Amts- und Intelligenz-Blatt für de« Oberantts-Bezirk Nagold.

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Samstag den 16. Juni

Jusertionsgebühr für die Ispaltige Zeile aus ge-§ wöhnltcher Schrift bei einmaliger Einrückung S 4,j , .

bei mehrmaliger je 6 4. Di« Inserate müffen! 1 spätestens morgens 8 Uhr am Lage vor der. L.OOO, Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben > sein.

Amtliches.

Nagold. ;

Die Ortsvorsteher

soweit dieselben noch im Rückstände sind wer- i den an die Einsendung des Berichts betreffend statt- > stische Erhebungen über die Verbreitung der Tuber­kulose (Perlsucht) des Rindviehs an Herrn Oberamts­tierarzt Wallraff in Nagold, welche Berichter­stattung auf den 2. d. Mts. verfallen war zu vergl. Min.-Erlaß vom 24. Febr. d. I. Nro. 1193 Miu.-- Älrntsblatt S. 65 ff. hiedurch dringend erinnert. Fehlanzeigen werden erwartet.

Den 13. Juni 1888.

K. Oberamt.

Amtm. Marquart, g. Stv.

örhrrrloaforkuz

in Rohrdorf, Mittwoch 20. Juni, Anfang 9 Uhr.

Tagesordnung: !

1).. Musikalisch: !

1) Orgelstück. z

2) Gemischter Chor: Geh' aus mein Herz u. s. w. ^

3) Männerchor: Die Himmel rühmen u. s. w. !

Heim Nr. 25. l

4) Mannerchor: Freuet euch der schönen Erde ^ u.s.w. Wühler-Dölker Nr. 37, S. 133. !

5) Orgelstück. !

II. Referate und Lehrproben : ^

1) Zur Besprechung des 2. Aufs.: Referat über Pestalozzis Schwanengesang.

2) Lehrprobe: Anschauungsunterricht und Aus­satzvorbereitung.

3) Lehrprobe : Turnen.

4) Besprechung des 1. Aufsatzes mit Referat über Begriffsbestimmung.

_ Kons.-Dir. Finckh.

Der Schul-, Meßner- und Organistendienst inUntcr- thalheim ist dem Schullehrer König in Hcilbronn über­tragen worden.

Tages-Nerrigkeiten.

_ Deutsches Reick _

(Privattelegr. des Gesellsch.)

Stuttgart, IS. Juni, 1 Uhr S Min. nachm

Potsdam. Kaiser Friedrich ist um 11 Uhr 15 Min. sanft entschlafen.

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* Nagold, 15. Juni. Wie wir vernehmen, hat Hr. Stadtschultheiß Engel seine Stelle als Ortsvorstand hier wegen hohen Alters (er zählt 79 Jahre) und Kränklichkeit niedergelegt. Er begleitete dieses Amt seit 1848 mit seltenem Eifer, Treue, Ge­wissenhaftigkeit und Geschäftskenntnissen, dabei aber mit einer Nachsicht gegen Fehlende, daß man seinen Charakter oft nicht ganz mit Unrecht identisch mit seinem Namen aufzufaffen beliebte. Möchte ihm da­her noch ein ruhiger, sorgenloser Lebensabend beschie- den sein! Allgemein herrscht in der Bürgerschaft der Wunsch. daß ein möglichst unabhängiger, von Verwandten nicht beeinflußter Kandidat einstens aus der Wahlurne hervorgehen möge.

- - . Stuttgart. 12. Juni. Heute ward da? 45. Jahres- fcst des wurtt. Hauptvereins für die Gustav-Adolf-Stiftung mit der Versammlung des Ausschusses cingcleitct. die zahl­reich besucht war von Abgeordneten der Zweigvcreine, Ver­

tretern der Diaspora, Ehrengästen u. s. w. Den Vorsitz

führt Stadtpfarrer Lauxmann. Als Festgabe der Stadt Stuttgart u. s. w. wurden baar übergeben 6826 4t, wovon 4150 4c für auswärtige Gemeinden, das letzte Viertel für Württemberg verwendet werden soll. Die Einnahmen des Vereins bezifferten sich 1887 auf 92 345 4t 3 4. Für Gaben mit besonderer Bestimmung rc. wurden verausgabt 22 543 4t 16 4 und 18 661 5 4 an den Zentralvorstand nach Leipzig

übersandt, so daß für den württ. Verein zu seiner freien Ver­fügung noch 51140 82 4 verbleiben. Verausgabt sind

davon 14 770 4t 97 4 und über den Rest von 36 369 4s 85 4 verfügte die Versammlung nach dem Vorschläge des Vorstands. Es kcmmen davon auf irürtt. Gemeinden 22 539 4t 85 4, auf anSwärtige nach Oesterreich, Frankreich, Brasilien Spanien, Algerien, Türkei u s. w. 13830 4s. Morgen findet der Festgottesdienst statt, bei welchem Hofprediger Fromme! (Berlin) die Festpredigt hält.

Stuttgart, 15. Juni, Nachts. (Privattelegr. d. Gesellsch.) Die Lungenentzündung desKaifers ist von den Aerzten festgestellt. Man wird sich der niederbeugenden Erkenntnis nicht mehr verschließen dürfen, - eine Katastrophe baldigst eintreten kann.

Vom Bodensee, 11. Juni. Der Bodensee steigt immer noch; vom 2. bis 8! Juni wuchs die kolossale Wasserfläche um 19 Zentimeter. Die Ge­wässer drohen stellenweise überzulaufen und macht sich namentlich an den nahegelegenen bewohnten Or­ten Druckwaffer in den unteren Räumen bemerkbar. Da das Seeniveau sehr hoch ist, wird auch der stark im Wachsen begriffene Rhein am Abfluß gehindert. Der Rhein hat eine Höhe erreicht, wie seit der Ueber- schwemmung von 1885 nicht mehr; im Rheinquar­tier in Rheineck sind die Keller der Wohnungen be­reits unter Wasser.

Aus vielen Gegenden Süddeutschlands liegen schlimme Berichte über dort in den letzten Tagen niedergcgangene Gewitter vor. In Bayern haben Ha­gelschläge großen Schaden angerichtet. So wurde in den Gärten bei Deggendorf Alles zusammengeschlagen, ebenso in einigen Orten bei Straubing. Bei Eich­städt wurden die Fluren Ried und Binsenhardt voll­ständig vernichtet und sogar das Erdreich wegge­schwemmt. In Oberfranken wurden zahlreiche Ort­schaften heimgesucht, ebenso Nnterfranken in geradezu verheerender Weise. Es fielen förmliche Eisbrocken, die an manchen Stellen haufenweise lagen. In der Rheinpfalz hat der Hagelschlag besonders an den Weinbergen einen ziemlich bedeutenden Schaden an­gerichtet. Das Getreide hat weniger Schaden gelit­ten. In Mannheini und Umgegend, besonders in Ladcnberg, war das Gewitter von starkem Sturm begleitet, der Bäume entwurzelte, Dächer abdeckte u. s. w. Auch aus dem übrigen Baden und aus Wärt- i temberg werden Gewitter gemeldet.

In ganz Bayern ist das diesjährige Muste­rungsergebnis am besten in Bamberg ausgefallen. Da wurden von 207 Stellungspflichtigen nur 2 als untauglich für das Militär befunden.

In Dresden fand am letzten Sonntag eine freisinnige Parteiversammlung statt, in welcher die Herren Al. Meyer und Munckel-Berlin sprachen. Der Reichstagsabg. Meyer sprach die Hoffnung aus, daß einmal ein deutschfreisinniger Minister die Ge­schicke des Deutschen Reiches leiten werde. Nach ihm kam ein Sozialdemokrat zum Wort, welcher entgeg- nete, seine Pariei hoffe vielmehr, die Zügel dereinst in die Hand zu bekommen; die Freisinnigen hätten kein Recht, so üppig aufzurreten. Denn wenn nicht schließlich die Sozialdemokraten bei den Stichwahlen ihnen beigesprungen wären, so hätten die Freisinni­gen nicht einmal in ihrer jetzigen geringen Zahl in den Reichstagssaal einziehen können.

Straßburg, 12. Juni. Wie wir aus zuver­

lässiger Quelle erfahren, ist an der ganzen Geschichte

über die jüngste Grenzverletzung kein wahres Wort. Die Behauptung desProgrös de l'Est", daß der Bahnwärterin von Saint-Ail 'eine Aufforderung zur Vernehmung von der deutschen Behörde zugegangen sei, ist eine niederträchtige Lüge.

Metz, 11. Juni. Eine Erleichterung des Paßzwanges ist für eine Reihe französischer Grenz­orte getroffen. Es ist nämlich eine Ausschreibung derjenigen französischen Nachbargcmeinden der Reichs­landsgrenze, denen der freie Verkehr mit diesseits gelegenen, gleichfalls mit Namen aufgeführten Ge­meinden , fast ausschließlich Dorfgemeinden, gestattet wird, erfolgt. Im Ganzen sind es 76 französische Marktflecken, deren Bewohner ohne Paß mit den nächstgelegenen deutschen Ortschaften Verkehr pfle­gen können.

Colmar, 13. Juni. Weinpantscher. Von der Straf­kammer des K. Landgerichts wurde heute der Weinhändler Ernst Uhry von Scherweiler wegen Weinfälschung zu der Gefängnisstrafe von 4 Monaten, zu einer Geldstrafe von 1000 4L und in die sehr bedeutenden Kosten des Verfahren? (ca. 1300 4L) verurteilt.

Berlin. 12. Juni. Die nationalliberalen Hamburger Nachrichten" schließen einen Artikel über den Rücktritt des Herrn v. Puttkamer mit dem Satz, daßdie Bestätigung der Gerüchte, der Kaiser teile freisinnige Anschauungen, zu einer höchst bekla­genswerten Entfremdung zwischen dem Monarchen und der weit überwiegenden Mehrheit deS deutschen Vol­kes führen müßte."

Berlin, 13. Juni. Konservative Berliner beschlossen, dem Minister v. Puttkamer in einer Adresse ihren Dank und ihre Sympathie auszudrücken.

Wie der Berl. Börs.-Kurier mitteilt, ist schon am vorigen Freitag der freikonservative Abg., Geh.- Rat Frhr. v. Zedlitz-Neukirch zum preußischen Minister des Innern vom Kaiser ernannt worden. (?)

Berlin, 12. Juni. Es scheint leider kaum mehr zweifelhaft, daß für den kranken Kaiser neue Komplikationen bevorstehen. Das Befinden des erlauchten Patienten hat sich, Gott seis geklagt, seit gestern erheblich verschlechtert, wie folgendes heute Morgen 9 Uhr ausgegebene offizielle Bulletin zur traurigen Gewißheit macht: Bei Sr. Majestät dem Kaiser und König haben die Schling­beschwerden zugenommen, so daß die Ernäh­rung schwierig wird. In Folge dessen suhlt sich Se. Majestät schwächer als bisher. Die 'Schlingbeschwerden", die den Kaiser gegen­wärtig heimsuchen, sind anderer Natur als diejenigen,

, welche ihm vor längerer Zeit zu schaffen machten und die Folge einer Rachenentzündung waren, die sich der Kaiser einfach durch Erkältung zugezogen § hatte. Die jetzt aufgetretenenSchlingbeschwerden sind eigentlich Schluckbeschwerden und entstehen da­durch, daß Speiseteilchen beim Schlucken in die Luft­röhre, statt in die Speiseröhre geraten, oder, wie man im gemeinen Leben zu sagen pflegt, daß sich der Kaiserverschluckt", daß ihm etwasin die un- rechte Kehle kommt." Jedermann kennt den äußerst unangenehmen, heftigen und oft geradezu angreifen­den Husten, der auf ein solchesVerschlucken" auch bei Gesunden notwendiger Weise erfolgen muß. Bei dem Zustande des Kaisers macht sich solch ein Hu­stenanfall natürlich in viel schlimmerer Weise geltend.

Berlin, 12. Juni. Die Erleichterung, welche in dem Befinden des erlauchten Kranken heute nach mittags eintrat, geschah, nachdem der Kaiser Speise ^ zu sich genommen hatte. Diese Speise, die aus flüs-