Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, Donners- H/» tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier

/»- FF. (ohne Trägerlohn) 80 --t, in dem Bezirk 1.6,

^ * außerhalb des Bezirks 1 ^ 20 -t. Monats­

abonnement nach Verhältnis.

Dienstag den 3. Zuli

H JnsertionSgebühr für die Ispaltige Zeile aus ge- S wShnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S ^ . ! bei mehrmaliger je 6 Die Inserate müffen H OOO s spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

Bestellungen

auf den

mit dem Unterhaltungsblatt:

Das PlauderstLbchen"

kür äs.» III. Quartal

können bei allen Poststellen bezw. den betreffenden Postboten gemacht werden.

Die erledigte evangelische Pfarrei Nehren, (Tübingen) wurde den: Pfarrer Grötzinger in Simmersfeld (Nagold) übertragen.

Tages-Nerrigketten.

Deutsches Reich.

s. N a g o l d, l. Juli. Die Erledigung des Stadtschultheißenamts hat die Stadtgemeinde vor eine ernste Entscheidung gestellt. Wer soll künftighin an der Spitze der städtischen Verwaltung ste­hen und wie ein guter Hausvater in Thun und Lassen für das allgemeine Wohl sorgen? Wessen Einsicht und Pflichttreue vertraut man Recht und Gesetz in der Gemeinde an? Wen beruft man als Pfleger und Wächter der öffentlichen Ordnung und guten Sitte? Wer ist der würdigste Vertreter der Stadtgemeinde nach außen? Auf diese Fragen soll die Bürger­schaft am Tage der Wahl die entscheidende Antwort geben. Ist da nicht ernste Prüfung notwendig? Weil es aber den einzelnen Bügern schwer werden dürfte, die zahlreichen Bewerber in vergleichender Durch­musterung ihrer Eingaben und Zeugnisse auf ihre Tüchtigkeit und Vertrauenswürdigkeit zu prü­fen, so wurde ein Komite eingesetzt, das diese Arbeit zum allgemeinen besten besorgen soll. Das­selbe besteht aus 4 Gemeinderäten: Sannwald, Schuon, Knödel, Mayer, aus 4 Mitgliedern vom Bürgerausschuß: Becker, Klein, Steph. Schaible, Sckiolder, und aus 9 weiteren Mit­gliedern: G ei gle, Fabrikant, Pflomm, Kaufmann, Schwarzmayer, Seminaroberlchrcr, Lutz, Schrei­ner, I. Grüninger, Schuhmacher, Ehr. Harr, Seifensieder, Schuon, Waldschütz, Weitbrecht, Tuchmacher, Weimer, Steinhauer. Es sind also alle Kreise der Bürgerschaft im Komite

vertreten. Seine Aufgabe erblickt es darin, nach Ab­lauf des Meldungstermins die einzelnen Bewer­ber auf Grund ihrer Eingaben und etwaiger Privatnachrichten zu vergleichen, die tüchtig­sten derselben nach bester Einsicht und Un­parteilichkeit auszuwählen und diese der Bür­gerschaft als Wahlkandidaten vorzuschlagen. Dabei sollen Farnilieiwerbiirdrtngen oder freundschaftliche Beziehungen und Be­kanntschaften ganz außer Betracht bleiben und nur die Rücksichten auf das allgemeine Wohl der leitende Beweggrund sein. Daß aber durch diese Vorschläge die Bürgerschaft vom Komite nicht bevormundet werden will, sondern jeder einzelne Bürger die freie Wahl hat zu wählen, wen er will, das versteht sich von selber. Doch giebt man sich der Hoffnung hin, die Bürgerschaft werde die Dienste

des Komites schätzen, die Vorschläge desselben abwarten, ehe sie zu Gunsten des einen oder des andern Kandidaten Stellung nimmt, und in der ganzen Wahlsache in pflichtbewußtem Gemeinsinn darauf bedacht sein, daß nicht irgendwelche persönlichen Bestrebun­gen und felbfüchtigen Zwecke gelingen, sondern das wahre öffentliche Wohl gefördert werde.

* * Nagold, 2. Juli. Am letzten Feiertag den 29. vor. Monats fand hier das Jahresfest des Kinderrettungs- und Bibelvereins unserer Diöcese statt. Nachdem die Pfleglinge des erstge­nannten Vereins, die mit ihren Pflegeeltern erschie­nen, im Gasthof zum Hirsch gespeist worden waren, zogen dieselben zur Festfcier in die Kirche. Nach Verlesung von Psalm 33 sprach Dekan Schott das Eingangsgebet, worauf Pfarrer Werner von Noth­felden die Festrede für den Kinderrettungsverein über Joh. 10 hielt. In derselben wurde die Frage: Wie kann unser Verein seiner Aufgabe, die er sich zum Ziel gesetzt hat, Nachkommen? dahin beantwortet: Wenn er selbst ein Werkzeug der Hirtentreue Jesu Christi wird und wenn auch die ihm anvertrauren Kinder sich von dieser Hirtenliebe treiben lassen, auf ihre Stimme zu hören und ihr zu folgen. Dem hierauf folgenden Bericht entnehmen wir: der Verein hat gegenwärtig 36 Kinder in seiner Pflege. Beim Feste waren erschienen: 20 Knaben, 13 Mädchen. Die Einnahmen beliefen sich auf 2014 ^., die Aus­gaben auf 1873 so daß ein kleiner Kaffenvorrat von 141lL vorhanden ist, wozu noch das Festopser mit 46 ^ 92 ^ kommt. Helfer Finckh hielt so­dann mit den Vereinskindern über denselben Text eine ansprechende Kinderlehre. Pfarrer Müller von Ebhausen berichtete über den Hilfsbibelverein. Es wurden durch denselben vom 1. Apr. 18871888 verbreitet: 144 Traubibeln, 94 Schulbibeln, 20 engl. Bibeln und 540 Neue Testamente. Die Einnahmen betrugen 1346 ^ (Erlös aus Bibeln 683, Refor- mationssestopser 282, sonstige Beiträge und Kollekten 381 c/A), die Ausgaben 945 c/A, so daß der Bibel­anstalt in Stuttgart ein freier Beitrag von 300 zufließen konnte. Die hierauf folgende treffliche Fest­rede desselben Redners behandelte das Bibelwort: Matth. 24, 35 (Himmel u. Erde werden vergehen w.). Es wurde der zahlreichen Festversammlung zugerufen: Haltet die Bibel hoch, denn sie enthält das Wort Gottes mit seiner unvergänglichen Dauer, seinem un­endlichen Wert und seiner unverwüstlichen Kraft! Nach der kirchlichen Feier, die von 1*/s4 Uhr dauerte, wurden die Kinder nochmals bewirtet und mit Rätsel­fragen unterhalten, auf deren richtige Lösungen kleine Preise gesetzt waren.

Wildbad, 28. Juni. Begünstigt vom herr­lichsten Wetter nimmt die heurige Badsaison den glänzendsten Verlauf; jetzt schon weilen über 2000 Kurgäste hier, etwa 400 mehr als im Vorjahr um diese Zeit.

Stuttgart, 30. Juni. Die Fachausstellung für Brauwesen wird morgen abend abgeschlossen.

^ Es ist nur eine Stimme darüber, daß dieselbe für das Brauereigewerbe von einer geradezu epochemachen­den Bedeutung ist, und sie ist deshalb auch für alle Fachleute fortwährend ein Gegenstand eingehendsten ^ Studiums. Gestern wurde die Ausstellung von ^ Prinz und Prinzessin Wilhelm und Herzog Albrecht von Württemberg besucht.

Göppingen, 26 Juni. An Beiträgen für das Nationaldenkmal auf dem Hohenstaufen wurden nach demSchw. M." bis jetzt gezeichnet: in Göp­pingen 27 000, in Gmünd 16 000 und in Hohen­staufen 2000 ^, ca. weitere 20000 ^ aus den obigen 2 Städten und der Umgegend werden noch in Aussicht genommen. Es tritt nun zunächst die Aufgabe an das Hohenstaufen-Komite heran. die deutsche Künstlerwelt mittels Konkurrenz-Ausschreibens zur Beteiligung an der Sache durch Einreichung von Denkmals-Entwürfen aufzuforden. An einem Gelingen des Planes ist nicht mehr zu zweifeln, umsomehr als das Interesse an der Sache auch in entfernteren Gegenden ein immer regeres zu werden beginnt.

Münsingen, 28. Juni. Vorgestern abend hat ein Hagelwetter die Markungen Ennabeuren, Sontheim, Feldstetten, Suppingen hart betroffen und ganz erheblichen Schaden angerichtet.

Auf dem Welzheimer Wald beginnt jetzt die Heidelbeerernte. Die Brenner bezahlen für 1 Simri (20 Liter) 1 Mark, wodurch den Kindern bei einigem Fleiß ein hübscher Lohn zufällt.

! Frankfurt a. M., 29. Juni. Die Fr. Ztg. meldet aus Budapest: Kaiser Friedrich ! hinterließ dem Nuntius Galimberti ein wert­volles Geschenk als Anerkennung für seine Bemühun­gen um den Kirchenfrieden.

Köln, 28. Juni. DieKöln. Ztg." behaup­tet. König Wilhelm habe den Schlußsatz der Thron­rede:Der König ist des Staates erster Diener", aus eigener Initiative ohne jede Anregung von außen gewählt.

In Erfurt haben erwachsene Taubstumme einen Verein gegründet, welcher bis jetzt 25 Mitglie­der zählt. Der Zweck des Vereins ist, Geselligkeit und Bildung zu fördern.

Berlin, 27. Juni. In der Zentrumspresse wird die Thatsache besprochen, daß die katholischen Fürsten Bayerns und Sachsens bei der Eröffnung des Reichstages nicht dem katholischen Gottesdienst in der Hedwigskirche, sondern dem protestantischen in der Schloßkapelle beiwohnten. Die Entscheidung hierüber soll derKöln. Ztg." zufolge der Prinz­regent dem König von Sachsen überlassen haben. Dieser zog es vor, mit sämtlichen übrigen deutschen > Fürsten an dem protestantischen Gottesdienst Teil ! zu nehmen.

! Berlin, 28. Juni. Die Reise Kaiser Wil- ! Helms nach Petersburg soll wahrscheinlich sein. Nach ! derGermania" soll sie im Laufe des Monats Juli ! stattfinden und von Kiel aus zur See unternommen ! werden. Kaiser Wilhelm beabsichtigt danach mit einem acht Schiffe umfassenden Geschwader, unter dem Kommando des Prinzen Heinrich, die Fahrt nach Petersburg zu machen.

j Berlin, 29. Juni. Die Nationalztg. bezeich- l net die Tage vom 10. bis 15. Juli als wahrschein­lich für die Zusammenkunft des Kaisers mit dem Zaren. Der Ort der Begegnung und der Weg des Kaisers stehe noch nicht fest. Ausländi- , sche Blätter melden, daß die Reise zur See von Kiel aus unter dem Oberbefehl des Prinzen Heinrich und auf der Jacht Hohenzollern gemacht werden soll. SeMvexstimdlich wird ein glänzendes Ge­schwader der Jacht das Geleit geben. (Nach dem Standard wird Kaiser Wilhelm mehrere Tage in Petersburg verweilen und es würde eine Reihe großartiger Festlichkeiten zu seinen Ehren veranstal- ^ tet werden.) Daß Kaiser Wilhelm auch den Kaiser