Amts- und Intelligenz-Blatt für de« Oberamts-Bezirk Ra-old.

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Samstag den 3. November

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Amtliches.

K. Oberamt.

An die Gemeinderäte.

Die Gemeindcräte werden an die Vornahme der in Art. 8 des Gesetzes vom 19. Mai 1852 (Reg.-Bl. S. 125 ff.) vorgeschriebene alljährlichen Prüfung der Mobiliarversicherungsverträge erinnert und zugleich veranlaßt, hiebei mit der größten Ge­nauigkeit zu verfahren. Falls Zweifel bestehen, sind die versicherten Gegenstände durch eine gemeinde- rötliche Deputation zu besichtigen. Die geschehene Prüfung ist auf dem Verzeichnis über die Mobiliar- Versicherungsverträge oder im Gemcinderatsprotokoll vorzumerken.

Nagold, den 1. Nov. 1888.

_ K. Oberamt. l)r. Gugel.

Nagold.

An die Gemeinderäte.

Der ortsübliche Taglohn gewöhnlicher Tage-! arbciter wurde für das Jahr 1888 nach Vcrneh-- mung der Ortsbehördcn festgesetzt wie folgt: §

a. ) für die erwachsenen männlichen auf 1 ^ 50 -ff

b. ) für die erwachsenen weiblichen auf 1 ^

c. ) für die jugendlichen männlichen auf 90 -ff

ä.) für die jugendlichen weiblichen aus 75 -ff

der durchschnittliche Taglohn der gewerblichen Ar­bciter) ».) b.) 6.) wie oben, o.) auf 75 -ff. Gemäß 8- 9 und 21 der Vollzugsverfügung zum Krankenversicherungsgcsetz vom 1. Dezbr. 1883 sind die festgesetzten Beträge der genannten Art alljähr­lich einer erneuten Prüfung zu unterwerfen, weßhalb die Gemeinderäte hiemit veranlaßt werden, binnen der Frist von 8 Tagen hicher zu berichten, ob, resp. welche erheblichen Veränderungen bezüglich der ge­nannten Lohnsätze seit der letzten Festsetzung einge­treten sind.

Den 1. Nov. 1888.

_ K. Oberamt. Or. G u g e l.

Nagold.

An die Ortsvorsteher,

Feuerlöschwesen betreffend.

Die Ortsvorsteher werden hiemit angewiesen, die ihnen von Seite des Bezirksfencrlöschinspektors zugegangcncn Entwürfe von Lokalfeuerlöschordnungen alsbald in Beratung zu nehmen und die gefaßten Beschlüsse ungesäumt dem Bczirksfeuerlöschinspektor zu übermitteln.

Den 1. Nov. 1888.

_ K. Oberamt, vr. Gugel.

An die Ortsvorsteher, Naturalverpflegung armer Reisenden betreffend.

Die Ortsvorsteher werden hiemit darauf auf­merksam gemacht, daß mit dem 1. Novbr. d. I. die Naturalvcrpflegung armer Reisenden im Bezirk wieder ins Lebe» tritt.

Nagold, den 1. Nov. 1888. _ K. Oberamt. Or. Gugel.

Johann Georg Braun, Bauer und Gemeinderat von O b e r h a u g st e t t. ist zum Schultheißen in genannter Ge- m einde ernannt word en.

Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

Stuttgart, 29. Okt. Ehrenzeichen, wie solche Ihre Maj. die Königin für weibliche Dienstboten gestiftet hat, werden auch dieses Jahr zur Verteilung kommen. Spätestens bis zum 1. Dezember ds. Js. sind diese Gesuche von dem gemeinschaftlichen Amt mit einem Zeugnis über Sittlichkeit und Leumund der Bittstellerin unter Beurkundung der Angaben

derselben und der Dienstherrschaft und Bezeichnung > des Alters, der Konfession und des Heimatsorts der Bittstellerin, der Zentralleitung des Wohlthätig- ! keitsvereins vorzulegen. Für das Ehrenzeichen kön-! neu weibliche Dienstboten vorgeschlagen werden, die ^ im Umfange des Königreichs nach zurückgelegtem 14. Lebensjahre in einer Familie oder in demselben An­wesen ununterbrochen wenigstens 25 Jahre lang treu und in Ehren dienen.

Stuttgart, 30. Okt. Durch Gnadenakt des! Prinzen Wilhelm, als Vertreter S. Majestät des! Königs, ist die Strafe des wegen Mords von dem! Schwurgericht am 6. Oktober zum Tode verurteilten! Hausknechts Käfer von Hochdorf, O.A. Waiblingen, - in Zuchthaus auf Lebenszeit umgewandelt worden.

808. Stuttgart, 1. Nov. In neuerer Zeit l sind hier in Stuttgart mehrfach intriquante Gerüchte aufgetaucht, die bisher deshalb nicht gehörig wider- ^ legt und zurückgewiesen worden sind, weil sie' ersicht­lich aus unlauterer Quelle kamen. So wußte z. B. dieFrkf. Ztg." zu erzählen, daß es einer Vorstel­lung Sr. Excellenz des Herrn Ministerpräsidenten Dr. v. Mittnacht und des stellvertretenden Oberbür-, germeisters, Herrn R.-Anwalt Dr. Göz bedurft habe, um allerhöchsten Orts die Bestimmung treffen zu lassen, daß S. Majestät der deutsche Kaiser hier in Stuttgart und nicht in Friedrichshafen, wo zu jener Zeit S. M. König Karl weilte, empfangen werde; ja cs wurde sogar gefabelt von einem Aus- , druck des Königlichen Unwillens über solche angeb­liche Vorstellung. Es hat dieser sensationell anfge- ! bauschten Nachricht sich dann der Artikel derMünch. ^ Neuesten Nachrichten" angereiht und weitere Mittei- , lungcn und Pläne, die hie und da in einer gewissen ! Presse zu finden gewesen, haben nun mit der gestri- ^ gen Angabe derFrkf. Ztg." und des hiesigenBe­obachters" von einer angeblichen Demission der Mi­nister sich als Zeitungsenten herausgestellt, nachdem sic aber von demokratischen Blättern mit gewohnter Dreistigkeit weiter getragen worden sind. Andere auswärtige Blätter nehmen teilweise im Nachdruck von dem Inhalte des bekannten Artikels derMünch. Neuest. Nachr." Notiz, nachdem man jedoch einge­sehen, daß es sich um die Verbreitung einer Un­wahrheit handelt, die von Stuttgart ausgeht, stehen sic jetzt davon ab, der Sache ferneren Wert beizulegen. Wer die Verhältnisse klar aufzufassen ! vermag, der wird nicht daran denken, daß Se. Maj. im Sinne des hiesigen demokratischen Organs sich > durch eine Demission des Gesamtministeriums bestim- ! mend auf seine Entscheidungen einwirken lassen werde.

! Ein angeblicher'Ministerrat unter dem Vorsitz des ! Vertreters des Königs, S. K. Hoheit des Prinzen ^ Wilhelm, hat keineswegs stattgefunden. Man muß i daher ernstlich entrüstet werden, wenn man fort und ! fort in gewissen Blättern erregende und unwahre ^ Behauptungen und Notizen findet, die darauf be- j rechnet zu sein scheinen, Fürst und Volk zu trennen.

! Die falsche Nachricht von der Demission des württ.

; Gesamtministeriums soll vielleicht mehr der Vater ! eines Wunsches sein, als die angebliche Inschutznahme ! des staatsrechtlichen Interesses und des öffentlichen ! Wohles. Natürlich würde derBeobachter" in Würt- ! temberg ein Ministerium nach seiner Kappe gern ein- ! geführt sehen, wobei sich irgend ein hervorragender Demokrat als Spitze des Stuttgarter Stadtwesens denken ließe. Mit der Erfüllung solcher Wünsche dürfte derBeobachter" jedoch kein Glück haben. Sein ganzer Traum von einem neuen Ministerium, wie es ähnlich die Herren Engen Richter in Berlin und Leop. Sonnemann in Frankfurt a. M. sich für

Preußen wünschen mögen, hat nicht länger als eine Nacht gewährt und die Prophezeihung von einer Ministerkrisis sowohl, als von etwaigen dadurch zu erwartenden Unruhen auf dem konservativen Stutt­garter Rathause sind eine leere Phrase geblieben, welche dieFrkf. Ztg." und ihr Filialorgan wie man sagt der Beobachter Nichtkennern als Schaum­wein anbietet.

Bon der Kunstausstellung in München ist Gutes zu berichten. Die Gesamtumsatzsumme von verkauften Bildern beträgt 1050000 ^ Die Aus­stellung selbst schließt mit einem Reingewinn von 100000 vkL ab, ein finanzieller Erfolg, wie ihn noch selten eine derartige Ausstellung zu verzeichnen ge­habt hat.

Leipzig, 30 Okt. Sonntag Abend wurden, lautFr. Ztg.", 10 Sozialdemokraten auf dem Wege von Konnewitz nach Leipzig verhaftet. Der Grund der Verhaftung und sonstige Einzelheiten werden streng geheimgehalten.

Leipzig, 30. Okt. DenBasl. Nachr." zu­folge hat nicht eine Haussuchung, sondern einfach eine Zeugeneinvernahme bei Hrn. v. Roggenbach auf Gut Fahrnau stattgefunden.

Leipzig, 31. Okt. Bis jetzt ist das Wetter trüb, doch regenlos. Die Dekorationen sind pracht­voll. Der Kaiser kommt um 12 Uhr 15 Min. an und fährt um 3 Uhr 45 Min. wieder ab. Die Feier beginnt um 1 Uhr. Nach derselben findet ein Dejeu­ner und Konzert im Gewandhaus statt; um 6 Uhr ein Diner in dem Buchhändlerhaus, das vom Stadt­rat gegeben wird. Von überall treffen Extra­züge ein.

Leipzig, 31. Okt. Bei der Grundsteinle­gung des Reichsgerichtsgebäudes verlas Bötticher die Urkunde. Lerchenfeld überreichte dem Kaiser die Kelle, Vizepräsident des Reichstags, Buhl, überreichte den Hammer. Nachdem der Kaiser, der König von Sachsen und die übrigen Herrschaften, Vertreter und Beamte die üblichen Hammerschläge vollzogen, fuh­ren die Majestäten zum Konzert im Gewandhaus. Am Eingang und Ausgang wurden stürmische Hochs von dem Bürgermeister und dem Stadtverordneten­vorsteher ausgebracht. Um 3Ls Uhr erfolgte die Rückreise vom bayerischen Bahnhofe aus nach herz­licher Verabschiedung von dem Könige.

> Cassel, 30. Okt. Der Brand in Hünfeld ist bewältigt. Amtlich sind 117 Einzelbrandstätten ! mit mehr als der doppelten Zahl niedergebrannter ! Gebäude festgestellt. Der Brandschaden an Gebäu­lichkeiten wird aus 990000 geschätzt.

Kassel, 31. Okt. Der durch die große Feu- ^ ersbrunst in Hünfeld angerichtete Gesamtschaden ' übersteigt den Betrag von 2 Millionen Betei­ligt sind viele größere Versicherungsgesellschaften,

! darunter die Stettiner, Berliner, Aachener, Münche- ! ner, Magdeburger, Gothaer und die Gesellschaft !Phönix."

! Berlin, 30. Okt. In dem am 26. ds. Mts.

! in Madrid unter Vorsitz der Königin-Regentin abgehaltenen Ministerrat teilte der Minister des Aus­wärtigen mit, daß der deutsche Kaiser darauf ver­zichtet habe, in diesem Winter noch Spanien und Portugal zu besuchen.

Berlin, 30. Okt. Die Nachricht, der Her­zog Adolf von Nassau habe bei seiner Anwesen­heit auf der Insel Mainau erklärt, daß er im Hin­blick auf sein vorgerücktes Alter auf die Thronfolge in Luxemburg zu Gunsten seines Sohnes ver­zichte, entbehrt, wie dieKöln. Ztg." von gut unter­richteter Seite erfährt, jeder Begründung.