dem bayerischen Minister v. Lutz das Großkreuz des Kronenordens; weitere Orden erhielten die Adjutanten und Beamten in der Umgebung des Prinz-Regenten , darunter der Generaiadjutant Freiherr v. Freyschlag das Großkreuz des Fricdrichsordens.
Stuttgart, 28. Aug. Am 29. wird in Waiblingen eine Feldbäckerei errichtet, wozu die erforderlichen 10 Feldbacköfen durch ein Train-Kommando von Ludwigsburg auf eigens konstruierten Feldbacköfenwagen überführt wurden. In diesen Backöfen soll das für die Truppen der 26. Division während der Manöver benötigte Brot gebacken werden. Die erforderlichen Bäcker werden teils von der Militär- Bäcker-Abteilung Ludwigsburg entnommen, teils sind > sie — 15 Mann — aus der Reserve auf 29. d. Mts. zur Uebung ckuf 20 Tage einberufen.
Für die Ueberschwemmten in den deutschen Stromgebieten sind bei der Württ. Zentralsammelstelle, dem Bankhanse E. Bummel u. Co. dahier, noch nachträglich 474 95 -4
eingegangen und an die Zentralsammelstclle in Berlin abgeliefert wordon. Der Totalbetrag der Sammlungen beläuft sich nunmehr auf 168969 -Kl 79 nt.
Eßlingen, 28. Aug. Wie bekannt, findet in den Tagen vom 2. bis 4. Sept. hier eine Lokal- Ausstellung von Rassenhunden statt. Die Fütterung der Hunde erfolgt mit Spratts Patent- Hundekuchen. Die Anmeldungen sind weit zahlreicher eingelaufen, als man erwartet hat, und belaufen sich auf fast 400, wovon die Hälfte auf die spezielle Zucht Württembergs, die deutsche Dogge, entfällt. Es werden im ganzen 47 verschiedene Rassen vertreten fein, vom riesigen Bernhardiner bis zum winzigen Seiden- hündchcn. Zur Verteilung gelangen Geldpreise, silberne Medaillen und 12 wertvolle Ehrenpreise.
Ulm, 28. Aug. Wie dem U. T. mitgeteilt wird, hat Gcncralfeldmarschall Graf Blumenthal den auf dem Ler- chcnfelo verunglückten und nunmehr gestorbenen Soldaten Hack im Lazaret besucht und in rührend kameradschaftlicher Weise Worte des Trostes an ihn gerichtet.
Bekanntlich ist die preußische Regierung bemüht, für die Ansiedlungsgüter in Posen und West Preußen schwäbische Bauern zu gewinnen. Es ist daher von Interesse, von einem Bericht Kenntnis zu nehmen, den ein württembergischer Gutsbesitzer, Ernst Essich aus Liebigheim, über seinen Besuch auf den genannten Gütern veröffentlicht: Er schreibt u. A.: „Nachdem ich den Boden und den Stand der Felder gesehen, kam ich zu der Ueberzeu- gung, daß fleißige Leute auch mit geringem Vermögen eine gesicherte Existenz finden. Manchem von uns Süddeutschen, wenn er von Polen oder Posen hörte, klang schon das Wolfsgeheul' in den Ohren, ja wir machten uns von der dortigen Gegend einen ganz falschen Begriff. Bei Besichtigung dieser schönen Fluren wird man aber eines Besseren belehrt; ich sah Obstbäume, wie man sie stärker und schöner im Unterland? nicht sieht, nur sind eben wenige an- gepslanzt. Auf meine Frage, warum dem Obstbau nicht mehr Aufmerksamkeit geschenkt werde, erwiderte mir ein polnischer Edelmann: „Wir haben keine Verwendung für Obst." Das Mvstbereitcn kennt man nämlich nicht. Die süddeutschen Ansiedler würden gewiß Verwendung dafür finden, denn das Tafelobst ist sehr gesucht. Die polnische Arbeiterbevölkerung wird vielfach als heimtückisch und bösartig geschildert , das ist ganz grundfalsch. Der polnische Arbeiter ist ein ruhiger fleißiger Mensch und kommt dem Ansiedler freundlich entgegen, sein polnischer Gutsherr aber hat schlecht für ihn gesorgt, es ist traurig anzusehen, in welchen elenden Wohnungen die Arbeiterfamilien untergebracht sind. Viele Arbeiter sprechen jetzt schon deutsch. Es ist nicht die Absich; die::, Zeilen, den Schwaben zum Auswandern bewegen zu wollen, da aber die Auswanderung nach Amerika und Australien in meist ungeordnete und unsichere Verhältnisse in stetem Fortgange ist, so kann es keinem Zweifel unterliegen, daß der Mann, der mit seiner Familie in eine deutsche Provinz mit so geordneten Verhältnissen einzieht und eine von der Regierung eingesetzte, ihn in jeder Beziehung unterstützende und auf sein Wohl bedachte Kommission hinter sich hat, einem besseren Schicksal entgcgengeht, zumalen er hierdurch dem deutschen Vaterland erhalten bleibt. Welch guter Ansiedler d-r Schwabe ist und wie sehr er auch in der Ferne an seinen heimatlichen Gebräuchen festhält, ist der Ansieb-lllugS Immission wohl bekannt; gerade besuch. wu i.c er noch besonders bevorzugt werden.
Aus ch r e s t, e n wird noch berichtet, daß Kai- i», Wilhelm bei Gr --:>(> seines Besuches dem
Prinzen Georg von Sachsen einen kostbaren, neu angefertigten Feldmarschallstab überreichte.
Die große Feuersbrunst, welche am Sonntag und Montag auf der Insel Steinwärder gegenüber der Stadt Hamburg gewütet hat, ist durch eine Petroleumlampe entstanden, welche in die Waren gefallen und explodiert war. Der Gesamtschaden wird auf 5'/s Millionen Mark geschätzt. In den Schuppen der Herren S. L L. Durlacher sind allein für 30000 Mark Wein, 3000 Kisten Champagner und 50 000 Sack Zucker zu Grunde gegangen. Die meisten in Hamburg vertretenen Versicherungs-Gesellschaften sind an dem Verlust beteiligt. Acht Dampfspritzen und die Mannschaften dreier Hamburger Feuerwehrzüge haben den ungeheuren Brand in 10 Stunden bewältigt.
Berlin, 27. Aug. Bei der Taufe des kaiserlichen Prinzen wird sich die Kaiserin von Oesterreich durch die Erzherzogin Maria Theresia, Gemahlin des Erzherzogs Karl Ludwig, vertreten lassen, welcher Pathe ist.
B e r l i n, 29. Ang. Zur morgen stattfindenden Taufe des jüngstgeborenen kaiserlichen Prinzen werden außer dem König von Schweden, dem sächsischen Königspaar, Erzherzog Karl Ludwig und Gemahlin auch der Großherzog und die Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin hier ein- treffen.
Potsdam, 29. Aug. Auf Spezialbesehl des Kaisers findet der Taufakt am 31. Aug. im Bibliothekzimmer Friedrichs des Großen im Stadtschlosse statt. Dasselbe wird, zur Kapelle eingerichtet. Währen der Rede des Oberhofpredigers Dr. Kögel hält die Königin von Schweden den Täufling. Nach der Taufe findet vor der Kaiserin eine Defiliercour im Theezimmer Friedrichs des Großen und sodann Galatafel im Marmorsaal statt.
Berlin, 28. Aug. Die jungen Söhne des Kaisers sind von Oberhof zurückgekehrt und heute Nachmittag im Marmorpalais wieder eingetroffen.
Berlin, 28. Aug. Unter der Ueberschrift: „Ein schwerer Schlag für Bismarck und die deutsche Diplomatie" wird berichtet, daß die Königin Viktoria von England erklärt habe, nicht nach Deutschland reisen und überhaupt nicht mit unserem Kaiser Zusammenkommen zu wollen. (?)
Berlin, 29. Aug. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht die Ernennung des Herrn v. Bennigsen zum Oberpräsidenten der Proviüz Hannover. Herr v. Bennigsen tritt also in den Staatsdienst zurück, den er vor ca. 30 Jahren als junger Assessor verließ. Das Amt des Landesdirektors, das von Bennigsen bisher bekleidete, ist das höchste Amt der provinzialen Selbstverwaltung. Die „Frkf. Ztg." meint, vom Oberpräsidenten zum Minister sei es nur ein Schritt.
Nach der Berliner „Börsenztg." soll der Kaiser jüngst zu einem „viel genannten jungen Staatsmann" gesagt haben: „Ich kenne nur Baterlands- freunde und Gegner unserer' gesunden Entwickelung. Niemand wird mir zutrauen, das Rad der Zeit zu- j rückschrauben zu wollen. Im Gegenteil, es ist der! Hohenzollern Stolz, über das zugleich edelste und! gereifteste, wie gesittetste Volk zu regieren. In die- j ses Lob schließe ich Aüdeutschland ein. Unsere ganze Gesetzgebung ist von humanen Grundanschauungen diktiert — wer dies verkennt und die Geister gegen einander hetzt, gehöre er welcher Richtung immer an, hat auf meinen Beifall nicht zu rechnen. Es gibt wahrlich Ernsteres zu thnn."
Fürst v. Bismarck, .General der Kavallerie und Fürst zu Wied General-Lieutenant, nachdem deren Verhältnis als Chef des Landw.-Negts. Nr. 26 bczw. des Landw.-Regts. Nr. 29, infolge der veränderten Landw.-Bczirks-Einteilung als gelöst anzusehen ist, sind statt dessen fortan bei der Garde- Landw., und zwar Elfterer ä Io, snits des 2. Garde-Landw.- Rgts., letzterer L la snits des 4. Garde-Grcn.-Landw.-Rgts., zu führen. Die Auszeichnung, welche den beiden Fürsten durch diese Anordnungen zu Teil geworden ist, ist grast, denn bisher wurden nur königliche Prinzen ä 1a sriits der Garde- Landwehrregimcnter oder als Chef derselben geführt. Kaiser Wilhelm II. stand vor seiner Thronbesteigung ä Io. müts desselben Landwchrrcgimcnts, zu welchem jetzt, der Reichskanzler versetzt worden ist.
Ocsterreich-UnMu.
Krakau, 28. Aug. Die Stadt Tarnobrzcg steht seit gestern abermals in Flammen. Fast die ganze Stadt, das Gerichts- und das Magistrarsge- bäude, die Synagoge wurde eingeäscherr. Der Brandschaden soll eine Million betragen. Heute mittag war das Feuer noch nicht bemalligt.
Frankreich.
Paris, 29. Aug. (Für einen größeren Teil der Auflage wiederholt.) Das Individuum, -welches gestern Nachmittag in der hiesigen deutschen Botschaft, nachdem es bereits in den letzten Tagen dortselbst wiederholt erschienen war, auf den Kanzleibeamten Tournouer schoß, hatte den letzteren zu sprechen verlangt und war abgewiesen worden. Der Mann feierte den Pistolenschuß auf Tournouer mit den Worten ab: Endlich werde ich doch einen getötet haben. Tournouer ist unverletzt. Der Thäter, welcher verhaftet wurde, heißt Garnier, ist 66 Jahre alt und will durch den Krieg und Unglücksfälle um sein Vermögen gekommen sein. (Aus den bei dem Verhafteten Vorgefundenen Papieren geht hervor, daß der Mann sich seit Tagen mit der Absicht trug, ein Mitglied der Botschaft zu erschießen, um, wie er sagte, seiner Mutter im Jahre 1870 zu Orleans zugesüg- tes Unrecht zu rächen und einen Kriegsfall zwischen Deutschland und Frankreich hervorzurufen. Allem Anschein nach ist der Verhaftete ein stark überspannter Mensch.)
In Frankreich gewinnt der Bonapartismus immer mehr Boden. „Boulanger und Prinz Viktor" beherrschen die öffentliche Meinung, so weit sie der Konflikt mit Italien nicht noch in Anspruch nimmt.
Sie haben ein von General du Barail unterzeichne- tes Rundschreiben, welches au alle einflußreichen Wähler in sämtlichen Gemeinden des Landes versendet werden soll, verfaßt. Die Wähler werden aufgefordert, sich mit dem Zentralkomite in Verbindung zu setzen. Es wird ferner mit farbigen Bilderbogen gewirkt, welche in Massen in die Provinzen versendet werden und den Prinzen als Napoleon Hfl. verherrlichen.
Sämtliche boulangistischen Blätter frohlocken über den Artikel der „Norddeutschen Zeitung", weil dieser beweise, daß Boulanger nicht den Krieg bedeute!
Paris, 29. Aug. Kriegsminister Freycinet hat den Ankauf von 300 neuen Maschinen zur Anfertigung des Lebelgewehrs angeordnet. Am 1. Okt. sind 8200 Maschinen dieser Art in Bewegung.
Paris, 29. Aug. Einem Telegramm des Temps aus Toulon zufolge wird das Modilisierungs- gcschmader am Montag auseinandergehen und hierin I
zur Abrüstung zurückkehren. Boulanger ist nach '
Schweden abgereist.
NManv.
Petersburg, 27. Aug/ Es verlautet. Herr v. Giers werde doch zuc Kur nach Franzensbad reisen. -In diesem Falle wäre eine Zusammenkunft mit dem Grafen Kalnoky wohl sicher.
Türkei.
, Aus K o n st a n t i n o p e l 25. d. berichtet die Times: In amtlichen Kreisen herrscht große Aufregung über die Zusammenkunft des Fürsten Bismarck mit Crispi. Es wurde ein Kabinetsrat eiuberusen, um die Beweggründe und die möglichen Umstände zu erwägen, während an die ottomanischeu Vertreterin: Auslände Depeschen abgesandt wurden, worin dringend Auskunft über den Gegenstand verlangt wird.
* Kleinere Mitteilungen.
Ulm, 28. Aug. Heute früh nach 1 Ubr bemerkte ein Bahnhofwächtcr den Ausbruch eines Brandes in einem Güterwagen , der mit Zündstoffen be- . laden war. An ein Löschen war nicht zu denken und der Wagen brannte bis auf die Räder nieder.
Die in verschiedenen Blättern und auch von uns in voriger Nummer gebrachte Mitteilung, daß die Dienstmagd des in Hardt abgebrannten Anwesens die Ursachcrin sei, wird nunmehr für unbegründet
er klärt. _——_
" Händel L Verkehrs
Hcilbroini. 29. Aug. Lcdcrmarkt. Die Zufuhren namentlich aus der Umgebung sind recht belangreich und räumten sich rasch zu seitherigen Preisen.
Für Telegramme nach Amerika tritt nach einer im „Reichsanzeiger" publizierten Anordnung des Staatssekretärs v. Stephan vom 1. September ab eine Erhöhung der Wort- gc bühren ein. _ _
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(Hiezu das Unterhaltungsblatt 35.)
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