Der Gesellschafter.

Amts- und Jutelligeuz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

^ Erscheint wöchentlich 3 malr Dienstag, Donners- A/- ^ tag nnd Samstag, und kostet vierteljährlich hier

/Vs ßHKtz (ohne Trägerlohn) 80 in dem Bezirk 1

außerhalb des Bezirks 1 ^ 20 Monats­abonnement nach Verhältnis.

Dienstag den 12. Juni

Jnsertionsgebühr für die Ispaltige Zeile aus ge­wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 >

bei mehrmaliger je 6 Die Inserate müssen 1 OOO spätestmS morgens 8 Uhr am Tage vor der I.OOO. Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

Amtliches.

Nagold.

An die Schultheißenämter.

Diejenigen Gemeinden, welche Anspruch auf einen Staatsbeitrag zu den Kosten für das Schnee­bahnen auf Staats- und Viziualstraßen mit Postver- kehr im vergangenen Winter haben, werden aufge­fordert, die bezüglichen Kostenverzeichnisse nach den im Ministeriol-Amtsblatt 1876 Seite 139 bestimmten Lohnsätzen in der vorgeschriebenen Weise (Formulare können hier abgegeben werden) binnen 14 Tagen hieher vorzulegen.

Fehl-Anzeigen sind nicht nötig.

Den 9. Juni 1888.

K. Ober amt. Or. Gugel.

Nagold

An die Gemeinderäte,

betreffend die Unfallversicherung der bei den Stratzenbauar-eiten beschäftigten Personen.

Die Ortsbehörden werden im vorbenannten Betreff hiemit ans den Erlaß k. Ministeriums des Innern vom 15. Mai 1888 Ziff. 3731, Amtsblatt Seite 173 hingewiesen.

Bis zum 1. Juli d. I. haben die Gemeinde­räte an das Oberamt Bericht dahin zu erstatten, ob die betr. Gemeinde für die Unfallversicherung bei Tiefbauarbciten der Tiefbauberufsgenossenschaft bei­getreten ist, resp. ob Anträge im Sinn der Ziff. 1 des allegiertcn Ministerialerlasses gestellt werden wollen.

Die Gemeinden haben für diese Unfallversiche­rung insoweit Fürsorge zu treffen, als die betreffenden Arbeiten nicht an Unternehmer vergeben, sondern in eigener Regie ansgeführt werden wollen.

Den 10. Juni 1888.

_ K. Oberamt. Or. Gugel.

N a g o >. d.

An die Ortsschulbehörden, Staalsbeiträge für die Arbeitsschulen des Jahres 1888/89 betreffend.

Die Ortsschulbehörden werden un vorbezeichneten Betreff auf den Erlaß des k. Konsistoriums vom 17. April d. I. aufmerksam gemacht. Als Termin für die Vorlage der bezüglichen Gesuche kommt der 15. September d. I. in Betracht.

Den 10. Juni 1888.

K. gem. Oberamt in Schulsachen. _ vr. Gugel. Dekan Schott.

Tages-Neuigketten.

Deutsches Reich.

fff Nagold, 11. Juni. Es darf ein glückli­cher Gedanke genannt werden, daß am letzten Sams­tag auf Anregung des Herrn Oberamtmanns vr. Gugel und unter Leitung des Herrn Musikober­lehrers Hegele ein Konzert inszeniert wurde, des­sen Ertrag dem Verschönerungsverein zur Stiftung eines Kaiser Wilhelms-Andenkens überwiesen werden soll. Daß der Gedanke lebhaften Anklang fand, zeigte sich an der stattlichen Schar von Teilnehmern, welche die im Gasthaus zum Hirsch zur Verfügung gestellten Räume fast bis auf das letzte Plätzchen besetzt hatten, der zu erwartenden Kunstgenüsse har­rend. Die letzteren bestanden zum Teil in zwei- und vierhändigen Klaviervorträgen hiesiger Damen: Frau Oderamtmann, Frau Oberamtsrichter, Frau Fabrikant Geigle, Frau Fabrikant Sautter und Frl. Klingler; eine Nummer für Violine und Klavier wurde von Herrn Eisenmann unter Be­gleitung durch Herrn Hegele vorgetragen. Die

gesanglichen Partieen hatten für Sopran Frau Amt­

mann, für Alt Frl. Hettler, für Tenor Herr Staig er und für Baryton Herr Barthel über­nommen ; zwei Quartette waren durch die beiden letzt­genannten Herrn und durch die Seminarlehrer Eisen­mann und Künzel besetzt. Es war eine Freude wahrzunehmen, wie viele und tüchtige musikalische Kräfte die Stadt Nagold birgt und es soll hier mit dankbarer Anerkennung ausgesprochen sein, daß durch-! weg nur Gutes, ja zum Teil vorzügliches geleistet! wurde, so daß der Abeuö zu einem recht angenehmen ! und genußreichen sich gestaltete, der allen Teilnehmern ! in freundlicher Erinnerung bleiben wird. ,

* Nagold, II. Juni. Gestern wurde uns ^ ein niedliches Sträußchen reifer Walderdbeeren ein-! gehändigt. Mit berechtigter Sorge sehen unsere Landwirte der Zukunft entgegen, denn wenn nicht bald ein durchdringender Regen eintritt, bleiben nicht nur die Wiesen und die Futterkräuter im Wachstum so zurück, daß viele ihren Viehstand auf die Hälfte zu reduzieren gezwungen sind. Auch mit den Halm­früchten sieht es trostlos aus, und der Mangel an Stroh, der dasselbe lange schon zu einem enormen Preise hinausgeschraubt, wird so empfindlich für die Viehbesitzer werden, daß guter Rat zur Abhilfe mehr als schwer werden muß. Unter solch betrübenden Aus­sichten mag es nicht ungerechtfertigterscheinen, wenn die Milchproduzenten an einen Aufschlag dieses aller­notwendigsten Lebensmittels denken.

In Rottenburg soll ein neues Krankenhaus mit einem Aufwand von 40 000 ^ erbaut werden.

Stuttgart, 5. Juni. Die evangelische Landessynode hat zum Entwurf betr. die Landessynodalordnung heute be­schlossen, daßDekane innerhalb ihrer eigenen Diözese nicht mehr in die Landessynode gewählt werden dürfen." Dieser Beschluß hat eine nicht interessante Vorgeschichte. Mit offe­nen Anklagen wagt eben niemand hervorzutrcten. Der heu­tige Beschluß ist auch gegen den Wunsch des Kirchenregiments gefaßt worden. Die Commission begründete ihren Antrag damit, daß die Candidatur der Dekane in ihren Bezirken die innere Freiheit der Geistlichen bei der Wahl auch ohne be­sondere Beeinflussung und ohne Annahme von Menschenfurcht oder Wohldienerei beeinträchtigen müsse und manchmal wie es beschönigend weiter heißt gerade auf die edleren Gefühle der Pietät und des Vertrauens zwischen Dekan und den Geistlichen bestimmend wirken könne. Die Geistlichen faßten, trotz der abmahncnden Rede des Consistorialprästdcn- ten Frhr. v. Gcmmingen mit 30 gegen 22 Stimmen Len oben mitgeteilten Beschluß. Da keine Kirchenordnung ande­rer deutscher Länder eine Verordnung kennt, welche die Nicht­wählbarkeit der Dekane ausspricht, so ist allerdings wieder einmal eine weitere Eigentümlichkeit geschaffen worden. Daß darum die Dekane aus der Synode hinausgedrüngt werden, ist nicht anzunehmen und liegt auch nicht im Sinne des Antrags^ (Fr. I.)

Stuttgart, 8. Juni. Der ständische Aus­schuß hat von den bereits bewilligten 15 Millionen Ei- senbahnanlehen zunächst ein 3'/zprozentiges Anlehen von 7 Millionen ausgeschrieben. Der Zuschlag er­folgt Montag. Der Stuttgarter Gemeinderat beschloß den Bau von Baracken für Einquartierungs­zwecke mit einem Aufwand von 80000 Mark.

(Kaiser-Denkmal.) Die Sammlungen für das in der Landeshauptstadt zu errichtendeKai­ser Wilhelm-Denkmal" waren vom geschäftsführenden Ausschuß in selbstverständlicher Rücksicht auf das dringende Bedürfnis hinter die Sorge um die not- leidenden Brüder Norddeutschlands, für welche unsere engere Heimat ein warmes Herz und eine offene Hand gezeigt hat, zurückgestellt worden. Die Samm­lungen für das Kaiser-Denkmal sollen nunmehr be­gonnen werden. Wie nun gerade die Beteiligung der vom Glück minder Begünstigten mit den kleinsten Gaben lautes Zeugnis ablegen soll, daß die Liebe und Anhänglichkeit an den dahingeschiedenen Kaiser

in allen Kreisen des deutschen Volkes gleichermaßen tiefe Wurzel gefaßt hat, so werden doch andererseits besonders diejenigen, welche auch etwas reichlicher beizutragen vermögen, bei der Sammlung für das Denkmal einen Grund zu legen berufen sein, damit S tuttgart und Württemberg hinter anderen deutschen Städten». Landesteilen nicht zurückbleibe, in welchen in wenigen Tagen erhebliche Summen für denselben Zweck gezeichnet wurden. In Stuttgart Stadt sind, seitdem die Sammlungen für die Ueberschwemmten beendigt sind, allein schon 42000 Mk. für das Kai­serdenkmal zusammengekommen. Wenn jetzt die Samm­lungen in der Oeffentlichkeit ausgenommen werden, wird sich diese Zahl, unter freundlicher Beihilfe des ganzen Landes, bald dahin vermehren, daß ein Ueber- blick sich ermöglicht, was mit den vorhandenen Mit­teln erreicht werden kann; dann wird man auch der Fragen nach dem geeignetsten Platze näher treten können.

Feier der Schlacht bei Döffingen. Am 23. August ds. Js. werden es 500 Jahre, daß Graf Eberhard der Greiner von Württemberg die Reichs­städte bei Döffingen besiegt hat. Zur Eriunerung daran wird die Gemeinde eine Feier veranstalten, über welche mit Rücksicht auf die patriotische Absicht und die Bedeutung des Tages Se. K. Hoheit Prinz Wilhelm das Patronat zu übernehmen geruht hat.

Ebingen, 5. Juni. Konkurs. Ein Gant in größe­rem Maßstab, dessen Ankündigung seiner Zeit im ganzen Oberland und Schwarzwald ungeheures Aufsehen erregte und zahlreiche Gläubiger empfindlich in Mitleidenschaft zieht, wird demnächst hier zur endgiltigcn Erledigung kommen, nämlich der einst hochangesehcnen weltbekannten Firma Josef Faller u. Co. in Stockach Die zu berücksichtigenden Forderungen bettagen 406 373 und der Massebestand nicht mehr als 21085 ^ Eine große Summe haben auch die Konkurs- kostcn aufgezehrt.

Brandfälle: In Oberessendorf (Wald­see) am 6. ds. durch Blitzschlag der einzelnstehende größere Hof des Bauern Schmid, wobei 8 bis 10 Stück Rindvieh mitverbrannten.

Pforzheim, 7. Juni. Wie wir vernehmen, hat die Pforzheimer Handelskammer sich in einer Eingabe an das Reichskanzleramt gewandt, um für die von Frankreich kommenden Bijouterieeinkäufer Befreiung vom Paßzwange zu erlangen, damit eine Schädigung der hiesigen Industrie vermieden werde.

In Köln ist ein Postbeamter Namens Alexan­der W. mit 37 000 Mark Postgeldern durchgebrannt. Derselbe soll die Flucht nach Holland ergriffen haben.

DiePost" schreibt über den Zustand des Kaisers:Der Hustenreiz ist wieder stärker ge­worden und der vermehrte Eiterabfluß beeinträchtigt das Allgemeinbefinden und auch die Gemütsstimmung des hohen Patienten. Die sich jetzt häufiger wieder­holende Kanülenreinigung verursacht trotz der äußerst gewandten Handhabung der behandelnden Aerzte mancherlei Unbequemlichkeiten, welche auf die Stim­mung des Kaisers einwirken. Der erste Teil der Nächte läßt viel zu wünschen übrig, während gegen Morgen erquickender, ruhiger Schlummer eintritt. Die Körpertemperatur erfährt zeitweise eine bis jetzt glücklicherweise nicht bedenkliche Steigerung. Die schon jo oft bewunderte kräftige Konstitution des Kaisers wird, wie die Aerzte hoffen, bald auch diese durch die Luftveränderung und Uebersiedelung her­vorgerufeneu ^Störungen überwinden. Seil einigen Tagen begleitet die Aerzte nach Friedrichskron der Hofbandagist und chirurgische Instrumentenmacher Windler, welcher bei der Kanülenreinigung und bei etwaigen Erneuerungen des Verbandes, der verwen­deten Gazen u. s. w. hilfreiche Hand leistet.