Belfort zu Teil gewordenen brutalen Behandlung zu leiden hat. zu ihrem Rechte zu verhelfen.

Bei den neulichen Seekriegsübungen vor Kiel ist eine Neueinrichtung zur Anwendung gelangt, welche bisher nur unserer Marine eigen ist. Es sind dies Schwimmanzüge, ähnlich den Taucheranzü­gen, aus Gummi hergestellt und doppelwandig. Auf der Brust befindet sich ein Ventil, durch welches die Luft in den Zwischenraum des Anzuges, der den gan­zen Körper bedeckt und nur das Gesicht freiläßt, hin­eingeblasen wird. Um zu verhüten, daß der Schwim­mer etwa durch den Seegang zu arg hin- und her­geschleudert werde, faßt der Raum um die Brust-be­sonders viel Luft. In der Hüftengegend trägt der Schwimmer einen Gürtel, der den Anzug mithin in zwei Teile sondert. Dadurch soll verhütet werden, daß bei einem etwaigen Zerreißen des Anzuges an den Beinen nicht gar zu viel Luft verloren geht und dem Mann das Schwimmen nicht übermäßig erschwert wird. An den Füßen trägt der Schwimmer Schuhe mit Blei­sohlen, ähnlich wie der Taucher. Dieselben sollen ihm das Gleichgewicht sichern. Zu seiner Verteidigung dient ein am Gürtel befestigtes Dolchmesser. Die Schwimmer werden zum Sprengen von Minen und feindlichen Fahrzeugen verwendet. Sie sind deshalb mit Sprengboxe versehen, die sie an der Mine zu befestigen und zu entzünden haben. Ehe die Explo­sion erfolgt, sind die Schwimmer wieder aus dem Ge­fahrbereich. Bei dem Angriff auf die Hafensperre vor Kiel am 29. Aug. wurden, wie dieDanz. Ztg." ' meldet, vom Panzergeschwader Schwimmer in die See ^ geworfen, um die Minen zu sprengen, während anderer-! feits das Schulgeschwader Schwimmer zur Abwehr entsandt hatte.

Oesterreick-llngam.

Wien, 7. Sept. König Milan hat auf! eine Anfrage des serbischen Ministeriums jede kirch- ^ liche Feier des Notalientages verboten. ^

Frankreich.

Paris. Ministerpräsident Floquet wird beiz dem Wiederzusammentritt der Kammer ein von der j Regierung ausgearbeitetes Verfassungs-Revisions- . Projekt zur Vorlage bringen. Darnach sollen die Rechte des Senates eingeschränkt und alle zwei Jahre ein Drittel der Deputiertenkammer neu gewählt werden.

Paris. Floquet und Goblet sind in ihrem Groll über Italiens Undankbarkeit gegen Frankreich maßlos, wie sie es seit dem Frankfurter Frieden gegen Deutschland waren, und der rote Faden, der sich durch die Polemik gegen Bismarck und Crispi nicht allein, sondern jetzt auch gegen Wilhelm II. und Humbert zieht, ist auf die Vernichtung des deutschen und italienischen Einheitsstaates gerichtet. Zunächst wird alles begeifert, was diese Einheit stärken, und alles begränzt, was diese schwächen oder schädigen kann. Scham und Scheu schwindet mehr und mehr in diesen Schmähungen und Verspottungen, die Radi­kalen gehen darin Hand in Hand mit den Ultramon­tanen, ja, man thut, als wolle und könne man ge­legentlich und möglichst bald den Kirchenstaat Her­stellen und die Italiener zum Tempel hinaustreibcn. ! Sie tollten es einmal versuchen, diese Floquet, Gob- ! let, Rane und Consorten! Sie würden noch schlimmer i fahren mit der französischen Besetzung Roms als; Louis Napoleon, der sich durch seine römische Schau- ! kelpolitik um Dank und Ruhm für seine italienische Politik gebracht hat. Man ist gegenwärtig so ver­blendet, daß man eine Annäherung an die deutsch- italienische Haltung für eine halbe Beleidigung der Ehre Carnots behandelt.

Von Limoges mußten nach verschiedenen Punkten der Umgebung Truppenabteilungen zur Un­terdrückung der Ausschreitungen der sinkenden Eisen­dahnarbeiter abgesendet werden. In Vigevis dran­gen 1000 Arbeiter und 200 Arbeiterinnen in die i Bahnbureaus ein und konnten von den Soldaten ' nur mit Mühe zurückgedrängt werden. Auch an an­deren Orten ist es zu blutigen Zusammenstößen ge­kommen.

Die Spionen-Geschichte in Nizza hat sich nun endlich auch in Wohlgefallen aufgelöst. Vom Gericht ist die Einstellung des Verfahrens gegen den angeblichen Spion v. Hohenburg angeordnet worden. Er ist übrigens niemals Offizier gewesen, sondern hat nur in Görlitz, wo er herstammt, sein Jahr als Ein­jähriger abgedient.

Italien.

Der Bürgermeister von Neapel hat dem l Gemeinderat mitgeteilt, daß gelegentlich der Anwe- !

senheit des deutschen Kaisers in der Stadt außer einem italienischen Geschwader ein englisches, ein deutsches und ein österreichisches im Golf von Nea­pel anwesend sein und von dem Kaiser und König Humbert besichtigt werden würden.

Spanien.

Die spanische Regierung ergreift jetzt auch Maßregeln gegen die Phylloxera, und zwar mit einem Dekret, dessen Gründe ausführen, daß die Phylloxera schon 80000 Hektaren Weinland zerstört hat, im Wert von 25 Millionen Pesetas; wenn das so fortginge, würde nach und nach der ganze Wein­bau Spaniens, der auf einen jährlichen Ertrag von 400 Millionen geschätzt wird, vernichtet werden. Das Dekret setzt eine Ueberwachungskommission ein, empfiehlt die Anpflanzung amerikanischer Reben u. s. w. Daß die Regierung endlich etwas thut, erregt in den weinbauenden Gegenden große Genugthuung.

Madrid, 11. Sept. In den Provinzen Ba- lenzia, Granada, Badajoz und Almeria sind infolge anhaltender Regengüsse große Ueberschwemmun- gen eingetreten; viele Häuser sind eingestürzt, ein großer Teil der Ernte ist zerstört.

Bulgarien.

Sofia, 9. Sept. Die Emissäre, welche das Lösegeld für die Gefangenen von Belowa den Bri­ganten überbrachten, wurden durch die bulgarischen Behörden grausamst gefoltert, trotzdem die Regierung ihnen freies Geleit zugesichert hatte. (Saubere Zustände.) Amerika.

San Franzisko, 9. Sept. Durch eine Feu­ersbrunst wurden in der Hauptstraße zwei Häuser- quarres zerstört, worin sich mehrere Gießereien und Fabriken befanden. Der Schaden wird auf 1 Mill. > Dollars geschätzt. 2000 Arbeiter sind arbeitslos.

Kleinere Mitteilungen.

Unter der Kinderwelt in Bietigheim, na- z mentlich unter den ganz Kleinen, herrschen rote Fle­cken und Ruhr derart, daß von 90 Schülern der Kinderpflege über 70 krank sind; auch viele Schüler der Elementarklasse sind bereits von dieser Krank­heit befallen. !

Kalk, 9. Sept. Ein im benachbarten Merheim woh­nender Arbeiter wurde im Feldzuge 1870 von einer Kugel in den Kopf getroffen, wodurch ihm ein Auge verloren ging. Er wurde geheilt, litt aber seitdem an heftigen Nervenschmer­zen, gegen die kein Arzt helfen konnte. Am letzten Samstag trat bei dem Mann heftiges Nasenbluten ein und am Montag öffnete sich ihm im Rachen ein Geschwür, aus welchem die seit 18 Jahren in seinem Kopfe befindliche Kugel, ein Mi- trailleusengeschoß, ca. 40 Gramm schwer, zu Tage trat S Der alte Krieger befindet sich in sorgfältiger ärztlicher Behandlung und wird hoffentlich mit der Kugel nun auch fein langjäh­riges Leiden los sein. >

In München hat ein Löwe einen Franziskaner ge- ! fressen, d. h. der gewaltige Löwenbräu hat den Franziska- i nerbräu annektiert für 600000 4k. !

Nürnberg, 6. Sept. Ein grauenhafter Doppelmord, j begangen von einem 11jährigen, noch schulpflichtigen Kinder­mädchen, wird aus dem Orte Oberhochstadt gemeldet. Ganz kurz hintereinander starb dort den Rixnerschen Eheleuten ein Säugling und ein Mhrigcs Mädchen. Elfteres war an­standslos beerdigt worden, allein bei letzterem gelangte man bei der Totenschau zu der Ueberzcugung, daß das Kind er­stickt worden sein müsse. Der Verdacht fiel sofort auf das Kindermädchen; dasselbe wurde in Haft genommen und soll! auch bereits ein Geständnis abgelegt haben. Jetzt liegt aber ! ein noch fürchterlicher Verdacht gegen das Mädchen vor, indem ^ man darauf aufmerksam geworden ist, daß im vorigen Winter ! bei einer Baucrnfamilie in einem anderen Dorfe plötzlich 8 ! Kinder rasch nach einander starben, während dasselbe Mädchen , bei dieser Familie in Diensten stand. !

Münster i. W., 31. Aug. Sämtliche Garnisonen! im Bereiche des niederrheinisch-wcstfälischen Armeekorps sind! nunmeh»mit größeren Proben eines'neuen Nährmittels ver- i sehen, welches künftig dem Soldaten im Felde als sog. eiserne ^ Ration mitgegeben wird. Es besteht aus würfelförmigen Brotstücken von der Größe eines Bonbons. Jeder Mann erhält davon eine bestimmte, genau »erwogene Menge in einem bequem tragbaren Leinenbcutel. Das Gebäck besteht aus feinstem Weizenmehl mit verschiedenem Gewürz und ist! dem Verderben nicht ausgcsetzt. In den Mund genommen, erweicht es sehr schnell und gibt eine überaus kräftige Nah­rung. Es ist besonders zur Verwendung bei Eilmärschen u. s. w. geeignet, bei welchen die Kürze der Zeit das Abkochen nicht gestattet. Für den Bereich des 7. Armeekorps wird das Gebäck in Münster hergestellt. Der noch vorhandene Fleischzwieback wird vermahlen und im Kommisbrot wieder verbacken. Letzeres gewinnt dadurch bedeutend an Nahrungs­stoff und Wohlgeschmack.

Als Entdecker der Impfung wird in Brockhaus' Handbibliothek", wie dieAllgemeine Deutsche Lehrerzeitung" schreibt, der Lehrer Platt zu Stockendorf bei Kiel (1790) genannt. Der gewöhnlich als Entdecker bezeichnet« englische Arzt Jenner, der dafür ein St.iatsgcschenk von 30000 Pistolen erhielt, trat erst S Jahre später hervor.

Vor 30 Jahren noch war der Tschako der Schweizer Milizen eine wahre Vorratskammer. Mir hats selber ein Schweizer erzählt, daß er in seinem Kriegshut einen Kamm, eine Haarbürste, eine Kleiderbürste, einen Spiegel, eine Bricf-

^ lasche, einen Band Walter Scottscher Romane und sein Schnupf­tuch oder Nastuch, wie eS dort heißt, getragen hat. Wäre i ich ein Raucher gewesen, setzte er lachend hinzu, so würde ! auch eine Meerschaumpfcife und ein Beutel mit Tabak nicht > gefehlt haben!

i Soldatenschinderci. Eine in der Form, wie Pariser Blätter sie wiedergeben, geradezu unglaubliche Soldatcnschin- derci durch französische Offiziere wird aus Parthenay be­richtet, wo ein Teil des 114. Regimentes liegt. Ein Major Namens Lacoste soll nämlich befohlen haben, daß einige Sol­daten als Strafe 3 Stunden laug mit vollem Gepäck an­haltend Laufschritt zu machen hätten. Nach zweistündigem Laufen bei großer Hitze stürzte der Soldat Ballade, der die Strafe erhalten, weil er nicht zu rechter Zeit in die Kaserne - gekommen, zu Boden; der aufsichtführende Offizier aber ! trieb ihn weiter mit den Worten:Er muß laufen, bis er ! verreckt!" Der Soldat bat nun, austretcn zu dürfen, was ^ ihm auch gewährt wurde. Kurz darauf fiel ein Schuß. Der ! Unglückliche hatte sich eine Kugel durchs Herz gejagt.

! Die echte, veritable Secschlange, ist, wie auS New-Aork

^ berichtet wird, endlich wieder einmal gesehen worden. Der sehr glaubwürdige Kapitän derSloop" Maryhane will das ^ Untier auf seiner letzten Reise in der Nähe von Watch Hill ^ beobachtet haben, was ihm seine gesamte Schiffsmannschaft ! auf Verlangen bestätigt. Der Kopf der Sceschlange war der ^ eines Alligators, der Rachen 5 Fuß lang, die Länge des ^ mit Zacken besetzten Körpers 70100 Fuß. Leider gelang es nicht, das liebe Tier zu fangen.

Spuren urweltlicher Menschen. Wie aus M a- nagua in Mittelamerika mitgeteilt wird, sind da­selbst Fußspuren von Menschen und Tieren in vul­kanischem Tuff in einem Steinbruch fünf bis acht Meter unter der jetzigen Erdoberfläche aufgefunden worden.

Handel L Berkehr.

Rotten bürg, 10. Sept. Hopfen. Die Ernte der Späthopfen hat begonnen; die Ware verspricht eine ordent­liche z» werden. Dieser Tage sollen hier 150 4L per Ztr. geboten worden sein.

Tübingen, 8. Sept. Von dem gestrigen Wochen- markt notieren wir folgende Preise: 1 Pfd. Butter 8486^, 1 Pfd. Rindschmalz 4L t.15., Schweineschmalz 70 4, 2 Eier 1112 4, 1 Ztr. Kartoffeln 3 4L, 1 Bund Kornstroh 60 4, 1 Ztr. Heu 4 4L. Flcischpreisc: 1 Pfd. Mastochsenfleisch 60 4, Rindfleisch 4854 4, Knhfleisch 40 4, Kalbfleisch 40 u. 44 4, Hammelfleisch 50 4, Schweinefleisch 50 u. 56 4.

Stuttgart, 10. Sept. (Mchlbörse.) An heutiger Börse sind von inländischen Mehlen 500 Sack als verkauft zur An­zeige gekommen zu folgenden Preise»: Mehl Nr. 0 .lL 32.50., Nr. 1 30.5031., Nr. 2 4L 28.50 -29., Nr. 3 26,50

bis 27., Nr. 4 22.50-23.50.

Stuttgart, 10. Sept. (Landesprodukten-Börse). Wir notieren per 100 Kilgr: Weizen, baher. neu 4L 20.50 bis 21., dto. mederbaycr. neu 4L 21-21.50., dto. serbischer 4L 21.85., dto. russ. alt 22.75 -22,80,, dto, Girka .L 22,75., dto. ung. alt 4L 22.45., dto. ung. neu 4L 22.5023,, Kernen, alt 4L 23.25,, Roggen alt 4- 16,40.

Sluttgart, 11. Sept. Kartoffel- Kraut- u. Obstmarkt. 300 Ztr. Kartoffeln, Preis 4, 3,504 per Ztr. 6500 Stück Filderkraut. Preis .« 15-18 per 100 Stück. 900 Zentr. württ. Mostobst. Preis 2.30-2.70 per Ztr.

Hcilbronn, 8. Sept. Obst- und Kartoffclmarkt. Bei dem heutigen Markt stellten sich die Preise per Zentr. wie folgt: Aepfel 2.50-2.80., Birnen 2.30-2.60., g-m. Obst 2.30 - 2.50., Kartoffel, gelbe, 2.60 - 2.80., blaue 3, Wurst­kartoffel 2.90 - 3-«.

Von der Tauber, 7. Sept. Neuer württembergi- schcr Hopfen ist seit den letzten Tagen ein gesuchter Artikel. Die Preise sind steigend und wurde für schön getrocknete Ware bis 150 4L bezahlt. In den letzten Marktagcn wurden sogar 180 -4L für Prima Württcmbcrger begehrt und für etliche Posten auch 175 4L gegeben. Badische Hopfen bis 130 4k, Aischgründer ebenfalls 130 -6.

Tcttnang, 9. Sept. In das Hopfengcfchäft ist durch die jüdischen Feiertage eine erwünschte Verstauung ge­kommen. Tagespreise 140-160 .4k. Das Erntegcschäfr des Späthopfcns, welches quantitativ ein besser befriedigendes Resultat lieferte, geht zu Ende. Viele Hopfcnpflückcr vom Heuberg sind schon in die Rottenburger Gegend abgereist.

Nürnberg, 8. Sept. Hopfen. Es notieren: Württcmbcrger prima 160170 4L , dto. mittel 130IwO 4L, Hallertauer 110140 .4L., Badische 110150 4L,, Markt­ware prima 125130 .4L., dto. mittel 80110 -4k.

Konkurseröffnungen. Andreas Wild jnmor, Bauer von Schwann (Neuenbürg). Charlotte Bub, geb. Baur in Neuenbürg. ' _

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