Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Ra-old.

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Donnerstag den 13. September

I ZnsertiouSgebühr für die Ispaltige Zeile aus ge­wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S 4. i bei mehrmaliger je 6 4. Die Inserate «Äffen pätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blatter der Druckerei aufgegeben sein.

1888 .

Seine Königliche Majestät haben vermöge Höchster !

Entschließung vom 10. September u. a. nachstehende Orden j und Medaillen zu verleihen geruht: Die silberne Civilver- j dien st-M edaille: Dem Weichenwärter u. Haltcstellenvorsteher Zeller in Nufringen, dem Postexpeditor Kleinheinz in Dornstetten, dem Postnnterbcdiensteten Schanz in Würzbach (Calw), dem Schultheißen Baumann in Gült- stcin (Herrenberg), dem Platzmeister Nägele in Fried­rich s t h a l, dem Baddiener Karl Eisele in Wildbad und dem Baddicner Karl Eitel daselbst.

Dem Kommerzienrat Stalin in Calw wurde der Titel eines Ge heimen-Kommerzienrats verliehen. _

Tages-Neuigkeiterr.

^ Deutsches Reich.

/(X Nagold, 11. Sept. Heute vormittag um 1l Uhr ging im Rathaussaale ein für die hiesige Stadt wichtiger Akt vor sich, indem unser bisheriger Herr Stadtschultheiß Engel sein seit mehr als 40 Jahren mit ausdauerndem Eifer und strenger Un­parteilichkeit geführtes Amt niederlegte und hierauf unmittelbar die feierliche Beeidigung des neugewähl­ten Herrn Stadtschultheißen Brodbeck vor versam­melten bürgerlichen Kollegien und einer größer» An­zahl Bürgern durch den Bezirksbeamten Herrn Ober­amtmann Or. Gugel stattfand. Der letztere, Dr. Gugel, hielt zuerst noch eine Ansprache an den zu­rücktretenden Herrn Stadtschultheißeu, dankte ihm für seine gewissenhaft'' Amtsführung namens der hiesigen Gemeinde und des Amtsversammlungs-Ausschusses, dessen Aktuar Herr Engel viele Jahre war, zugleich überreichte er ihm ein Angebinde der Stadt Nagold, wie ihm ein solches auch von Seiten des Amtsver- sammlungsauSschusses zuteil wurde. Hierauf nahm der Herr Oberamtmann nach einer kurzen Ansprache - die feierliche Beeidigung des Herrn Stadtschultheißen i Brodbeck auf Grund der Bestimmungen des Verwal- ! tungsedikts vor, und hob dann noch einmal in ein- I dringlicher Rede die hauptsächlichsten Punkte der Amtsführung eines Ortsvorstehers hervor, welcher noch eine herzliche Ansprache des Herrn Dekans und Stadtpfarrers Schott folgte. Zum Schluß der Feier auf dem Rathaus sprach noch der soeben Beeidigte, und gab den Versammelten die Versicherung, daß er, wie er schon in seiner früheren Wahlrede dargelegt habe, das nunmehr von ihm übernommene Amt nach bestem Wissen und Gewissen zu verwalten gedenke, auch hege er die Zuversicht, daß sich die Aufregung, die sich im Wahlkampf ergeben habe, bald legen werde, und sei er stets bereit, den Entgegenkommenden die Hand zur Ausgleichung zu bieten. Nach Schluß der Handlung, etwa um 2/412 Uhr begab sich der Zug der bürger­lichen Kollegien, an der Spitze Herr Oberamtmann Dr. Gugel, mit den beiden Herrn Stadtschultheißen in den Gasthof z. Post, wo ein Festessen von ca. 130 Gedecken stattfand, welch zahlreiche Teilnahme gewiß ein beredtes Zeugnis für das Interesse ist, welches die hiesige Bürgerschaft an diesem Akte nahm. Den ersten Toast hiebei brachte Herr Oberamtmann Dr. Gugel aus, er galt unserem allverehrten Landes­vater, Seiner Majestät dem König Karl. Hierauf wurde von Herrn Dekan Schott ein Gedicht vor­getragen. das in höchst sinniger Weise den Wechsel in der Person des Ortsvorstands behandelte und in einem Toast auf den scheidenden und neuen Stadt- fchultheißen gipfelte. Herr Stadtschultheiß Engel dankte den Anwesenden für ihre Teilnahme und brachte ein Hoch auf die Einwohnerschaft Nagolds aus. Herr Oberamtsrichter Daser dankt dem Herrn Stadtschultheißen Brodbeck für seine thatkräftige Un­terstützung, die er ihm als Gerichtsschreiber in mehr als Ojähriger Zeit geleistet und wünscht der Stadt Nagold zu ihrem neuen Ortsvorstand von Herzen

Glück. Zugleich nimmt der Herr Redner Veranlas­sung, auf unsere verehrte Königin Olga, deren hohes Geburtsfest heute ist, einen Toast auszubringen. Herr Stadtrat Schuon lobt das bisherige schöne Verhältnis des Herrn Stadtschultheißen Engel zu der Gemeinde Nagold, wünscht solches auch unter dem neuen Herrn Stadtschultheißen fortgesetzt zu sehen und schließt mit einem Hoch auf beide Herren. Nicht unerwähnt lassen möchten wir in unserem Be­richt die beiden Gesangsvorträge des Liederkranzes, sowie die auf Vorschlag des Hrn. Stadtpfleger Kapp allgemein gesungenen LiederBrüder reicht die Hand zum Bunde" undHab oft im Kreise der Lieben rc." und wünschen wir nur, daß mit dem heutigen Tag aller Wahl-Zwiespalt begraben sein und Friede und Eintracht wieder unter unserer Bürgerschaft einkehren möge. Ein Bankett bei Bierbrauer Sautier schloß die schöne Feier des Tages.

W i ldbad, 4. Sept. Der hochwürdigste Bi­schof Josef Franz v. Meckert von Passau, ge­bürtig in der Stadt Wallerstein im Ries, gebrauchte in diesem Sommer wegen eines Fußleidens eine Badekur in Wildbod. In dankbarer Anerkennung der von ihm selbst erprobten heilsamen Wirkungen ^ der warmen Quellen Wildbads und in der Absicht, die Benützung derselben bedürftigen Angehörigen des Königreichs Bayern möglich zu machen, hat der Herr Bischof dem für arme Kranke bestimmtenK. Ka­tharinenstift" in Wildbad ein Kapital von 15 000 geschenkt.

Stuttgart, 10 . Sept. Kriegsminister v. Steinheil stattete letzten Freitag nachmittag der Schuhfabrik von Hermann Gaiser in Göppingen einen Besuch ab. In derselben werden gegenwärtig die Mi­litärschnürschuhe für das Pionierbataillon angefertigt und ließ sich Seine Exzellenz die Anfertigung dersel­ben bis ins kleinste Detail erklären. Auch die mit der Schuhfabrikation verbundene Rotgerberei unter­warf der Minister einer Besichtigung und folgte den ihm auch hier gegebenen Aufklärungen mit sichtlichem Interesse. Nach einstündigem Besuch verließ Se. Ex­zellenz das Etablissement mit hoher Befriedigung, i Stuttgart, 11 . Sept. DemStaatsanz." i zufolge ist der Kaiserbesuch jetzt definitiv festgesetzt.

^ Der Kaiser wird am 28. ds. von der Mainau kom- ! mend den König und die Königin in Friedrichshafen ' besuchen. In der Bevölkerung gibt man sich übri­gens der Hoffnung hin, daß der durch die Massage­kur des Herrn Dr. Röchling gekräftigte Gesundheits­zustand Sr. Maj. des Königs dessen Erscheinen in Stuttgart ermöglichen und der Besuch sonach nicht in dem entlegenen Friedrichshafen, sondern in der Resi­denzstadt selbst stattfinden werde.

Brandfälle: In Decken Pf ronn am 7. ds. Mts. 2 Scheuern.

München, 10 . Sept. Die Versammlung deutscher Forstmänner, von ca. 700 Personen aus allen Landesteilen besucht, wurde heute in den Zent­ralsälen eröffnet.

Berlin, 9. Sept. Das Armee-Berordnungs- Blatt veröffentlicht folgende kaiserliche Kabinettsordre, betreffend die Herausgabe des Exerzier-Reglements für die Infanterie:

In dankbarem Gedenken an meines in Gott ruhenden Herrn Vaters Majestät übergebe ich hiemit der Armee das aus seiner Anregung hervorgegangene neue Exerzier-Reglement für die Infanterie. Das­selbe soll neben voller Aufrechterhaltung der alther­gebrachten Zucht und Ordnung, der Ausbildung für die Bedürfnisse des Gefechts weiteren Raum schaffen.

Der durch Vereinfachung mancher Formen erreichte Vorteil darf nicht dadurch verloren gehen, daß von irgend jemand zur Erzielung gesteigerter äußerlicher Gleichmäßigkeit oder in anderer Absicht mündliche oder schriftliche Zusätze zu dem Reglement gemacht werden. Es soll vielmehr der für Ausbildung und Anwendung absichtlich gelassene Spielraum nirgends eine grundsätzliche Beschränkung erfahren. Jeden Verstoß gegen diesen meinen Willen werde unnach- sichtlich durch Verabschiedung ahnden. Im übrigen ist jede Zuwiderhandlung gegen die Festsetzungen des 1 . und 3. Teils mit Ernst zu rügen, mißverständ­liche Auffassung des 2 . Teiles dagegen in belehrender Form zu berichtigen.

Berlin, den 1. Sept. 1888. Wilhelm."

Kaiser Friedrich hat kein Testament hinter-

- lassen! Die Nordd. Allg. Ztg. schreibt:Gegenüber den in letzter Zeit durch die Zeitungen gebrachten Nachrichten über eine bevorstehende Veröffentlichung testamentarischer Bestimmungen Sr. Majestät des Hochseligen Kaisers Friedrich sind wir in der Lage, solchen Nachrichten auf daS Bestimmteste zu wider­sprechen. Dieselben haben an maßgebender Stelle und auch insbesondere bei Ihrer Majestät der Kai­serin um so mehr Befremden erregen müssen, als letztwillige Bestimmungen des Hochseligen Kaisers überhaupt nicht bestehen." Auch die vor Kurzem verbreitete Nachricht, Fürst Bismarck wolle das preu­ßische Handelsministerium abgeben, wird von der Nordd. Allg. Ztg. für unbegründet erklärt.

Das Berl. Fremdenbl. schreibt: Wie zuver­lässig verlautet, ist dem Dr. Mackenzie vor eini­gen Tagen vom Berliner Hofmarschallamt seine letzte Forderung im Betrag von 6300 ^ ausge­zahlt worden. Mackenzie liquidierte diesen Betrag für die letzten 4 Tage, die er nach dem Tode Kai­ser Friedrichs im Schlosse Friedrichskron sich auf­gehalten hatte. Die Auszahlung verzögerte sich so lange, weil Mackenzie eine an ihn von dem Hof­marschallamt gerichtete Frage, ob dies seine letzte Forderung sei, nicht beantwortet hatte. Erst als von der Beantwortung dieser Frage die Auszahlung abhängig gemacht wurde, erklärte Mackenzie, daß diese Forderung seine letzte sei.

Berlin, 10. Sept. Die Truppenschau des dritten Armeekorps auf dem Tempelhofer Felde ver­lief auf das glänzendste. Der Kaiser ritt, gefolgt von dem Prinzen Albrecht, dem Kronprinzen von Griechenland, den fremdherrlichen Offizieren und einem glänzenden Gefolge zunächst die Front des in zwei Treffen aufgestellten, von General Bronsart ! von Schellendorf kommandierten Armeekorps ab, ließ dasselbe dann zweimal im Parademarsch an sich vor- ^ übermaschieren. Nach der Truppenschau kam der

- Kaiser zu Pferde nach Berlin, von Hunderttausenden ! mit begeistertem Jubel begrüßt.

Die kürzlich durch die Blätter gegangene Mit­teilung, ein Pariser Rechtsanwalt habe sich bereit erklärt, die Sache der in Belf 0 rt mißhandelten Deutschen zu führen, ist unrichtig. Nicht ein Rechts- ( anwalt aus Paris hat sich gemeldet, sondern in einem anonymen Schreiben aus Besanyon an den , Rektor der Universität zu Freiburg ist die offenbar ! auf Verhöhnung hinauslaufende Mitteilung enthal- ! ten, man möge sich nur nach Besan-on wenden, dort > gäbe es einen Advokaten, der sich der drei Stuben ten annehmen werde. Die Angelegenheit ist also noch in der Schwebe; die Reichsregierung wird nichts unterlassen, um den gekränkten deutschen Studenten, von denen einer noch an den Folgen der ihnen in