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scher Seite erwidert wurde. Die Bewillkommnung der Monarchen fand auf derHohenzollern" statt und war recht herzlich. Der schwedische König drückte seine aufrichtige Freude über den Besuch aus und unterhielt sich huldvoll mit dem Gefolge Kaiser Wilhelms. Bon Lootsen geführt hatten die deutschen Schiffe das Fahr­wasser glücklich passiert. Als das Kaiserschiff sich dem Landungsplatz in Stockholm näherte, erbrauste unter Geschützdonner ein nicht endcnwollendes Hochrufen, es war ein so sympathischer, ergreifender Empfang, wie ihn der Kaiser nur in Deutschland selbst finden kann. Nach der offiziellen Bewillkommnung erfolgte die Fahrt durch die außerordentlich prächtig geschmück­ten Straßen nach dem Residenzschloffe. Es ist alles Mögliche aufgeboten worden, dem deutschen Kaiser zu zeigen, wie willkommen er in der schwedischen Haupt­stadt ist. Am Landungsplätze war eine prächtige Eh­renpforte errichtet, mit dem deutschen Reichsadler und deutschen Fahnen in der Mitte, flankiert von den Wap­pen Schwedens und Norwegens und den Fahnen bei­der Länder. Die Straßen bis zum Schlosse bildeten in ihrem unübersehbaren reichen Fahnenschmuck eine würdige Feststraße, die mit Tausenden und Abertau­senden von Menschen gefüllt waren. Von weit und breit waren Fremdenströme in die FestÜadt geeilt, welche die Majestäten enthusiastisch begrüßten. Kai­ser Wilhelm sah recht wohl aus, die etwas stürmische Seefahrt hat ihn nicht im mindesten angegriffen. Be­sonders herzlich begrüßte der Kaiser den Kronprinzen und die Kronprinzessin, seine Cousine. Abends ist großes Galadiner, zu welchem auch Minister, Gene­rale und hohe Staatsbeamte geladen sind. Ferner soll bei günstigem Wetter eine Rundfahrt erfolgen. Wie aus Kopenhagen berichtet wird, werden dort ebenfalls große Vorbereitungen für den Empfang Kai­ser Wilhelms getroffen. Die Stimmung soll geradezu merkwürdig zu Gunsten Deutschlands dort verwandelt sein. Ein französischer AvisoMonette" ist in Ko­penhagen eingetrvffen und wird bei der Ankunft Kai­ser Wilhelms mit paradieren. Ueber die Ankunft des Kaisers in Stockholm wird noch gemeldet: Der Hasen war weit und breit mit reich geschmückten Fahr­zeugen bedeckt, deren Insassen den Kaiser jubelnd be­grüßten. Das Ganze gewährte einen außerordentlich prächtigen Anblick.

Bei dem Galadiner brachte der König in deutscher Sprache folgenden Toast auf den Kaiser aus:Sire! Unter den schönsten und teuersten Er­innerungen meines Lebens zähle ich die Stunde, da ich zum erstenmale mit Ihrem hochseligen Großvater zusammentraf. Manchesmal ist mir diese Erinnerung wiedererwacht und hat in meiner Seele die wärmsten Gefühle hervorgerufen. Auch mit Ihrem Hingeschie­denen Vater war ich durch Bande der Hingebung vereint und ich will auch in diesem Augenblick für Ew. Majestät meine wärmsten Freundschaftsgefühle bezeugen, besonders mit Hinsicht darauf, daß Ew. Majestät mich und mein Land mit Ihrem Besuche ehrt. Die Verwandtschaft der germanischen und skandinavischen Völker hat ihnen Plätze bei einander angewiesen und diese Plätze sollen sie in der Zukunft behalten, stets einig die gemeinsame Arbeit fortsetzend. Im Herzen mit diesen Gefühlen erfüllt, erhebe ich mein Glas und trinke auf das Wohl des Kaisers von Deutschland und Königs von Preußen. Möchte Gott Ew. Majestät langes Leben und Ihrer Regie­rung einen reichen Segen verleihen." Der Kaiser antwortete:Als ich zuletzt mit,Ew. Majestät in meinem Vaterlande zusammentraf, konnten wir wenig voraussehen, was binnen kurzer Zeit in meiner Fa­milie und im deutschen Reiche geschehen sollte. Seit­dem hat mein Vater sein Haupt zur Ruhe gelegt; aber die Traditionen, welche das Volk Schwedens mit demjenigen Deutschlands und mein Haus mit dem schwedischen Königshause verbündet haben, besonders die Traditionell, welche meinem Großvater und Va­ter mit Ew. Majestät vereinten, sollen immer fort- daueru. Ich sehe in dem großartigen Empfang, den ich in diesem schönen Lande gefunden habe, einen kräftigen Beweis der Sympathien der germanischen und skandinavischen Völker. Ich erhebe mein Glas und trinke auf das Wohl des Königs von Schweden und Norwegen." Noch während der Tafel verlieh der Kaiser dem Premierminister Baron Bildt den Schwarzen Adlerorden. Die darauffolgende Illu­mination der Logarden war prachtvoll. Die Abreise ist auf Samstag früh gesetzt.

: tockholm, 27. Juli. Der Kaiser ersuchte

den König, Taufzeuge des neugeborenen Prin­zen zu sein.

Frankreich.

Der Pariser Gemeinderat, in der Mehr­heit bekanntlich äußerst radikal, hat sich wiederholt so offen zu Gunsten sinkender Arbeiter ausgesprochen, daß ihm ein paar Tausend sinkender Pariser Erdarbei­ter vor das Haus gerückt sind und eine Strike-Unter- stützung von 20000 Franken verlangten. Das war den Herren Gemeinderäten aber doch etwas zu viel und das Gesuch wurde, allerdings in höflichster Form, abgelehnt.

Der Pariser Weltausstellung drohen neue Schwierigkeiten dadurch, daß der Ausstand der Bauarbeiter immer größeren Umfang annimmt.

Der Mobilmachungs-Versuch der 11. Di­vision in Nancy ist bis zur ersten Hälfte August verschoben worden. Der Kriegsminister Frey einet wird der Uebung beiwohnen und dann Verdun und Lyon besichtigen.

Die Macht Boulangers geht nun entschie­den zu Ende. ES zeigt sich, daß die republikanischen Blätter den richtigen Augenblick gewählt haben, um Boulanger den Todesstoß zu geben. Nie­mand will sich mit ihm schmähen lassen und selbst Rochefort scheint durch sein Geständnis, daß das bou- langistische Gespenst nicht mehr schrecke, lediglich sei­nen Abfall vorbereitet zu haben.

Die Ernteaussichten der französischen Landwirtschaft werden als überaus trostlos ge­schildert. Zwar suche die Regierung alle Berichte darüber möglichst zurückzuhalten, aber die traurige Wahrheit dringe dennoch durch und verursache in i gewissen Kreisen eigentliche Verzweiflung. Im Gard- ! Departement, wo es seit 2 Monaten unaufhörlich ! regnet, ist der Boden so durchweicht, daß die Bauern , mit ihren Wagen nicht mehr auf das Feld fahren ! können, um die Fcldfrüchte cinzuheimsen. In der ^ Dordogne treten die Gewässer über ihre Ufer; das abgeschnittene Futter ist bereits verdorben und das ^ gemähte Getreide ist nahe daran, zu verderben. ! Beides, Futter und Getreide, fault auf dem durch- ! weichten Felde. Die Olivenernte in der Drome ist > aufs höchste gefährdet, und im ganzen Süden und! Südwesten sind die Rebpflanzungen durch Ungeziefer bedroht. Dazu kommt die Kälte, welche in Cantal mitten im Monat Juli Schnee und Eis zu Stande ! gebracht hat. Wenn zu diesen trüben Aussichten ! etwa noch eine Steuererhöhung käme, so könnte das ^ Mißjahr 1888 für Frankreich auch ungeahnte poli- ! tische Folgen nach sich ziehen.

Italien.

DemDaily Chronicle" wird aus Rom ge- i meldet, die deutsche Botschaft erwarte den Kaiser j Wilhelm zwischen dem 10. und 15. Oktober in Rom;

! der Besuch gelte dem König Humbert wie dem ! Papste Leo XIII.

England.

Aus London liegt folgendes Telegramm vor: Dr. Mackenzie antwortete auf die Anfrage eines hiesigen Buchhändlers, ob er nicht eine Uebersetzung der amtlichen ärztlichen Denkschrift über Kaiser Fried­richs Krankheit veranstalten solle, er (Mackenzie) werde in solchem Falle sofort die Verläumdungsklage an­strengen.

Rußland.

Unmittelbar auf die Festtage des Kaiserbesuches in St. Petersburg folgt ein anderes großes Fest, welches durch ganz Rußland, in allen Städten und Dörfern, gefeiert werden wird: das Erinnerungsfest ^ an die vor 900 vollzogeneTaufe des russischen § Volkes", wie es russisch heißt. Zwar ist dies nicht ganz richtig, insofern es einerseits schon lange vorher ! Christen im russischen Fürstentum gegeben hat so hatte die Großfürstin Olga schon im Jahre 957 sich zum Christentum bekehrt und es andererseits durchaus nicht historisch feststeht, daß gerade im Jahre 987 deren Enkel Wladimir in Kijew den Uebertritt seiner Unterthanen zum Christentum dekretierte und die byzantinische Heilslehre zur offiziellen russischen Staatsreligion erhob; aber man hält bisher doch an jenem Jahre fest und veranstaltete darauf hin gerade in diesem Jahre eine altrussische pompöse kirchliche Festivität, und zwar am 15./17. Juli, dem Tage, der dem heilig gesprochenen Fürsten Wladimir ge- . weiht ist. Nicht ohne Spannung sieht man dem Ver- ! lauf dieserkirchlichen" Feier entgegen, die doch auch . den Zweck verfolgt, der Welt ein Schauspiel der ^ Majestät der griechisch-orthodoxen Kirche unter dem!

Schutze Rußlands, als der slavischen Vormacht und des Erben byzantinischer Herrlichkeit, zu bieten.

St. Petersburg, 25. Juli. Das Gerücht von der Hieherkunft des Königs von Schweden bestätigt sich. Die Ankunft desselben wird etwa für den 3. August erwartet. Dem König zu Ehren wird eine Truppenrevue im Lager von Krasnoje-Selo statt­finden.

Die Geschenke Kaiser Wilhelms. Aus Petersburg wird geschrieben: Die Uhren, Dosen und Brustnadeln, welche Kaiser Wilhelm II. zur Verteilung an russische Würdenträger mit sich genom­men, tragen sämtlich das Portrait seines Großvaters des Kaisers Wilhelm I. Der hohe Gast äußerte sich darüber, indem er sagte:Mein Großvater hat sich die Verehrung der ganzen Welt zu erobern gewußt; spende ich sein Bild, so bin ich überzeugt, den Em­pfänger dadurch zu erfreuen. Ich konnte vor der Hand nicht mehr thun, als den festen Vorsatz fassen, in seine und meines Vaters Fußstapfen zu treten."

Das kleinste Häuschen unter den unzähligen Pracht­bauten Petersburgs ist das interessanteste. Es ist das Häus­chen Peters des Großen, das er zum Teil mit eigener Hand errichtete, als er Petersburg gründete, d. h. dem Meer und unendlichen Sümpfen und Morästen abgcwann. Sein Herr­scherwort schuf aus dem elenden Fischerdörfchxn diese zweite Residenz, der er seinen Namen gab; Moskau, der altrussische Herrschersitz, ist heute noch eifersüchtig auf Petersburg und sieht es nicht für ebenbürtig an. Kaiser Wilhelm hat das Hänschen besucht. Und auf den Sarg Kaiser Alexander II. hat er einen Kranz niedcrgelegt. Dieser Kaiser hat ihn für seine Dienste im Krieg von 1370 verdient.

Kleinere Mitteilungen.

Vom Neckar wird geschrieben: Der Hopfen wächst setzt rasch; auffallend ist nur, daß die Blätter so sehr durch­fressen werden, und zwar von Insekten, die den Tag über trotz aller Aufmerksamkeit nicht gesehen werden können. In England stehen die Hopfen nicht gut, man befürchte: eine Mißernte.

Ebingen, 21. Juli. Letzte Woche nahm ein hier in Dienst stehendes Mädchen von Neubulach den im Wasser aufgelösten Phosphor einer Schachtel Zündhölzchen, nicht gerade in selbstmörderischer Absicht, sondern nur, um krank zu werden, weil sie meinte, daß alsdann ihre Eltern sie wieder heimnehmen würden. Das Mädchen litt nämlich sehr an Heimweh. Als sich nach mehreren Tagen die Folgen der Vergiftung immer mehr bemcrklich machten, gestand sie Ver­wandten, bei denen sie Aufnahme gefunden, ihre unselige That. Man rief alsbald den Arzt, aber seine Kunst kam zu spät; nach 2 weiteren Tagen erlag das arme Mädchen seinen Leiden.

Ueber den gräßlichen Mord in Oberdorf bei Bopfingen erhalten wir noch folgenden näheren Bericht: Die That geschah in der Nacht vom 22. auf 28. Juli; niorgens 3 Uhr war sie geschehen, die nähere Zeit ist unbe­kannt. Ihr Schauplatz war die Schlafstube in der Wohnung des Schuhmachers Friedrich Brenner. Dort lagen je in ihren Betten mit völlig zertrümmerten Schädeln und bis an die Wirbelsäule durchschnittenen Hälsen die 28 Jahre alte Ehefrau des Schuhmachers Brenner und deren drei Kinder, nämlich ein 8 Jahre altes Mädchen und 2 Knaben im Alter von 5 und 6 Jahren. Bei den Betten lagen die blutigen Werkzeuge, ein Schuhmachershammcr und ein Schustersmcsser. Der Gatte, bezw. Vater, der 36 Jahre alte Schuster Fried­rich Brenner, hat wie gewöhnlich in derselben Kammer ge­schlafen und ist in der Nacht nach geschehener That entflohen und seither nicht anfgefunden morden. Im Wohnzimmer neben der Schlafstube schlief ein 8 Jahre alter Knabe, ein Schwcstersohn des Brenner, und durch den Hausgang getrennt in einer Kammer schlief der Schnstersgeselle. Beide hörten es, als Brenner morgens 3 Uhr das Hans verließ. Dieser zstiabe hat sich, weil er Streiche hörte, in der Nacht zu dem Gesellen gefluchtet, sonst wäre er sicherlich auch totgeschlagen worden. Der Geselle war der Meinung, sein Meister habe eben einen nichtssagenden Streit mit seiner Frau. Ein Motiv zur That liegt bis jetzt nicht vor. Die Leute sind »ermöglich und gut prädiziert, die Ehe war eine friedliche. Anlagen zur Verrücktheit sind seither von niemand an dem Manne wahr­genommen worden. Das Brenner'sche Haus befindet sich in der Nähe anderer Häuser, aber niemand hat etwas gehört. - Nach einem anderen uns zngehendcn Bericht hatte Brenner an demselben Tage, am 22., noch in Begleitung seiner Ehefrau einen Besuch in der Heimat derselben, in dem benachbarten Trochtelfingcn, gemacht, und abends waren die Beiden noch friedlich vor ihrem Hause sitzend gesehen worden. _

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