Seine Majestät anderer Meinung in dieser schwer­wiegenden Frage ist als die Mehrzahl des Parla­ments und das gesamte Ministerium, so wird es für die Klärung unserer Verhältnisse geboten sein, daß Se. Majestät es einmal mit anderen Ratgebern ver­suche und die Meinung des Landes über diese neuen Männer durch neue Wahlen erforsche. So wenig wir das sogenannte parlamentarische Regi­ment für ersprießlich halten, so entschieden sind wir anderseits der Meinung, daß zwischen Krone und Mi­nisterium in den wichtigen Fragen Uebereinstimmung herrschen muß, weil sonst das Land an beiden irre werden könnte, daß sonach Minister nicht weiter die­nen können, die in Grundfragen unseres staatlichen Lebens anderer Auffassung sind als ihr königlicher Herr."

Berlin, 4. Juni. Am 1. Juli tritt die wie­derholt erwähnte Bekanntmachung über das Verbot des Umlaufs fremdländischer Scheidemünzen in Kraft. Das Verbot zielt hauptsächlich auf die Be­seitigung der französischen Scheidemünzen in den Reichs­landen. Es verlautet, daß man dort auch bereits An­stalt mache, sich der betreffenden Münzen zu entäußern.

Berlin, 5. Juni. Aus bester Quelle erfah­ren wir, daß keine Ministerkrise, auch keine partielle bevorstehe.

Von den neuen 20^-Stücken mit dem Kopfe des Kaisers Friedrich sollen die bereits ausge­gebenen Stücke wieder eingezogen und umgeschmolzen werden. Bei der Prägung soll nämlich, vermutlich infolge der Eile, mit welcher sie vorgenommen wurde, am Hinterkopfe eine Art Wulst entstanden sein, die, so unbedeutend sie ist, doch unschön wirkt.

Karl Schurz hat am Donnerstag abend in Berlin einem Kommers zu Ehren des Chemikers Prof. v. Hofmann angewohnt und bei dieser Gelegen­heit einem Vertreter derNat.-Ztg." gegenüber die Berichte über seine neuliche Unterredung mit dem Für­sten Bismarck als absolute Erfindung bezeichnet.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 3. Juni. Die in den russisch-polni­schen Grenzorten wohnenden österreichischen und preu­ßischen Fabrikbesitzer und Spediteure erhielten die Weisung, unverzüglich das russische Gebiet zu ver­lassen, da hiefür der letzte Termin abgelausen sei.

Am 1. Juni wurden alle Raucher Oester­reich-Ungarns, welches bekanntlich das Tabaks­monopol hat, durch eine in den Verkaufsstellen aus­gehängte Bekanntmachung des Finanzministers über­rascht, nach welcher die Tabakpreise um 1020 Pro­zent erhöht werden. Der Minister rechnet daraus auf eine Mehreinnahme von etwa zwei Millionen.

Frankreich-

Paris, 2. Juni. In der heutigen Sitzung der Deputiertenkammer brachte Lanr einen Antrag ein, für den er sofort Dringlichkeit beanspruchte und der dahin lautete, daß im Nordosten Frankreichs eine Zone geschaffen werden solle, in welcher Deutsche nicht wohnen dürften, ohne sich den gleichartigen Maßre­geln zu unterziehen, wie sie jetzt von Deutschland für Elsaß-Lothringen getroffen worden seien. Goblet be­kämpfte die Dringlichkeit sowie den Antrag selbst und

erklärte, die Republik rechne es sich zur Ehre an, die Grenze weit offen zu halten. Jedermann wisse, welche Leichtigkeit im Verkehr die Fremden genössen. So­dann fordert Goblet Laur auf, den Antrag zurück­zuziehen ; falls der Antragsteller dies aber nicht thue, bäte er die Kammer, die Angelegenheit der Regierung als der natürlichen .Hüterin der Würde und der In­teressen Frankreichs zu überlassen. Die Dringlichkeit wurde hiernach mit 509 gegen 7 Stimmen verworfen. Casfagnac machte hierzu die witzige Bemerkung:Das sind die sieben Narren."

Paris, 4. Juni. Boulanger wird heute in der Kammer einen Antrag einbringen, welcher den Blättern zufolge Revision der Verfassung und Auf­lösung der Kammer betreffen soll. Boulanger wird die Dringlichkeit verlangen.

Bei dem Bericht über Boulangers Auftreten in der französischen Deputiertenkammer bemerken die Zeitungen, daß Boulanger wohl kein sonderlicher Redner sei, da er seine Rede abgelesen, und nennen sein gestriges Debüt seine erste Niederlage.

Ein Bericht der Fr. Ztg. sagt über die Auf­nahme, die Boulangers Rede gefunden: Die Kammer hört den Redner mehr mit Heiterkeit als mit Zorn an. Die gesamte Linke spendet ihm oft donnernden ironischen Beifall. Als er seine Rede mit dem Hin­weis auf die Wahlmanifestationen auf seinen Namen begann, brach die Kammer in ein schallendes Gelächter aus. Seine Angriffe auf den Parlamentarismus wurden mit Hohngelächter ausgenommen. Am Schlüsse wurde er von 10 Deputierten applaudiert.

Paris, 5. Juni. Aus Ninces wird gemel­det, der dortige Güterbahnhof sei völlig abgebrannt und große Warenmengen teils verlachtet teils be­schädigt.

Marseille, 31. Mai. Heute feierte die deutsch- evangelische Gemeinde die Grundsteinlegung der deutschen Kirche.

Rußland.

Petersburgs. Juni. Das russische Kricgs- ministerium hat die Aufstellung von Abteilungen von Reservepferden angeordnet, um im Falle einer Mobil­machung die nicht völlig kriegsbrauchbaren Pferde der aktiven Kavallerie ohne Verzug durch militärisch aus­gebildete, truppenfähige Pferde ersetzen zu können. Zur Hebung der Landwirtschaft hat dem Ver­nehmen nach der Landwirtschaftsminister beschlossen, Ackerbauschulen für Mädchen einzurichten.

DieMoskauer Zeitung", ein anerkannt pan- slavistisches Organ, entwirft von den ländlichen Zu­ständen in Rußland folgendes Bild:Allen, Guts­besitzern wie Bauern, droht vollständiger Ruin. Das Land wird demnächst ein Bild gewähren, welches von demjenigen nicht verschieden sein wird, das unsere mit­telalterlichen Chronisten von den Tagen des Tarta- rcnjochs entwerfen. Noch vor zwei Jahren war es unerhört, daß Bauerneigentum wegen Steuernrück­stände verkauft werden mußte; jetzt ist dies eine ganz gewöhnliche Erscheinung. Dörfer, wo es über zehn und mehr Tausende an Gemeindekapital gab, müssen die letzten Pfennige zusammenlesen, um die Staats­abgaben zu bezahlen, und Verkauf des Eigentums ist

die nächste Aussicht. Man liebt es, diese Verarmung der Landbevölkerung mit der internationalen Lage Rußlands, mit Bismarckschen Umtrieben zu erklären u. s. w. Wir glauben, daß die Unordnungen und Ungehörigkeiten am heimischen Herde gerade genügen, um uns zu ruinieren. Was soll das flache Land nicht ruiniert werden, wenn die Schenke, dieFinte" und derKniff", und daneben Faulheit, Willkür, Sitten- losigkeit und alle möglichen Laster in ihm zur Herr­schaft gelangt sind! Der Branntwein spielt eine im­mer größere Rolle sowohl im häuslichen als im Ge­meindeleben des Bauern! . . . Wird ein Hirt gedun­gen giebts Schnaps : gilts eine Herberge zu er­richten giebts Schnaps: braucht ein Bäuerlein Gemeinde-Kaution für eine Anleihe muß er Schnaps hergeben. Ohne Schnaps wird dem alten Soldaten nicht das Armutszeugnis ausgestellt, das ihn befä­higt, von der Krone drei Rubel Unterstützung zu er­halten u. s. w."

Die Zweifel, welche bisher über den Verbleib Henry Stanleys geherrscht, sind nunmehr beho­ben. Während bereits drei Meldungen den kühnen Afrikaforscher für verloren ausgaben, hat die Redak­tion desNewyork-Herald" aus Sansibar eine De­pesche bekommen, welche die ersten glaubwürdigen Nach­richten von der Sranleyschen Expedition zur Befrei­ung Emins bringt und welche besagen, daß Stan­ley lebe und sich wohl befinde. In Sansibar ist ein Brief an Major Bartelot angekommen, datiert 26. Oktober 1887 aus Singatini am Coupon, welcher besagt, daß daselbst Deserteure aus Stanleys Lager angekommen seien. Die Strenge und Mannszucht, welche Stanley hielt, konnten die Leute nicht ver­tragen und sie liefen davon. Sie stahlen einen Kahn, und nach zwanzigtägiger Fahrt landeten sie in Sin­gatini, wo sie Major Bartelot sofort einem Verhöre unterzog. Die Deserteure erzählen, daß Stanley sich sehr wohl befinde, daß die Reise mit großer Beschwer­lichkeit, aber rüstig vorwärts gehe. Ein Rottenkom­mandant hat während der Fahrt ein Mordattentat ge­gen Stanley zu verüben versucht. Er wurde jedoch ertappt, als er bewaffnet zu dem Zelte Stanley's schlich, und nach einer Stunde füsiliert. Diese Maßregel wirkte sehr wohlthätig auf die Zucht, und ist die Dis­ziplin in dem Lager so fest, wie in einem europäi­schen Heere. Lebensmittel und Munition sind in Hülle und Fülle vorhanden, lieber den Ort, wo sie Stanley verlassen haben, können die Deserteure kei­nerlei Auskunft erteilen, doch scheint er das Gebiet der feindseligen Könige schon Passiert zu haben.

Handel L Verkehr.

Stuttgart, 4. Juni. (Landesproduktenbörse.) Wir notieren per 100 Kilogr.: Weizen bayerischer 21 ungarischer 20.75 - 21, Kernen, Oberländer, 21.2521.80 ^6 Gerste, ungarische 18 .16.

Stuttgart, 4. Juni. (Mehlbörse.) An heutiger Börse sind von inländischen Mehlen 1130 Sack als verkauft zur Anzeige gekommen zu folgenden Preisen: Nro. 0 .16 30.50 bis 31.50 Nr. 1 -16 29-29.50, Nro. 2 -16 27-27.50, Nro. 3 2526, Nr. 4 ^6 22-23.

Konkurseröffnungen. Ludwig Kaufmann, Schirmfabrikant in Hall.

Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nasold. Druck und Verlag der G. W. Aais er'schsn Buchhandlun-in Nagold.

Amtliche und Drival-Aekannlmachungen.

K. AmisgkkW Nagold.

Als Stellvertreter des Gerichtsvoll­ziehers der zusammengesetzten Gemeinde Haiterbach mit Altnuifra wurde der Polizcidiener Karl Pflüger von Hai­terbach mit dem Sitz in Haiterbach er­wählt und bestätigt.

Den 4. Juni 1888.

Oberamtsrichter Dase r.

Forstamt Wildberg.

Akkord.

Die Zimmer- Schmied* und Mau­rerarbeiten , sowie die Lieferung von Letten, Fond und Kalkstein- oder Kie- selsandstein-Schotter für den Umbau der Pfrondorfer Flvßgaße soll im Sub­missionswege vergeben werden. Bedin­gungen , Ueberschlag und Zeichnung liegen aus de« Forstamtskanzlei zur Ein­sicht auf.

Liebhaber für dic einzelnen Arbeiten,

) beziehungsweise Lieferungen , wollen ^ ihre versiegelten , mit der Aufschrift jPfrondorfer Floßgassen-Umbau" ver- ^ scheuen Offerte bis längstens Freitag, den : 8. Juni, vormittags 9 Uhr bei der un- ! terzeichneten Stelle einreichen, zu welcher Zeit die Eröffnung stattsindet, der die Submittenten anwohnen können.

K. Forstamt.

Hopfe ngärtner.

Revier Pfalzgrafenweiler.

Kttilchch-Nttkalif.

Am Samstag den 9. ds. vorm. 10 Uhr im Rathaus in Pfalzgrafenweiler aus Abt. 8 Edelwies, 9 Leimengrub, 100 Weilerwies, 123 Jgelsbergermiß und Scheidhol; der Hüten Herzogs­weiler und Kälberbronn: 33 Rm. buch. Schtr., 5 dto. Prügel, 127 dto. An- ! . bruch , l8 dto. Reisprügel, 87 Rm. ! Nadelh.-Schtr., 37 dto. Prgl., 829 dto. ^ Anbruch, 28 dto. Reisprügel, sowie 189 j Rm. Nadelholzreisach.

Forstamt Neuenbürg.

Revier H o f st e t t.

Stamm- L Brennholz-Berkaus.

Am Dienstag den 12. Juni, mittags 10 Uhr in der Rehmühle aus II Berg­wald Abt. 3 Mergelsberg: 97 Säger- Wagner- und Küfer-Eichen und 1 Buche mit zusammen 69 Fm.; dann aus II Abt. 8 u. 9 , Kellerwald und Altholz, aus III Schindelhardt 1 u. 6, Halde und Mühlrain, 55 Rm. Nadelh.-Schtr., 215 Rm. dto. Prügel und Anbruch und 11 Rm. Eichen-A nbruch. _

Revier Thumlingen.

Kihtk»-Gttbm>>e-Ukrlms.

Am Samstag den 9. Juni, vorm. 11 Uhr in der Sonne in Lützenhardt aus dem Staatswald Längenhardt und Dö­bele ungefähr 100 Ztr. fichtene Ger­berrinde.

Nagold.

Kalk-

Ausnahme

Freitag den 8. d. Mts. mittags und Samstag,

i n Kautters Ziegelei.

UilterleibskiMkhkitcii

i Geschlechtskrankheiten, Folgen von An- , steckung od. Selbstschwächung, Mannes- , schwäche, Ausfluß, Pollutionen, Wasser- ^ brennen, Bettnässen, Blutharnen. Bla- ^ sen- u. Nierenleiden behandle brieflich ! mit unschädlichen Mitteln. Keine Be- ! rufsstör.! Strengste Verschwiegenheit! > Keine Geheimmittel. Adresse: Bre micker, prakt. Arzt, postlag. Konstanz.