Pferde, 2 Schweine, 1 Ziege, 3 Gänse. Der Grand entstand durch einen Knaben, der in der Scheuer des Wirts Näher ein Feuerlein machte.

Aus Baden, 17. Aug. Dem Reichswai­senhaus in Lahr sind von einem in Madrid ver­storbenen Badener, der seinerzeit als armer Uhr? macher von Röthenbach bei Villingen in die Fremde roq letztwillig 24000 zugewendet worden.

Freiburg, 20. Aug. Wie dieBad. Ldsztg." mitteilt, hat den in Belfort mißhandelten Freibur­ger Studenten auf den Artikel derNordd. Allg. Ztg." hin ein Anwalt in Paris nachträglich angeboren, die Vertretung zu übernehmen, und ist die Vollmacht hier­zu bereits abgegangen.

München, 19. Aug. General-Feldmarschall Graf Blumenthal ist heute vormittag hier eingetrof­fen und von dem Stadtkommandanten und dem preu­ßischen Militär-Attache empfangen worden. Morgen finden Felddienstübungen der gesamten Garnison statt. Am Dienstag wird sich Graf Blumenthal zur Be­sichtigung der zweiten Kavallerie-Brigade nach Augs­burg begeben.

Der ausgezeichnete Geograph Dr. Naumann hielt kürzlich in der Münchener Geographischen Ge­sellschaft auf Grund zahlreicher Originalberichte einen Vortrag über die Ueberschwemmungen des Roten Flusses in China. Nach seiner Berechnung beträgt das Ueberschwemmungsgebiet 400 Quadrarmeilen. u. die Gesamtzahl der Menschen, die in den Fluten ihren Tod fanden, glaubt er aus 5 Millionen ver­anschlagen zu dürfen.

Leipzig, 18. Aug. Heute vormittag fand auf dem Marktplatze die Enthüllungsfeier des von Siemering in Berlin entworfenen Siegesdenk­mals statt. Der König, die Königin, die Prinzen Georg Friedrich und August, die Prinzessin Mathilde, Graf Moltke und die Staatsminister wohnten der Feier bei, welche sich zu einem erhebenden National- fest gestaltete. Die Stadt, besonders der Marktplatz ist festlich geschmückt. Moltke wurde überall, wo er sich zeigte, von der Menge mit enthusiastischen Hochrufen begrüßt. Der berühmte Stratege äußerte sich hocherfreut über den Empfang, der ihm in Leip- ^ zig zu teil geworden und übergab dem Oberbürger- > meister Dr. Georgi mit einem liebenswürdigen Dank- schreiben 1000 für die Armen Leipzigs.

Der Rat der Stadt Leipzig hat zu der feier­lichen Enthüllung des Siegesdenkmals auch den Für­sten Bismarck und dessen Gemahlin eingeladen. Fürst Bismarck erwiderte mit verbindlichstem Danke für die Einladung dem Oberbürgermeister, daß leider­er sowohl wie die Fürstin durch ihren Gesundheits­zustand verhindert seien, dem Feste beizuwohnen, und ersuchte hierbei,dem Rate der Stadt und seinen lie­ben Mitbürgern fein lebhaftes Bedauern darüber mitzuteilen, daß er nicht in ihrer Mitte erscheinen könne". !

An der deutsch-französischen Grenze hätte es bald wieder Spektakel gegeben. Ein hart an der Grenze befindlicher deutscher Gendarmerieposten wurde von zahlreichen auf der andern Seite befindlichen französischen Infanteristen in der gröbsten Weise be­schimpft und sogar zum Kampfe aufgefordert. Die Deutschen aber blieben indessen ruhig und ließen die Schreihälse unbeachtet.

Wiesbaden, 18. Aug. Die Strafkammer hat einen hiesigen Hotelbesitzer und dessen Frau we­gen gemeinsamer und vorsätzlich verübter Körperver­letzung ihres Dienstmädchens gestern zu 120016, bezw. zu 400 verurteilt. Der Staatsanwalt hatte außer Geldstrafe noch eine Gefängnisstrafe von 6 Monaten beantragt für den Mann.

Berlin, 18. Aug. General v. Pape soll, wie verlautet, zum Generalfeldmarschall ernannt wer- ^ den und eine Armceinspektion erhalten.

Von militärischer Seite wird bestätigt, daß der Kaiscr nur nach langem Widerstreben das Rück- trittsgesuch des Grafen Moltke genehmigt hat. Ferner wird bestätigt, daß der Kaiser noch mit um­fassenden Verabschiedungen und zur Dispositionsstel- lvngen umgeht und ein förmlicher Berjüngungsprozeß im Offizierkorps in nächster Zeit sich vollziehen werde. .

Die Münch.Allg. Ztg." erfährt aus Berlin, ! daß Feldmarschall Graf Moltke erklärt habe, er! werde unter keiner Bedingung länger in seiner bis- ! herigeu Stellung verbleiben, es bedürfe einer Erneue- - rung des Offizierskorps au Haupt und Gliedern. ' Gerade Graf Moltke soll feinen Einfluß auf den jetzi­

gen Kaiser dahin geltend gemacht haben, daß eine solche Revision nicht länger aufgeschoben werden könne.

Nach derFreis. Ztg." stände der Abgang Moltke's in Verbindung mit der Entlassung Ca- privi's. Es soll der Plan einer großen maritimen Entfaltung vorliegen, der ebenso wenig auf die Bil­ligung Moltke's wie auf die des bisherigen Chefs der Admiralität rechnen konnte. Moltke habe eine solche Ausdehnung der Seestreitkräfte nicht für gerechtfertigt gehalten.

Berlin, 18. August. Londoner Telegramme derVoss. Ztg." besagen, daß die Kaiserrede die gestrige Börse erschütterte. DieMorningpost" gibt ihr eine größere Tragweite als auf den ersten Blick ersichtlich. Der Kaiser wollte einen Fingerzeig geben, daß Jntriguen gegen die Integrität des deutschen Reiches von keiner Seite geduldet würden. Die Rede wäre darauf berechnet, eher Vertrauen in Wien zu fördern als in Paris Verdruß zu erregen.

Wie derPreuß. Staatsanzeiger" mitteilt, ist der Staatsminister von Bötticher zum Vizepräsi­denten des preußischen Staatsministeriums ernannt worden. Damit ist die Vertretung des Reichskanzlers . in Preußen sowohl, wie im Reiche, auf Herrn von i Bötticher übergegangen, eine Thatsache, die wohl all- > gemein Zustimmung finden wird. Bekanntlich fun- ! giert Herr von Bötticher auch im preußischen Han- ' delsminitterium als Vertreter des Fürsten Bismarck. Ob in dem Geschäftskreise des Ministers eine weitere Veränderung beabsichtigt ist, muß dahingestellt bleiben.

Wie der Berliner Berichterstatter desDaily Chronicle" erfährt, erbot Dänemark sich, ein förm­liches Schutzbündnis mit Deutschland zu schließen,

! falls letzteres ihm einen Teil von Nordschleswig ab- ^ treten wolle, aber das Anerbieten wurde zurückgewiesen, l DerKöln. Ztg." telegraphiert man aus Ber- j lin: Der Besuch des italienischen Ministerpräsidenten ^ ! Crispi in Friedrichsruh steht unmittelbar bevor. ! ! Crispi dürfte morgen dort eintreffen. In hiesigen ! , diplomatischen Kreisen legt man der Besprechung Crispis ! ! mit dem Fürsten Bismarck angesichts der politischen s Gesamtlage und der bevorstehenden Reise des Kaisers ^ nach Italien eine besondere Bedeutung bei. Ob der ! österreichische Minister des Äußern, Graf Kalnoky, ; ! noch während der Anwesenheit Crispi's in Friedrichs- ! , ruh eintreffen wird, steht noch nicht fest. Jedenfalls ' gilt auch sein Besuch für die nächsten Tage als sicher, s Auch der Preuß. Gesandte beim Vatikan, v. Schlö- ^ zer, dürfte sich vor Ablauf seines Urlaubs noch ein- ! mal nach Friedrichsruh begeben.

Potsdam, 20. August. In der Ansprache, welche der Kaiser am Samstag nach Besichtigung des 1. Garderegiments hielt, hob derselbe hervor, daß es ihm eine Freude fei, gerade heute am Gedenktage! der Schlacht von Saint Privat das Regiment zu ^ sehen, an einem Tage, der für die ganze Armee be- ! deutend sei, einem Gedenktag an Viele, welche nicht ^ mehr sind. Ferner sprach der Kaiser die Hoffnung aus, daß das Regiment, wenn die Zeit einmal an i dasselbe herantrete, nicht zurückstehen werde vor dem, > was es an jenem Tage vor 18 Jahren geleistet habe. !

Friedrichsruh, 21. Aug. Aus dem eigenen : Munde des Fürsten höre ich, daß Crispi heute! abend eintrifft und morgen Graf Kalnoky erwartet . wird.

Oesterreich-Ungar«. >

Wien. Schönerer tritt am Montag vor- j mittag, begleitet von seiner Frau, seine Kerkerstrafe an. Das Gesuch um Einzelhaft wurde abgeschlagen und das Gesuch an das Justizministerium, dem Ge­fangenen das Tragen von Sträflingskleidcrn und das Bartscheeren zu erlassen, blieb unbeantwortet. Schö­nerer kündigt an, daß er nach der Kerkerhaft Vor­träge in Deutschland über österreichische Zustände halten und außerdem seine Erlebnisse im Kerker ver­öffentlichen zu wollen.

Frankreich.

Paris, 20. Aug. Nach Nachrichten aus Cha­rente Jnforieure ist Boulangers Wahl gesichert. Die Arbeiterviertel und Boulevards waren am spä­ten Abend noch mit einer Menschenmenge angefüllt; ^ die Polizei trieb dieselbe auseinander. In Amiens, schritt das Militär mit aufgepflanztem Bajonett ge- , gen die Menge ein. In Lille fanden Schlägereien > zwischen Boulangisten und Antiboulangisten statt: es ^ wurden viele Verhaftungen vorgenommen.

Paris, 20. Aug'. Boulanger ist gewählt im Nord mit 130152 Stimmen, in der Somme ' mit 76094 Stimmen, in der Charente-Jnfö-

rreure mit 57 484 Stimmen. Die republikanischen Blätter verkennen nicht den Ernst des Wahlergebnis­ses. Die monarchistischen Blätter erblicken in dem Wahlergebnis das Todesurteil der Republik; ein Zwölftel von ganz Frankreich habe erklärt, daß es der Floquet und Carnot überdrüssig sei. Rochefort erklärt Floquet für einen verlorenen Mann.Er ist futsch" , sagte er,wenn er nicht ein Mittel findet, würdig, seine Entlassung zu geben, die Entlassung Mac Mahons." Daß Boulanger einen großen Teil seines Sieges den reichlichen Geldspenden seiner Freunde und Wahlmacher verdankt, ist kein Zweifel.

Paris, 20. Aug. Dem Vernehmen nach sind Ausweisungsbefehle gegen diejenigen Ausländer, welche an den jüngsten Kundgebungen der Streikenden teil- nahmen, zu erwarten.

Italien.

Rom, 18. Aug. Im Quirinal sind zahlreiche Arbeiter mit der Herstellung der Gemächer für Kaiser Wilhelm beschäftigt, welcher nicht den PavillonLa Palazzina," sondern den Quirinal selber bewohnen wird. Der Oberbürgermeister schlug einen Fackelzug vor, an welchem die Vereine und gegen 10000 Soldaten tcilnehmen sollen: am selben Abend sollen alle Denkmäler auf dem k'oruiu roiua- num bengalisch beleuchtet und am Schluß auf dem Palatinifchen Hügel ein die italienisch-deutsche Allianz versinnbildlichendes Feuerwerk abgebrannt werden. Es ist ferner eine Galavorstellung imTeatro Ar­gentum" und ein großes Musikfeft auf der Piazza d'Espagna in Aussicht genommen. Die Munizipalität ist mit Vorkehrungen zur Unterbringung der Truppen beschäftigt, welche für die Heerschau von den aus­wärtigen Garnisonen herangezogcn und auf 3 Tage in der Stadt einquartiert werden.

Rom, 20. Aug. In Savona stellten 1500 Arbeiter der Metallfabrik wegen Herabsetzung des Loh­nes die Arbeit ein. Eine Deputation der Arbeiter begab sich zum Unterpräfekten. Die Ordnung blieb ungestört.

Holland.

Ostende, 21. Aug. Der Zustand des Kö­nigs von Holland ist sehr bedenklich.

Englruw

Uebcr das englische Gefängnis wesen in großen Städten werden entsetzliche Enthüllungen ver­öffentlicht. Unterirdische Löcher find gar nichts Sel­tenes, und ebenso wenig, daß die Gefangenen in Käfigen wie das Vieh zusammengepfercht werden.

Türkei.

Konstantinopel, 18. Aug. Dem deutschen Kapital soll amtlicherseits in Berlin angedeutet wor­den sein, es sei jetzt nicht an der Zeit, deutsches Kapital in der Türkei anzulegen.

Kleinere Mitteilungen-

In Altdorf verzehrte ein lediger Taglöhner Namens Philipp sein Mittagessen ganz heißhungrig. Infolge des raschen Essens brachte er ein Stückchen Fleisch statt in vie Speiseröhre in die Luftröhre und mußte ersticken.

In Haidgau bekamen mehrere Gäste in einer Wirt­schaft mit ihrem Schultheißen und Polizeidiener Streit, der so ernster Art war, daß die Feuerwehr zur Abwehr komman­diert werden mußte.

Die Münchener sind wütend! Das königliche Hof­bräuhaus ist gesperrt und auch der Hofbräuhauskeller wird in den nächsten Tagen seine Pforten schließen. Beide werden erst im September, wenn das Wmterbier zum Ausschank ge­langt, wieder eröffnet werden. Welche Mengen Bier seit dem Mai in den beiden königlichen Schankhäusern vertilgt worden sind, ist geradezu horrend; man kann sich davon annähernd einen Begriff machen, wenn man hört, daß das Hofbräuhaus am Platzl seit drei Monaten jeden Tag 60 Hektoliter, der Hof-Bräuhauskeller, in dem nur das Abendgeschäft in die Wagschale fällt, täglich 35 Hektoliter Bier ausgcschänkt hat. Die Stammgäste der ^beiden Brauhäuser sind voll Wut und Ingrimm über die Ausstellung und was drum und dran hängt.Da sehn S'", sagte kürzlich Einer,was ma von solchem Ausstellungen hat. Da komm'n die Fremden aus aller Welt nach Müncha, trink'n ei'm 's Bier weg und un­sereins, den die ganze Komödie nix angeht, kann nachher mitten im Summa's neuche Bier sauf'n! Solchem Ausstellun­gen führen nie nix zu was Gutem, denn das hat man nach­her davon!"

Nürnberg. Bei einem jungen Ehepaare stattete dieier Tage der Gerichtsvollzieher seinen Besuch ab, weil der Cere- monienmeister, der bei der Hochzeit Dienste geleistet hatte, das Pärchen hatte verklagen müssen, um zu seinem Gelde zu kommen. Sachen znm Pfänden fand der Gerichtsvollzieher genügend vor, allein er hatte die Rechnung ohne - - die Ab­zahlungsgeschäfte gemacht. Wie sich nämlich herausstellte, gehörte die ganze Einrichtung des jungen Paares, die Hoch­zeitskleider, ja sogar die goldenen Eheringe, einem Abzah­lungsgeschäfte. Das nennt man heutzutage einen Hausstand gründen!

Hamburg. Ein hier ansässiger Schlossergcsellc tst wiederholt in Kamerun bei Aufstellung von Regierungsge-