Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

W 109.

Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, Donners

außerhalb des Bezirks

abonncment nach Verhältnis.

> Samstag den 15. September

, JnsertionSgebühr für die Ispaltige Zeile aus go°

' wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 ^ .

bei mehrmaliger je 6 <1. Die Inserate müssen H spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der 4000» Herausgabe des Blatter der Druckerei aufgegeben

sein.

Amtliches.

Nagold.

Bekanntmachung.

Laut Mitteilung K. Oberamts Neuenbürg vom 12./pr.13. d. Mts. ist durch Erlaß der Kgl. Kreis­regierung Reutlingen vom 11. d. Mts. die für die Großen; bis 10. d. Mts. angeordnete Floßfperre und zwar für die obere Großen; von Calmbach auf­wärts bis zum 15. d. Mts., für die untere Enz von Calmbach abwärts bis zum 29. d. Mts. behufs Voll­endung der begonnenen Wasserbauten mit der Maß­gabe verlängert worden, daß das Einbinden der Flöße in der oberen Großen; vom 10. d. Mts. an gestattet ist. was hiedurch veröffentlicht wird.

Den 13. Sept. 1888.

K. Oberamt. vr. Gugel. !

Lehrerkonferenz

des ganzen Bezirks in Altensteig >

Mittwoch 19. September, Anfang 91- Uhr.

Tagesordnung: >

Musikalische Aufführung in der Kirche: !

(Freier Eintritt). !

1) Choral (Schülerchor und Lehrergesangverein):! Nun Lob mein Seel den Herren. Kl. Choralb. Nr. 60.

2) Orgelpräludium (Hermann-Egenhausen): d äur von Merkel; Schütze S. 57.

3) Männerchor: Lchmücket das Fest v. Hammer­schmidt, Werber II, 41.

4) Tcnorsolo (Holder-Berneck): Arie aus Samson Nacht ists umher".

5) Orgclpräludium (Holzinger-Haiterbach): äur aus der III. Sonate v. Mendelssohn.

6) Violinsolo mit Orgel (Finckh-Altensteig) g,) ^.lossauäro Jtraäolla, Kirchenarie;

b)

Chr. W. Gluck : -dulaute;

I. Fartini : ^äagio oautadilo.

7) Männerchor: Bühler-Dölkcr S. 136Wo du hingehst" v. A. Eberle.

8) Baßsolo (Finckh-Altensteig)

a) Händel, Josua:Soll ich auf Mamres Fruchtgefild".

b) Händel, Messias:Wer mag den Tag sei­ner Zukunft erleiden".

9) Orgelpräludium (Jäck-Effringen) 0 äur v. Bach.

10) Männerchor:Ein Herz voll Frieden" v. Men­delssohn. Weeber Nr. 50.

11) Orgelpostludium (Jehle-Rohrdorf) däur von Bach, ^.uäauto von moto.

12) Choral (Schüler u. Lehrer): Gloria sei dir ge­sungen, sogen, ryhthmisch, Faißt.

L. Vortrag und Verhandlungen in der Schule:

1) Bortrag v. Bauer-Altnuifra über Joseph Haydn.

2) Besprechung der Wölfischen Notentafeln, Ref. Dölker-Nagold.

Konf.-Dir.

_ Finckh. Wetzel.

I/id Tages Neuigkeiten.

DcEes Reich.

Auf vielseitigen Wunsch von Festgenossen vom Dienstag lassen wir das von Hrn. Dekan Schott vorgetragene Gedicht auch an dieser Stelle folgen:

Der Eine geht, der Andre kommt,

Das ist der alte Lauf der Welt;

Wenns nur uns selbst u. andern frommt,

So ist cs dennoch wohlbestcllt.

Der Eine geht. Ein Amteslauf Bon 40 Jahr steht vor dem Blick;

So sammeln wir uns heut zuhauf,

Und schauen nun mit ihm zurück.

Im Sturmcsjahr hier eingeführt,

Durch Kriegsgeschrei u. Hungerszeit Hat er in hiesger Stadt regiert.

Das liegt nun hinter ihm, wie weit!

Und als des Reiches Herrlichkeit Zu neuem Leben sich erhob,

Hat er auch noch die neue Zeit Begrüßt mit fröhlichem Gottlob!

Nun aber bringt des Alters Last Den Feierabend ihm herbei;

Nach vieler Arbeit stille Rast!

Von Herzen unser Wünschen sei.

Der Andre kommt. Und wie ich seh,

Harrt seiner mancher Aktenstoß.

Du stilles Amtsgericht, ade;

Nun geht es erst mit Amten los.

Nun heißtS: Der Armen Not gehört,

Sie wollen einen Vater sehn.

Nun HeißtS auch: bösen Rat verstört,

Es soll Gerechtigkeit ergehn.

Nun HeißtS: Den Schreiern in der Nacht Den Mund gestopft durch Polizei.

Nun heißt es: Tag u. Nacht gewacht,

Daß Ordnung, Ruh u. Friede sei.

Nun HeißtS: Der Kirche Wohlergehen,

Gepflegt in unsrer guten Stadt;

Es kann nur gut bei allen stehn,

Wenn alt u. jung auch Glauben hat.

So heb' ich denn mein Glas empor,

Ich rufe jetzt zum Schlüsse noch.

Und rufen Sie mit mir im Chor: x Es leben alle beide hoch!

Nagold, 13. Sept. Landwirtschaft!. Bezirks fest. Ueberall auf dem Festplatz (Stadt­garten), wo wir Hinsehen, regen sich geschäftige Hände, um zu zieren, zu ordnen und einzurichten, und dürfen wir, wenn das Wetter günstig ist, wirklich etwas ge­diegenes erwarten. Empfängt uns schon am Eingang in den Stadtgarten ein großes Portal, das bis heute nur teilweise erstellt ist; weiter rechts sehen wir die geräumige, in saftigem Tannengrün prangende Fest­tribüne, nachdem wir eben den Musikpavillon passiert haben. Fast schüchtern versteckt unter dem üppigen Laubdach der umgebenden Bäums-erblicken wir die mit vielem Fleiß und Geschmack errichtete Festsäule, die uns Feld- und Gartenfrüchte zeigt, die dem Schwarz­wald wirklich alle Ehre machen. Führen wir nun den Leser in das Ausstellungslokal, so kommen wir auf dem Vorplatz zuerst an den ausgestellten landwirtsch. Ackerbaugeräten vorbei, wir finden hier von Wagner Hirth einen Flanderpflug sowie zwei Eggen, von Wagner Berstecher einen Metzgerkarren. Sehr reich­haltig und vielseitig hat Rob. Theurer ausgestellt, dann sehen wir noch einen Pflug von Schmied Rapp in Haiterbach, sowie einen solchen von Fr. Wallraff in Altensteig. Als weitere Aussteller sind hier Me­chaniker Brezing mit fahrbaren Mostpresfen, Obst­mühlen und Brückenwagen, mit elfteren ebenfalls auch Mechaniker Hermann u. Mechaniker Dengler von Ebhausen, der noch weitere landwirtsch. Maschinen u. Geräte ausgestellt hat. Betreten wir nun das eigent­liche Ausstellungslokal, die Seminarturnhalle, so fin­den wir gleich links am Eingang die mit vielem Fleiß reich ausgestattete Ausstellung der Firma A. Rei­chert u. Cie., Oelfabrik hier. Hier sehen wir alle in diese Branche einschlagenden Artikel schön geordnet und sollte kein Landwirt versäumen, sich diese Samm­lung anzusehen. Weiter finden wir optische Instru­mente von Fr. Günther hier, dann von Feuer­bacher in Ebhausen und andern Schmieden des Be­zirks Aexte u. s. w. Die Kaufleute Fr. Schmid, G. Heller sowie Heinr. Müller haben in landwirtsch. Haushaltungsartikeln sehr hübsch ausgestellt. Die Sattlereigeschäfte von Braun, Rinderknecht, Rau­

fer und Hartmann haben reiche Auswahl vorhan­den und auch Küfer Koch von Nagold hat ein sehr schönes Gährgeschirr sowie 3 Weinfässer in sehr schö­ner Arbeit zur Ausstellung gebracht, welche Artikel auch sofort rasch ihre Abnehmer gefunden haben. Die Ausstellung des Obstes, sowie der Feld- u. Garten­gewächse ist heute noch unvollständig, und folgt der Bericht hierüber später.

Stuttgart, 13. Sept. VomSüdd. Korr.- Bureau" erhalten wir folgende Mitteilung: Soeben kommt die Nachricht, daß der königliche Hof am 26. Sept. nach der Residenz übersiedelt. In Friedrichs­hafen ist Mitteilung vom Kaiser eingetroffen, daß er der Einladung des Königs Karl folgend, gerne nach Stuttgart reisen werde. Seine Majestät der König hat bereits diesbezügliche Anordnungen im hiesigen Schlosse zum Empfang des deutschen Kaisers treffen lassen und wird derselbe auf den 28. Septem­ber erwartet.

Stuttgart, 11. Sept. Was die dieser Tage durch die Blätter gegangene Nachricht vom Ankäufe der Retten- mayer'schen Brauerei in Heslach und der Anwesen in Stuttgart um 1250000 zum Bchufe der Umwandlung in eine Aktiengesellschafft betrifft, scheint die Sache, wie man aus Stuttgart mitteilt, noch nicht vollständig perfekt zu fein. Nach dem Bierabsatz von etwa 20000 Hektoliter erscheint der Preis als wirklich hoch und hieran haben sich schon frühere Unterhandlungen auch zerschlagen.

Prinz-Regent Luitpold von Bayern hat dem Prinzen Heinrich von Preußen ein prachtvolles Pferd zum Geschenk gemacht, das bereits in Kiel angekommen ist. Das Tier soll einen Wert von 25000 (??) Mark haben.

Berlin, 10. Sept. Das Leib-Garde- Husaren-Regiment wird nach den Herbstübungen mit Lanzen bewaffnet werden. Es soll sich um Fest­stellung der Frage handeln, ob es sich empfiehlt, auch die leichten Kavallerie-Regimenter mit Lanzen auszu­rüsten.

Hinsichtlich des neuen Exerzierreglements schreibt dieMagd. Ztg." u. a.: Es war in der Ar­mee beinahe zur Unsitte geworden, daß jeder Oberst, wir wollen nicht gerade sagen jeder Compagniechef, zum allgemeinen Reglement noch sein besonderes Reg- ^ lement verfaßte und bei seinem Truppenteile einführte.

! Daß hierdurch vielfache Mißstände herbeigesührt wur­den, liegt auf der Hand. Jetzt ist diesen Tüfteleien und Deuteleien mit einem Federzuge des Kaisers ein ! Ende gemacht und die hohe Strafe (Entlassung aus ! dem Dienst), die allen Zuwiderhandelnden angedroht ! wird, dürfte ein für allemal dem Befehle den gehö- - rigen Nachdruck verleihen.

l Der Vorsitzende der deutschen Zivilgesetzbuchs-» Kommission Wirkl. Gehr-Nat Dr. Pape ist Dienstag nachmittag gestorben. > Pape ist 1816 in Brilon in Westfalen geboren. 1^38 war er Referendar und wid­mete sich dem Richterstände. 1859 wurde er ins Ju­stizministerium berufen, 1870 wurde er Vorsitzender des Ober-Handelsgerichts. Seit 1879 ist er Vorsit­zender der Reichs-Kommission für die Ausarbeitung eines Zivilgesetzbuches. Dc. Pape war unstreitig einer der bedeutendsten deutschen Juristen.

Berlin, 12. Sept. Wie derBörsencourier" bereits heute zu melden weiß, behauptet Mackenzie in seiner Schrift, er habe ebenso zeitig wie die deutschen ^ Autoritäten Kaiser Friedrichs Krankheit als Krebs er- ! kann!, es aber aus Rücksicht auf den hohen Patien- ! ten, welcher in keinem Falle eine äußere Operation ! zugestehen wollte, für Pflicht gehalten, die richtige ! Diagnose zu verheimlichen. Daß auf der Reise von England nach Toblach Berlin nicht berührt wurde, ! geschah mit Wissen und ausdrücklicher Billigung Bis-