vorläufig in Friedrichsruh verbleibt, wo der Besuch des Grafen Kalnoky und Crispis erfolgen dürfte.

Ein Resultat der Reise Herrn von Bennigsens nach Friedrichsruh ist schon bekannt geworden: Herr von Bennigsen wird wieder ein Mandat für das preußische Abgeordnetenhaus annehmen. Daraus er- giebt sich also, daß zur Zeit zwischen dem Fürsten Bismarck und dem Führer der Nationalliberalen das vortrefflichste Einvernehmen herrscht.

Berlin, 16. Aug. Von unterrichteter Seite wird mitgeteilt, Feldmarschall Graf Blumenthal habe die Absicht kundgegeben, sich zur Ruhe zu setzen. Die alsdann freiwerdende 4. Armee-Inspek­tion werde auf einen süddeutschen Fürsten übergehen.

Berlin, 16. Aug. DasMarine-Verord­nungsblatt" bringt folgenden allerhöchsten Erlaß: Ich habe bei Meiner Reise nach Rußland, Schwe­den und Dänemark Veranlassung genommen, einen größeren Teil Meiner in Dienst gestellten Schiffe und Fahrzeuge zu besichtigen und zur Begleitung auf diesen Fahrten heranzuziehen. Mit lebhafter Be­friedigung habe Ich hierbei gesehen, daß die Füh­rung. der Dienstbetrieb und die Manneszucht in Meiner Marine mit vollster Hingebung gehandhabt werden und daß die Erscheinung Meiner Schiffe in fremden Häfen geeignet war, sie die anerkennende Beurteilung des Auslandes finden zu lassen. Gern spreche Ich daher Meinen kaiserlichen Dank aus den Admiralen, Kommandanten, Offizieren und Mann­schaften Meiner Manöverflotte; im besonderen auch dafür, daß bei der Zusammengehörigkeit von 10 Schiffen zu fast dreiwöchentlicher Fahrt keinerlei Zwischenfälle eingetreten sind, welche die gestellte Aufgabe in ihrer gewissenhaften Ausführung hätten beeinträchtigen können. Ich vertraue daher, daß Schiffe und Fahrzeuge, welche unter Meinen Augen einen Teil ihrer Uebungsperiode mit so gutem Er­folge absolviert haben, auch allen ferneren Aufgaben derselben bis zum Schluffe zu Meiner Zufriedenheit entsprechen werden. An Bord Meiner JachtHohen- zollern". Kiel, den 31. Juli 1888. Wilhelm. An den Chef der Admiralität.

Berlin, 17. Aug. Der Kaiser beehrte den Feldmarschall Moltke, welcher gekommen war, um für die jüngsten Gnadenbeweise zu danken und sich als Chef der Landesverteidigungskommission vorzu­stellen, mit einem Besuch.

Berlin, 17. Aug. Der Kaiser soll die Be­rufung des Marburger freisinnigen Theologen Har- nack nach Berlin entgegen dem Widerspruch des evangel. Oberkirchenrats genehmigt haben.

Für die erledigte Stelle eines Kanzlers von Kamerun ist dem Vernehmen nach der früher in Ostafrika thätig gewesene Graf Joachim Pfeil ausersehen.

Auch Kronprinz Rudolf von Oesterreich wird, wie man hört, beim fünften Sohn unseres Kaiserpaares Patenstelle übernehmen. Ob der Kron­prinz persönlich zur Taufe nach Potsdam kommen wird, ist noch Zweifel.

Berlin. Den Ammendienst bei dem neuge­borenen kaiserlichen Prinzen wird höchst wahrschein­lich die junge Frau eines Maurers bei Malchow übernehmen.

Frankfurt a. d. Oder, 16. Aug. Beim De­jeuner brachte der Oberbürgermeister dem Kaiser ein Hoch aus. Der Kaiser dankte und gedachte anerken­nend der Treue und Ergebenheit des Volks für das Hohenzollernhaus. Er rühmte den eisernen Charak­ter und das strategische Genie des Prinzen Friedrich Karl, der das brandenburgische Armeecorps geführt, das die Schlacht bei Vionville geschlagen und dem Feinde den Sieg abgerungen. Das Errungene werde nicht wieder aufgegeben werden; man werde lieber 18 Armeecorps mit 42 Millionen Deutschen auf der Strecke liegen lassen, als nur auf einen Stein voin Errungenen verzichten. In diesem Sinne trinke er auf das Wohl der Brandenburger Stadt Frankfurt und des dritten Armeekorps.

Die neuen Zelte für die an den großen Herbstübungen teilnehmenden Truppen kommen jetzt bei den Train-Depots zur Verteilung; diese Zelte sollen bei den Biwaks auch im Feldzuge den Truppen Unterkunft gewähren. Sie sind nach französischem Muster aus vier Teilen, die aus geölter Leinwand bestehen, zusammengesetzt. Zum Befestigen derselben gehören 8 Pflöcke, sogenannte Heringe, und jedes Zeit gewährt Raum für 4 Mann. Jeder Soldat hat einen Teil der geölten Leinwand und 2 Pflöcke

auf dem Marsch zu tragen, die Leinwand ist derartig, daß man sie auch zum Schutz gegen Regenwetter umhängen kann, ohne beim Gebrauch der Schußwaffe behindert zu werden.

Die neuen Militärmäntel. DieStraß­burger Post" meldet, bei zwei Häusern in Mühlhausen i. E. feien etwa 30 000 Stück der neuen Militär­mäntel bestellt worden, und macht zugleich über diese Mäntel nähere Angaben: Die Mäntel (sie stellen sich für das Stück auf 9 sind äußerst praktisch und auch für Touristen sehr zu empfehlen, da zwei derselben, durch besondere Vorrichtungen zusammen­gefügt, ein Zelt bilden, das vollkommen Schutz gegen alle Unbilden des Wetters gewährt. Ein Herr, der acht Tage lang bei dem schrecklichsten Regenwetter ein solches Zelt in seinem Hof aufgestellt hatte, um es auf seine Wasserdichtigkeit zu prüfen, fand nach Verlauf dieser Zeit die am Boden des Zeltes nieder­gelegten Teppiche noch vollkommen trocken. Die Mäntel sind von brauner Farbe und wiegen mit den Vorrichtungen zum Zeltaufbau genau 2 LZ. Sie bestehen aus einem ganz geraden, viereckigen Stück. Eine durch Oesen gezogene Schnur bildet den Hals­ausschnitt in der Weise, daß hinten im Nacken, zum Schutz desselben, ein etwa handbreites Stück empor­steht. Mit einem Haken wird der Mantel vorn am Halse, nachdem die Schnur vorn gebunden worden ist, nochmals geschlossen. Eine zweite dickere Schnur schließt die Taille so ab, daß die beiden von der Halsöffnung herabfallenden Ecken einen die Arme be­deckenden Kragen bilden. Der Mantel reicht bis auf die Füße herab und wird mit einer Knopfreihe bis unten geschlossen. An den Ecken und in der Mitte der Querseite des Mantels sind große Messingösen eingenäht, durch die man dicke Schnüre zieht, an welche beim Aufschlagen der Zelte die Pflöcke gezogen werden. Jedem Mantel sind drei solcher Pflöcke bei­gegeben, ebenso drei runde glatte Stäbe, die an ihren Endseiten mit verschiebbaren Metallhülsen umgeben sind. Sechs dieser Stäbe bilden die Stangen, welche das Zelt auseinander halten, so daß es aufrecht stehen bleibt. Pflöcke und Stäbe sind in ihrer Länge so eingerichtet, daß sie auf den Tornister passen.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 16. Aug. Es erregt einiges Aufsehen, daß der jüngste Sohn des Königs Oskar, der 23jährige Prinz Eugen (wegen seiner liberalen Gesinnung derrote Prinz" genannt) aus dem Frei­maurerorden , dessen Ehrenmitglied er war, ausge­treten ist.

Frankreich.

Paris, 18. August. Unter dem Ausruf: Es lebe der Ausstand, der im nächsten Frühjahr wieder > ausgenommen werden wird, beschloß die gestrige Versammlung der Strikenden die Arbeit wieder auf­zunehmen.

Paris, 19. Aug. Nach einer amtlichen Mel­dung aus Cayenne hat eine Feuersbrunst in der Nacht vom Sonntag den größten Teil des kommer­ziellen Stadtteils zerstört. Der Schaden wird auf 10 Millionen geschätzt.

Holland.

Ostende, 19. Aug. Rußland verhandelt! neuerdings mit Amsterdamer Bankhäusern wegen Aufnahme einer größeren Anleihe.

Italien.

R o m, 15. Aug. Der Papst bereitet eine an die gesamte katholische Welt gerichtete Encyklika we­gen der bedrängten Lage des Heiligen Stuhles vor. Diese Encyklika wird unmittelbar nach dem Besuche Kaiser Wilhelms in Rom veröffentlicht werden.

England.

Die englischen Blätter, welche die Rede des Kaisers bereits besprechen, sagen, der Kaiser habe! gesprochen, wie er als Nachfolger solcher Vorfahren habe sprechen müssen; die Rede werde die Franzosen vielleicht verletzen, sie sei jedoch nicht kriegerisch, son­dern eine neue Bürgschaft für den Frieden. !

Rußland. j

Petersburg. Die Umtriebe des Pansla- ! vismus gehen bekanntlich seit geraumer Zeit darauf! aus, in Oesterreich Mißtrauen gegen die Ehrlichkeit > des deutschen Bundesgenossen zu erwecken. Es liegt ^ eine gewisse Methode in dem rührigen Treiben der genannten Partei, das ist nicht zu leugnen. So be- j hauptet sie neuerdings, die Kaisecbegeguung in Pe- > terhof habe zu Abmachungen zwischen Rußland und j Deutschland geführt, deren Kosten Oesterreich bezah- ! len werde. Deutschland interessiere sich gar nicht

für den Orient und es sei ihm daher ziemlich gleich- giltig, was auf der Balkanhalbinsel vorgche. Deutsch­land bedürfe jedoch angesichts der französischen Re­vanchepolitik eines freien Rückens, und um diesen Preis sei man in Berlin geneigt, Rußland alle er­wünschten Konzessionen im Orient zu machen oder mit anderen Worten: Kaiser Wilhelm habe in Pe­terhof Oesterreichs' Orient - Interessen preisgegeben und werde das Wiener Kabinett zwingen, sich den Wünschen Rußlands unterzuordnen. Es wäre selt­sam, wenn die von Madame Adam in Aussicht ge­stellten neuenEnthüllungen" nicht den Beweis für diese Behauptungen zu erbringen suchten. Mit die­sen Hetzereien gehen übrigens andere Hand in Hand, welche darauf abzielen, den im Osten mit Bulgarien mißglückten Versuch im Westen mit Serbien zu ris­kieren. Umfangreiche Agitationen in Serbien geben diesen Anreizungen der panslavistischen Presse einen ernsten Hintergrund, so daß man sich nicht wundern kann, wenn die österreichische und die ungarische Presse lebhafte Besorgnisse äußert, die Dinge auf der Balkanhalbinsel eine Gestaltung annehmen zu sehen, die zu kriegerischen Ereignisse» führen könnten.

Griechenland.

Aus Athen wird gemeldet, daß in Epirus in Folge der Hungersnot ernstliche Unruhen ausge­brochen seien. Die aus Albanesen bestehende Gar­nison von Metzowo, welche seit Monaten ohne Zoll sei, habe 10 Häuser ausgeplündert und niederge­brannt; auch seien christliche Einwohner getötet worden.

Türkei.

Die drei im Dienst der Türkei stehenden deutschen Generäle Hobe, Kamphövener und Ristow haben den Sultan um ihre Entlassung gebeten.

Amerika.

New York, 14. Aug. Die Polizei in Chi­cago hat ein ausgedehntes System, die Briefkasten in den Straßen zu berauben, entdeckt und die Diebe, welche mit falschen Schlüsseln arbeiteten, verhaftet.

Die Polizei hat Cheques, Wechsel, Geldanweisungen und andere Papiere im Werte von einer Million Dollars wiedererlangt. Mit dieser Entdeckung ist die lange bestandene große Störung im Postdienste von Chicago erklärt.

Newyork, 17. Aug. PostdampferWieland" berichtet bei seinem Eintreffen am hiesigen Platz:

Am 14. August, nachm. 4 Uhr, fand bei der Sand­insel zwischen den DampfernThinyvalla" undGeiser" ein Zusammenstoß statt. DerGeiser" sank nach 5 Minuten. 14 Passagiere, 17 Mann Schiffsbesatzung, darunter der Kapitän, wurden gerettet, 78 Passagiere und 35 Matrosen sind ertrunken. Die Ueberlebenden wurden an Bord desWieland" genommen, welcher auch alle Passagiere desThinyvalla", 455 Personen, aufnahm. Der letztere setzt seine Reise trotz starker Beschädigung nach Halifax fort.

Das Reservoir, welches kürzlich die Haupt­straßen der Stadt Valparaiso überschwemmt hat, war infolge starker Regengüsse geborsten. Nahezu 100 Häuser wurden in Trümmerhaufen verwandelt und mehrere Personen sind ertrunken.

Afrika.

Aus Algier. Die Heuschrecken haben in Ost-Algerien große Verheerungen an den Weinbergen ' angerichtet. Merkwürdigerweise frißt dies Ungeziefer , nur die Blätter am Weinstock. Die Trauben, welche ' nun durch nichts mehr vor den Sonnenstrahlen ge­schützt sind, müssen daher in kürzester Zeit verdorren.

In Algier und in Bona kostet gegenwärtig der Zent­ner Trauben 78 ^ >

Kleinere Mitteilungen.

Echterdingen, 14. Aug. Ein Vorkommnis seltener ^ Art kam, lautFilderbote", vorige Woche einem hiesigen Bürger vor. Derselbe wollte mit seinem 10 Jahre alten s Sohn Holz im Walde aufmachen. Auf dem Waldweg sah der Vater mitten in demselben ein Reh stehen, worauf er seinen Sohn aufmerksam machte und dann gerade darauf zuging. Das Reh blieb jedoch nickt bloß stehen;, legte sich vielmehr ?u Boden und als beide hinzukamen, streckte es ihnen den Kopf hin. Der Mann nahm es bei den Ohren und als er genau darnach sah, hatte es einen Draht um den Hals, der so fest zusammengezogen war, daß es dem Veren­den nahe war. Der brave Mann befreite sofort das Tier aus seiner peinlichen Lage, welches nach seiner Befreiung ei­nen fröhlichen Sprung machte und in dem Wald verschwand.

Im Totenbuch der Gemeinde Ditzingen OA. Leon­berg findet sich folgender Eintrag:XL. 1790. Den 28.

Mai wurde der hiesige Bürger und Bauer Johann Konrad Keller, der seinen Vater gleichen namens am 17. April 1789 j

grausam und jämmerlich erdrosselt und ermordet hatte (welche ,

unmenschliche That erst i'z Jahr hernach offenbar wurde,) zu