Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, Donners-^ , ^ ^ tag nnd Samstag, und kostet vierteljährlich hier '

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Samstag den 1. September

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1888 .

A mtriches.

Nagold.

Zufolge Erlasses des K. Ministeriums des In­nern vom 27. d. Mts. wird die kirchliche Feier des

bevorstehenden höchsten Geburtsfestes

Ihrer Majestät der Königin Olga am Sonntag den 9. September d. I. begangen wer­den, was hiemit zur öffentlichen Kenntnis gebracht wird.

Den 30. August 1888.

K. Oberamt. Or. Gugel.

Den Gerichtsvollziehern

wird der nachstehende Erlaß des K. Landgerichts Tü­bingen vom 27. Januar 1887 zur künftigen Nach­achtung eröffnet.

Nagold, den 25. Aug. 1888.

O.-A.-Richter Daser.

Tübingen, den 27. Januar 1887.

Die den Gerichtsvollziehern Seitens einzelner Amtsgerichte ertheilte Weisung, die bei der Pfändung nicht anwesenden Gläubiger jedesmal durch Zustellung einer Protokollabschrift von dem Ergebniß der Pfän­dung zu benachrichtigen, geht zu weit. Der oit. Z. 58 Abs. 2 der Dienstanweisung, für Gerichtsvollzieher (tz.'683 der C.-P.-O.) handelt von Aufforderungen und Mittheilungen, welche zu den Vollstreckungshand­lungen gehören, und trifft daher hier nicht zu. Das Ergebniß der Pfändung ist nach Z. 712 Abs. 3 der C.-P.-O. nur dem Schuldner kraft Gesetzes mitzu- theilen, diesem also, wenn er bei der Pfändung nicht anwesend ist, nach Vorschrift des ß. 683 der C.-P.-O. durch Zustellung einer Abschrift des Protokolls zu er­öffnen. Bezüglich des Gläubigers ist hier die Vor­schrift des Z. 61 der eit. Dienstanweisung maßgebend. Es wird daher in den meisten Fällen angemessen sein, wenn der Gerichtsvollzieher den Gläubiger im Allge­meinen von dem Ergebniß der Pfändung unter An­gabe des Versteigerungstermins kurz benachrichtigt; eine Abschrift des Pfändungsprotokolls ist aber dem­selben nur dann zu geben, wenn er es beantragt. Vergl. §. 680 der C.-P.-O.' u. Gaupp, Comment. zur C.-P.-O. Bd. III S. 194 II zu Z. 682 der C.-P.-O.

K. Landgericht:

Der Vorsitzende Landgerichtsrath C u h o r st.

Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die Land­wirtschaft, betreffend die im September 1888 zu ver­anstaltende Kreis-Rindviehausstellung und Prämie­rung in Lndwigsburg.

Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft vom 12. Mai 1888 (Staatsanzeiger Nr. 121, Wochenblatt für Landwirtschaft Nr. 21) wird zur allgemeinen Kennt­nis gebracht, daß im Hinblick auf die dermalige Berr breitung der Maul- und Klauenseuche unter dem Vrehstande des Oberamtsbezirks Ludwigsburg und einiger benachbarter Bezirke von dem K. Ministerium des Innern verfügt worden ist, daß von der ange- ordneten Abhaltung der vorerwähnten Ausstellung und Prämierung in diesem Jahre Umgang zu neh­men sei.

Stuttgart, den 25. August 1888.

Werner.

Infolge abgehaltcner Konkursprüfung sind u. a. in das evangeliiche Seminar in Tübingen ausgenommen worden: Paul Dorr, Sohn des -f Pfarrers in Gechingen, Theo­dor Hiller, Sohn des Pfarrers in Altensteig Dorf. Adolf Kappus, Sohn des Pfarrers in Entringen.

^ Zum Se-antage.

In eigener Stimmung begehen wir zum acht­zehnten Male die Feier des glorreichen Tages von Sedan. Immer deutlicher wird uns zum Bewußt­sein geführt, welche lange Zeit schon seit dem großen Siege verstrichen: Fast alle großen Feldherren und Heerführer, welche in dem furchtbaren Kampfe die deutschen Truppen geführt, sind von uns geschieden. Prinz Friedrich Karl von Preußen, der Großherzog Friedrich Franz von Mecklenburg-Schwerin, die Ge­nerale von Manteuffel, von Werder, von Göben, Frhr. von der Tann und wie sie alle heißen, haben längst dem Tode ihren Tribut bezahlt: Das laufende Jahr hat uns nun auch wider Erwarten schnell die beiden Männer entrissen, auf welchen die Augen des deutschen Volkes vor Allem ruhten, unseren guten alten Kaiser Wilhelm I. und seinen Sohn, den Kaiser Friedrich. Unter König Wilhelms Oberleitung wurde ^ am 1. und 2. September der Sieg von Sedan voll- ! zogen, ihn zu gewinnen hatte Kronprinz Friedrich Wilhelm unendlich viel beigetragen. Die beiden großen Schlachtenlenker, deren Andenken wir vor Allem jetzt pietätvoll ehren, sind von uns geschieden, der große Schlachtendenker Feldmarschall Graf Moltke fühlt die Last des Alters und hat sich müde von den Geschäften zurückgezogen. Nur einer der Feldherren von Sedan lebt noch in voller Kraft, und das ist König Albert von Sachsen. Diese Thatsachen rufen das Gefühl stiller Wehmut am diesjährigen Sedantage hervor, mehr denn sonst gedenken wir derer, die uns den Tag gewinnen halfen, mehr denn je regt sich in uns das Bewußtsein und der Wille, den Vorbildern aus dem großen Jahre gleich werden zu wollen und, gleich werden zu müssen, wenn die Stunde der Ge­fahr abermals an brechen sollte für das teure deutsche Vaterland.

Achtzehn Jahre sind seit dem großen Tage ver­strichen, eine lange Zeit, welche die Kinder des Jahres 1870 zu Männern hat heranwachsen sehen. Aber unvergeßlich wird ihnen für ihr ganzes Leben der begeisterte Jubel bleiben.. welcher erscholl, als die Kunde von dem wunderbaren Erfolge einging. An der alten Freude erwärmt sich wieder und wieder das Herz, der gerechte Stolz, daß wir Deutsche den ! größten und folgenschwersten Sieg in einem ganzen

> Zeitalter errungen, kommt zur richtigen Geltung.

> Der Tag von Sedan ist der wahre Geburtstag des ! deutschen Kaiserreiches, der Tag der Bluttaufe für ! die geeinigten deutschen Stämme. Bon ihm her da-

! tieren Macht, Ansehen und Kraft Deutschlands? Wie , ! wären wohl die Jahre von 18701888 verlaufen ^ ! ohne den Tag von Sedan? Hätten uns die verflos- ! senen achtzehn Jahre nur einen einzigen neuen Krieg ! gebracht, wir hätten zufrieden sein können. Aber ! aus dem blutigen Tage von Sedan erwuchs die > kräftig gedeihende süße Frucht des Friedens, und ! wenn sie auch manchmal vom Hagelschlag und Un- ^ gewitter bedroht erschien, das verjüngte deutsche Kai- ! serreich hielt stets über sie den schirmenden Schild,

- bereit, alle Anfechtungen abzuwehren. Es ist der ^ größte Ruhm Kaiser Wilhelms des Siegreichen und ^ ihrer Paladine, daß sie die gewaltige Macht, welche Deutschland durch die Erfolge von 18701871 er­zielte, nicht benützten, um weitere kriegerische Lorbeere zu erringen, sondern um die Friedenspalme zu pfle­gen. Der letzte große Krieg hat dem deutschen Ba- terlande enorme blutige Opfer gekostet; in dem An­blick der Tausende von Toten und Verletzten haben Kaiser Wilhelm und sein Sohn den stillen Schwur

gethan, das Blut des deutschen Volkes zu schonen, so weit dies nur möglich, alle Kriegshetzereien und Kriegsaufforderungen unbeachtet zu lassen, soweit nicht Ehre und Würde des Reiches ins Spiel kommt. Und sie haben dieses stille Gelöbnis bis zum letzten Atemzuge gehalten. Unser Kaiser Wilhelm II. hat dies Gelöbnis als ein heiliges Vermächtnis ausge­nommen, auch er wird ein Schirmer und Schützer des Friedens und der Friedensarbeit sein, wie seine Vorgänger es waren, zum Glück des deutschen Rei­ches, zum Ruhme für sich selbst und sein einstiges Angedenken.

Die Starken und Großen, welche Deutschland so hoch gestellt haben, sind fast Alle von uns ge­schieden, aber ihr Werk besteht, unvermindert ist die deutsche Einigkeit unter Volk und Fürsten. Die glänzende Reichstagseröffnung durch Kaiser Wilhelm 1l. hat gezeigt, daß Deutschland nicht mehr auf die Augen einzelner Personen angewiesen ist, daß die eigene frische Kraft seine Selbsterhaltung garantiert. Und so wird es immer bleiben, so lange wir mit warmem Herzen uns der großen Zeit erinnern, in welcher das Reich entstand, so lange wir unsere Na­tionalehre und unseren Nationalstolz hoch u. heilig halten. Dafür daß der Nationalstolz nicht in Selbst­überhebung ausartet, dafür bürgt uns der deutsche Charakter. Wir freuen uns zum Sedantage unserer Waffenthaten. aber wir sagen nicht, daß wir allen Völkern überlegen sind, daß kein anderes einen glei­chen Sieg erringen kann, und wohl hüten wir uns, den übrigen Staaten Europas Gesetze vorschreiben zu wollen. Wir rühmen unsere Friedensliebe und können die Mäßigung unserer Reichsregierung preisen, denn nie hat ein Staat nach solchen riesenhaften Er­folgen eine solche Bescheidenheit und Mäßigung be­wahrt dem Auslande gegenüber, als das deutsche Kaiserreich. Und das macht es, daß wir ruhig und zuversichtlich in die Zukunft schauen können: Frie­densliebe, gutes Recht und starke Waffen sind bei uns vereint, sie haben uns über achtzehn lange Jahre glücklich ohne Kriegsfährde hinweggeholfen, wir sind überzeugt, sie helfen uns weiter. Wir stehen alle­samt auf einem festen, sicheren Boden, wir stehen auch im Kampfe allesamt für einen Mann. Mit Kaiser Wilhelm II.' beginnt für das deutsche Reich und die deutschen Stämme eine neue Periode, ein Verjüngungsprozeß wird mehr und mehr sichtbar. Aber wenn auch die weißen Haare schwinden, die alte Kraft bleibt, und darauf vertrauen wir. Weh­mütig gedenken wir heute derer, die nicht mehr sind, die unsere Liebe und unseren Dank in so hohem Maße sich errungen haben, aber nicht verzagt. Der alte SchlachtrufMit Gott für Kaiser und Reich!" wird heute noch ebenso kräftig erschallen, wie früher, und uns, wenn es sein muß, auch unter Kaiser Wil­helm II. zum Siege führen.

Tages Neuigkeiten.

Deutsches Reit.

Herrenberg, 28. Aug. Die Restauration der hiesigen Stiftskirche schreitet rüstig voran. Die ganze Kirche ist mit Blitzableiter versehen. Die Or­gel ist in den letzten Tagen abgebrochen worden; die Herstellung einer neuen bis 1. Oktober 1889 ist der Firma Walker in Ludwigsburg übertragen. Es ist Hoffnung vorhanden, daß bis Spätherbst 1889 die restaurierte Kirche bezogen und die für Haupt­gottesdienste allzu kleine Spitalkirche verlassen wer­den kann.

S t u t t g a r t, 28. Aug. König Karl verlieh