überbrachte die Grüße der Universität Halle, Gene­ralsuperintendent Schulz und Konsistorialrat Schott diejenigen der Provinzialkirche und des Konsistoriums. In dem von dem Schriftführer v. Kriegern erstatte­ten Bericht wird die erfreuliche Steigerung der Ver- einSthätigkeit an allen Orten konstatiert. Die Ge­samteinnahme betrug über 900000 100000

mehr als im Vorjahre. Die Zahl der Teilnehmer von auswärts ist sehr groß.

- Zur Eröffnung der Versammlung fanden zwei Gottesdienste in der Ulrichskirche und im Dom statt. In der elfteren hielt Professor Scholz aus Berlin die Festpredigt über Hebr. 13, 15 und 16. Der Prediger führte u. a. aus: »Man sagt uns nach, evangelisch sein heiße nichts glauben. Meint ihr, die nach Aachen wallen, um die Windeln zu schauen, in denen der Heiland gelegen haben soll, seien darum schon den Hirten gleich, die in Bethlehem geschaut? Der Aber­glaube ist um nichts besser, als der Unglaube, ist dieser eine Wüste, so ist jener ein Sumpf. Rom hat am wenigsten Ur­sache, uns heuchlerisch Buße zu predigen wegen des im Pro­testantismus verbreiteten Unglaubens. Wir selbst aber wollen uns mahnen, festzuhalten an dem Bekenntnis zu Jesu Christo, als dem alleinigen MiWer und Scligmacher."

Halle, 6. Sept. Die Generalversammlung des Gustav-Adolf-Vereins überwies die diesjährige sogenannte große Liebesgabe von 17 572 der Gemeinde Schwetz in Westfalen, sowie den Ge­meinden Nedlo in Galizien und Straubing in Bayern je 5400 ^

An 4000 nationalliberale Männer der Rheinpfalz, aus Baden und Hessen, unter ihnen hervorragende Ab­geordnete, haben den Sedantag auf der schönen Ludwigshöhe bei Edenkobe» in gehobener Stimmung gefeiert. Unter den vielen Rednern trat ein Arbeiter, der Bildhauer Fröbel aus Mannheim, auf und gab seinen Genossen, den deutschen Ar­beitern zu bedenken, wie grade durch die Thätigkeit des Reiches der Arbciterstand schon so vieles gewonnen habe; sie möchten daher den praktischen sozialpolitischen Bestrebungen des Reichstages ihre Sympathien widmen, damit das gute Werk seinen Fortgang nehme, statt unfruchtbaren und den Stand schädigenden, umstürzendcn Plänen ihre Unterstützung zu leihen. Stolz könnten unsere Arbeiter sich deutsche Ar­beiter nennen.

Berlin, 4. Sept. Eine ganz besondere Be­deutung erhält das Kaiser-Manöver durch die Teilnahme des Eisenbahn-Regiments, welches am letz­ten Tage, Mittwoch den 19., einer großartigen Prü­fung auf seine Leistungsfähigkeit unterzogen werden wird. Nach Beendigung des Manövers sollen näm­lich noch am gleichen Tage sämtliche Fußtruppen, das sind 57 Bataillone, mit der Eisenbahn in die Heimat befördert werden; die Einschiffung und Beförderung derselben wird durch das genannte Regiment ausge­führt.

Berlin, 6. Sept. DerKreuzzeitung" zu­folge werden regierungsseitig dem Reichstage sicher zugehen: Der Entwurf des Alters- und Jnvaliden- versicherungsgesetzes und eine Novelle zum Kranken­kassengesetz.

Berlin, 6. Sept. Der hiesige französische Botschafter Herbette plant einen Besuch bei dem Fürsten Bismarck in Friedrichsruh.

Nicht nur Kaiser Friedrich, sondern auch Prinz Friedrich Karl soll interessante Aufzeich­nungen und Tagebücher, letzterer namentlich aus den Kriegen von 1864, 1866 und 1870 hinterlassen haben. Man sagt, der regierende Kaiser habe an- geordnei, daß sie möglichst bald, zum Teil noch zum 18. Oktober, dem Geburtstag des Kaisers Friedrich, veröffentlicht werden, damit nicht erst die späte Nach Welt, sondern die Mitwelt, die sie noch persönlich gekannt hat, sie kennen lernt. Der große General­stab bat die Akten der Kriege ja auch nicht erst in den Archiven modern lassen, sondern hat mit der raschen Veröffentlichung seiner berühmten Werke über die letzten drei großen Kriege ein gutes Beispiel gegeben. (Diese Mitteilung wird bereits dementiert.)

Die Verlobung der Prinzessin Sophie von Preußen mit dem griechischen Kronprin­zen interessiert sehr in Rußland, wo man die Grie­chen auch so halb als Gefolgschaft des Czaren bettach­tet. Die Besprechung des Ereignisses ist übrigens eine recht freundliche. Wenn ein Gerücht sagt, es stände noch eine zweite Verlobung im Kaiserhause be­vor, die der jüngsten Schwester des Kaisers, der Prin­zessin Margarethe mit dem Prinzen Friedrich Leopold von Preußen, Sohn des Feldmarschalls Prinzen Friedrich Karl und Großneffen Kaiser Wil­helms I., so liegt die Sache doch wohl noch in sehr weitem Felde. Die Prinzessin ist zu jung. 16 I. alt.

Berlin, 8. Sept. DieFranks. Ztg." erfährt: Bo ulanger" sei in Berlin und Spandau gesehen worden. (?) DerTimes" zufolge sind in San­sibar Unruhen gegen Deutsche ausgebrochen. Der

Direktor der Deutschen Gesellschaft wurde von Ein­geborenen angeschossen.

OekerreiÄ-UmilUll.

Wien, 6. Sept. DiePolitische Corresp." veröffentlicht ein Schreiben aus Athen, welches den freudigen Eindruck hervorhebt, den die Verlobung des Kronprinzen von Griechenland mit der Prinzessin Sophie überall in Griechenland hervor­bringe. Man gebe sich in allen griechischen Kreisen der Erwartung hin, daß die Anknüpfung so enger verwandtschaftlicher Baude zwischen dem deutschen Kaiserhause und dem griechischen Königshause die Befestigung und Vertiefung der Beziehungen zwi­schen Griechenland und Deutschland zur erwünschten Folge haben werde.

Frankreich.

General Bo ulanger ist glücklich wiederge­funden. DieLanterne hat ihn entdeckt; sie berich­tet, daß er sich in der Nähe von Paris aufgehal- ten und von dort noch nicht fortgekommen sei. Er mag auch ruhig dort bleiben!

Folgendenwahrheitsgetreuen" Bericht über die Scbanfeier in Berlin bringt die PariserFrance": Berlin, 2. September, 12.20 Uhr (man bemerke die Genau­igkeit!). Depesche unseres Spezialberichterstatters. Im Au­genblick, wo ich telegraphiere, feiert Deutschland mit Toben den blutigen Tag von Sedan. Berlin tönt wider von rohem Jubelgeschrei. Die öffentlichen Gebäude und die Mehrzahl der Privathäuser sind über und über mit Kränzen und Fahnen geschmückt. Eine ungeheure Menge wälzt sich nach den Plätzen, wo irgend ein Gegenstand ihr das Jahr 1870 zurückrnfcn kann. Das Artilleriemuseum ist überflutet, man will noch­mals unsere verstümmelten Fahnen, unsere gestohlenen (!!) Kanonen, die Schlüssel unserer geraubten Festungen sehen. Vor dem Sedanpanorama steht die Menge Queue; hier be­merke ich namentlich viele Frauen und Kinder. Ein biederer Deutscher lehrt seine Kinder frühzeitig die blutigen Geschichten und die Pflicht, uns zu verabscheuen. Vor der scheußlichen (bicksuso) Siegessäule stimmt ein gemeines Pack wilde Kricgs- lieder an, die regelmäßig mit an unser geliebtes Frankreich gerichteten Drohungen und Beschimpfungen schließen. Unter den Linden toben erhitzte und rohe Studenten, die ans den Brauereien stürzen. Ueberall ein Jubel wie von Wilden. Das Fest soll tief in die Nacht dauern, die Musikchöre werden Siegeslieder spielen und große Illuminationen stehen in Aus­sicht. Der Bürgermeister von Berlin ruft die Bevölkerung auf, dem Feste den möglichst großen Glanz zu geben. In einer Bekanntmachung, die er an die Bürger erläßt, bemerke ich namentlich folgende Stelle:Laßt uns unser» Ruhm, unsere Triumphe so donnernd wie möglich verkünden. Der Tag von Sedan muß das größste Fest Deutschlands sein." Derselbe Beamte teilt mit, daß die bengalischen Feuer angc- zündct werden sollen. Befehle sind ausgcgangen, daß groß wie klein in den Schulen versammelt werden soll, um die Entscheidung dieses Tages erzählen zu hören, welche unsere Herzen mehr mit Schmerz und Kümmernissen erfüllen wird. Robertpie!" Nach diesem wahrhaft photographischen Bericht des Spczialberichterstatters über die Vorgänge in Berlin am Sonntag bringt das Blatt zur Erbauung seiner Leser eine Geschichte aus Pont ä Mousson, wie 7 preußische Husaren vor einem französischen Reiter sich in ein Faß verkrochen, von diesem hcrausgeholt und schimpflich gefangen worden sind. Ein französischer Offizier pariert einen Säbelhieb mit seinem Spazierstock und die Franzosen setzen sich zu Tisch u. verzehren das von den Deutschen angeordnete großartige Diner. So schreibt man in Frankreich Geschichte!

Bier Truppenttansportschiffe in Toulon er­hielten Befehl, sich seefertig zu machen. Man bringt dies mit Gerüchten von Unruhen in Zusammenhang, die in Süd-Algerien ausgebrochen wären.

Spanien.

Aus Madrid wird ein glücklicherweise ohne ernstere Folgen verlaufener Unfall der Königin- Re gentin gemeldet: Der Wagen der hohen Frau wurde von einem anderen Wagen, dessen Pferde durch­gegangen waren, umgeworfen. Die Königin wurde aber in keiner Weise beschädigt.

Rußland.

Kaiser Alexander von Rußland hat mit seiner ganzen Famile die schon lange geplante Reise nach Südrußland und dem Kaukasus angctceten, na­türlich unter den üblichen Vorsichtsmaßregeln. Die Abwesenheit von Petersburg wird etwa zwei Mo­nate dauern und während dieser Zeit ist also auch kein Schritt Rußlands in der auswärtigen Politik zu erwarten. Die Reise der Zarin nach Gmunden hatte mit der Politik nicht das Geringste zu thun; die hohe Frau wollte nur ihre Schwestern besuchen, mit denen sie sonst alljährlich in Kopenhagen zusam­menzutreffen pflegte, und da die dänische Reise un­terbleibt, fuhr sie eben nach Gmunden. Weiter hatte die Reise keinen Zweck.

Warschau, 5. Sept. Aus Brest Litewski wird gemeldet: Eine große Feuersbrunst äscherte ein Drittel der Stadt ein. Gerettet wurden die kolho- lische und griechische Kirche. Der Schaden ist be­deutend.

Warschau,^ Sept. Laut neuester Verfügung

erfolgt die Beförderung solcher russischer Offiziere, welche mit Polinnen verheiratet sind, nur in gleicher Art wie die von Ausländern in der russischen Armee; die polnischen Offiziere, welche noch im Königreich Polen garnisonieren, werden bis Jahresschluß sämt­lich nach dem Osten des Reichs versetzt werden, Amerika.

N e w - I o r k, 7. Sept. Aus Havanna wird ! telegraphiert: Ein heftiger Wirbelsturm zerstörte auf i Cuba Hunderte von Häusern, Bahnzüge entgleisten, Schiffe zerschellten. Bisher sind 1 Kapitän und 8 Mann als Leichen geborgen worden. In Sagua sind 50 Menschen durch Einstürzen der Häuser ums Leben gekommen. Das Dorf Queblo-Huovo ist gänzlich zerstört. Neuere Drahtnachrichten lassen an anderen Orten noch Schlimmeres befürchten, größ­tenteils sind die Leitungen unterbrochen. Seit letz- ^ ten Dienstag fehlt aus vielen Gegenden jede Nachricht.

! Kleinere Mitteilungen.

Obst-Diebstahl. Die vielen Klagen, welche von Gartenbesitzern über Obstdiedstähle geführt wer­den, deren Urheber sehr häufig Kinder sind, lassen es angezeigt erscheinen, darauf aufmerksam zu machen, daß nach ß 361 Abs. 9 des Reichsstrafgesetzbuches Eltern für alle von ihren Kindern verübten ^Obst- frevel rc. verantwortlich sind und daß jeder Fall mit Haft bestraft werden kann.

DieEßlinger Ztg." schreibt: Gestern regnerisch und naßkalt, heute früh nur 5 Grad Wärme und an einzelnen Stellen einen leichten Reif. Solche Tcmparatur haben wir in den Hundstagen noch nicht erlebt.

Am 31. August fand man in Owen (Kirchheim) den in den 40er Jahren stehenden Maurer Mütsch in der Faig'- schen Mühle ermordet. Derselbe hatte einen Stich in der linken Brust. Mütsch hinterläßt eine jammernde Witwe mit 7 Kindern. Der Mörder Fr. Stein flüchtete nach der That in eine Scheuer, wurde aber sofort verhaftet.

Frankfurt a. M. Ein hiesiges Geschäft, welches durch die Zeitung eine Näherin suchte, empfing nicht weniger als 216 Gesuche, znm Teil sprachen die Bewerberinnen auch persönlich vor.

Budweis, 3. Sept. Ganz Budweis steht unter ! Wasser. Der Verkehr kann selbst ans dem erhöhten Ring- > platze nur mit Kähnen erfolgen. Durch das Eindringen des Wassers in ebenerdige Wohnungen, Läden und Magazine j wurde viel Schaden angcrichtet. Die Feuerwehr leistet überall l mit der größten Aufopferung Hilfe. In der Fischgaffe reicht das Wasser bis zu den Dächern der Häuser. Die Bewohner ' wurden gerettet. Auf dem Ledererscheu Holzplatze führte Schwimmmeister Uher mit den Feuerwehrmännern Fuchs und Hanslik unter äußerster Lebensgefahr die Rettung von 6 Menschen aus. Dieselben saßen auf dem Dache einer Hütte, die, nachdem die Rettung gelungen war, zusammcnstürzte.

Eine grausige Selbstverstümmelung beging in Dublin der 36jährige, einer hochgeachteten Familie angehörige Stu­dent der Medizin, JamcS Gannor. Infolge zu angestrengten Studiums hatte er seit einiger Zeit an Sinnestäuschungen ' gelitten. Am Montag verließ er seine Wohnung und ging . vor die Stadt, wo er sich beide Augen ausriß. Ein kleines Mädchen sah ihn mitten durch ein Kornfeld wandern und er­stattete den Behörden die Anzeige.

Heftige Erderschütterungen wurden am Sonn- ' tag vormittag eine halbe Stunde lang in ganz Neu­seeland verspürt. Kirchtürme und Häuser sind eingestürzt, Menschen erfreulicher Weise aber nicht verletzt worden.

Handel L Berkehr.

Ncbringcn, 6. Sept. Stiftungspfleger E. von hier hat 3 Ztr. Frühhopfcn, schöne grüne, wenn auch noch nicht ganz trockene Ware, um 100 F: und Trinkgeld per Zcntr. verkauft.

Stuttgart, 6. Sept. Kartoffel- Kraut- u. Obstmarkt. 500 Ztr. Kartoffeln zu 33.50 per Ztr. 3000 Stück Filderkraut zu ^ 1618 per 100 Stück. 600 Ztr. Most­obst zu 2.502.60 per Ztr.

Vaihingen a. E., 6. Sept. Gcsamterlös aus dem städtischen Obst 2741 .E: Preis per Simri etwa 1 - 20 4.

Fellbach» 5. Sept. Hopfen. Heute wurde für ge­trocknete Ware ein Preis abgeschlossen zu 90 p. Ztr.

Eßlingen, 6. Sept. Der heutige Faßmarkt war mit sehr viel schöner und solider Küfer- und Kiiblerarbcit befahren. Preis per Hcktl. 7.509.10. Verkauf sehr lebhaft.

Konkurseröffnungen. Gottlob Brodbeck, Schäfer in Möhringen (Stuttgart.) - Jung Sigmund Martin, Schuh­macher in Weilheim (Tuttlingen). Vincenz Strahl, Zim­mermann in Wintcrstettendorf (Waldsee). Zacharias Rohrer, Schreiner in Hermaringen (Heidenhcim). ft «.-Johannes Herrmann, Güterbeförderers Nachlaß in Untermeckenbeiiren. .

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