Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für de« Oberamts-Bezirk Nagold.

Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, DonnerS- ,/» tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier

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Donnerstag den 7. Juni

JnsertionSgebühr für die Ispaltige Zeile aus ge­wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 <!,! . ^

bei mehrmaliger je 6 -4. Die Inserate müsien 1 spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

Amtliches. j

K. Amtsgericht Nagold. !

Bekanntmachung, betr. die Gerichtsferien

1) Die Gerichtsferien beginnen am 15. Juli und

endigen am 15. September. !

2) Während der Ferien werden nur in Ferienfa- ^

chen Termine abgehalten und Entscheidungen ^ erlassen. j

Feriensachen sind:

a) Strafsachen;

p; Arrestsachcn und die eine einstweilige Ver- ^ sügung betreffenden Sachen; o) Meß- und Marktsachen; ä) Streitigkeiten zwischen Bermiethern u. Mie- thcrn von Wohnungs- und anderen Räumen wegen Ueberlassung, Benutzung und Räu­mung derselben, sowie wegen Zurückhaltung der vom Miether in die Miethsräume eilige- brachten Sachen; s) Wechselsachen;

l) Bausachen, wenn über Fortsetzung eines an- gefaiigencn Baues gestritten wird.'

3) Das Gericht kann auf Antrag auch andere Sa­chen, soweit sie einer besonderen Beschleunigung bedürfen, als Feriensachen bezeichnen. Die gleiche Befugnis hat vorbehaltlich der Entscheidung des Gerichts der Vorsitzende.

4) Auf das Mahnverfahren, das Zwangsvollstrek­kungsverfahren u. das Konkursverfahren, sowie

5) auf andere Angelegenheiten als diejenigen der ordentlichen streitigen Gerichtsbarkeit sind die Gerichtsferien ohne Einfluß.

Den 5. Juni 1888.

Oberamtsrichter ,1 - Daser.

Bekanntmachung der K Zentralstelle für die Landwirtschaft und des K. Statistischen Landesamts, betreffend die Aufstellung und Verbreitung von Witterungsausfichten

Die von der meteorologischen Zentralstation Stuttgart täglich je für den folgenden Tag ausgestell­ten und ausgegebenen Witterungs-Vorhersagen werden mit höherer Ermächtigung auch im Sommer 1888 wieder für die vier Monate Juni bis September auf - Kosten der Zentralstelle für die Landwirtschaft als- i bald nach Hohenheim und in die Oberamtsstädte der-! jenigen landwirtschaftlichen Vereine, welche die Zu­sendung gewünscht, sowie eine Kontrolle der Vorher­sagen eingerichtet haben, telegraphisch befördert und dort durch Anschlag an geeigneter Stelle veröffent­licht werden.

Außerdem können diese täglichen Witterungs- Vorhersagen, welche von der meteorologischen Zentral­station unentgeltlich abzugeben sind, auch von Ge­meinden, Korporationen, Vereinen und Privatpersonen mittelst des Telegraphen gegen eine vom Empfänger zu bezahlende ermäßigte Gebühr direkt bezogen wer­den, in welcher Beziehung das K. Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten, Abteilung für die Ver­kehrsanstalten, Folgendes festgesetzt hat:

Die täglichen Witterungstelegramme werden wie dringende Privattelegramme behandelt und haben da­her den Vorrang vor anderen Privattelegrammen; sie genießen im Monats- Abonnement eine Ermäßigung von 40 Proz. der einfachen, für das einzelne Tele­gramm nach seiner Wortzahl sich ergebenden Taxe, im vierteljährlichen Abonnement eine solche von 50 Proz. mit der weiteren Maßgabe, daß wenn die

einzelnen täglichen Witterungstelegramme (einschließ­lich der Adresse) nicht mehr als 8 Worte enthalten, die feste, vorauszubezahlende Abonnements­gebühr beträgt:

für 1 Monat 10

. 1 Vierteljahr 24

für jeden weiteren Monat 8 mehr.

Für jedes weitere Wort, welches die einzel­nen Witterungstelegramme über 8 haben sollten, ist die gewöhnliebc tarifmäßige Gebühr von 5 Pf. nach­zubezahlen. Nach den bei der meteorologischen Zent­ralstation getroffenen Anordnungen wird übrigens dieser Fall nur selten eintreten.

Gesuche um telegraphische Beförderung der täg­lichen Witterungsvorhersagen gegen ermäßigte Abon­nementsgebühr sind durch Vermittlung des nächstge­legenen Telegraphenamts bei der K. Generaldirektton der Posten und Telegraphen anzubringen.

In Stuttgart werden die Witterungsvorhersagen nebst der ihre Begründung enthaltenden Wetterkarte wie bisher an verschiedenen Stellen angeschlagen.

Wird von Einzelnen der Bezug einer Wetter­karte gewünscht, so kann auf ein an die meteorologische Zentralstation Stuttgart gestelltes Ansuchen die Zu­sendung alsbald auf Kosten des Empfängers erfolgen.

Stuttgart, den 28. Mai 1888.

K. Zentralstelle für die K. Statistisches Landes-

Landwirtschaft. Amt.

Werner. Knapp.

Tages-Neuigkeiten.

Der Bericht über den Bortrag des Reallehrer Beßler in Effringen folgt wegen Raummangel in nächster Nummer.

K Oberschwandorf, 4. Juni. Heute mittag ^/s12 Uhr brach auf bis jetzt unbekannte Weise in dem von Krämer und Fischer Schmid und seinem verheirateten Sohne Schreiner Schmid bewohnten Hause Feuer aus. Das verheerende Element griff mit so reißender Schnelligkeit um sich, daß in kürze­ster Zeit das ganze Gebäude von den Flammen er­griffen war, welche es unerbittlich der Vernichtung überlieferten. Da an eine Rettung dieses Hauses nicht mehr zu denken war, hatten die rasch herbeigeeilten Feuerwehren von Haiterbach, Egenhausen und Wald­dorf , sowie die Löschmannschaft von Unterschwan­dorf im Verein mit den Örtseinwohuern keine andere Aufgabe, als die Nachbarhäuser, einerseits das SchulhauS, andererseits das Anwesen des Farrenhalters Hölzle zu schützen. Dies war zwar bei der großen Trockenheit und der unmittelbaren Nähe der Brandstätte auch kein leichtes Stück Arbeit. Doch gelang es den vereinten Anstrengungen dieser wackern Männer, in der Zeit von nicht ganz 2 Stunden des Feuers soweit Herr zu werden, daß weitere Gefahr für die Nachbarschaft nicht mehr zu befürchten war. Von den Mobilien des Schmid sen. wurde gar nichts, von denen des Schmid jun. das meiste noch zeitig ge­rettet. Letzterer ist versichert, während ersterer bis jetzt nicht dazu gekommen war, seine vor etwa '/« Jahr abgelaufene Mobiliarversicherung wieder erneuern zu lassen.

Stuttgart. Wie man erfährt, haben die Of­fiziere, Sanitätsoffiziere und oberen Beamten des K. Armeekorps und des 8. Jnfaterie-Regiments Nr. 126 durch einen eintägigen Gehaltsabzug den Betrag von 5278 »kL 34 für das dem verewigten Kaiser Wil­helm zu errichtende Denkmal gesammelt und ist dieser Betrag kürzlich an das Komite abgeführt worden.

München, 3. Juni. Herzog Maximilian in

Bayern, Vater der Kaiserin in Oesterreich, hat ge­stern Morgen einen Schlaganfall erlitten, der ihn zeitweilig bewegungslos machte. Der Herzog ist nahezu 80 Jahre alt.

Frankfurt a. M., 30. Mai. Als Ziele des allgemeinen deutschen Sprachvereins wurden in einer gestern dahier abgehaltenen Versammlung des hiesigen Zweigvereins bezeichnet: 1) Reinigung der deutschen Sprache von unnötigen fremden Bestand­teilen. 2) Pflege der deutschen Sprache in Geist und Wesen. 3) Mittelbare Kräftigung deutschen Sin­nes in allen Volksschichten. Der Verein kämpft nur gegen Fremdwörter, namentlich aus dem Französischen, für welche es gute oder sogar bessere deutsche Aus­drücke giebt. Als unentbehrliche Fremdwörter be­zeichnet der Verein die Namen für fremde Dinge, welche zugleich mit diesen Dingen zu uns gekommen sind, Erfindungen, Bezeichnungen für Sitten und Ein­richtungen fremder Völker und Kunstausdrücke der einzelnen Fächer, insbesondere soweit sie auch den sprachlichen Verkehr zwischen den verschiedenen Völ­kern erleichtern. Doch lassen sich auch hierin Kunst­ausdrücke aus der Muttersprache bilden, wie dies die Ausdrücke beweisen, z. B. Reblaus statt Phylloxera, Fernsprecher statt Telephon u. f. w.

Frankfurt a. M., 5. Juni. Die Fik. Ztg. meldet aus Paris: Infolge der gestrigen Niederlage Boulangers glaubt man, dessen Rolle sei ausgespielt.

Berlin, 3. Juni. Der Kaiser wird nach den bis jetzt getroffenen Dispositionen den Monat Juni hindurch in Schloß Friedrichskron bei Potsdam residieren. Alsdann gedenkt Höchstderselbe sich auf 6 bis 7 Wochen nach Homburg zu begeben und von dort etwa um die Mitte des August nach dem Char­lottenburger Schloß zurückzukehren.

Berlin, 4. Juni. Seit der Uebersiedelung des Kaisers nach Potsdam sind die Berichte über das Befinden des Monarchen unsicherer und schwan­kender. Daß der Zustand des hohen Patienten die größte Vorsicht und Schonung erfordert, daß aber der Krankheitsprozeß bis jetzt im ganzen einen äußerst milden Verlauf im Hinblick auf die ernste Natur des Leidens genommen hat, scheint festzustehen. Hin und wieder hat der Patient anscheinend mit Ermattungs­zuständen, die aber die körperliche und geistige Wil­lenskraft nicht beeinträchtigen, zu kämpfen. Wieder wird behauptet, daß in den Kreisen der behandelnden Aerzte die Anschauung Platz gegriffen habe, das Grundleiden des Kaisers sei nicht Krebs, sondern Perichondritis (Knorpelhautentzündung).

Berlin, 3. Juni. DiePost" bestätigt die Nachricht derKreuzztg.", wonach der Kaffer das Ge­setz, betreffend Verlängerung der Legislaturperioden in Preußen, thatsächlich vollzogen, nachttäglich aber die Publikation untersagt habe, und sie zieht daraus den Schluß, daß bei dem Kaiser lediglich Zweifel über die Opportunität einer Verfassungsänderung und nicht auch sachliche Bedenken gegen die Zweckmäßig­keit der Maßregel bestanden haben.

Berlin, 3. Juni. DieKöln. Zeitung" läßt sich aus Berlin schreiben, es sei nicht zu bezwei­feln, daß Preußen zum zweitenmale seit dem Regie­rungsantritt des Kaisers und Königs Friedrich eine Krise durchmache.Nehmen wir für einen Augen­blick an", schreibt dieser Berliner Korrespondent,die Veröffentlichung geschehe nicht: was wäre die Folge? Unseres Erachtens unbedingt der Rücktritt des Ge­samtministeriums. Das gesamte Ministerium hat mit der Mehrheit der gesetzgebenden Kammern sich von der Nützlichkeit dieses Gesetzes überzeugt, und wenn