gin Natalie die Rechte einer Königin zu, wenn sie außer Landes bleibe; auch wolle er vorläufig den Kronprinzen in der Obhut der Königin Natalie be­lassen.

China.

Der britische Konsul in Chinkiang berichtet über die furchtbaren Verheerungen, welche die Ueber- schwemmungen des Gelben Flusses in China angerichtet haben. Die Stadt Chung Mau verschwand buchstäblich vom Erdboden. Nachdem die Wasser sich verlaufen hatten, war die Stätte mit einer 50 Fuß dicken Ablagerung bedeckt. Auch die Stadt Cho Chia Kou litt entsetzlich. 65000 Personen mußten von der Regierung erhalten werden. Im ganzen kamen infolge der Ueberschwemmungen 1600000 Personen um und 5 000 000 waren auf öffentliche Unterstützung angewiesen.

Kleinere Mitteilungen.

Die Blätter teilen mit, daß der verstorbene Kaiser Friedrich schon zu einer Zeit, als man dieWacht am Rhein" im großen Publikum noch gar nicht kannte, 1861 das Lied sehr ausgezeichnet hat. Auf seinen besonderen Wunsch mußte am 16. Septbr. d. I. auf Schloß Brühl der Bonner MännergesangvereinKoncordia" vor der Kronprinzessindie Wacht am Rhein" singen, wie er es besonders liebte. Er vergoß Thränen der Rührung, so oft ihm dieses Lied erklang.

Von der Königin Natalie erzählt dasBerl. Tgbl.": Am 90. Geburtstag Kaiser Wilhelms erschien König Milan persönlich in Gala auf der deutschen Gesandtschaft in Belgrad, um seine Glückwünsche darzubringen, ein Schritt, den damals auch Souveräne größerer Staaten, als Serbien, gethan ha­ben. Als König Milan von der Gratulation zurückkehrtc, sprach sich Königin Natalie in Gegenwart mehrerer Persön­lichkeiten höchst abfällig übersolchen Servilismus" aus, wobei sie geäußert haben soll,in den Adern des Königs von Serbien müsse Domestikenblut rollen."

Isolde n's Liebestrank. Am 18. Mai sahen mehrere Spaziergänger in Rom in der Abenddämmerung ne­ben dem Falconieri-Palaste einen Mann auf der Erde liegen. Sie hielten denselben für betrunken und riefen ihm mit lauter Stimme zu, sich zu erheben. Als derselbe jedoch kein Le­benszeichen von sich gab, faßten sie ihn an und erkannten zu ihrem Entsetzen, daß sie eine Leiche vor sich hatten. Der Tote war von hoher Gestalt, hatte regelmäßige, schöne Ge- fichtszüge und trug sehr anständige Kleidung. Man brachte ihn in die Totenkammer in der Erwartung, daß sich die An­gehörigen melden würden. Zwei Tage vergingen, ohne daß sich Jemand zeigte. Am dritten Tage, kurz vor der Ob­duktion und Beerdigung erschien eine ältliche Frau, schlich sich an die Totenbahre heran und legte einen herrlichen Kranz weißer Rosen auf dieselbe. Ein Wächter hielt die Besucherin fest und brachte sie in Gewahrsam. Die Aerzte erkannten als Todesursache Arsenik-Vergiftung, und jetzt hoffte man, daß man durch die Rosenspenderin Näheres erfahren werde. Die Frau legte auf eindringliches Befragen alsbald ein Ge­ständnis ab. Sie sagte vor Gericht:Der Tote heißt Luigi Veluda. Er war mein Mann, er zählte 34 Jahre, ich bin 64 Jahre alt. Luigi wurde im Jahre 1880 wegnr Raubes zu 6 Jahren schweren Kerkers verurteilt. In Lumpen ge­hüllt, zum Skelett abgezehrt, kam er heraus; ich war dazumal eine reiche Witwe und heiratete den entlassenen Sträfling, weil er mir überaus gut gefiel. Ein Jahr lang zeigte sich Luigi dankbar. Plötzlich wurde er mir untreu, vernachlässigte mich, und eine Nachbarin riet mir. ihm einen Liebestrank zu geben und verschaffte mir eine reichliche Dosis, die ich ihm in die Suppe schüttete. Als er die Flüssigkeit verspeist, schrie er:Ich brenne, ich brenne!" und eilte auf die Straße hin­aus. Erst als Leiche sah ich ihn wieder." Trotz aller Er­mahnungen weigerte sich die Signora Veluda, die Frau zu nennen, welche ihr den Liebestrank gegeben. Sie rief:Die Arme meinte es mit mir nicht böse. Hätte ich meinem Manne nicht zu viel gereicht, vielleicht würde er mich wieder wie einst ans Herz gedrückt haben. Ich verlange keine Gnade, lassen Sie mich töten und legen Sie mich in die Gruft zu meinem Manne." Die Angeklagte wird, in Anbetracht der vorhandenen Umstände, nur zu 4 Jahren Zwangsarbeit ver­urteilt. Schluchzend rief sie aus:Diese Schmach ertrage ich nicht. Luigi, wir sehen uns bald wieder!"

Ein russisches Sprichwort sagt: Bevor Du in den Krieg gehst, bete einmal; bevor Du zur See gehst, bete zwei­mal; bevor Du heiratest, bete dreimal.

Hochzeit eines Banditen-Chefs. Wie derTank" in Konstantinopel meldet, hat der gefürchtete türkische Räuber­hauptmann Beit-Ullah in der vergangenen Woche auf einem Weiler in der Nähe des Dorfes Gucbzeh seine Hochzeit mit seiner Braut Mscha gefeiert und nahmen an dem Feste auch dessen sämtliche Spießgesellen, alle bis zu den Zähnen be­waffnet, Teil. Kein Beamter wagte, dagegen einzuschreitcn. Nach der Hochzeit richtete Beit-Ullah ein Schreiben an den Karmakam mit der Bitte, seine Vermählung zu immatriku- lrcren, damit seine Ehe für legitim erklärt werde. Die Rubrik Beschäftigung in der Matrikel bat er dann mit dem Wort: Ranberhauptmann" auszufüllcn.

Handel «L Berkehr.

Stuttgart, 9. Juli. (Landesproduktenbörse.) Wir notreren per 100 Kilogr.: Weizen bayerischer 20 -.6 75 russischer 20 ^ 25 «t, württembergischcr 20 ungarischer 20ilk 50 Dinkel 14 50 4 bis 15 Haber russischer

14 ^ 75 -1, Kohlreps, ungarischer hochprima 23^6 25 -l.

Stuttgart, 9. Juli. (Mchlbörsc.) An heutiger Börse sind von inländischen Mehlen 830 Sack als verkauft zur An­zeige gekommen zu folgenden Preisen: Mehl Nr. 0 30.

Nr. 1 ^ 29 -29.50., Nr. 2 ^ 27- 28., Nr. 3 ^ 25-26., Nr. 4 2223.

Konkurseröffnungen. Georg Pfost, Kaufmann ^ in Dettingen, (Heidenheim). Nachlaß des Heinrich Schnitzer, i Bierbrauers und Wirts zum Deutschen Kaiser in Oßweil, (Ludwigsburg). Matthias Haag, Schuhmacher von Hons- bronn, (Mergentheim). Karl Henßler Sohn, Kaufmann in Reutlingen.

M Wettlaus aus Schlittschuhen.

Aus den Erinnerungen eines Beamten der Londoner Kriminalpolizei.

(Nachdruck verboten).

Der Winter von 1874 auf 1875 mit so un­gewöhnlicher Strenge wird manchem noch gut im Gedächtnis sein; mir ist er unvergeßlich um nach- ! stehender Begebenheit willen, die zu den ungewöhnlich­sten Erlebnissen meiner Polizeilaufbahn gehörten.

Eines Morgens ward ich zu dem Advokaten Bryant beschieden.Guten Morgen, John," redete er mich in seiner gemächlichen, trockenen, leiden- ^ schaftslosen Weise an;ich will Sie Mr. Spittleboy von Newtown vorstellen: Mr. Spittleboy Mr. Satter." Wir verneigten uns gegenseitig und Mr. Bryant ging sogleich mitten in die Sache ein:Mr. Spittleboy ist Affocie der Firma Drymeat, Killem und Comp, in Leads, und kommt in einer ziemlich hoffnungslosen Angelegenheit hierher; deshalb weise ich ihn an Sie als denjenigen Mann, der sich höchst wahrscheinlich seiner annehmen wird, vorausgesetzt, daß Sie Zeit haben," setzte er mit einem bedeutsamen Blick hinzu.

Sehr verbunden, Mr. Bryant," versetzte ich; doch noch zuvor eine Frage: wann reisen wir ab? wohin gehen wir? und wie lange müssen wir aus- ! bleiben?"

!Wir gehen nur nach Meddleton; wenn aber ! etwas geschehen soll, so muß es heute nacht geschehen. Morgen früh können Sie wieder zurück sein."

Dies wird gerade nicht so sicher sein, indes lassen Sie sehen!" und durchmusterte mein Notizbuch. Wohlan, ich will den Auftrag übernehmen, wenn ich positiv morgen Abend wieder hierher zurückkehren kann."

Nun denn, so lasse ich Sie jetzt mit Mr. Spittleboy allein; falls Sie vor der Abreise noch auf einen Augenblick in meinem Bureau vorsprechen wollen, kann ich Ihnen vielleicht einige nützliche Winke geben;, jedenfalls verlohnt sich ja der Versuch."

Als uns der Advokat verlassen hatte, machte mich Mr. Spittleboy mit der Natur meines Geschäf­tes bekannt. Als gewiegter, nüchterner Geschäfts­mann setzte er mir klar und anschaulich auseinander, daß ein gewisser John Tupley, Besitzer eines Eisen­ladens in Puffton gegenüber von Meddleton am ! Flusse Catscalb, beinahe auf halbem Wege zwischen ! Hardup und dem Sound, welcher jedoch auch in > Meddleton ein Geschäft besaß und dort wohnte, von ^ den Herren Drymeat, Killem und Comp, eine große i Menge Waren auf Wechsel gekauft und daß die ^ Verkäufer unter der Hand eine Warnung erhalten ! hatten, ihr Gläubiger wolle fallieren, habe die Wa- ^ reu zu Schleuderpreisen verkauft und wolle wahr­scheinlich mit dem Ertrag derselbendurchbrennen", daß er, Mr. Spittleboy, erst vor einer halben Stunde angekommen sei, um sich bei Mr. Bryant, dem ge­wöhnlichen Anwalt der betreffenden Firma für diese Gegend, Rats zu holen, wie man sich die bestmög­liche Sicherung verschaffen könne, wobei er von Bry­ant erfahren, daß Tupley's Fall in Hardup schon ziemlich bekannt und der Erfolg eines Versuches, Sicherheit durch Bürgen rc. zu erlangen, daher höchst zweifelhaft sei."

Was gedenken Sie zu thun, Mr. Spittleboy?" frug ich.

Je nun, wollen Sie nicht Beschlag auf das Warenlager legen?"

Ich wäre dazu bereit, wenn ich es könnte. Aber ist die Forderung liquit?"

Vollkommen! der eine Wechsel von 1235 Pfund Sterl., vor drei Tagen fällig, ist Mangels Zahlung protestiert. Zwei andere im Betrage von 1487 Pfd. 10 Schill, verfallen in zwölf und dreißig Tagen."

Sie können nur für den verfallenen Posten sich am Warenlager pfänden," sagte ich.

Allerdings," sagte Spittleboy,aber wir hoff­ten möglicherweise Sicherheit für das Ganze erhalten zu können, wenn wir ihm drohten, ihm das Dach ! über dem Kopf umzudecken."

Zum Drohen wird es wohl schon zu spät sein, denn ich glaube, der Bursche ist schon zu sehr von , seinem eigenen Bruch überzeugt, als daß er noch eiu-

zuschüchtern wäre. Es ist jedoch möglich, daß noch etwas Warenvorräte vorhanden sind, und es lohnt ^ jedenfalls den Versuch, sich derselben zu bemächtigen."

Können Sie den Burschen nicht verhaften, Mr. Satter?

,,Nein, das geht nicht, Mr. Spittleboy, außer auf eine beschworene Aussage, daß der Schuldner ! die Absicht habe, in betrügerischer Absicht das Land zu verlassen. Ich halte die ganze Sache für eine ^ ziemlich verlorene, wenn wir nicht einige von den Waren finden können, und selbst in diesem Falle, ' wenn Sie mehr haben wollten, als die Pfändung für den Betrag der ersten Tratte, können Sie dies nur auf beschworene Aussage hin, daß der Ankauf in betrügerischer Absicht geschehen sei, und nicht auf Grund einer Schuldklage hin erzielen."

Ich bin bereit, diese beschworene Anschuldi­gung zu erheben."

Schon gut. Ich werde also um 3 Uhr nach Meddleton abreisen; alle Papiere will ich besorgen und Ihnen dann anrufen, sobald ich Sie brauche. Wo sind Sie abgestiegen?"

Im Cityhotel."

Ich verabschiedete mich von Mr. Spittleboy und richtete mich zu meinem Ausflug d. h. ich nahm mein Mittagbrot ein, fertigte einen Verhaftsbefehl für einen der Polizeibeamten von Meddleton aus, den ich zu­fällig kannte, und begab mich dann nach dem Bureau des Advokaten Bryant. Der Alte ließ sogleich seine Bücher und Schriften stehen und gab mir die ver­sprochenen Winke. Er schien durch einen der zahl­reichen geheimen Kanäle, durch welche alle Arten von merkwürdigen Nachrichten einem Advokaten zu Ohren kommen, erfahren zu haben, daß Tupley neuerdings eine große Menge Waren zu sehr niedrigen Schleu­derpreisen gegen achtthätige Zahlung verkauft hatte; daß diese Waren abgegangen und nun außer dem Bereiche waren; daß verschiedene Gläubiger Tupleys in Newtown ebenfalls im Besitz der Winke waren, welche Drymeat Killem und Comv. allein erhalten zu haben wähnren, und daß verschiedene Justizbeamte auf Tupley in Hardup warteten, und mehrere ihn ! sogar in Meddleton selbst packen wollten; daß der­selbe ohne Zweifel irgendwo in der Umgebung jener Stadt versteckt war und eine bedeutende «Lumme ^ Geldes bei sich hatte; daß die Beschlagnahme von ' Waren thöricht war, und das einzige vernünftige Hilfsmittel darin bestand, ihn fcstzuuehmen und durch Drohungen zu teilweiser oder voller Bezahlung zu ! zwingen. Zugleich erfuhr ich, John Tupley sei ein ! stämmiger, rühriger, streitsüchtiger Bursche, eine wahre Kratzbürste, und die Hoffnung auf Bezahlung einer Schuld eine höchst problematische; auch habe Tupley noch eine Art Affocie oder Spießgesellen in Hardup, einen gewissen Thomson, der aber ein allzu schlauer und geriebener Spitzbube sei, um etwas aus ihm her­auszubringen.

Ist Tupley verheiratet?" fragte ich.

Bryant bejahte und meinte:es sei doch über­raschend , daß der größte Schurke unter der Sonne immer noch ein Weib finden könne, das thöricht ge­nug sei, ihn zu nehmen."

Alsdann kann er möglicherweise noch zu Hause versteckt sein," sagte ich:oder halt! da fällt mir , etwas anderes ein: ich kann von ihr herausbringen,

, wo er ist."

Das möchte ich zwar bezweifeln, aber es lohnt doch die Mühe eines Versuchs," sagte Bryant. 'Und noch Eins: bedingen Sie sich bei den Gläu­bigern aus Newtown die Hälfte oder drei Vierteile ' an der Summe aus. zu welcher Sie ihnen verhelfen. Sie würden in jedem Augenblick ihre Ansprüche um zehn Prozent ablassen."

Ich danke für den Wink, Mr. Bryant, ich will daran denken, falls ich nicht mit einer Tracht Prügel abgespeist werden sollte. Guten Tag."

(Fortsetzung folgt.)

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Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. Druck und Berlag der G. W. Aais e r'schen Buchhandlung in Nagold.