Amts- und Intelligenz-Blatt für de« Oberamts-Bezirk Nagold.

Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, Donners- H/»^ tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier

7(ohne Trägerlohn) 80 4, in dem Bezirk 1^ 4, außerhalb des Bezirks 1 ^ 20 4. Monats­abonnement nach Verhältnis.

Samstag den 7. Zuli

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bei mehrmaliger je 6 4. Die Inserate muffen 1 O 'spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der 4.000» ! Herausgabe der Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

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mit dem Unterhaltungsblatt:

Das Plauderstübchen" kür üs.8 III. tzuartal

können bei allen Poststellen bezw. den betreffenden Postboten gemacht werden.

Dem inserierenden Publikum zu r gefl. Kenntnisnahme!

Inserate, die in einer bestimmten Nummer Aufnahme finden sollen, müssen immer am Tage Vor dem Druck des Blattes, also für das Menstagblatt am Sonntag, Donnerstagblatt am Dienstag, Samstagblatt am Donnerstag der Druckerei aufgegeben sein. Später eiutreffende Inse­rate können nicht mit Sicherheit aus die Auf­nahme in die bestimmte Nummer rechnen.

Expedition des Gesellschafters.

Die niedere Dicnstprnfnng im Departement des Innern haben n. a. bestanden; Engen Burger von Birkcnfeld, Adolf Henßlcr von Altensteig Stadt, Christian Heinrich Horsch von Wildbcrg, Karl Friedrich Kercher von Frcu- denstadt, Karl Raible von Horb, Hermann Roh von Gröm- bach, Johannes Schaible von Gaugenwald, Emil Wilhelm Ziegler von Calw.

Der Geometer und Gemeinderat Johann Martin Gärttner von Gärtringen wnrde znm Ortsvorsteher dieser Gemeinde ernannt.

Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

ff Nagold. (Musikalisches.) Am Samstag den 7. Juli, abends '/s8 Uhr geben 3 Mitglieder des Kgl. Hoftheaters in Stuttgart, die HH. Neu­meister, Spoh r und Schiller, ein Konzert im Seminar. Das Programm enthält Nummern aus Wagner's Tannhäuser und Lohengrin, von Liszt, Raff, Chopin u. a. Die von früheren Jahren her bekannte Leistungsfähigkeit der Künstler verspricht einen genußreichen Abend und wünschen wir den HH. zahlreiche Zuhörer.

* Nagold. Die Heuernte schreitet in unse­rer Gegend bei der Ungunst der Witterung langsam fort. Was eingebracht wird, hat an Aroma lind Farbe verloren. Die Quantität ist unterm mittleren Ertrag, da das Bodengras fehlt. Wir machen dar­auf aufmerksam, daß es sich empfiehlt, in das nicht ganz dürr eingebrachte Futter Salz zu streuen, wo­durch es vor dem Verderben bewahrt und fürs Vieh unschädlich gemacht wird.

Stuttgart, 1. Juli. In ihrer heutigen Plenarsitzung hat die Handels- und Gewerbekammer nachstehendes Telegramm an Staatsminister Dr. Freiherrn v. Mittnacht in Friedrichshafen abgesandt: »Für die württembergische Industrie stellt die soeben eingetretene Ermäßigung der Kohlenfrachtsätze eine so erfreuliche Förderung dar, daß die heute zur Sitzung versammelte Handelskammer einstimmig beschlossen hat. Euer Excellenz ihren ehrerbietigsten Dank für die Herbeiführung dieses hochbedeutenden Schrittes ouszudrücken."

Stuttgart, 5. Juli. Wie aus Petersburg gemeldet wird, ist die russische Kaiserfamilie nach dem finischen Archipel abgereist. Damit würde sich die Nachricht bestätigen, daß die Entrevue zwi­schen Kaiser Wilhelm und dem Zaren auf Schloß

Peterhof sich vollziehen werde. Wie man nunmehr hört, ist für den Besuch eine Dauer von drei bis vier Tagen in Aussicht genommen. Die russische Presse begrüßt die Zusammenkunft. In Petersburg sind große Festlichkeiten, auch militärischer Art, ge­plant. (W. Ldsztg.) i

Kein Wunder, wenn heutzutage die! Zeitungen so schnell geschrieben, gedruckt und in ^ die Welt geschleudert werden; denn morgen vielleicht j schon ist vieles nicht mehr richtig und wahr, was sie heute bringen müssen. Müssen, weil kudliorm tvran- nu8 ist. Viele Leser nehmen's übel, wenn ihnen nicht jedes Gerücht brühwarm berichtet wird, auch wenn das Gerückt den Todeszug an der Stirne trägt; sie wollen nichts unterschlagen haben. Trifft's freilich morgen nicht mehr zu, so nennen sie's unge­niert eine Lüge, im besten Fall eine Ente, dann heißt's:gelogen wie gedruckt." Ein Wunder, daß der Papst noch keinen Zeitungsschreiber unter die Heiligen ausgenommen hat; wunderliche Heilige wür­den sie zwar sein, aber Märtyrer sind sie jedenfalls.

In dem Leipziger Prozeß gegen bie Va- terlandsverräter Metz und Appel in Straßburg spielt der Elsässer Cabannes, der vor etwa einem halben Jahr zu vierjährigem Zuchthaus verurteilt worden ist, eine große Rolle. Durch seine Hand gingen die verräterischen Papiere an den Obersten Vincent im Kriegsministerium zu Paris, durch seine Hand auch die Gelder für den Verrat. Dixtz bekannte sich vor dem Reichsgericht in Leipzig für schuldig, dreimal Militärgeheimnisse, namentlich über die Art der Mo­bilmachung, an Oberst Vincent geschickt und durch Cabannes 1000 Frks. dafür erhalten zu haben, spä­ter habe er die Papiere an Cabannes gegeben und 500 Frks. dafür erhalten; einen Teil der Geheim- »papiere habe er mittelst Nachschlüssels aus dem Geld­schrank seines Vorgesetzten entnommen und abgeschrie- Ven; er sei, klagte er, in Not gewesen, denn er habe 11 Kinder gehabt. Metz, aus Culmbach, hat die Lateinschule - in Bayreuth besucht, wurde Korporal im 13. bayrischen Infanterieregiment, später Schaffner und zuletzt Bureauarbeiter in Straßburg. Angeklag­ter Appel, Färbermeister in Straßburg, war früher Sergeant in der französischen Mdbilgarde. Er hat seine Verrätereien durch die Hand Cabannes gehen i lassen; er leugnet alles, was ihm Schuld gegeben ! wird und nennt Cabannes, der ihn denunziert hat, einen elenden Verräter. Appel hat häufig mit Ca- ! bannes und Metz persönlich verhandelt und durch seine Hände sind auch viele Sendungen nach Paris gegangen; er war vollständig eingeweiht in die Dinge.

Leipzig, 5. Juli. Die Plaidoyers im L a n- ! desverrats-Prozeß fanden unter Ausschluß der ! Oeffentlichkeit statt. Der Reichsanwalt Galli bean- ? tragte gegen Metz 14, gegen Frau Metz 7, gegen Appel 6 Jahre Zuchthaus. Die Urteilsverkündigung wird Montag Mittag 12 Uhr stattfinden.

In Straß bürg ist das Gerücht verbreitet, Kaiser Wilhelm beabsichtige im Oktober das Reichs­land zu besuchen. Nahrung erhält das Gericht durch die Nachricht, daß an die Bauleitung des Straßbur­ger Kaiserpalastes die Weisung gelangt ist, die Ar- , beiten derartig zu beschleunigen, daß der Palast vom Oktober ab bewohnt werden kann.

Berlin, 2. Juli. Der Bundesrat nor- ^ mierte in dem Arbeiter-Jnvaliden-Gesetz die Rente auf 120 ^ nach fünfjähriger Karenzzeit mit Ansteigen bis zu 250 ^

^ Die Thronreden, mit welchen derKaiser den j Reichstag und den preußischen Landtag eröffnet hat,

sind am Montag früh an allen Straßenecken in Berlin öffentlich angeschlagen worden. Ueber die Abfassung der Thronreden teilt ein rheinisches Blatt mit, daß der Autor des AufrufesAn mein Volk!" der Ministerialdirektor Lasse sei. Die Reichstags­thronrede ist in der Hauptsache vom Kaiser verfaßt; die Stellen über die Botschaft Kaiser Wilhelm's I. und die Auswärtige Politik sollen vom Fürsten Bis­marck herrühren/ Der Verfasser der preußischen Thronrede ist der bisherige Unterstaatssekretär und jetzige Minister des Innern, Herrfurth.

Die Ernennung des llnterstaatssekre- tärs Herrfurth zum Minister des Innern hat allgemein überrascht, da man angenommen hatte, daß nur ein Mann mit klangvollem Namen und ausge­prägter Parteistellung zum Nachfolger des Herrn, v. Puttkammer berufen werden könne, während der AuS- erwählte bisher so gut wie gar nicht in den Vorder­grund der politischen Bühne getreten ist. Herr Herr­furth ist seit langer Zeit im Ministerium des Innern beschäftigt, in dem er seine Karriere gemacht hat; er genießt den Ruf eines bedeutenden Arbeiters, ist schriftstellerisch durch ein Werk über Kommunalbe- steuerung und Steuerstatistik rühmlich bekannt, hat aber, und das verdient hervorgehoben zu werden, nie für einen Streber gegolten und wahrscheinlich bis vor wenigen Tagen am wenigsten daran gedacht, daß er zu so hoher Stellung berufen werden könne. Da sich Herr Herrfurth bisher stets als ein Mann von gemäßigter, über jede einseitige politische Auffassung erhabener Gesinnung erwiesen hat, der seine Ansichten stets rein sachlich und ohne polemische Schärfe zu vertreten verstand, so ist anzunehmen, daß die maß­gebenden Parteien dem Nachfolger des Herrn v. Puttkammer sympathisch gegenüber stehen.

Die Krankheitsgeschichte Kaiser Fried­richs ist von den beteiligten Aerzten jetzt in offiziel­ler Form zusammengestellt. Das Manuskript wird indessen'noch streng geheim gehalten, und alle an­geblichen Mitteilungen daraus sind lediglich wertlose Vermutungen.

In Berlin ist eine Deputation der Deutschen aus Petersburg eingetroffen, welche einen 1000 Rubel kostenden silbernen Lorbeerkranz für Kaiser Friedrichs Sarg überbringt.

Berlin. Die Kaiserin-Witwe Viktoria hat jeder schulpflichtigen Tochter der Ueberschwemmten in Elbing ein Geschenk überwiesen, bestehend in einem verschließbaren Kästchen mit allen Nähutensilien.

Berlin, 2. Juli. Der Reise des Prinzen Heinrich an die Höfe von Dänemark und Schwe­den wird eine politische Bedeutung beigelegt, l Berlin, 3. Juli. Nach derNat.-Ztg." ! wird sich der Kaiser am 13. Juli in Kiel ein- ! schiffen und, von einem Geschwader unter dem Be- ! fehl des Prinzen Heinrich begleitet, von da die ! Reise nach Petersburg antreten. In Petersburg sol- - len Vorbereitungen getroffen werden, um dem deut- ! scheu Kaiser ein großes militärisches Schauspiel bie­ten zu können.

! Berlin, 3. Juli. Der Staatsminister Graf ; Herbert Bismarck, nicht der Reichskanzler, begleitet den Kaiser nach Petersburg.

> Der Reise des deutschen Kaisers naöh ^ Petersburg wird jetzt selbst in den politischen Krei- ! sen große Tragweite beigelegt, die ursprünglich ge- ^ neigt waren, in derselben nur einen Akt der Cour- ! toisie zu erblicken. Insbesondere sind es die engli-

> schen Blätter, welche die Wichtigkeit der Entrevue ! hervorheben, aber in durchweg günstigem Sinne

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