nigin-Luise-Zimmer in Stand gesetzt werden. Die Einrichtung der für die Königin Viktoria bestimmten Räume wird von einem englischen Architekten gelei­tet, es kommen dabei auch englische Stoffe zur Ver­wendung.

Berlin, 20. April. Die Bermögensfragen des kaiserlichen Hauses sollen jetzt vollständig geord­net und der Freis. Ztg. zufolge mit Zustimmung der Agnaten der Kaiserin als Wittum ein Kapital von 12 Millionen Mark ausgesetzt sein.

Berlin, 21. April. Die gestern Abend spät eingetretene Verschlimmerung im Zustande des Kaisers dauerte Nachts über an. Bei erheblicher Fieber­zunahme fand starker Estererguß statt, verbunden mit Atembeschwerden und geschwächtem Allgemein­befinden.

Berlin, 21. April. Die Sorge, die schon verflossene Nacht sehr groß war, ist jetzt im Wachsen; nur schwach noch ist die Hoffnung auf eine längere, bis zur schmerzlichsten Wendung gegönnte Frist. Rührung herrscht und zugleich Besorgnis wegen der Erschütterung, die den Reichskanzler bei dem Leiden seines kaiserlichen Herrn ergriffen. Der Fürst ist un­ermüdlich in liebender Fürsorge.

Berlin, 21. April. Die Mitteilung der Blät­ter, der Kaiser habe einen Hofprediger aufgefordcrt, anstatt für seine Genesung für seine Erlösung zu be­ten, entbehrt, wie die Nordd. Allg. Ztg. hört, der Begründung.

Berlin, 21. April. Die Nordd. Allg. Ztg. hebt die seltene Standhaftigkeit des Kaisers hervor, teilt die erschütternden Worte mit, welche der Kaiser kürzlich dem Kronprinzen auf ein Papierblatt ge­schrieben hat:Lerne leiden ohne zu klagen; das ist das Einzige, was ich Dich lernen kann."

Berlin, 21. April. Ein Gnadenerlaß des Kaisers von gestern amnestiert alle Militär- u. Marinepersonen, welche wegen eines der im bürgerlichen Strafgesetze als Widerstand gegen die Staatsgewalt oder Verletzung der öffentlichen Ordnung bezeichneten Vergehen oder wegen Beleidigung verur­teilt sind, ferner diejenigen, welche wegen anderer Straf- thaten durch Militärgerichte verurteilt worden sind, wenn die Strafe nicht über 6 Wochen oder 150 ^ beträgt, ingleichen alle, die mit Disziplinarstrafen be­legt wurden, endlich Unteroffiziere und Gemeine, welche sich der unerlaubten Entfernung oder einer ersten, nicht komplottmäßigen Fahnenflucht schuldig gemacht. Noch nicht zurückgekehrten Fahnenpflichtigen, welche binnen 6 Monaten sich stellen, wird Begnadigung in Aussicht gestellt.

Berlin, 21. April. Die Geheimen Kommer­zienräte Krupp in Essen und Stumm in Neun- kirchen sind in den Freiherrnstand erhoben worden.

Berlin, 22. April. Das heute Vormittag 9 Uhr ausgegebene Bulletin über das Befinden des Kaisers lautet: Der Kaiser hatte eine ruhigere Nacht; das Fieber ist wieder ermäßigt, das Allge­meinbefinden besser.

Berlin, 22. April. Nach menschlichem Ermes­sen wenigstens dürfte für die nächsten Tage eine un­mittelbar gefahrdrohende Wendung der Krankheit des Kaisers nicht zu erwarten sein. Die aufopfernde Liebe und pflegende Sorgfalt der Kaiserin Viktoria hat etwas Heroisches und Rührendes zugleich. Die hohe Frau, die seit vielen Monaten in der Kunst ge­übt ist, jeden Wunsch ihres Gemahls, ja jeden seiner Gedanken zu erraten, weilt fast ununterbrochen am Schmerzenslager des Kaisers, der Kranke sieht nach etwas und schon geschieht, was er haben oder gethan haben will; es ist dem Kranken lieb, jede Handrei­chung von der Kaiserin gemacht zu sehen, sie reicht ihm alles so, wie er es liebt, und ein Händedruck, ein Bestreichen der Hand, des Armes ist des leiden­den Kaisers Dank.Wie werde ich das je gut ma­chen" oderIhr seid meine Lieblinge", derartige Zet­tel bilden die Zeugnisse des gerührten Empfindens des Kaisers.

Berlin, 19. April. Dr. Morell Mackenzie hat am vergangenen Sonntag aus Anlaß seiner silbernen Hochzeit von dem Kaiserpaare eine goldene Schale erhalten, deren Bo­den aus lauter Goldmünzen aus der Zeit Friedrichs des Großen gebildet ist.

Berliner Blätter regen die Herausgabe j des Welfenfonds an den Herzog von Cumberland an. ! Ultramontanc Blätter gehen weiter, sie wollen be- ! fürworten, daß das Herzogtum Braunschweig an den ! Herzog von Cumberland zurückgegcben werde, und ' zwarzur größeren Sicherheit des Deutschen Rci- ches und zur Beseitigung eines deutschen Krebsscha­

dens." Sie stellen sich, als ob Kaiser Friedrich seine Zustimmung gern dazu geben werde, und vergessen, daß der Herzog schon längst auf dem Braunschwei­ger Thron sitzen könnte, wenn er s. Z. diejenigen Erklärungen gegeben hätte, die von ihm im Interesse der Reichssicherheit verlangt worden sind.

Die politische Lage hat sich in der letzten Zeit wieder recht unfreundlich gestaltet und schließt gar manche beunruhigende Symptome in sich. Liegt die bange Sorge um das Leben unseres so schwer leidenden Kaisers wie ein drückender Alp aus aller Deutschen Herzen, so sind die Erfolge Boulangers in Frankreich in Verbindung mit den teils behaup­teten, teils bestrittenen Truppenbewegungen in Ruß­land und den äußerst kriegerisch lautenden Aeuße- rungen des russischen Offizierskorps ganz dazu an- gethan, einen längeren Bestand des Friedens in Frage zu stellen. Daneben ist zu befürchten, daß durch das von russischer Seite ausgehende Schüren auf der Balkanhalbinsel und durch die Unruhen in Rumänien, die mehr als eine blose Agrarbewegung zu sein scheinen, ein allgemeiner Brand angestiftet werden will. Es wäre daher sehr wünschenswert, daß alle für den Frieden der Welt interessierten Mächte sich fest um den Bund der Tripelallianz gruppieren würden, um den ersten Friedensbrecher mit überwältigender Macht zurückzuweisen.

Flensburg, 18. April. Den dänischen Agita­toren in Nordschleswig scheint neuerdings der Kamm gewaltig zu schwellen. Man geht mit dem Plane um, eine große Frauendeputation nach Berlin zu entsenden, um die Kaiserin zu bitten, für die Abtre­tung Nordschleswigs bei ihrem hohen Gemahl Für­sprache zu erheben. Dieser Plan wird jetzt allen Ernstes in der Protestpresse, besonders in dem lci- z tenden OrganFlensburg Avis", dessen Herausge- ! der und Redakteur soeben amnestiert ist, erörtert.

! Schweiz,

z Zürich, 19. April. Der heutigeSozialdemo- ^ krat" schreibt: Die Ausweisung überrasche nicht; aber ^ das Blatt bleibe den Genossen auf alle Fälle erhal- ! ten. Tauscher wird als unbeteiligt amRoten Teu- ! fel" nach Deutschland kommen. Von demokratischer Seite werden Protestierende Demonstrationen gegen die Ausweisung geplant. In den Motiven zu der Ausweisung heißt es:Trotz der Verwarnung wurde eine aufreizende Polemik und die Angriffe gegen Personen imSozialdemokrat" fortgesetzt. Dazu kam die Erklärung der Redaktion, sie halte an dem bis­herigen Programm fest. Damit sei bewiesen, daß Leiter des Blattes nur die eigene und der ausländi­schen Partei Konvenienz berücksichtigen. Dadurch und durch die Herausgabe desRoten Teufel" habe man die Beziehungen zum Auslande gefährdet und die Gastfreundschaft mißbraucht."

Bern, 20. April. Die Arbeiterpartei ist höchst aufgebracht über die neueste Ausweisung und plant Protestagitationen, Versammlungen und Umzüge.

Oesterrcrch-Uugaln.

Wien, 21. April. Zu einer Sk and alszeu'e kam es im österreichischen Abgeordnetenhause, als Lueger von der Linken sagte, daß sie mit gekrümm­tem Rücken die Ministerbank umschleiche, Hinterthüren benütze und Vorteile einheimse. Hier brach ein bei­spielloser Sturm los. Rufe wie:Sie sind eine Schande für die Demokratie, eine Schmach für das Haus! Frechheit! Lüge! Verleumder! Ehrabschneider! Hinaus mit ihm! Infam! Flegel! ErbRmlicher Lügner!" durchbrausten das Haus.

Aus Temesvar meldet der Telegraph: Die Donau überschwemmte die Gemeinde Ober-Palanka vollständig. In Unter-Palanka stehen ebenfalls 50 Häuser unter Wasser. 50 Häuser sind eingestürzt. Der Verkehr ist unterbrochen, das Elend groß. Frankreich.

Aus Paris, 18. April, wird der N. Fr. Presse gemeldet: Der berühmte Arzt Dr. Pean sagte ! einen, Berichterstatter, offiziös sei bei ihm ungefragt worden, ob er sich eventuell zu Kaiser Friedrich be­geben wolle. Dr. Pean sagte zu, einer Berufung Folge zu leisten. (?)

Paris, 19. April. Die Kammer bewilligte mit 379 gegen 177 Stimmen dem Kabinett Floquet ihr Ver­trauen, nachdem Floquet erklärt hatte, die Verfassungs- Durchsicht sei erst dann vorzunehmen, wenn sie nicht mehr eine monarchistische Falle oder der durchlöcherte Mantel der Diktatur sei. Boulanger trat während der Abstim­mung ein und nahm ohne Zwischenfall auf der äußer­sten Linken Platz. Er wurde auf der Fahrt nach der

Kammer von einer Menge begrüßt, die durch Poli­zei von der Kammer ferngehalten wurde.

Paris, 21. April. Das BlattParis­brachte gestern Abend einen verhöhnenden Artikel gegen Boulanger. Dieser schickte darauf hin Laisant und Laquerre als Kartellträgec zu Laurent, um Genugthuung zu fordern. Das Duell findet Sonn­tag statt.

Paris, 21. April. Etwa 1000 Studierende unternahmen gestern abend eine antiboulangistische Manifestation. Sie trafen auf eine zahlreichere bou- langistische Manifestation, wobei gegen 20 Studie­rende verwundet wurden, mehrere ziemlich schwer. Die opportunistischeRopublique frantz." for­dert ihre Freunde aufs dringendste auf, gegen die Revision zu stimmen. Die Rechte scheint bis jetzt noch entschlossen, für die Revision der Verfassung zu stimmen.

Italien.

Rom, 19. April. Der Senat trat soeben in seiner Eigenschaft als Gerichtshof zusammen, um den Senator Pissavini, vormals Präfekten von Novara, zu richten. Pissavini ließ sich Sittlichkeitsvergehen an Knaben zu Schulden kommen.

England.

Im britischen Parlament wird abermals der Versuch gemacht, die bisher in England verboten gewesene Ehe eines Witwers mit seiner Schwägerin durchzusetzen. Das Unterhaus hat auch die Vorlage mit beträchtlicher Mehrheit angenommen, es bleibt also nur die Frage zu erörtern übrig, ob das bock­beinige Oberhaus ja sagen wird. Bor ein Par Jah­ren wurde dort die Vorlage noch mit einem halben Dutzend Stimmen abgelehnt, obwohl selbst der Prinz von Wales dafür stimmte.

London, 19. April. Nack einem Bericht der Times" aus Krakau hätte Rußland Schiffe in Be­reitschaft für den Transport von 180 000 Mann nach Bulgarien und Hütte ferner 12 Torpedos in Frankreich bestellt. Einer Wiener Depesche des Standard" zufolge ordnete die Türkei au, daß die angeblichen russischen Pilger, welche nach den Klöstern in Galata gehen, um sich später nach Rumelicn zu wenden, überwacht werden, da sie russische Sendlinge sind, welche den Auftrag haben, Aufstände vorzubereiten. Rußland.

Aus St. Petersburg wollen englische Blät­ter erfahren haben, daß der dortige englische Botschaft Sir Robert Merior vor einigen Tagen mit der Zarin über die geplante Heirat zwischen dem Prinzen Ale­xander von Battenberg und der Prinzessin Viktoria gesprochen habe. Die Zarin habe erklärt, daß sie sehr glücklich sein würde, die Prinzessin ihren eigenen Gefühlen verheiratet zu sehen, aber die Sache habe ohne Zweifel eine politische Seite, worüber sie, die Kaiserin, sich jedoch nicht äußern wollte. Auch soll der englische Botschafter mehrfach mit Personen, die dem Hofe nahe stehen, über die Möglichkeit einer Versöhnung des Prinzen von Battenberg mit dem Zaren in privater Weise gesprochen haben, die Ant­worten hätten jedoch ausweichend oder gleichgiltig gelautet, und der Minister v. Giers habe eine bezüg­liche Anspielung sogar in völlig ablehnendem Sinn beantwortet.

Petersburg, 18. April. Minister Tolstoi gab den Zeitungen den Auftrag, den deutschen Kron­prinzen Wilhelm nicht mehr anzugreifen.

Asien.

Ein Wirbelwind hat am Sonntag vor acht Tagen die Stadt Dakka in Indien verheert. Einem rollenden Geräusch folgte ein Sturm von nur 3 Minuten Dauer, aber die Verwüstungen sind den­noch entsetzlich. Die stärksten Gebäude von Stein, darunter der Palast von Nawab, wurden zertrüm­mert, dicke Eisengitter wie Papier umgebogen und die stärksten Bäume entwurzelt und fortgeschleudert. 69 Personen sind getötet und über 100 verletzt worden. Afrika.

Aus dem Kongo-Staat wird berichtet, daß auch Europäer mit großer Grausamkeit gegen die Eingeborenen Vorgehen. Ein Landstrich von 200 englischen Meilen ist völlig verwüstet. _

Kleinere Mitteilungen.

Wegen Selbstverstümmelung durch Abhauen des Mit­telfingers ist ein Rekrut von Herren thierbach, welcher sich bei der Musterung in Gerabronu stellte, zur Haft gebracht, und an das Amtsgericht Laugenburg eingeliefert worden.

DieKlagend Ztg." berichtet: Die vielen Lawinen dieses Frühlings haben den reichen Gemswildstand in Ober- Kärnten, besonders im Gailthalc, arg gelichtet. Es soll trau-