Der Gesellschafter.
Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
> Erscheint wöchentlich 8 mal: Dienstag, Donners- » ^ tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier
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Dienstag den 17. April
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. bei mehrmaliger je 6 4. Die Inserate müssen "Z O O svätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der 4.000« ' Herausgabe des Blatte? der Druckerei aufgegebe» sein.
Nagold.
An die Ortsbehörden, Sportelwesen betreffend.
In Anwendung des Sporteltarifs Nro. 59, Anmerkung 5 wurden von der k. Kreisregicruug für die in den 5 Jahren 1. April 1886 bis 1890 verfallenen Rechnungen der Gemeinde und Stiftungen die Sporteln in nachstehenden Aversalsummen festgesetzt, wovon die betreffenden Behörden hiemit verständigt werden: In
Nagold . . für die Stadtpslege 50^10^s „ „ Armenpflege 10 „ 13 „
Altenstcig Stadt „ „ Stadtpflege 31 „ 65 „
„ „ Stiftungspflege l „ 40 „
„ „ Armenpflege 5 „ 25 „
„ „ Schulsondspflege 1 „ 55 „
Beihingen . . „ „ Gemeindepflege 9 „ 13 „
„ „ Stistuugspflege 2 „ 70 „
„ „ Schulfoudspslege 1 „ 58 „
Bösingen . . „ „ Stiftungspflege 3 „ 93 „
,. „ Schulfoudspslege 2 „ — „
Ebhausen . . „ „ Gemeindcpslcge 19 „ 58 „
„ „ Stistuugspflege 3 „ 85 „
„ „ Armenpflege 2 „ 73 „
„ „ Schulsondspflege 2 „ 53 „
Effringen . . „ „ Gemeindcpflege 17 „ 98 „
„ „ Stistuugspflege 3 „ 90 „
„ „ Armenpflege 2 „ 35 „
„ „ Schulfoudspslege 2 „ 25 „
Egenhausen . „ „ Gemeindepflege 10 „ 48 „
„ „ Stistuugspflege 1 „ 35 „
„ „ Armenpflege — „ 93 „
„ Schulfoudspslege 1 „ 20 „ Emmingen . . „ „ Gemeindcpflege 13 „ 43 „
„ „ StiftuugSpftege 3 „ 95 ,.
„ „ Schulfondspflege 1 „ 45 „
Ettmannsweiler „ „ Gemeiudepflege 8 „ 08 „
„ „ Schulsvndspslege 1 „ 35 „
Fünfbronn . „ „ Gemeiudepflege 8 „ 03 „
„ „ Schulfoudspslege 1 „ 10 „
Garrweiler . „ „ Gemeindepflege 6 „ 35 „
„ „ Schulfondspflege — „ 65 „
Gültlingen . „ „ Gemeiudepflege 21 „ 45 „
„ „ Stistungspflege 4 „ 58 „
„ „ Schulfoudspslege 2 „ 43 „
Haiterbach . „ „ Stadtpflege 26 „ 40 „
„ „ Stiftungspflege 3 „ 50 „
„ „ Armenpflege 3 „ 88 „
„ „ Schulfondspflege 1 „ 98 „
Jselshausen . „ „ Gemeiudepflege 21 „ 05 „
„ „ Stiftungspflege 4 „ 48 „
„ „ Schulfondspflege 1 „ 93 „
Mindersbach . „ „ Gemeindepflege 14 „ 03 „
„ „ Stiftungspflege 1 „ 90 „
„ „ Schulfondspflege 2 „ — „
Oberschwandorf „ „ Gemeindepflege 18 „ 05 „
„ „ Stiftungspflege 3 „ 15 „
„ „ Schulfondspflege 1 „ 85 „
Pfrondorf . . „ „ Gemeindepflege 11 „ 58 „
., „ Stiftungspflege 2 „ — „
„ „ Schulfonds 2 „ 40 „
Schietingen . „ „ Stiftungspflege 2 „ 33 „
„ „ Schulfondspflege 2 „ 60 „
Schönbronn . „ „ Gemeindepflege 13 „ 10 „
„ „ Stiftungspflege 2 „ 85 „
„ „ Schulfondspflege 1 „ 40 „
Spielberg . . „ „ Gemeindepflege 8 „ 90 „
„ „ Stiftungspflege 2 „ — „
„ Armenpflege — „ 78 „ „ „ Schulfondspflege 1 „ 58 „
Sulz . . . für die Gemeindepflege 22 Stiftungspflege 5 Schulfondspflege 3
Unterschwandorf
Gemeindepflege
Armenpflege 2
Schulfondspflege 1
Unterthalheim „ „ Gemeindepflege 18 Stiftungspflege 5
Kirchenbaufdspfl. 1
Schulfondspflege 2
Walddorf . . „ „ Gemeindepflege 16
Stiftungspflege 4
.. ,, Schulfondspflege 2
Warth . . . ,, ,, Gemeiudepflege 12
tiftuugspflege 2
,, chulfondspflege 1
Wildberg . . „ „ Stadtpflege 25
Stiftungspflege 2
Armenpflege 4
Käuffelin'scheStift. 1 . Schulfoudspslege 2
Altuuifra . . ,, „ Weilerpflcge 6
Schulfondspflege 1
Den 12. April 1888.
K. Oberamt. I)r. Gug
53 ,. 38 „ 23 ., 85 „ 20 „ 38 „ 08 „ 40 „ 30 „ 13 ., 35 ,, 63 „ 35 „ 45 „ 58 „ 88 „ 13 „ 85 „ 20 ., 13 „ 08 „ 68 „ 90 ..
e l.
Die Borrapartisten
bereiten sich zu einem großen Feldzuge gegen die ^ französische Republik vor, indem sie Boulanger als Sturmbock zu verwenden gedenken, um eine Bresche in die gegenwärtige Staatsverfassung zu legen. Es ist kein Zweifel vorhanden, daß ein großer Teil der Bevölkerung mit dem Regieruugssystem, wie es gegenwärtig in Paris gehandhabt wird, total unzufrieden ist, ! u. die alte französische Borliebe für einen Militär an ; der Spitze des Staates, welcher die „Gloire" ver- i niedren kann, thut auch das Ihrige. Nie ist Frankreich so groß gewesen, wie unter den Napoleons; der erste Napoleon konnte sich Herr von Europa fast ! nennen, fein Neffe, der Besiegte von Sedan, genoß ! im ersten Teil seiner Regierung ein unbestrittenes Ansehen und die Feldzüge in der Krim und Italien schmeichelten der französischen Eitelkeit. Trotz der Sedan-Katastrophe hat der Bonapartismus in Frank- l reich noch zahlreiche Anhänger, und nicht wenige Leute haben es offen ausgesprochen, die Republik! würde längst wieder gestürzt fein, wenn Napoleon des dritten Sohn nicht unter den Speeren der Zulukrieger sein Leben ausgehaucht hätte. Aeußerlich scheinen ja gegenwärtig die Orleans über größeren Einfluß in Frankreich zu gebieten, wie der Bonapartismus; sie haben einen großen Teil des Adels und der Geistlichkeit und die besitzenden Klassen für sich, drei Faktoren, mit denen sehr zu rechnen ist. Auch in der Armee ist ihr Einfluß nicht gering! Aber die große Masse, die in Frankreich doch immer' wieder den Ausschlag gibt, wird von der Krämer-! Politik der Orleans abgestoßen, und der langweilige, j pedantische Graf von Paris mag ja ein Muster von! Sparsamkeit sein, aber ihm fehlt die Gabe, die Mas-! sen elektrisieren zu können.
Die bonapartistische Familie zählt gegenwärtig ! und das ist ein Glück für Frankreich, nun freilich ^ auch keine Männer, die als Genies bezeichnet werden ^ können. Das Oberhaupt der Familie ist bekanntlich - Prinz Jerome Napoleon, der Sohn des einstigen ! Königs Jerome von Westfalen, also ein Neffe des i großen Napoleon und Cousin deS dritten Napoleon, j Prinz Jerome hat von seinem Oheim nur eine gewisse äußere Aehnlichkeit der GesichtSzüge geerbt, aber
sonst nichts und Napoleon III. reichte er ebenfalls nicht entfernt das Wasser. Zur Zeit der Regierung des Letzteren spielte er sich mit Vorliebe als roter Demokrat auf, zankte sich fortwährend mit seinem kaiserlichen Vetter herum, und wurde er je mit besonderen Aufträgen betraut, so waren seine Leistungen Null. Kaiserin Eugenie haßte ihn direkt, und erst nach dem Tode des Prinzen Louis Napoleon trat ein äußerlich erträgliches Verhältnis ein. Prinz Jerome spielt auch jetzt noch dm Demokraten; aber dabei weiß doch alle Welt, daß er keinen größeren Wunsch hat, als Kaiser von Frankreich zu werden. Dieser Wunsch wird freilich nie in Erfüllung gehen, denn er ist ein kompletter Hanswurst, über den alle Parteien lachen. Auch die große Mehrzahl der Anhänger des Bonapartismus hat sich von ihm abgewendet und seinem ältesten Sohn Viktor Napoleon als Prätendenten auf den Schild erhoben. Der junge Prinz Viktor hat vor seinem Vater, mit dem er auf ziemlich gespanntem Fuße steht, den Vorteil voraus, daß er sich bisher nicht lächerlich gemacht hat, und das ist schon etwas wert. Wie sein Vater fordert er Einführung der Wahl des Staatsoberhauptes von Frankreich durch die Nation, um aus diesem von dem dritten Napoleon bestrittenen Wege sich an die Spitze des Staates zu schwingen. Prinz Viktor ist der Einzige, welcher als Napoleon V. für Frankreich in Betracht kommen kann.
Die Bonapartisten gedenken ihr Ziel dadurch am leichtesten zu erreichen, daß sie aus allen Kräften dahin arbeiten, Boulanger an die Spitze der Geschäfte zu bringen, und damit die Militärdiktatur in Frankreich einzuführen. Herrscht der Militarismus, so ist es, meinen sie, nur ein Schritt noch bis zum Bonapartismus, und die Rivalität der Orleans ist beseitigt. Deshalb ist Boulanger bei seinen Wahlkandidaturen von der napoleonischen Partei aus Leibeskräften unterstützt worden, eine nicht geringe Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen entfällt auf die Bonapartisten. Wir dürfen uns,' nicht verhehlen, daß es recht gut möglich ist, daß der General der leitende Mann Frankreichs wird. Das gegenwärtige Ministerium Floquet ist ein Trauerspiel; von längerer Dauer kann für dasselbe keine Rede sein. Für jedes folgende Ministerium kommt aber bei Boulanger und fortwährenden Wahlerfolgen nur dieser als allmächtiger Kriegsminister in Anbetracht, und von da bis zum Ministerpräsidenten oder Präsidenten der Republik ist es kein allzuweiter Weg mehr. Es ist nur die Frage, ob Boulanger die Fähigkeiten eines leitenden Staatsmannes besitzt, klaren Blick und feste Entschlossenheit im richttgen Moment. Bisher hat er davon nichts gezeigt, und nicht mit Unrecht bauen die Monarchisten darauf, daß Boulanger die Republik gründlich ruinieren wird, wenn er nur an die Spitze der Staatsgeschäste gelangt. Das „Wenn" ist nun freilich die Hauptfrage. So entkräftet ist das gegenwärtige Regierungssystem in Paris denn doch noch nicht, daß es von einem ehrgeizigen General ohne Weiteres über den Haufen geworfen werden kann; wären in Frankreich die Militärverhältnisse dieselben, wie in anderen großen Staaten, so wäre es überhaupt unmöglich. Aber in Frankreich ist es eben Alles möglich, und deshalb bildet die Zukunft ein riesiges Fragezeichen.
Tages Neuigkeiten.
Deutsches Reich.
** Nagold, 16. April. Auch unsere Stadt gedachte in teilnehmender Liebe der durch großartige