dem Vorsitz des Landesfeuerlösch-Jnspektors Gros­mann die Versammlung der Delegierten der württ. Feuerwehren statt. Nachdem die sehr zahlreich be­suchte Versammlung Seiner Majestät dem König ihre Huldigung dargebracht und dem Gefühle ihrer Er­gebenheit und ihres Dankes in einem sofort nach Friedrichshasen abgeschickten Telegramm Ausdruck ver­liehen hatte, wurde derselbe namens der Stadt Eß­lingen von Stadtpfleger Weith und namens des Verwaltungsrats der Gebäude - Brandversicherungs- Anstalt von dem Stellvertreter des letzteren Ober- Reg.-Rat v. Schönlein, welcher mit Ober-Reg.-Rat Doll den Verhandlungen anwohnte, begrüßt. Hier­auf wurde in die Beratung der Tagesordnung ein­getreten. Von den Gegenständen derselben heben wir insbesondere hervor den im Anschluß an die Mittei­lungen des Landesfeuerwehrausschusses über den Stand der Zentralkasse für die Förderung des Feuer­löschwesens von der Feuerwehr Reutlingen gestellten Antrag:Die K. Regierung zu ersuchen, von dem ihr zustehenden Rechte des Art. 23 Abs. 2 der Lan- deSseuerwehrordnung Gebrauch zu machen", welcher von der Versammlung nach längerer Erörterung der Gründe für und wider mit erheblicher Stimmenmehr­heit angenommen wurde, ferner die Beschlußfassung über das neue Verbandsstatut, dessen Beratung na­mentlich hinsichtlich der Zusammensetzung des Landes- feuerwehransschusses zu lebhaften Debatten Anlaß gab; endlich die säst einstimmig erfolgte Ablehnung des von dem Landesausschuß gestellten Anträge:ES solle künftig für jedes vom Landesfeuerwehrausschuß! abzugebende Ehrendiplom aus der betr. Feuerwehr- kasse 1 ^ 50 an die Landesfeuerwehrkasse ersetzt werden." Nachdem schließlich die Neuwahl des Lan­desfeuerwehrausschusses vollzogen und als Ort des nächsten (zehnten) Landesfeuerwehrtages Ravens­burg gewählt worden war, fand die Versammlung nach 3stündiger Dauer ihren Abschluß. Gewählt wurden in schriftlicher Abstimmung vom Neckarkreis: v. Tritschler-Stuttgart, Renner-Heilbronn, vom Do­naukreis: Dr. Wacker-Ulm, Kiderlen-Ravensburg, vom Jagstkreis: Churr-Hall, Retter-Ellwangen, vom Schwarzwaldkreis: Ehr. Schuster-Nagold, Zimmer- Reutlingen.

Eßlingen, 27. Aug. Der gestrige Haupttag des Landesfeuerwehrtags hat den gelungensten Ver­lauf genommen. Um 10 Uhr begann der Festzug sich aufzustellen und zu ordnen. Derselbe war von ungemeiner Ausdehnung und brauchte volle ^ Stun­den zum Vorbeimarsch. Hervorgehoben sei hier die malerische und interessante Episode der Feuerwehr aus dem 17. Jahrhundert, in swelcher die Eßlinger gut kostümiert und mit aller Ausrüstung versehen, eine Feuerspritze aus jener Zeit mitführten. Die mit gutem Humor vorgeführte Gruppe erregte allge­meine Freude. - Großes Interesse erregte die Üe- bung der Eßlinger Feuerwehr am Marktplatz, die ausgezeichnet verlief und eine hohe Meinung von dem Zustand derselben erweckte. Das Fest auf der Maille gestaltete sich zu einem prächtigen Volksfest. Nach den Begrüßungsreden gab man sich allgemeinj einer fröhlichen Geselligkeit bis zum Abend hin, wo! eine prachtvolle Illumination der Burg die Festgäste ! aufs freudigste überraschte und zur Bewunderung hin- ^ riß. Allgemein war auch das Lob der Gäste über i die treffliche Bewirtung, die sie in Eßlingen fanden. Am Festzug nahmen wohl 10000 Personen teil; die Eßlinger Straßen, durch die der Zug ging, wa­ren zu beiden Seiten dicht besetzt. Außer den Feuer­wehrgästen war eine zahllose Menge von auswärts gekommen, besonders auch aus den Landorten. Die Häuser waren schön geschmückt, unter anderen Zier­den fehlten auch die Zwiebel nicht. Die Festrede auf der Maille hielt Stadtpfleger Weikh von Eß­lingen namens der Stadt und Feuerwehr Eßlingen. Der Kommandant der Stuttgarter Feuerwehr, Ober- s baurat von Tritschler, Landesfeuerlöschinspektor! Grosmann und Landtagsabg. Mauz folgten mit! Reden, in welchen der Stadt und Feuerwehr Eß­lingen die gebührenden Ehren zu teil wurden. Der Montag war der Prüfung der Ausstellungsgegen­stände bei der Turnhalle gewidmet, mittags wurden Ausflüge gemacht und abends bildete ein Bankett im dicken Turm den Abschluß des Festes. Wie wir soeben vernehmen, hat sich auch der Hr. Staatsmi­nister des Innern v. Schmid heute vormittag zum Besuch der mit dem Fest verbundenen Ausstellung von Feuerlöschreqnisiten nach Eßlingen begeben.

Friedrichshafen, 25. Aug. Mittags traf

der Generalinspekteur der 4. Armeeinspektion Gene­ralfeldmarschall Graf Blumenthal hier ein, um sich bei Seiner Majestät dem König zu melden. Der­selbe wurde von Seiner Majestät in Audienz em­pfangen und hierauf nebst den in seiner Begleitung befindlichen Offizieren zur Tafel gezogen.

München, 25. Aug. Kaiser Franz Josef von Oesterrrich ist heute früh 6 Uhr 42 Min. mit dem Kurierzuge über Salzburg hier angekommen und von seiner Tochter, Prinzessin Leopold, im Zentral­bahnhofe begrüßt worden. Der Aufenthalt des Kai­sers in München ist auf 4 Tage berechnet.

Dresden, 27. Aug. Der Kaiser traf um 11 Uhr vormittags auf dem reichgeschmückten Berliner Bahnhof ein, wo er vom König, den Prinzen, der Generalität, den Ministern, den Spitzen der Behörden und von der preußischen Gesandtschaft herzlichst begrüßt wurde und die Vorstellung des beiderseitigen Gefol­ges stattfand. Auf dem Bahnhofsplatz hielt Ober­bürgermeister Stubel eine Ansprache und brachte ein Hoch auf den Kaiser aus. Nachdem letzterer die Front der Ehrenkompagnie abgeschritten hatte, erfolgte die Fahrt durch die festlich geschmückte Stadt nach der Kaserne des Grenadier-Regiments 101, wo der Kaiser die Kaiserparade abnahm. Nach Einnahme des De­jeuners im Offizierskasino erfolgte die Abfahrt nach Pillnitz, wo Vereine, Korporationen und Schulen Spa­lier bildeten. Ueberall begrüßte zahlreiches Publikum den Kaiser mit begeistertem Jubel.

Wiesbaden, 26. Aug. Im Saale der-Kai­serhalle sprach heute nachmitag Abgeordneter Richter vor ca. 1500 Personen, von minutenlangem Beifall unterbrochen, über die politische Lage und die Auf­gaben des Freisinns angesichts der bevorstehenden Landtagswahl. Er schloß:Wir wollen nichts für uns selbst, sondern des Volkes Wohl und Vaterlan­des Heil jetzt und immerdar." Die Vertrauensmän­nerversammlung faßte eine Resolution, worin sie sich gegen jede Steuererhöhung ausspricht und jede Steuerreform abhängig macht von der Reform der Grund-, Gewerbe- und Stempelsteuer.

Hamburg, 27. Aug. Eine Feuersbrunst in der letzten Nacht auf dem Steinwärder vernichtete total 7 große alte Holzschuppen mit bedeutenden Quantitäten Baumwolle, Zucker, Reis, Salz, Sal­peter, Wein und viele andere Waren, 6 Personen sind umgekommen und 2 verkohlt aufgefunden wor­den; eine starb auf dem Transport zum Kranken­hause, 3 liegen unter den Trümmerhaufen begraben und sind nicht auffindbar, 2 Schwerverletzte befin-! den sich im Krankenhause. Der Gesamtschaden wird i auf mehrere Millionen geschätzt. Die Schiffswerft j von Blohm und Voß stand in großer Gefahr; in­dessen ist sie weniger beschädigt.

Berlin, 25. Aug. Der König von Dä­nemark und dessen Bruder sind heute Abend 8 Uhr nach herzlichster Verabschiedung von Kaiser Wilhelm abgereist. Vormittags besuchte er die Kaiserin Au- gusta und Kaiserin Friedrich in Potsdam und das Mausoleum in Charlottenburg. Der König von Griechenland trifft morgen hier ein und steigt im Schloß ab.

Kaiser Wilhelm, dessen Kräfte keiner Er­müdung zugänglich zu sein scheinen und auf dessen Tagesprogramm Pausen der Ruhe gar nicht Vor­kommen, ist gestern früh noch Dresden gefahren, um zunächst sein dortiges Regiment in dessen Kaserne zu besichtigen und dem sächsischen Hofe einen Be­such abzustatten. Ueber die weiteren Einzelheiten der Reise ist sicheres noch nicht bekannt. Inzwischen wird die außerordentliche Herzlichkeit der Begegnung des Königs von Dänemark mit unserm Kaiser aufs lebhafteste besprochen. Die Verleihung eines preu­ßischen Regiments an den Däneukönig, des letzter« herzlicher Trinkspruch auf den Kaiser und die brave deutsche Armee, die Ausfahrt desselben in der Uni­form eines preußischen Regiments das sind spre­chende Beweise, daß die Versöhnung und Aussöhnung mit den bestehenden Verhältnissen eine vollstän- ! dige ist. !

Die Taufe des jüngst geborenen Prin-! zen des königlichen Hauses wird am 31. d. M. mit- j tags in dem Stadtschloß zu Potsdam im Wohngemach , Friedrichs des Großen, in welchem auch die Prinzen Eitel Fritz, Adalbert und August Wilhelm getauft worden sind, vor sich gehen. Die Taufe dieses Prin­zen ist die erste im königlichen Hause, die an einem unter der Kaiserkrone geborenen Kind vollzogen wird. Auch wird bei der Taufe der seltene Fall eintreten,

! daß drei Kaiserinnen bei der Feierlichkeit zugegen fein werden.

Die Erwiderung Mackenzie's auf die Broschüre:Die Krankheit Kaiser Friedrichs III."

. wird Mitte September im Verlag von Ad. Spaarmann ! in Oberhausen (Rheinland) als einzig autorisierte deutsche > Ausgabe zum Ladenpreis von Mk. 1,50 erscheinen.

^ Die Schrift führt den Titel:Friedrich der Edle und seine Aerzte". Die' englische und deutsche Ausgabe erscheinen gleichzeitig. Die beiderseitigen Verlagsbuch­handlungen haben sich verpflichtet, vor einem bestimm­ten Termin keinerlei wörtlichen Auszug oder sonstige Mitteilungen aus der Schrift der Oeffentlichkeit zu übergeben. Von der Gegenschrift sind über 100000 Exemplare abgesetzt worden.

Hofprediger Stöcker ist in diesen Tagen seit Monaten zum ersten Male wieder mit einem Vor­trage in einem Berliner Bürgerverein aufgetreten. Aus seiner Rede ist Folgendes hervorzuheben:In wie glänzender Weise hat Kaiser Wilhelm II. seine Regierung angetreten, wie war seine Reise nach dem Norden ein Sieges- und ein Friedenszug zu gleicher Zeit; Alles im Lande hat das Gefühl:Gott sei Dank, jetzt haben wir wieder eine sichere Regierung, eine Regierung ganz in den Bahnen Kaiser Wilhelms; welche Sicherung nach innen und nach außen liegt in solchem Zustande."

OekerreiK-Ungarn.

Das ministerielle Wiener Fremdenblatt sagt, die Begegnung der beiden Minister in Eger beweise die unveränderten herzlichen Beziehungen zwischen den bei­den engverbündeten Staaten. Der Vorteil des Aus­tausches gegenseitiger Ideen sei um so größer in einer Zeit, welche, trotz zweifellos relativer Beruhigung, doch andauernde Unsicherheit zeige. Es wäre unsin- ^ nig, die Begegnung mit abenteuerlichen, kriegslustigen Tendenzen in Verbindung zu bringen. Weder in Fried­richsruhe noch in Eger sei man aus dem Rahmen der Friedenspolitik herausgetrcten. Das Lebcnsintereffe zwinge Italien sein ganzes Augenmerk aus die Auf­rechterhaltung der gegenwärtigen Kräfteverhältnisse im Mittelmeer zu richten. Oesterreich-Ungarn erkenne die ganze Berechtigung dieses Standpunktes an, wie ja auch die Oricntinteressen eine Gemeinsamkeit der Orient­politik Oesterreich-Ungarns und Italiens gestatten. Man dürfe daher der Begegnung in Eger mit jener Genugthuung gegenüberstehen, welche dem Friedens­freunde erneute Bekräftigung eines zum Schutze des europäischen Friedens geschlossenen Bundes gewähre. Diese friedliche Auffassung überwiegt so allgemein, daß einige Pariser und Petersburger Preßhetzereien ganz unbeachtet bleiben.

Wien, 26. Aug. DieN. Fr. Pr." berichtet über die gestrige Unterredung ihres Korrespondenten mit Kalnoky's Sekretär, dem Grafen Wh den druck, in Eger. Der Sekretär sagte, die Minister-Begegnung sei Höflichkeitsbesuch und ein Zeichen der fortdauern­den guten Beziehungen zwischen Italien und Oeüer- reich. Politische Abmachungen seien nicht getroffen worden; auch habe die Massauah-Frage und der ita­lienisch-französische Konflikt keinen Anlaß zu Bespre- ! chungen in Friedrichsruh gegeben, der Dreibund be­stehe jedoch fester als je.

Frankreich.

Paris, 25. Aug. In parlamentarischen Krei­sen spricht man ernstlich von dem Bestände eines geheimen Paktes zwischen Boulangers und den Im­perialisten , nach welchem dem General im Falle eines Sieges der imperialistischen Aspirationen die Ernennung zum Marschall und Oberkommandanten der Armee zugesichert sein soll.

Paris, 26. Aug. Das Lob, welches die Nordd. Allg. Ztg." dem General Boulanger ange­deihen läßt, überrascht hier allgemein, und zwar zu­meist unangenehm. Einige opportunistische Blätter drucken den betreffenden Artikel derNorddeutschen" ab und begleiten ihn mit heftigen Ausfällen (gegen Boulanger; andere bringen die Auslassung ganz ohne Kommentar. Die boulangistischen Blätter sind völ­lig verstummt.

Paris, 27. Aug. Die Gräfin von Paris hat bei einem der ersten Goldschmiede in Paris 1500 kleine goldene Rosen bestellt, die künftig die Knopf­löcher der treuesten Anhänger des Grafen von Paris zieren sollen. Die Lieblingsblume der Gräfin jwar früher die Nelke; seit aber Boulanger diese erkoren haben, hat die Gräfin die Rose als royalistische Leib­blume angenommen.

General Boulanger hat in seinen Dank-