4 !

t

. t.

demselben in außerordentlich herzlichen Worten einen warmen Nachruf.

Stuttgart, 6. Sept. Die Leiche des verstor­benen Generaladjutanten v. Spitzemberg trifft heute nacht hier ein. Die Beisetzung findet Samstag nachm. 3 Uhr unter den Arkaden des Pragfriedhoses statt.

Rottweil, 3. Sept. In welch ausgedehntem Maße das Geschäft in der hiesigen Pulvctfabrik betrieben wird, beweist der Umstand, daß gegenwärtig gegen 800 Arbeiter (inkl. Bauarbeiter) dort beschäftigt sind.

Brandfälle: In Althengstett am 1. d. Mts. ein Wohnhaus.

Freiburg, 3. Sept. Die 35. Generalver­sammlung der Katholiken Deutschlands wurde gestern abend in den Sälen des kath. Vereinshauses mit Begrüßungsansprachen von Domkapitular Dr. Knecht und Graf Raban v. Heimstatt eröffnet. Windthorst, der nachmittags dem Erzbischof seine Aufwartung gemacht hatte, wurde mit Jubel begrüßt. Er nahm alsbald das Wort und feierte Freiburg als eine ^ Stadt, die dazu berufen sei, ein Hort des katholi­schen Glaubens zu sein, vor der aber wohl nicht jeder rühmen würde, daß sie sich dessen stets bewußt gewesen. Die Katholiken seien nach Freiburg gekom­men, nicht um einen Kreuzzug zu predigen, wie die Gegner vielfach ausposaunt hätten, sondern als Män­ner des Friedens, um stolzen Hauptes ihren Glau­ben laut und bestimmt zu erkläten.Wir wollen be­kennen, oaß wir römisch-katholische Christen sind, fest stehen zum heiligen Stuhl, unverrückt im Verteidigen gegen jeder­mann. Wir wollen das nicht,thun mit einer Aengstlichkeit, ob das vielleicht auch übel genommen werde, nein', wir thun es stolz erhobenen Hauptes. Wir wollen aber diesen Glauben auch bethätigcn und zwar dadurch, daß wir alle, die anders denken, anerkennen als unsere Brüder, die wir mit Nächsten­liebe zu behandeln haben. Wir verkümmern keinem sein Recht, wir sind die Verteidiger voller Religionsfreiheit für jedes Bekenntnis. Es gibt keine besseren Vertreter der Religions­freiheit, als die Männer des Zentrums. Wir werden stets eintreten für Andersgläubige, sobald sie in ihrem Glauben bedrängt sind, wir thun das nicht um Dank, sondern im Dienste des Rechts. Man hat uns vor dieser Versammlung wiederholt angegriffen und beschimpft. Wir werden in keiner unserer Versammlungen ein böses Wort gegen Andersdenkende sprechen, wir werden auch alles ganz gern der Oeffentlichkeit übergeben, wenn man auch anderswo anfängt, geheime Sit­zungen zu halten, wir werden »ns stets wehren mit offenem , Visier. Der Krcuzzug, den wir predigen, ist nichts anderes, ^ als daß wir durch unser Bekenntnis jedermann klarstcllen, was wir wollen und was wir zu wollen das Recht haben, denn wir wollen nicht geduldet sein, wir wollen von keiner Gnade leben. Ich bin bereit, mit jedermann, der sich liberal nennt, eine Diskussion darüber zu führen, daß eigentlich nur > wir liberal sind. Man hat gesagt, wir seien hierher gekom- > men, um in die basischen Verhältnisse einzugreifen, das ist - mir gar nicht eingefallen, ich lasse die Badener ihre Arbeit! selbst besorgen, ich sage ihnen nur, sie möchten an diese Arbeit . recht gründlich gehen. Aber das ist richtig, wenn die Katho- s liken sich wie hier zusammenfinden, so werden sie erstarken und aus diesem Zusammenschluß die Kraft ziehen, jenen ' Herren, die uns am liebsten abschlachtcn möchten, zu zeigen, daß wir noch in alter Kraft und Frische bestehen. Was Baden speziell betrifft, so ist allerdings meine unmaßgebliche Meinung, daß es nicht untergehen würde, wenn die Mönche zurückkehrten. Weiter wollen wir uns beschäftigen mit der Lage unseres heiligen Vaters dies dürste der Inhalt der Versammlungen sein, zu denen wir morgen Zusammentreffen werden."

Berlin. Zur Gründung von Adels schu­len fordert ein Aufruf in derKreuzztg." auf. Mit der Reform der Schule müsse ein Kampf gegen den ! modernen Liberalismus" begonnen werden. Aehnlich ! wie der Jesuitenorden den Kamps gegen die kirchliche ! Reformation mit der Gründung von Schulen begon- s neu habe, so müsse der Adel auch, damit er nicht länger den nationalistischen Geist, welcher durch das Freimaurertum verderblicher als die Revolution ver­breitet werde, einsauge, besondere Schulen gründen, in denen die Kinder der Johanniterritter in kirchlicher Zucht und ritterlicher Erziehung unter der persönli­chen Leitung von Rittern erzogen werden, um sie dann entweder der Universität oder der Arniee als Offiziere zuzusühren. Das Gegenstück zu diesen Adels schulen würden Bürgerliche Schulen sein, welche natürlich dem Adel verschlossen bleiben müß­ten. Bei der modernen Anschauung über Klassenun­terschiede und bei dem Umstande, daß heute der bür- ^ gerlichste Mann vor dem Adel nicht mehr sicher ist! wir erinnern nur an Stumm, Krupp und Frey- ^ tag nimmt sich der Vorschlag derKreuzztg." j rechtzeitgemäß" aus. >

Berlin, 3. Sept. DieKreuz-Ztg." läßt sich aus Wien berichten, daß der Besuch des Gra fen Kalnoky beim Fürsten Bismarck noch vor Ablauf des September statifindcn weide.

Berlin, 5. Sept. Das Programm für die Herl nreisen desKaisers ist jetzt folgendermaßen fest- gestellt: Ter Kaiser begibt sich zunächst nach Mainau,

wo er mit der großherzogl. badischen Familie am 30. ds. den Geburtstag der Kaiserin-Großmutter feiern wird. Von dort reist der Kaiser zum Besuche der württemb. Majestäten nach Friedrichshafen und hernach über Lindau nach München zum Prinzre­genten von Bayern. Von München aus erfolgt die unmittelbare Fahrt nach Wien, der sich nach wenigen Tagen des Aufenthalts ein mehrtägiger Jagdausflug nach Steiermark anschließt. Nach dem Besuche in Wien begibt sich der Kaiser sogleich nach Italien, von wo die Rückkehr auf den 22. Oktober erfolgt.

Kaum ist die Nachricht gekommen, der Reichs­tag werde voraussichtlich zur gewohnten Zeit, also November, zusammentreten, so tauchen auch schon Gerichte auf über Geldanforderungen, mit welchen die Abgeordneten sich zu beschäftigen haben werden. Abgesehen von der schon mehrfach erwähnten und mehr als hinreichend begründeten Krondotation wird der Reichstag einen Reichszuschuß zur Ausführung der Alters- und Jnvaliden-Bersorgung der Arbeiter zu bewilligen haben. Dieser Zuschuß wird auf 48 Millionen Mark veranschlagt. Endlich spricht man von einer sehr beträchtlichen Erhöhung des Marine- Etats. Es scheint sich dabei um sehr weit aus­schauende Pläne, gänzliche Umgestaltung unserer Flotte durch den Bau einer größeren Anzahl von großen Schlachtschiffen, Anlage eines Kriegshafens in Danzig w. zu handeln. Es wäre dies nicht die Ausgabe eines einzigen Jahres, sondern sie verteilte sich auf eine ganze Reihe von Jahren.

Wie der König Oskar von Schweden jetzt als Admiral a 1a suilo der deutschen Marine steht, so hat auch Kaiser Wilhelm die gleiche Stelle in der schwedischen Marine angenommen.

Bei den Berliner Gardeofsizieren sind jetzt dieWadenkneifer" völlig verschwunden. Die Herren tragen jetzt Beinkleider von'gefälligem Schnitt. Ebenso sind die Schnabelschuhe beseitigt, seitdem der Kaiser einen Offizier sarknstisch gefragt hat, ob er Plattfüße zu verbergen habe.

Die zwei Führer des katholischen Zentrums sind Windthorst und Schorlemer. Es ist aber ein großer Unterschied zwischen ihnen, Schorlemer ist ein eifriger Katholik, aber kein Ultramontaner, er kommandiert in seiner Partei deutsch; Windthorst kommandiert den ultramontanen Flügel welsisch-pölnisch ^ und es schien in letzter Zeit, als ob der Schlaue u. Vielgewandte dem ehrlichen Mitstreiter den Vorsprung abgewvnnen habe. Um so Mehr mach! es Aussehen, daß der Papst Schorlemer, der sich aus dem Land- und Reichstag zurückzuziehen schiew, zugeredet hat, sich in das preußische Abgeordnetenhaus wieder wählen zu lassen. Schorlemer macht das selbst bekannt.

Geh. Rat Krupp in Essen hat für die deutsche Expedition zur Befreiung Emin Paschas die Summe von 50000 beigesteuert.

Schweiz.

Churwalden, 2. Sept. Auf dem Albu- ! lapaß herrscht starkes Schneegestöber; der Neuschnee! liegt bereits 15 Centim. hoch.

Oesterreich-Ungarn. !

Wien, 3. Sept. DiePol. Korr." bestätigt ^ die bevorstehende Verlobung des Großfürsten Paul ^ mit der Prinzessin Alexandra, der ältesten Tochter! des Königs von Griechenland. !

Frankreich. , ^

Paris, 2. Sept. Am 3l. August, 8 Uhr abends, trat der Akademiker Chevrenl sein 103. , Lebensjahr an. Der greise Gelehrte ißk, trinkt und schläft wie ein gesunder GreiS.

Paris. 3. Sept. Heute ist zum ersten Mal ^ das neue Wehrpflichtgesetz in Wirksamkeit getreten, indem 40000 Mann der Altersklasse 1885 entlassen worden sind. Weitere 40000 Mann werden vom, 31. Dezember entlassen. ^

Die Franzosen sind verrückt. Rochefort ^ wenigstens ist es ganz sicher. Er meldet in feinem Jntransigeant", eine deutsche Gesellschaft habe 25 Kaffeehäuser in allen Vierteln von Paris gekauft, um die Spionage im Großen zu betreiben. ^

Die Pariser Aerzte haben den Attentäter Garnier, welcher in der deutschen Botschaft meh­rere Schüsse abfeuerte, für total verrückt erklärt. Damit fällt auch ein gerichtliches Verfahren fort.

Die boulangistischen Organe bestreiten entschie­den, Bonlanger sei über Den l jck! a n d »ach Kpenhagen gereist. Bei dieser Gelegenheit wird übrigens bekannt, daß der s. Z. vielerörterte Besuch

gar nicht stattgefunden hat. Gambetta hatte dem Reichskanzler seinen Besuch allerdings angemeldet,

! Fürst Bismarck aber ließ Gambetta von dem Besuch - abraten mit der Motivierung, daß jede Annäherung ! eines französischen Politikers an ihn die Gefahr zur ' Folge habe, daß derselbe seinen Einfluß auf seine Landsleute einbüßc.

Boulanger ist interviewt worden und hat dabei die kühne Behauptung ausgesprochen, mit dem Friedensbunde werde es nicht lange dauern. Die italienischen Sympathieen seien mehr bei Frankreich und bei seiner eigenen werten Person, als bei Deutsch­land. Das muß Boulanger ja wissen.

Italien beschäftigt die französischen Blätter andauernd und zwar sind sie seit einigen Tagen sehr -zufrieden mit den Nachrichten, welche sie ihren Lesern auftischen. So heißt es u. A.: Crispi ist in Fried­richsruhe vom Fürsten Bismarck der Kopf so nach­drücklich gewaschen worden, daß er sich von nun ab gezwungen sieht, alle Herausforderungen an Frank­reich einzustellen, da ihm Bismarck geradezu gesagt hat. daß er Italien bei einem Kriege einfach im Stich lassen würde. Wenn aber Crispi sich trotzdem so stellt, als ob er mit dem Ergebnis seiner Reise zu­nächst zufrieden sei, so ist das eitle Heuchelei. Und in diesem wohlgefälligen Ton geht es weiter.

Wie die Agence Havas mitteilt, ist ein Mann, der sich Joseph Hubert nennt, verhaftet worden, als er in der Nähe von Montmorency bei Paris Zeichnungen von den Forts .aufnahm. Was für ein armer Teufel von Touristen da wohl wieder ge­faßt ist!

Dijon, 5. Sept. Von der Route Blaisy- Dijon wird infolge Entgleisung ein Zusammenstoß zweier Eisenbahnzüge gemeldet, bei dem es 12 Tote und 12 Verletzte gab.

Italien.

Bei der Flottenparade zu Ehren des deutschen Kaisers in der Bucht von Neapel wird das ita­lienische Geschwader vierzig Schiffe stark sein. Ein deutsches, englisches und österreichisches Geschwader' werden der Musterung beiwohnen.

England.

London, 3. Sept. Das Reuter'sche Bureau meldet aus Baltimore: Gestern wurde eine Reihe von Warenmagazinen in dem schönsten Stadtviertel durch eine Feuersbrunst zerstört. Eines stürzte wäh­rend des Brandes ein und tötete 7 Feuerwehrmänner. Der Schaden wird auf 1*/r Mill. Dollars geschätzt. Rußland.

In Charkow ist eine große Anzahl von Ni­hilisten verhaftet. Man argwöhnt, die Schreckens­partei werde von den extremen Panslawisten, denen die Politik des Zaren zu gemäßigt ist, unterstützt.

Serbien.

Die Verteidigungsschrift der Königin Nata­lie ist erschienen und mit ihr die Selbstverurteilung der stolzen Frau. Selbst diejenigen, welche bisher daran geglaubt hatten, daß der Königin bitteres Un­recht geschehen sei, müssen zngeben, daß alle Vor­würfe, die man ihr als Königin unv Frau in sozia­ler, wie in politischer Hinsicht gemacht, durchaus be­gründet waren. Die Königin giebt ihre Unverträg­lichkeit, ihren Verkehr mit den Gegnern des Königs, wie ihre Regentschaftsbestrebungen unter Anführung mildernder Umstände zu, und der Gesamteindruck die­ser Berteidigungsart ist zum Mindesten der: daß Königin Natalie zu allen Zeiten schlecht beraten war. Als Berater bei dieser seltsamen Verteidigungsschrift standen der Königin ihr Schwager Prinz Georg Ghika und zwei Advokaten zur Seite, die das von der Königin entworfene Original wesentlich änderten.

China.

China kommt jetzt auch mit den Bereinigten Staaten von Nordamerika in Streit. Sie hat die Ratifikation des Vertrages, welcher die Einwanderung der Chinesen in die Unionstaaten einschränkt, abge­lehnt.

Kleinere Mitteilungen.

Aus Engclberg, 2. d. Mts. wird demVaterland" gemeldet: Seit gestern nacht ununterbrochen Schneefall. In vielen Alpen herrscht Not. Das Vieh zieht, so weit möglich, von den Alpen heimwärts. Die Saison geht so traurig zu Ende, wie sic begonnen. Ans Grindclwald telegraphiert ein Sommerfrischler" unterm 2. d. Mts.:Dreizehn Ccntimeter Schnee gefallen!'

(Hiezu das Unterhaltungsblatt 36.)

1. -z. vieterorrcrre -c>c;ury-

/Dt , 2 ' ..' ^ ' BeranNvortlicher Redakteur S t e in w Ln d el in Nagold. Druck UN»

Anmhellüä IN IN Verlag der G. W. Zaiser'ichen Buchhandlung in Nagold.