steht die Verabschiedung des kommandierenden Gene­rals des Gardekorps, v. Pape, sowie des erst kürz­lich zum kommandierenden General des 7. Armee­korps ernannten Generals von Albedyll nahe bevor.

Berlin, 15. Aug. Madame Adam wider­spricht in der heute erschienenen Ausgabe derNou- velle Revue" allen in deutschen Blättern erschienenen Dementis des berüchtigten Dokuments und stellt wei­tere Enthüllungen in Aussicht.

Es wird jetzt offiziell bestätigt, daß eine Ant­wortschrift Mackenzie's auf den Bericht der deut­schen Aerzte über die Krankheit Kaiser Friedrichs in Vorbereitung ist. Wann dieselbe erscheint, ist aber noch unbekannt.

Oesterreich-Ungarn.

Das Wiener Fremdenblatt schreibt aus Anlaß des Rücktrittes des Grafen Moltke von dem Posten als Chef des Generalstabes der Armee: Die Größe dieses Geistes anzuerkennen, hat ein Oester­reicher nie gesäumt. Wir haben sie im ehrlichen und ehrenvollen Kampfe erfahren und haben sie bewun­dert, als Moltke an der Seite seines königlichen Herrn durch Frankreich den Siegeszug lenkte. Auch als Präses der Landesverteidigungskommission bleibt Moltke jenen Männern zugezählt, von welchen Deutsch­land in erster Linie die Aufrechterhaltung seiner im blutigen Kampfe erworbenen Größe erwartet. Sein Nachfolger ist eine der österreichischen Armee sympa­thische und bekannte Persönlichkeit: er war Zeuge unserer großen Heeresmanöver und gab seinen war­men und kameradschaftlichen Gefühlen für das Heer unserer dem deutschen Reiche so innig verbündeten Monarchie stets vollen Ausdruck. Wenn die deutsche Armee diesen hervorragenden, stets bewährten Gene­ral auf dem bedeutsamen Posten Moltkes begrüßen darf, so begrüßen wir mit sympathischer Teilnahme in ihm auch insbesondere einen warmen Freund der österreichischen Monarchie und seiner Armee.

Wien, 14. Aug. DasN. W. T." erfährt aus Sofia , der Fürst habe durch eine unvorsichtige > Aeußerung verraten, daß der jüngst abgehaltene Ko- burgec Familienrat sich mit einziger Ausnahme der Mutier des Fürsten gegen den Weiterverbleib Fer­dinands in Bulgarien aussprach. j

Aus Karlsbad wird berichtet, daß für den italienischen Ministerpräsidenten Crispi dort zu Ende des Monats Quartier bestellt ist.

Frankreich.

Paris, 15. August. Der Rücktritt Graf! Moltkes macht großes Aufsehen in Paris. Cha-! rakteristisch ist ein Artikel des Herrn T. I. Z. im Figaro".Der Götterdämmerung, sagt er, hält ^ an in Deutschland. Aber diesmal ist es nicht der Tod, der einen der Götter abruft, es ist das Alter,! die Müdigkeit oder vielleicht etwas anderes. Ist dem alten General vielleicht der Wind, der von Potsdam herweht, zu scharf für einen 88jährigen?" Kaiser Wilhelm gilt dem Verfasser alsein Souverän von lärmend kriegerischem Geist, der nach der Meinung der Alten vom Schlage Moltkes allzulaut den Sol- ^ daten spielt." Moltke werde das getadelt haben und mache den Jüngeren Platz, weil er sich in die neue. Zeit nicht finden könne. Vielleicht werde nun auch! Bismarck bald sein Kohl in Varzin bauen. Der

Wechsel in Deutschland sei zu Plötzlich gewesen. reife Alter fehlt in Deutschland auf dem Thron und in den Räten der Monarchie. Es ist ganz und gar in der Opposition (!). Der Tag wird kommen bald vielleicht wo Europa das Gefühl davon ha­ben wird." DerFigaro" behauptet auch, in Wie­ner Kreisen, wo man den damaligen Prinzen Wilhelm kennen gelernt, könne man die Ansicht hören, daß dieser junge Herrscher DeutschlandStunden einer schrecklichen Krise" schaffen werde. Aus diesen Aeußerungen leuchtet überall die alte Hoffnung, daß für Deutschland der Abgang seiner großen Männer eine Zeit schwerer innerer und äußerer Gefahren werden müsse.

Aus Paris: In Deville im Seinedeparte­ment ist ein ernster Strike ausgebrochen, Kürassiere ! wurden dorthin beordert. In Calais, wo auch ge- ! strikt wird, drohten die Arbeiter, alle öffentlichen Ge- ! bäude und die Banken anzuzünden. Dann versuch­ten sie, die Hafenarbeiten zu hindern, wurden aber nach blutigem Handgemenge verjagt.

Königin Natalie von Serbien ist in Paris aus Holland eingetroffen. Es soll doch noch Aus- ^ sicht vorhanden sein. daß zwischen ihr und König Milan eine friedliche Einigung zu Stande kommt. Wünschenswert wäre es.

Italien.

^ Rom, 14. Aug. In der gestrigen Rede auf dem Bankett in Turin hob der Unterrichtsminister hervor, Italien sei ein aufrichtiger Freund des Frie­dens und stehe Abenteuern fern; seine Allianzen seien Friedensallianzen. Die jüngste Kaiserbegegnung bezweckte, die Sache des Friedens zu fördern. Der Besuch des Kaisers Wilhelm II. in Rom werde die friedlichen Absichten neu besiegeln, der Friede werde erhalten bleiben, auch zum Vorteile derer, de­nen derselbe nicht so am Herzen liege wie Italien. Italien strebe die Wiedergewinnung des Handelsver­kehrs auf den Meeren an und wolle, daß das Gleich-! gewicht im Mittelmeer nicht gestört werde. ^

Die Italiener haben bei Massauah eine neue Schlappe erlitten. 500 Mann Eingeborener unter italienischen Offizieren griffen die Abeffynier unter dem Häuptling Debeb an, erlitten aber in Folge Verrates eine totale Niederlage, wenn auch der Ver­lust auf abesfynischcr Seite größer war, als auf italienischer. Mehrere Offiziere sind gefallen. An und für sich hat die Schlappe gar nichts auf sich, aber die Eingeborenen machen davon viel Wesens und die Geschichte schadet dem Ansehen der Italie­ner sehr.

Crispi's Organ, dieTribuna", bringt einen scharfen Artikel gegen Griechenland und be­schuldigt dasselbe, den Franzosen Handlangerdienste gegen Italien in dem Streit über Massauah geleistet zu haben. Daß dem so ist, liegt allerdings sehr klar zu Tage.

Rußland.

Warschau, 13. Aug. Durch eine Feuersbrunst, die dritte in diesem Jahre, wurde die ganze Stadt Newel (Gouvernement Witebsk, ca. 6000 Einwohner) in Asche gelegt. Mehrere Menschen sind verbrannt.

Türkei.

Konstantinopel, 14. Aug. Die Pforte

konnte sich bisher weder mit der Ottomanebank, noch mit den Galataer Bankiers über die Bedingungen des geplanten 25 Millionen-Anlehens verständigen. Inzwischen hat die Finanznot ihren Höhepunkt er­reicht. Bor einigen Tagen erst war im Kriegsmini­sterium kein Geld vorhanden, so daß die Verköstigung der Truppen nicht bestritten werden konnte. Man mußte sich daher an den französischen Bankier Tu- bini wenden, der sich auch herbeiließ, 8000 türkische Pfund gegen die Unterschrift des Großveziers und des Kriegsministers vorzuschießen. Einstweilen sucht man nach einem neuen Finanzminister, der es ver­steht, dem trostlosen finanziellen Zustande des türki­schen Reiches wenigstens wieder auf einige Zeit ein Ende zu machen.

Bulgarien.

Fürst Ferdinand von Bulgarien hat in Sofia bei dem feierlichen Bankett zur Eröffnung der neuen Bahnlinie nach Konstantinopel eine Rede ge­halten, aus welcher hervorgeht, daß er gar nicht da­ran denkt, Bulgarien zu verlassen. Wenn er sich im Lande halten kann, wäre es auch komisch von ihm, auszurücken.

Amerika.

Auf der Eriebahn in Nordamerika ent­gleiste ein nach Nordamerika gehender Gütcrzug. In die Trümmer fuhr gleich darauf ein Schnellzug mit solcher Heftigkeit hinein, daß die meisten Wagen den sehr hohen Damm herabstürzten. Die zerschmetterten Wagen gerieten in Brand. Vierzig Personen wur­den verletzt, mehrere tötlich. Der unter den Trüm­mern liegende Heizer erschoß sich, als er von den Flammen ergriffen wurde. Im ersten Wagen ver­brannten 14 wertvolle Rennpferde.

Kleinere Mitteilungen.

Vom Bezirk Welzheim, Ulm, Plochingen wird vom 15. d. Mts. von mehr oder minder bedeutendem Hagel­schaden berichtet. In das zwischen der Stadt Tübingen und dem Waldhörnle gelegene, von der Militärverwaltung hergestellte sog. Tambourhäuschen hatten sich während eines Gewitters am 1b. d. Mts. die Leute vom Feld geflüchtet, so daß es mit Menschen vollgepfropft war, als ein Blitzschlag auf dasselbe nicdcrfuhr. 2 Menschen (1 Sohn des Stadtrats Schult­heiß von Derendingen und eine Dienstmagd) blieben sofort tot, während 12 Verwundete soeben hierher geführt wurden. 2 der letztern sind so schwer verletzt, daß an ihrem Aufkommen gezwcifelt wird. Die Stärke des Blitzes war eine solch un­geheure, daß alle Personen im Umkreis von 3040 Schritten betäubt niedergeworfen wurden. Die erste Hilfe leisteten die Herren Dr. Keller und Oestcrlen. Die Hütte selbst blieb fast unversehrt, und nur einige zertrümmerte Ziegel, eine zerschla­gene Latte und eine Rinne am Giebel sind die stummen Zeugen des Unheils, das in wenigen Sekunden 'eine Reihe hiesiger Familien in tiefe Trauer versetzte.

Hannover, 12. Aug. Heute brannte Hie weit über die Grenzen der Provinz Hannover hinaus bekannte sehr be­deutende Kartonagefabrik, Buch- und Steindruckcrci der HH. Rob. Lenins und Chapmann Hierselbst bis auf den Grund ab. Mehrere hundert Arbeiter sind dadurch vorläufig ohne Beschäftigung.

Handel öd Verkehr.

Konkurseröffnungen. Christof Wagner, Bäcker in Mettingen (Eßlingen). Nachlaß des Schreiners Christof Gerlinger von Wachbach (Mergentheim). Xaver Kronen­bitter, Restaurateur in Oberndorf. Martin Bihl, Bauer in Zimmern o. R.

(Hiezu das Unterhaltungsblatt 33Z

Verantwortlicher Redakteur Stein Wandel Nagold. Drück und

Verlas der G. W. Zaiser'schen Buchhandlunß in Nagold.

AmttiÄe und Wrivat-NekarmtMaOungen.

K. Amtsgericht Nagold.

Aufforderung»

seinen Aufenthaltsort zum Zweck der Zustellung einer gerichtlichen Ladung schleunigst hieher anzuzeigen, ergeht an den am

15. Februar 1868 geborenen, ledigen Müllerburschen Johann Georg Stockinger von Berneck, gegen welchen wegen eines Vergehens gegen tz 223a St.-G.-Bs. das Haupt­verfahren vor dem K. Schöffengericht Hierselbst eröffnet ist.

Behörden und Private werden ersucht, eventuell den rc. Stockinger hierauf aufmerksam zu machen.

Den 15. August 1888.

Amtsrichter

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fertigt G. W. Zaiser.

Revier Hofstett.

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Mittwoch den 22. August, vormittags 9 Uhr im Lamm zu Agenbach aus Frohnwald 36, Heselrain und Scheid­holz: 2000 Floßwieden, 4 Rm. buchene Prügel, 5 dto. Nadelholz-Schtr. und 30 Rm. dto. Prügel und Anbruch.

Donnerstag den 23. August, um dieselbe Zeit in der Sonne in Aichel­berg aus der Hut Aichelberg Scheid­holz: 165 Rm. Nadelholz-Prügel und Anbruch.

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Von einem schweren Krankheitsfall betroffen, ist es mir nicht mehr mög­lich. mein Geschäft in der bisherigen, ausgedehnten Weise fortzuführen; bin deshalb genötigt, vorerst den größten Teil meines reichhaltigen, gut sortierten

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auszuverkaufen zu sehr herabgesetzten Preisen und lade alle, die eine reelle und gute Ware um billigen Preis kaufen wollen, zu zahlreicher Benützung die­ser Gelegenheit freundlichst ein.

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