Der Gesellschafter.

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Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Rag old.

Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, Donners- j , ^ tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier

/Vo H ß»»H (ohne Trägcrlohn) 80 4, in dem Bezirk 1^ 4, außerhalb des Bezirks 1 20 4. MonatS-

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Samstag den 8. September

JnsertionSgebühr für die Ispaltige Zeile aus ge­wöhnlicher Schrift Sei einmaliger Einrückung 9 4, . .

bei mehrmaliger je S 4. Die Inserate müssen 1 spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe der Blattes der Druckerei aufgegebert sein.

Amtliches.

Nagold.

An die Ortsvorsteher, betreffend die Wegvifitationsprotokolle pro 1888.

Die Ortsvorsteher werden hiemit an die unge­säumte Vorlage der Wegvisitationsprotokolle pro 1888 erinnert.

Den 4. Sept. 1888.

_ K. Oberamt. Or. Gugel.

Nagold.

An die Ortsvorsteher, betreffend die Herstellung der Grundlagen für die Umlegung der Beiträge zu den landwirt. Berufs- genoffenschaften pro 1888.

Zur Geschäftserleichtcrung trägt im vorbezeich- neten Betreff das Formular für die in Ziff. 4 der Ministerialverfügung vom 21. Juli d. I. (Ministe- rial-Amtsblatt S. 228) vorgeschriebcnen Anzeigen bei.

- Dieses, sowie alle weiteren zu den in Frage stehenden Erhebungen erforderlichen Formularien kön­nen von der W. Kohlhammer'schen Buchdruckerei be­zogen werden, worauf die Orrsvorsteher mit dem Bemerken hiemit aufmerksam gemacht werden, daß die Benützung dieser Formularien im Interesse der richtigen und gleichmäßigen Geschäftsbehandlung als durchaus angezeigt erscheint, und daß der Bezug der­selben auf Rechnung der Gemeinden erfolgen kann.

Den 5. Sept. 1888.

K. Oberamt. Or. Gugel.

Aus dem Tagebuch des ersten deutschen Kaisers.

III.

31. Dezember 187 l. 1870 bis 1871. Gott war mit Uns! Ihm sei Lob, Preis, Ehre, Dank! Als Ich am Schluß des Jahres 1866 mit dankerfülltem Her­zen Gottes Gnade dankend preisen durfte für so un­erwartet glorreiche Ereignisse, die sich zum Heile Preu­ßens gestalteten und den Anfang zu einer Neueini­gung Deutschlands nach sich zogen, da mußte Ich glau­ben, daß daS von Gott Mir aufgetragene Tagwerk vollbracht sei und Ich dasselbe nun in Ruhe und Frie­den fortbildend dereinst Meinem Sohne glückbringend hinterlassen würde, voraussehend, daß ihm es beschie- den sein werde, die südliche Hälfte Deutschlands mit der nördlichen zu einem Ganzen zu einen.

Aber nach Gottes unerforschlichem Ratschluß sollte Ich berufen werden, selbst noch diese Einigung herbei­zuführen , wie sie sich nach dem von Frankreich auf das frivolste herbeigeführten, ebenso glorreichen als blutigen siebenmonatlichen Kriege nunmehr darstellt. Wenn je in der Geschichte sich Gottes Finger sichtlich gezeigt hat, so ist dies in den Jahren 1866, 1870 und 1871 geschehen. Der deutsch-französische Krieg, der wie ein Blitz aus heiterem Himmel herabfiel, einte ganz Deutschland in wenig Tagen und seine Heere schritten von Sieg zu Sieg und erkämpften mit schmerz­lichen Opfern Ereignisse, die nur durch Gottes Wil­len möglich waren. Dieser Wille stellte mir Männer zur Seite, um so Großes vollbringen zu sollen. Dieser Wille stählte die Gesinnung der Kämpfenden in Hin­gebung, Ausdauer und nie gekannter Tapferkeit, fo- daß an Preußens Fahnen und an die seiner Verbün­deten sich unvergänglicher Ruhm und neue Ehren knüpf­ten. Dieser Wille begeisterte das Volk zu nie gekann­ter Opferwilligkeil, zur Linderung von Leiden, die der Krieg unvermeidlich schlägt.

Mit demütig dankerfülltem Herzen preise ich Got­tes Gnade, die uns würdig befunden hat, so Großes

l nach seinem Willen vollbringen zu sollen! Möge diese ! Gnade ferner unS zur Seite stehen beim Auf- und ! Ausbau des neugeeinte« Deutschlands, zu dem erst ! der Grund gelegt ist, und Frieden uns beschicken ! sein,die Güter in Demut zu genießen", die in blu- ! Ligen heißen Kämpfen errungen sind. Herr, dein Wille ! geschehe im Himmel und auf Erden. Amen!

! Wilhelm.

IV.

Berlin, 31. Dezember 1878, i/zll Uhr abends.

^ Zu Ende geht ein Jahr, das für mich ein ver­hängnisvolles sein sollte, Ereignisse erschütternder Art trafen mich am 11. Mai und 2. Juni!

Die körperlichen Leiden traten zurück gegen den Schmerz, daß preußische Landeskinder eine Thal voll­brachten, die am Schluß Meiner Lebenslage doppelt schwer zu überwinden war und Mein Herz und Ge­müt für den Rest Meiner Tage finster erscheinen las­sen ! Doch muß Ich Mich ergeben in den Willen Got­tes, der dies Alles zuließ, aber zugleich seine Gnade und Barmherzigkeit walten ließ, da Er Mir nicht nur das Leben erhielt, sondern Mich in einer Weise ge­sunden ließ, die Mich zu Meinen Berufsgeschäften wieder fähig machte. So preise Ich Gott für diese Seine Führung, in der Ich eine Mahnung erkenne, Mich zu prüfen, ehe Ich vor dem Richterstuhl des Allmächtigen erscheinen soll! Daher erkenne Ich in den so sichtbar gewordenen Ereignissen eine gnadenvolle Fügung Gottes, die zum Guten führen soll, wie Al­les , was von Ihm in Leid und Freude uns trifft. Darum preise Ich die Vorsehung für die schmerzens- vollen Ereignisse des abläufenden Jahres. Sie haben Mir aber auch Erhebendes gebracht, durch die Teil­nahme . welche Mir von allen Seiten zuteil wurde.

Zunächst findet hier Meine Gemahlin Meinen heißen Dank für ihre Liebe und Teilnahme, die sie Mir, selbst leidend, schenkte, demnächst Meine Toch­ter, die mit kindlicher Liebe Mich Pflegte und Mir so wohl that. Alle Familienglieder nah und fern finden hier Meinen liebevollen Dank für alles, was sie Mir Teilnehmendes in der Schmerzenszeit bewiesen. Allen denen, die in so überraschender Weise Meiner gedach­ten , gebührt hier Mein inniger Dank. Und woher kam diese Teilnahme? Von wo anders als vom All­mächtigen, dessen Führung es wollte, daß Ich in der Welt so gestellt ward, daß Seine Gnade sich Jeder­mann einprägte, die über Mir waltete. Und in die- i ser Waltung erkenne Ich wiederum Seine Liebe und ! Barmherzigkeit, daß Er Mich ausrüstete, seinen Wil- j len hier auf Erden zu vollführen upd Er Mich und Mein Volk würdig fand, das übertragene Pfund zu verwalten. Also wiederum nur Gottes Gnade preise Ich in Allem, was Mir von Menschen in der Leidens­zeit Gutes zuteil ward. Aber nicht blos in dieser Leidenszeit zeigte sich diese Teilnahme, sondern jeder­zeit habe Ich dieselbe in einem Maße empfangen, die weit über das Verdienst ging, mit dem Ich jenes Pfund verwalten konnte. Die Menschen haben Meine Schwächen und Fehler übersehen wollen; aber Der, welcher sie kennt, wolle Mir dereinst ein barmherziger Richter sein, wo Ich die Lehren und Weisungen des Eingeborenen Sohnes des Himmlischen Vaters nicht achtete!

Herr Dein Wille geschehe im Himmel also auch auf Erden.

Im Glauben ist die Hoffnung und die himm­lische Liebe der Weg dahin! Amen!

Wilhelm.

Tages Neuigkeiten«

Deutsches Reich.

-fff Nagold, 7. Sept. Das gestrige in An­wesenheit des zur Prüfung von Seminar und Semi­narübungsschule hier weilenden Herrn Ober-Cons.-Rat Dr. v. Burk abgehaltenen Semesterschlußkon­zert, durch welches zugleich den Hagelbeschädigten des Welzheimer Bezirks ein Scherflein gewendet wer­den sollte, war von hier und auswärts zahlreich be­sucht, was nicht nur ein erfreulicher Beweis für den Kunstsinn der Teilnehmer ist sondern auch eine an­erkennende Aufmunterung für den Dirigenten und die mitwirkenden Kräfte in sich schließt. Und einer sol­chen Anerkennung war die Aufführung in hohem Grade wert; denn nicht nur die die Umrahmung bildenden kirchlich-klassischen Chöre mit Orchester und Orgelbegleitung:Siehe, der Hüter Israels" von Mendelssohn undZum glanzersüllten Sternenzelt" von Händel, sondern auch die übrigen mehr weltlich gehaltenen Tonstücke wurden mit großer Genauigkeit, tiefem Gefühl und bewegtem Ausdruck .vorgetragen. Wir erinnern hier vor allem an das innige, gemüts­tiefe altdeutsche Volkslied:Innsbruck, ich muß dich lassen" von H- Jsaac, dessen Melodie die christliche Kirche früherer Jahrhunderte mit feinem Verständnis und sinniger Anlehnung an ein tiefes, edles Volks- gefühl für einen unserer schönsten Choräle:O Welt, sieh hier dein Leben" zu nützen wußte. Aber auch einige andere Männerchöre, würzigen Blütenduft und kräftige Waldesluft^ atmend, waren sehr gelungen: ein herzigerNachtgesang im Walde" von' Franz Schubert und ein packender Chor von Mangold: Wo Büsche stehn und Bäume", nicht minder ein frischer, hübscher Chor von Billeter:Heraus", der herauslocken will, was in der Menschenbrust von ed­ler Gesangsgabe schlummert. Angenehme Abwechs­lung brachten die rein instrumentalen Stücke, ein Trauermarsch für Violine, Violincello und Klavier von Chopin und ein Trio für dieselben Instrumente von Mohr, beide von Seminarlehrern zu Gehör ge­bracht, sowie ein Marsch von Schubert für Klavier zu 4 Händen, von 2 Zöglingen vorgetragen, sowie ein schneidiger, aber in gemäßigtem Tempo gehalte­ner älterer Tanz, Gavotte genannt, für Streichor­chester von Schröder. Wir schließen uNsern Bericht, indem wir dem wackern Seminarmusikdirektor sowie allen Mitwirkenden für den gebotenen Genuß herzli­chen Dank sagen.

Stuttgart. 3. Sept. General v. Alvens- leben, der kommandierende General des württemb. Armeekorps, hat, wie dasevangel. Sonntagsbl." meldet, s. Z. in einem Erlaß der ihm unterstellten Regimentskommandeure aufgefordert, den hohen Wert des von der Stuttgarter Bibelgesellschaft ausgehenden Anerbietens von hl. Schriften zu billigsten Preisen ihrer Mannschaft von neuem eindringlich zu machen» da es den auflösenden Strebungen der Zeit gegen­über unsere Pflicht ist, die sittliche Kraft der uns anvertrauten, oft unter Verführung erwachsenen und der Verführung wieder entgegengehenden Jugend an der Wurzel zu pflegen."

Stuttgart, 5. Septbr. Se. Majestät der König ist tief ergriffen worden von der Todesnach­richt seines Jugendfreundes und Generaladjutanten Spitzemberg. Sofort ging an die Familie ein herzliches und tiefempfundenes Kondolenztelegramm ab; heute zeigt der König in Form eines Trauer briefes den Tod des langjährigen Freundes, Frhrn. v. Spitzemberg, im Staatsanzeiger an und widmet