und gewissenhafter Lehrer erwarb er sich die Liebe von Jung und Alt. Daß er als Landwirt Ausgezeichnetes leistete, das dankt ihm nicht nur Liebeis­berg, sondern die ganze Gegend. Durch Fleiß, Einsicht und Energie wußte er dem Boden Ernten abzuringen, wie wir sie bisher nicht kannten. Die Gemeinde Liebelsberg erwies sich namentlich bei seinem vor 5 Jahren ab­gehaltenen Amtsjubiläum besonders dankbar und die K. Centralstelle für Landwirtschaft übergab dem nun Verstorbenen für ausgezeichnete Leistungen auf dem Gebiete der Landwirtschaft den sogenannten Septemberpreis mit silberner Medaille. Ehre seinem Andenken!

Nagold, 30. Aug. Freunde des evangelischen Kirchengesangs werden darauf aufmerksam gemacht, daß das Iahresfest des würt - tembergischen Vereins Mittwoch den 15. Sept. in hiesiger Stadt abgehalten wird. Dieselbe ist hiezu besonders geeignet durch die schönen Räumlichkeiten, welche sie teils in der neuerbauten Kirche, teils in dem Pracht­bau des Schullehrerseminars mit seiner Turnhalle darbietet. Die Predigt bei dem liturgischen Gottesdienst hat Prof. Köstlin von Friedrichsberg über- nommen. Die von hier und auswärts sich sammelnden Kirchengesangchöre werden im Seminarchor eine willkommene Unterstützung finden. Alle Vor­bereitungen sind im Gange, um die Gäste freundlich aufzunehmen, und es ist zu hoffen, daß das Fest aus allen Gauen seitens derer, die für Kirche und Kirchengesang ein lebendiges Interesse haben, zahlreich besucht werde.

— Volksfest. Den Besuchern des Volksfestes steht für dieses Jahr ein besonderer Genuß in Aussicht. Der große englische und amerikanische Zirkus „Pin der" will auf dem Wasen erscheinen mit einer Menge von Künstlerinnen und Künstlern, Clowns und Musikanten, sowie 110 Pferden und Ponys, ferner Elephanten, Kamelen rc. Nach den Volksfesttagen wird die Truppe in dem Zirkusgebäude bei der Gewerbehalle Vorstellungen geben.

Göppingen, 2. Sept. Gestern abend nach 7Vr entstand in dem Wohnhaus des Bäckers Köpfin Klein-Eislingen an der Haupt­straße Feuer; in kaum 10 Minuten stand das Haus und die angebaute Scheuer in Flammen, so daß mit Mühe nur das Vieh, von den Geräten fast gar nichts gerettet werden konnte. Mit Hilfe der hiesigen, der Groß- Eislinger und Holzheimer Feuerwehren konnten die zwei Nachbarhäuser gerettet werden. Köpf ist versichert.

Balingen, 2. Sept. Einen tragischen Ausgang nahm die heute abend 8 Uhr auf dem Heuberg veranstaltete Seda ns feier. Um das dort brennende Feuer hat sich ein zahlreiches Publikum eingefunden. Ein 18jäh- riger Fabrikarbeiter schoß einen Revolver, welcher mit scharfen Patronen geladen war, ab und traf die 17jährige Tochter des Mühlebesitzers Stotz hier in die Brust, so daß dieselbe mit den Worten: „Ich bin geschossen", zu Boden fiel. Der Tod trat sofort ein. Ob Fahrlässigkeit oder Absicht vor­liegt, wird die eingeleitete gerichtliche Untersuchung ergeben. Der Thäter wurde in nächster Nacht festgenommen.

Ulm, 31. Aug. Heute früh nach 1 Uhr wurden die Bewohner meh­rerer Straßen der Neustadt durch ein abscheuliches Gebrüll aus dem Schlafe aufgeschreckt. Ein in der Herberge zur Heimat logierender Handwerksbursche in ganz zerrissener Kleidung war von einem Polizeisoldaten angehalten worden und sollte, da seinen Angaben in so vorgerückter Nachtstunde nicht ohne wei­teres Glauben beigemessen werden konnte, sich auf der Polizeiwache des nä­heren ausweisen. Er widersetzte sich aber seiner Vorführung, legte sich auf den Boden und brüllte so fürchterlich, daß die Bewohner der angrenzenden Straßen an die Fenster eilten, um zu sehen, ob nicht ein Unglück geschehen fei oder ein Verbrechen verübt werde. Der Stromer, der erst vor wenigen Tagen hier eine Strafe wegen Bettels verbüßt hat, hat wegen der ihm wegen Nachtruhestörung und groben Unfugs angesetzten Haftstrafe Rekurs ergriffen.

Hamburg, 1. Sept. Es werden in diesen Tagen 25 Jahre ver­

flossen sein, seitdem das heute über den ganzen Erdteil verbreitete Petro­leum in Deutschland eingeführt ist. Es war im Jahr 1861, wo in Europa die ersten Versuche gemacht wurden, dem Petroleum gegenüber dem bis dahin allein herrschenden Rüböl Eingang zu verschaffen. In 25 Jahren hat das „Steinöl", wie es in den ersten Jahren der Einführung hieß, das Bürger, recht in allen Haushaltungen erobert. Wo wäre heute noch eine Familie, die dem Rüböl als Beleuchtungsmittel in der Wohnung den Vorzug geben sollte? Im Jahre 1861 wurden in Hamburg kaum 50,000 Ztr. als erster Versuch eingeführt und der Preis mit ca. 25 per Zentner notiert! Im letzten Jahre belief sich die Einfuhr von Petroleum auf 2,876.000 Zentner mit einem Wertbetrage von 22 Millionen Mark. Der Preis ist auf 70^ per Zentner gefallen. Es war eben durch diesen billigen Preis möglich, das Petroleum zu einem Allgemeingut zu machen. Gleichzeitig ist Hamburg der erste Platz in diesem Einfuhrartikel auf dem Kontinent geworden; es hat London im Petroleumhandel längst überholt.

Wevnrrfchtes.

— Eine geheime „Sittenkommission" in Frankfurt a. M. An den gestrengen „Sittenkommissar" des „Zigeunerbaron" erinnert folgender Vorfall: Ein hiesiger Schneidermeister erhielt ein Schreiben höchst sonderbaren Inhalts. Es wurde ihm mitgeteilt, daß seine Frau mehr als statthast in Caföhäusern gesehen worden sei, und daß dies ein Ende nehmen müsse. Der Schneidermeister wurde am Schluß des Briefes ersucht, nach einem näher bezeichnten Ort zu kommen, wo er Näheres erfahren könne. Unterzeichnet war der Brief mit: „N. Namens des Vereins gegen Verderb- nis der Sitten." — Der Schneidermeister begab sich, begleitet von zwei Ge­heimpolizisten, zum Rendezvous. Der Briefschreiber erschien sehr pünktlich und erzählte sofort: „Ja, wissen Sie, wenn das mit Ihrer Frau nicht auf­hört, dann muß sie der Sittenpolizei übergeben werden." Hierauf antwortete der beleidigte Ehemann: „Und ich will Sie vorläufig der Geheimpolizei über­geben." Gleich darauf war der sonderbare Sittenheld verhaftet.

— In Wolmirstedt ist ein Veteran, der ehemalige Husarenunter­offizier W. Münchgesang, im Alter von 96 Jahren gestorben. Er hatte Napoleon 1812 auf dem Zuge nach Rußland begleitet.

— Zum Besten der Schlaflosen sendet d. „Fr. I." ein Menschenfreund in Amerika eine bedruckte Postkarte, worin der Wert der Zwiebel gerühmt wird. „Zwiebelduft einatmen, so schreibt Daniel R. Clymer, heißt Schlaf, Ruhe und Erholung finden; der Soldat auf dem Marsche und der erschöpfte Eisenarbeiter ergänzt seine Kraft durch ihren Ge­nuß. Eine frische Zwiebel um den Hals gebunden hilft zu ruhigem und er­quicklichem Schlaf. Man übt einen Akt der Menschlichkeit, wenn man die Schlaflosen hierauf aufmerksam macht."

— Durchgebrannte Lokomotive. Ein eigenartiger Unfall hat sich kürzlich auf dem Bahnhof in Oldenburg zugetragen. Stand da im Schuppen eine Lokomotive zum Abkühlen. Sie verfügte noch über zwei Atmosphären. Auf unaufgeklärte Weise setzte sie sich plötzlich in Bewegung und nahm unterwegs noch zwei auf dem Geleise stehende, mit Manöver-Gepäck beladene Wagen mit. Der ganze Train ging auf das Thor los, durch welches das Bahnhofsterrain abgesperrt wird, durchbrach die dicken eisernen Stäbe und betrat die Straße. Zum Glück hatte die Lokomotive nicht genug Kraft, um auch noch die gegenüberliegenden Häuser zu erreichen. Mitten auf dem Straßenpflaster blieb sie mit ihren Wagen stehen. Das alarmierte Bahn­personal vermochte erst nach langer Arbeit den sonderbaren Train wieder zurückzubefördern.

— Mitgeteilt vom Generalagenten Georg ii: Ter Schnelldampfer Champagne, welcher am 28. August von Havre abgefahren ist, kam schon heute Sonntag, den 5. Sept., morgens 1 Uhr in New-Uork an.

Privat-Aryeigen.

Calw.

loües-Hnreige.

Teilnehmenden Freunden -und Bekannten teilen wir die schmerzliche Nachricht ^mit, daß unser l. Gatte, Bruder, Schwager und Onkel Friedrich Keller, Kammacher, Sonntag Nacht 10 Uhr sanft ent­schlafen ist.

Beerdigung Dienstag Abend 5 Uhr.

Die trauernden Hinterbliebenen.

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