Amts- «nd Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Der Bericht über Kaiser Friedrichs Krankheit

nach den amtlichen Darstellungen der Aerzte wird von der Nat.-Ztg. bereits veröffentlicht. Das Buch umfaßt 100 Seiten. Das genannte Blatt schreibt dazu Folgendes: Der Eindruck dieser Mitteilungen wird in der ganzen zivilisierten Welt ein gewaltiger sein.' Soweit menschliches Ermessen in einer solchen Angelegenheit reicht, kann das Urteil nur lauten: Kaiser Friedrich wäre wahrscheinlich gerettet, wenn man den Rat der deutschen Aerzte im. Frühjahr 1887 befolgt hätte. Folgendes ergiebt sich aus den amtlichen Berichten: Die verdächtige Ge- > schwulst unter dem linken Stimmbande des dama- ! ligen Kronprinzen wurde anfangs 1887 von Pro- ; fessor Gerhardt unter der Voraussetzung, daß es ein Polyp sein könne, galvanokaustisch behufs ihrer Ent­fernung behandelt. Der Verdacht, daß es Krebs sei, entstand schon vor der Reise nach Ems in Folge der Vergeblichkeit dieser Behandlung; nach der Rück­kehr des Kronprinzen von Ems erfolgte die Zu­ziehung von Bergmann und Tobold; am 16. Mai erklärte Elfterer bestimmt die Geschwulst für bösartig und forderte eine Operation zur Entfernung dersel­ben; am 18. waren alle beteiligten deutschen Aerzte einig in dieser Ansicht und sämtlich bereit, die Ver­antwortlichkeit für diese Operation zu übernehmen, die in einer Spaltung des Kehlkopfes zur Entfer­nung der Wucherung bestehen sollte. Gerhardt nennt die Operation fast gefahrlos, Bergmann erklärte, es würde eine rauhe und heisere, aber hinreichend verständliche Stimme bleiben. Am 21. Mai sollte die Operation stattfinden. Vorher hatte man noch, um Alles zu thun, die Konsultierung eines namhaf­ten Laryngologen von auswärts beschlossen. Auf den Vorschlag des Leibarztes Dr. Wegner war Ma­ckenzie gewählt. Dieser erklärte bei der ersten Unter­suchung , dir Krankheit sei kein Krebs; nach Bir- chows Untersuchung versicherte er, er werde die Krankheit ohne Operation heilen. Die deutschen Aerzte blieben bei ihrer Ansicht, willigten aber in einen Aufschub der Behandlung, der so, wie er von ihnen formuliert wurde, nicht gefährlich werden konnte: Mackenzie sollte seine Kur beginnen, aber unter kompetenter deutscher Aufsicht. Und diese Kur sollte ihm nur gestattet sein, bis entweder Krebs festgestellt war, oder die Geschwulst wieder wachse. Die deutschen Aerzte waren der Meinung, es werde dann noch Zeit für ihre Operation sein. Hier setzte die Wendung ein, durch welche der Kronprinz dem! sicheren Tode entgegengeführt wurde. In nicht aufgeklärter Weise wurde die Reise nach England beschlossen, welche die Urberwachung von Macken- zie's Behandlung mindestens sehr erschweren mußte. Mackenzie war allein in den Reiseplan eingeweiht. Nach vieler Mühe gelang es. durchzusetzen, daß der deutsche Arzt Dr. Landgraf mitreisen durfte. Dieser konnte in England nur schwer die Erlaubnis zur Besichtigung des Kehlkopfes erlangen. Diese Be­

sichtigungen, so die erste am 7. August, ergaben die Vergrößerung der Geschwulst und die Unbeweglich­keit des linken Stimmbandes, ebenfalls ein Symptom des Krebses. Landgraf verlangte nun der Verabre­dung gemäß die erneute Konsultation der Berliner Aerzte, aber obgleich Dr. Wegner zustimmte, geschah nichts. Am 23. August konstatiert Dr. Landgraf von Neuem ein stetiges Fortschreiten zum Schlimme­ren, Mackenzie leugnete es, und am 3. September wurde Landgraf zurückgesandt. Mackenzie hat in dieser Angelegenheit als Betrüger gehandelt. Wie weit er das Werkzeug anderer gewesen ist, bleibt hier ununtersucht. Vollkommen cklar wird die Unehr­lichkeit seines Verfahrens durch die Ausschließung der deutschen Aerzte während der Zeit des entschei­denden Aufenthaltes in England. Jeder andere Arzt hätte gern die Verantwortlichkeit geteilt, Ma­ckenzie wollte den künftigen deutschen Kaiser ganz in Händen haben. Je mehr sich die Krankheit dann entwickelte, je mehr schwankte Mackenzie hin und her, um seinen Ruf zu retten; er häufte Anklagen wider die deutschen Aerzte, um sich zu retten, er be­schuldigt Andere, weil er seine Schuld nicht einge­stehen will. Die Schrift enthält auch die Berichte von Schrötter und Moritz Schmidt über die Kon­sultation vom November 1887, einen Bericht Barde­lebens über die letzten Wochen, endlich das Sektions- Protokoll. Diese Aktenstücke bestätigen, was schon bekannt war. Zur Zeit der Konsultation von San Remo war das Leiden so weit vorgeschritten, daß nur die Entfernung des ganzen Kehlkopfes in Frage kommen konnte, .die der Kronprinz ablehnte.Da­für, daß es so weit gekommen, messen wir, so er­klärten die im Berliner Hausministerium damals ver­sammelten Aerzte zu Protokoll, die Schuld dem Arzte bei, der daszu spät" verschuldet hat durch Uebersehen und Abstreiten des Anwachsens der Ge­schwulst ," nämlich während des Aufenthaltes in England. Das ist der Hauptinhalt der schmerzlich­traurigen Schrift. Bemerkenswert ist nur das Ver­trauen , welches der Kaiser bis zum letzten Moment zu Mackenzie hatte.

König Milan von Serbien und feine Gemahlin

machen gegenwärtig wieder einmal ganz besonders von sich reden. Der König will das Verhältnis zu der Königin definitiv geregelt wissen und besteht auf Tren­nung oder Scheidung. Dieser Familienzwist ist schon ein sehr alter. Milan Obrenowitsch kam bekanntlich sehr jung auf. den Thron des damaligen Fürstentums Serbien, und die Vormundschaft über ihn und die Regierung für ihn führte der bekannte Russenfreund Ristics, der denn auch die serbische Politik vollständig im russischen Sinne führte. In Petersburg wurde die Melodie aufgespielt und in Belgrad darnach ge­tanzt. Als es sich nun darum handelte, den jungen Fürsten unter das sanfte Joch der Ehe zu beugen, wurde bei der Wahl der künftigen Gemahlin natür­lich darauf gesehen, daß sie Rußland genehm sei. Man siel auf Natalie Kaschko, die Tochter des stein­reichen russischen Obersten Kaschko. Der alte Herr starb, seine Tochter war die einzige Erbin und ihre Millionen machten die Hand der bildschönen jungen Dame nicht eben verächtlicher. Natalie Kaschko wurde Fürstin von Serbien. Als Russin war sie in ihr neues Vaterland gekommen, und Russin ist sie bis auf diesen Tag geblieben, eine große Freundin zugleich des französischen Wesens und Gegnerin des Deutsch­tums. Indessen daraus dars man ihr keinen Bor­

wurf machen; die meisten russischen Damen haben von ihrer Erziehung her diesen Zug in ihrem Wesen. Die Fürstin Natalie war also in Belgrad, und sie hat es in der That verstanden, sich im Lande populär zu machen. Schönheit, Klugheit und gewinnendes Wesen zeichneten sie in hohem Maße aus, aber nicht minder stark soll auch ihre Eifersucht sein, und stärker noch ist der sich bei den Russinnen außerordentlich häufig findende Ehrgeiz, im Interesse ihres Vaterlandes eine politische Rolle zu spielen.

König Milan von Serbien wird meist falsch beurteilt; er ist ein galanter Herr, der schönen Damen gern artige Worte sagt. Das ist für einen jungen Monarchen ain Ende kein Verbrechen. Die Königin soll aber diese Galanterien aus dem Vergrößerungs­glas der Eifersucht betrachtet haben, und daraus sind dann die ersten Zerwürfnisse entstanden. Die schöne ! Frau ist noch dazu sehr leidenschaftlich und soll sich . einmal einer ganz unschuldigen Dame gegenüber der- ^ art erhitzt haben, daß es den König auf das heftigste ^ erbitterte. Aber wie sich so mancher Zwist zwischen ^ fürstlichen Eheleuten wieder zuzieht, so wäre auch hier ! wohl schließlich wieder ein leidliches Verhältnis ein- ' getreten, wenn König Milan nicht des Tanzens nach der russischen Pfeife müde geworden wäre, die Poltitik des Königreiches aus dem russisch-panslawistisch-kriegs- lustigen Fahrwasser nicht in das friedfertige, öster­reich-freundliche gelenkt hätte. Ganz Europa wird zugestehen, daß der König kein Militär ist; man muß , ihm aber das Zeugnis geben, daß er trotz seiner jun­gen Jahre ein äußerst umsichtiger und zäher Staats- ! mann ist. Er hat auf seinem Throne wahrhaftig nicht ! viele vergnügte Stunden verlebt, aber stets es ver­standen, sein Ansehen und die von ihm befolgte fried­liebende Politik zu bewahren. Man kann sagen, daß Milans Regierung von Bedeutung für den euro­päischen Frieden gewesen ist. Hätten nach seiner Ver­drängung, die von ihnen oft versucht war, die Pan­slawisten das Heft in die Hand bekommen, der Krieg zwischen Rußland und Oesterreich-Ungarn wäre eine Frage der Zeit gewesen.

Diese neue Politik ihres Gemahls war der-

> nigin Natalie ein Dorn im Auge, und sie begann ! alles mögliche anfzubieten, sie zu Hintertreiben. An

> die Gerüchte , daß sie direkte Versuche unternommen ^ hat, ihren Gemahl zu stürzen, glauben wir nicht, die ' Königin ist eine Frau des neunzehnten Jahrhunderts,

aber es ist erklärlich, daß dem König Milan der letzte Rest von ehelicher Zärtlichkeit und Liebe schwinden mußte, als er erkannte, daß die Gesinnung der ihm entschieden feindlichen serbischen Parteien von seiner ! Gemahlin geteilt werde. Dann kam die verhängnis- ! volle Bereitwilligkeit der Königin, sofort die Regent- ! schaft zu übernehmen , als der König nach dem bul­garischen Kriege einen Augenblick daran dachte, die Krone niederzulegen. Diese Hast war unweiblich und stand einer Frau nicht an, welche nur einige Sym­pathien für ihren Gatten empfindet. Seitdem hat sich das Zerwürfnis bis zum Bruche ausgebildet.

Tages-Nerrigketten.

Deutsches Reich.

/X Nagold, den 13. Juli. (Homöopathie.) Gestern abend hielt der erst vor wenigen Monaten gegründete homöopathische Laienverein im Saale deS Gasthofs zum Hirsch eine Versammlung. Der Ber« einsvorstand, Herr Oberlehrer Köbele, brachte ver­schiedene Bereinsangelegenheiten betreffende Mittei­lungen zur Kenntnis der Mitglieder, unter anderem ^ auch, daß sich das Bereinssekretariat der Hahne-^