischen Hauptstadt angetreten. Schweiz.

Bern, 11. Nov. Das Militärwesen der Schweiz verschlingt von Jahr zu Jahr größere .Sum- l men. In den Siebziger Jahren beliefen sich die Ausgaben für das Militär noch auf 10 Mill.; im ! Budget für 1889 sind hiefür über 22 Millionen vor­gesehen und zwar an größeren Posten: für Rekru­tenschulen 2 636 047s, Wiederholungskurse 3673 464 Fr., Kadreskurse 1 137 052 F., Bekleidung 3 331895 Fr., Bewaffnung und Ausrüstung 1151118 Fr. ^ (431 770 Fr. Equipementsbeitrag an Offiziere nicht ^ mitgerechnct), Kavalleriepferdc 1237 720 Fr., Kriegs- ! Materialanschaffungen 2 011 700 Fr., Befestigung des Gotthard (ohne Nachtragskrcditbegchren) l 027 000 Fr. Für Gewehrversuche verlangt der Bundesrat außerdem noch einen Kredit von 75 000 Fr.

Oesterreich Ungarn.

Wien, 13. Nov. Nach einer Meldung der Presse" fand heute nachmittag im Ministerium des Aeußern mit den aus Berlin zurückgekehrten schwei­zerischen Deligierten eine Konferenz betreffs der Han­delsvertragsverhandlungen statt. Bei derselben traten keine besonderen Schwierigkeiten hervor, und die noch obwaltenden Differenzen sind nur von untergeord­netem Interesse. In der am nächsten Donnerstag stattfindenden Konferenz dürfte lt.Fr. Ztg." eine voll­kommene u. abschließende Verständigung erzielt werden.

Belgien.

Brüssel, 14. Nov. Gestern Nacht zwischen 10 und 11 Uhr brach in dem Kohlenbergwerk Dour bei Mons schlagendes Wetter aus, welches eine schreckliche Katastrophe hervorrief. Im Augenblick des Ausbruches befanden sich über 100 Arbeiter im Schacht. Man glaubt, daß über 30 derselben den Tod fanden.

Frankreich.

Paris, 14. Nov. In der Kammer erklärte bei der Beratung des Budgets des Auswärtigen Amts Ferronays (Rechte), er sehe nichts in der Po­litik Goblets seit 6 Monaten, was zu kritisieren wäre. Bei der Schilderung der allgemeinen Lage betonte Goblet, man könne derselben getrost entgegensetzen; Frankreich bedrohe Niemand und sei stark genug, um keine Provokation zu fürchten. Da es keine Erobe­rung beabsichtige, so könne es auch die Empfindlich­keit von niemand wachrufen. Die Regierung müsse die Würde Frankreichs verteidigen, ohne zn verges­sen, daß die Erhaltung des Friedens im höheren Interesse des Landes geboten sei. Goblet wies ein Amendement zurück, wonach die Botschaft im Vati­kan aufgehoben werden sollte. Das Amendement wurde mit 307 gegen 217 Stimmen abgelehnt. Das Budget des Auswärtigen Amts wurde alsdann ohne Abänderung von der Kammer angenommen.

Paris, 14. Nov. Die Revisionskommission sprach sich für Aushebung des Senats wie der Präsidentschaft der Republik aus. (!!)

Die deutsche Botschaft in Paris hat der Nan­cy er Stadttheater-Gesellschaft , welche im Winter wöchentlich einmal zu Metz französische Theatervor­stellungen zu geben pflegte, für diese Saison das zur Ueberschreitung der Grenze nötige Paßvisum verwei­gert. Damit haben die französischen Theatervor­stellungen in Metz ihr Ende erreicht.

Vor etwa zehn Jahren gabs auch in Paris wie jetzt in London einen Mädchenmörder, der nur unter verlorenen Mädchen seine Opfer suchte. Er war ein Russe, Nicola Wasstlii, er handelte aus religiösem Wahnsinn und stieß die Dirnen nieder, um sie für den Himmel zu retten." Verurteilt wer­den konnte er nicht, weil seine Unzurechnungsfähig­keit bewiesen wurde, er kam aber ins Irrenhaus, aus welchem er Anfang dieses Jahrs als geheilt entlassen wurde. Manche Leute schon sind auf den Gedanken gekommen, ob dieser Mann nicht der Lon­doner Mörder ist?

Marseile, 12. Nov Bei dem gestrigen, royalistischen Banket sprach der Deputierte Marquis Breteuil die feste Ueberzeugung aus, daß die Mo­narchie allein Frankreich groß und glücklich machen könne. Redner glaubt nicht, daß der Triumph Bou- langers den Krieg herbeiführen werde; Europa zwei­fele nicht an den friedlichen Gesinnungen Frankreichs. Siege auf dem Gebiete des Friedens würden niemals die jetzt regierenden Souveräne alarmieren. Die Wahlen des Jahres 1889 würden eine konservative Majorität ergeben, alsdann werde sich die Dankbar­keit des Landes der Monarchie zuwenden, welche Frankreich beständigen Zuständen wiedergebcn werde.

England.

London, 15. Nov. Die von der Polizei er­worbenen Bluthunde zur Ermittlung des Mädchen Mörders sind ausgerückt, kehrten aber wieder zu ihren früheren Eigentümern zurück.

Das englische Kanada ist das Mekkä- der nordr amerikanischen Beamten, welche die ihnen anvcrtrau- ten Kassen geplündert und Gelder unterschlagen haben. Es sollen dort mehr wie 200 solcher spitzbübischen Beamten herrlich und in Freuden leben, da ein Nus­lieferungsvertrag nicht besteht. Der reichste Flücht­ling ist der Stadtschatzmeister Axworthy von Cle­veland, er hat 770000 Doll. Reisegeld mitgenommen.

Rußland.

Riga, 13. Nov. Der Landtag hat beschlossen, die Landesgymnasien zu Fellin und Birkcnruh ein- gehen zu lassen, er will nicht dazu beitragen, mit eigenen Mitteln die Russifizierung der Landeskinder zu unterstützen.

Kleinere Mitteilungen.

Am 9. November waren im deutschen Reichspostgebiet 9999 Telegraphenämter im Betriebe. Am 10 Nov. erfolgte die Einrichtung eines weiteren Telegraphenamtes in Kreisau in Schlesien, bekanntlich dem Landsitze des Gencralfeldmar- schalls Grafen von Moltkc. Someit ist Kreisau die 10000 Tclegrap hcnstation des deutschen Reiches geworden. _

Handel Verkehr.

Konkurseröffnungen. Wilhelm Sax, vormaliger Schultheiß in Metterzimmern (Besigheim). Gottlob Jans, Wirtschaftspächter zur Krone in Rothenberg (Cannstatt). Johann Hohenrain, Bauer in Dörreuzimmcrn (Künzclsau). Johann Leonhard Kcllermann, der Jüngere, Häcker von Reinsbronn (Mergentheim). _

BerimNrortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. Druck und

-Nrrl-, der W W. a a i l e r'lchen Buckbandlnn, in Na,old.

AmMkve und Knoar-KekamlLmaümngm.

Revier Altensteig.

Nutzhotz-Nckkiiuf.

Am Freitag den 23. Nov., vormitt. 11 Uhr werden imgrünen Baum" zu Altcnsteig aus dem Staatswald Hafner­wald Abt. 1Hinterer Lorenzenwald" verkauft:

53 St. Langholz mit l l Fm., fer­ner je in einem Loos: 1385 St. Bau­stangen , 3!75 Hopfenstangen I.ll. C l., 1260 St. Reisstangen. _

Bei der Stiftungspflege in Schön- brvnu liegen

zu 4l -°/o gegen gesetzliche Sicherheit Hum Ausleihen parat.

Pfrondorf.

Gläubiger-Aufruf.

In Folge Ablebens der Frau sind Ansprüche an die

Jakob Bernhardt Dürr,

Webers Eheleute hier, binnen zwei Wochen bei der Teilungs­behörde hier anzumelden, widrigenfalls sie im Auseinandersetzungsverfahren un­berücksichtigt bleiben.

Den 14. Novbr. 1888.

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Der Ertrag an

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! wird am Montag den 19. Novbr. d. l I., nachmittags 1 Uhr auf hiesigem ! Rathaus im öffentlichen Aufstreich ver- ^ kauft.

^ Den 15. Nov. 1888 , Gemeinde rat.

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