Der Gesellschafter.
Amts- und Intelligenz-Blatt für de« Oberamts-Bezirk Nagold.
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Dienstag den 28. August
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1888.
AirrLliches. !
Den Gerichtsvollziehern z
wird der nachstehende Erlaß des K. Landgerichts Tü- > dingen vom 27. Januar 1887 zur künftigen Nach-! achtung eröffnet. !
Nagold, den 25. Aug. 1888. >
O.-A.-Richter Daser. >
Tübingen, den 27. Januar 1887. !
Die den Gerichtsvollziehern Seitens einzelner - Amtsgerichte ertheilte Weisung, die bei der Pfändung ^ nicht anwesenden Gläubiger jedesmal durch Zustellung > einer Protokollabschrift von dem Ergebniß der Pfän- j düng zu benachrichtigen, geht zu weit. Der oit. Z. 58 j Abs. 2 der Dienstanweisung für Gerichtsvollzieher ^ (H. 683 der C.-P.-O.) handelt'von Aufforderungen! und Mittheilungen, welche zu den Vollstreckungshand- > lungen gehören, und trifft daher hier nicht zu. Das Ergebniß der Pfändung ist nach Z. 712 Abs. 3 der , C.-P.-O. nur dem Schuldner kraft Gesetzes mitzu-! theilen, diesem also, wenn er bei der Pfändung nicht anwesend ist, nach Vorschrift des Z. 683 der C.-P.-O. z durch Zustellung einer Abschrift des Protokolls zu er- ^ öffnen. Bezüglich des Gläubigers ist hier die Bor- schrift des Z. 61 der oit. Dienstanweisung maßgebend. Es wird daher in den meisten Fällen angemessen sein, ! wenn der Gerichtsvollzieher den Gläubiger im Allge- - meinen von dem Ergebniß der Pfändung unter An- ^ gäbe des Versteigerungstermins kurz benachrichtigt; ^ eine Abschrift des Pfändungsprotokolls ist aber demselben nur dann zu geben, wenn er es beantragt. Vergl. H. 680 der C.-P.-O. u. Gaupp, Comment. zur C.-P.-O. Bd. III S. 194 II zu Z. 682 der C.-P.-O.
K. Landgericht:
Der Vorsitzende Landgerichtsrath ' _ Cuhorst. _,
Die evangelischen Predigtamtskandidaten EugmDippcr von Wildberg, Karl Mast von Ebhausen nnd Hermann Scheu von Calmbach haben die erste theologische Dienst- Prüfung mit Erfolg erstanden und sind zur Versetzung von! Pfarrgehilfendiensten für befähigt erklärt worden. ^
Tages-Neuigkeiten.
Deutsches Reich.
Nagold. Mit dem Abmarsch der Truppen zu den Herbstübungen dürfte es von Interesse sein, ! aufs neue auf die Vorschrift hinzuweisen, daß Briefe, an ausmarschierte Soldaten in der gleichen Form adressiert werden müssen, wie wenn sie sich in der Garnison bei dem Regiment befänden. Adressen nur mit Angabe des Ausmarsch- oder Manöverorts sind nicht zulässig, da sämtliche Briefe vom Regiment und Garnisonsort aus nachgeschickt und bestellt werden. Für Soldatenbriefe werden am besten die gedruckten Umschläge verwendet, auf welchen nur der Name des Briefempfängers, das Regiment, die Kompagnie und der Garnisonsort auszufüllen ist. Ganz geschriebene Adressen haben die Ueberschrift zu tragen: „Soldatenbrief. Eigene Angelegenheit des Empfängers."
Die Feier der Kircheneinweihung in Bösingen verlief in schönster, vom Wetter sehr begünstigten Weise und wird näherer Bericht im nächsten Blatte folgen.
Vom König von Württemberg ist Direktor Dr. v. Stieglitz zum Bevollmächtigten zum Bundesrat ernannt worden.
Stuttgart, 24. Aug. In dem um die Würm und Glems gelegenen Dörfchen Döffingen wurde gestern der 500jährige Gedächtnistag an jene denkwürdige Waffenthat gefeiert, die unsere schwäbischen
Dichterhcroen Schiller und Uhland mit unverlöschli- cher Glorie umgeben haben. Nach Tausenden strömten die Landleute trotz der gegenwärtigen Erntezeit aus der weitesten Umgebung herbei, um den vom herrlichsten Wetter begünstigten Jubeltag mitzufeiern. Der Festort selbst prangte in köstlichem Schmuck und es war allem aufgeboten worden, um den Glanz der Feier zu erhöhen. Besondere Weihe erhielt aber dieselbe noch durch die Anwesenheit des württembergi- schen Thronfolgers. In der Begleitung des Prinzen Wilhelm befanden sich der Herzog v. Urach, , die Grafen v. Dillen, Minister v. Schmid, Ge- ^ neral v. Starkloff, Gouverneur a. D. Tzriebig! (geborener Döffinger), Kammerpräsident von Hohl, Reichstagsabgeordneter Frhr. v. Neurath u. a. ^ Auf dem Bahnhof in Schafhausen, wo die Hofgesell- . schaft um b/^l l Uhr anlangte, wurde Prinz Wilhelm ^ durch den Pfarrer des Orts begrüßt. Nachdem S. K. H- huldvollst gedankt, wurde sofort nach Döffingen abgefahren, wo die bürgerlichen Kollegien vor dem Rathause der Ehrengäste harrten. Statt der Glocken luden Böllerschüsse zum Festgottesdienst, den ! Pfarrer Hartmann an der Hand des Textes „5 Most, ! Kap. 32" hielt. Aus der zur Mitteilung gekomme- ' nen Ortschronik Döffingens ist zu erwähnen: Im . Einfall nach der geschehenen Schlacht bei Nördlingen ' 1634 ist dieser Fleck samt Kirche, nur Mühle und Schafhaus ausgenommen, abgebrannt und ist der Schaden auf 87140 Gulden 40 Kreuzer geschätzt worden. Auf die Predigt folgte die Enthüllung ei- , ner Gedenktafel, welche die Inschrift trägt: „Zur Erinnerung an die Schlacht bei Döffingen am 23. ^ August 1388, gestiftet von der Gemeinde Döffingen 1888". Darüber ist das Wappen des Grafen Eberhardt des Greiners und ein Schriftband mit: Hie gut Württemberg allwege. Als der Prinz die Kirche verließ, begrüßten ihn die auf dem Marktplatz sich angesammelten Scharen, aufs lebhafteste. Die Hofgesellschaft folgte nun der Einladung des Grafen v. Dillen zum Diner nach Schloß Dätzingen, während die übrigen Ehrengäste sich mit der Bürgerschaft zu einem Festmahl im Gasthof z. Adler vereinigten. An das Festessen reihte sich der Zug nach dem auf offenem Felde für den gefallenen Grafen Ulrich errichteten Gedenksteine. Hier intonierte die Ludwigsburger Artilleriemusik den ergreifenden Silcher'schen Chor: „Ehrenvoll ist er gefallen" und ein Schüler trug das Uhland'sche Gedicht von der Döffinger Schlacht vor. Alsdann bewegte sich der riesige Zug nach dem Festplatz auf dem Erschenberge, von welchem aus einst Wolfs von Wunnenstein in die Schlacht eingegriffen hatte. Nach dem Eintreffen der Hofgesellschaft hielt Archivasfessor vr. Schneider über die historische Bedeutung der Döffinger Schlacht eine schwungvolle Rede, die dankbare Aufnahme fand. Prinz Wilhelm drückte dem Redner seine Anerkennung aus und verließ sodann mit Gefolge den Festplatz, um per Extrazug nach Friedrichshafen zurückzureisen. Inzwischen hatte sich der Platz bis auf den letzten Raum angefüllt und es begann ein volksfestartiges Leben und Treiben, dem erst die hereinbrechende Dunkelheit Abbruch that. Die Gemeinde Döffingen kann sicher eine Feier in die Annalen ihrer Geschichte aufnehmen, wie sie hier nie gesehen ward und vielleicht zu Döffingen in Jahrhunderten nicht erlebt wird.
Stuttgart. 26. Aug. Der seitherige Kommandeur des 8. württ. Infanterie-Regiments Nr. 126 (Straßburg), Oberst v. Sarwey, ist zum Generalmajor befördert und unter Ernennung zum Bri
gadekommandeur vorläufig zur Uebernahme der 52. Infanterie-Brigade (2. kgl. württ.) kommandiert worden.
Eßlingen, 22. Aug. Es ist bekannt, daß Kaiser Wilhelm II. keinen französischen Champagner trinkt; aber weniger bekannt dürfte es bis jetzt sein, schreibt die Eßl. Ztg., daß bei den am 16. Aug. in Frankfurt a. d. Oder stattgehabten Festlichkeiten dem Kaiser Wilhelm Hofkammer-Mousseux von der Firma G. C. Keßler u. Co. in Eßlingen als Ehrentrunk kredenzt wurde. Dieser Wein wurde unter vielen Konkurrenzproben ausgewählt; eine Auszeichnung für das württembergische Fabrikat, welche erwähnt zu werden verdient.
Kirchheim. Die Wanderversammlung der württembergischen Gewerbevereine ist aus Anlaß der starken Einquartierungen etwas verschoben worden und findet nunmehr am 9. und 10. September hier statt.
Vom obern Kocher, 23. Aug. Die Zellstoff-Fabrik Wald Hof bei Mannheim bezieht Heuer aus dem Revier Sittenhardt allein 632 Raummeter fichtenes sog. Rollerholz zur Papierfabrikation. Rechnet man hiezu, daß diese Firma aus den noch größeren Revieren Gaildorf, Gschwend und Sulzbach a. K. ebensoviel, bezw. noch mit dergl. Hölzer bezogen hat, während die Fabrik Unterkochen (Ebbinghaus) sich aus den Revieren der Oberämter Ell- wangen und Aalen versieht, so ist leicht abzuschätzen, wie riesenhaft die Fabrikation des Zellulosen-Papiers bei uns in Südwest-Deutschland angewachsen ist.
Crailsheim, 24. Aug. Infolge der in unserer Gegend stattfindenden Manöver und in anbe- tracht der günstigen Lage der Landwirtschaft in diesem Jahre wird das Ende September projektierte landwirtschaftliche Bezirksfest nicht abgehalten.
Ulm, 24. Aug. General-Feldmarschaü Graf v. Blumenthal ist gestern abend 5 Uhr 10 Min. hier eingetroffen. Sämtliche Generäle nnd Stabsoffiziere der Garnison, der kommandierende General v. Alvensleben an der Spitze, bereiteten ihm einen herzlichen Empfang. Die imposante Erscheinung und das liebenswürdige Wesen des hohen Herrn machte aus die Anwesenden einen guten Eindruck. Biele Neugierige umstanden den Bahnhofperron, welche ihre Grüße aufs freundlichste von dem Feldmarschall erwidert bekamen. Se. Exzellenz fuhr unter Begleitung der Generäle nach dem Hotel Kronprinz. Bor der Wohnung des Gouverneurs, bei welchem der hohe Gast einen Besuch abstattete, spielten die Regimentskapellen mehrere Piecen und zum Schluß den großen Zapfenstreich. — Heute früh 7 Uhr fuhr der General-Inspekteur nach dem Lerchenfeld, um den Hebungen der 53. Infanterie-Brigade beizuwohnen. Morgen wird die Kavallerie besichtigt.
Ulm, 25. Aug. Bei der gestern Vormittag auf dem Lerchenfeld-Exerzierplatz stattgehabten Inspektion der 53. Jnf.-Brig. durch den Generalinspekteur Generalfeldmarschall Graf Blumenthal ereignete sich ein großes Unglück. Während der Gefechtsübungen stürzte ein Soldat des Infanterie-Regiments Nr. 124. Ein Lieutenant, der hinter dem Gefallenen folgte , kam dadurch auch zu Fall und zwar so unglücklich, daß er den Soldaten mit seinem'Degen nahezu durchbohrte. Die sofort vorgenommene ärztliche Untersuchung ließ eine schwere Verletzung eines Lungenflügels erkennen. Die Gefahr für das Leben des Soldaten ist sehr groß, namentlich da die Wunde nach innen blutete. — Auch bei den Uebungcn des Dragoner-Regiments Nr. 26 ereignete sich vorgestern